Neue Sachlichkeit im Sammler-Paradies

24. Kunstmesse arteBA 2015 wurde am Mittwochabend eröffnet, läuft bis Sonntag

Von Susanne Franz

Pablo AccinelliIn einem sachlichen Kleid kommt sie in diesem Jahr daher – und es steht ihr gut: Am Mittwochabend wurde im Blauen und Grünen Pavillon des Messegeländes La Rural an der Plaza Italia in Buenos Aires die wichtigste Verkaufsmesse zeitgenössischer Kunst Lateinamerikas, arteBA, eröffnet. Im Rahmen der 24. Ausgabe der renommierten Messe zeigen 81 Galerien aus Lateinamerika, den USA und Europa Werke von über 450 Künstlern.

Wichtige etablierte Messe-Sektionen werden weitergeführt. So bietet U-Turn-Projects, von Mercedes-Benz gesponsert, auch in diesem Jahr unter der Federführung von Jacopo Crivelli Visconti eine erlesene Auswahl an Galerien (darunter Max Mayer aus Düsseldorf und Campagne Première aus Berlin). Das Barrio Joven (das “Junge Viertel” von Chandon) ist wieder aufstrebenden Künstlern und Galerien gewidmet.

Neu ist die Messe-Sektion “Special Projects” (Sponsor: Patio Bullrich), eine besonders spannende Herausforderung für die Sinne. Hier findet man u.a. die Berliner Galerien König und PSM und die Schweizer Galerie Ivo Kamm mit ihrem internationalen Künstlerteam Elena Dahn (Argentinien), Julián León Camargo (Kolumbien) und Kirsten Mosel (Deutschland).

In der Sektion “Dixit” feiert die Literatur Hochzeit mit der Kunst – beim Verlag für künstlerische Recyclingbücher Eloisa Cartonera. Auch der Bereich “Isla de Ediciones” ist der Literatur gewidmet, mit speziellem Augenmerk auf Bücher über Kunst.

Die Fotografie genießt einen hohen Stellenwert auf arteBA 2015, viele Galerien haben renommierte Fotografen im Programm. Eine ganze Sektion, “Photobooth Citi”, ist ihr gewidmet. Nahe dieses Bereichs befindet sich auch ein sehr schöner und interessanter Stand von Jorge Mara – La Ruche (die auch im Zentralbereich einen großen Stand haben), der ganz der Bauhaus-Epoche von Grete Stern und Horacio Coppola gewidmet ist.

Mit dem traditionellen Durchschneiden des blau-weißen Bandes wurde am Mittwochabend der Startschuss für die Messe gegeben. Tausende Gäste tummelten sich – Champagnerglas in der Hand – auf den Gängen zwischen den Messeständen. arteBA-Präsident Alec Oxenford, die Direktorin des Museo Nacional de Bellas Artes Marcela Cardillo, der Direktor des Kulturinstituts der Provinz Buenos Aires Jorge Telerman und der städtische Kulturminister Hernán Lombardi waren unter den Würdenträgern, die die offizielle Eröffnung vornahmen. Andere wichtige Gäste waren etwas früher gekommen, um die Messe bei weniger Besucherandrang ansehen zu können, darunter auch der deutsche Botschafter Bernhard Graf von Waldersee, die österreichische Botschafterin Karin Proidl und die Kulturministerin der Nation Teresa Parodi. Auch Stars aus dem Kulturbetrieb wie Sängerin Nacha Guevara oder Schauspieler Mike Amigorena gaben sich die Ehre.

Auch erste Käufe wurden bereits getätigt: So kaufte Citi für die Sammlung des Museums für Lateinamerikanische Kunst Malba bei der Galerie Document Art eine Installation von 1980 der Künstlerin Graciela Gutiérrez Marx. Der Gastgeber, die Messeorganisation La Rural. kaufte für die eigene Sammlung fünf Werke der argentinischen Künstler Juan B Q. (bei Nora Fisch), Gabriel Chaile (bei Zavaleta Lab), Máximo Pedraza (bei Miau Miau), Marcela Sinclair (bei Mite) und José Luis Landet (bei Document Art).

Ein Besuch der Messe, die bis Sonntag, 7. Juni, täglich von 14 bis 21 Uhr geöffnet ist, ist sehr zu empfehlen. Diejenigen, die frühere Editionen von arteBA kennen, werden überrascht sein von der durchgehend hohen Qualität der Messe: Es wird deutlich, dass unabhängige, hoch qualifizierte Kuratoren aus aller Welt – darunter auch der Deutsche Hans-Michael Herzog – diesmal die exzellente Auswahl getroffen haben. Wie schon erwähnt, herrscht Sachlichkeit, der Ton ist international, kaum eine Spur mehr vom – wenn auch sympathischen – Latino-Chaos.

Wer aber jetzt meint, die Messe könnte ebenso in New York oder Hongkong angesiedelt sein, den holt das Museo Nacional de Bellas Artes in die argentinische Realität zurück: Das Museum der Schönen Künste hat nämlich eine Wunschliste aufgestellt mit Werken, die es gerne hätte, sich aber nicht leisten kann. Könnte doch sein, dass ein reicher Mäzen Lust hat, sie dem Museum zu kaufen. Das gibt es bestimmt sonst nirgends auf der Welt!

24. Kunstmesse arteBA. Blauer und Grüner Pavillon des Messegeländes La Rural, Plaza Italia, Buenos Aires. Täglich 14-21 Uhr. Eintritt: 120 Pesos, Rentner und Studenten (mit Ausweis): 60 Pesos, zwei Messetage: 190 Pesos. 4.6.-7.6. Infos auf der Webseite der Messe.

Foto:
Werk von Pablo Accinelli im Bereich des Versicherers Zürich.

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