Salomonische Spiegel

Gabriel Salomón zeigt bis zum 11. Juli “Espejos II” bei Rubbers Internacional

Von Susanne Franz

salomon“Spieglein, Spieglein an der Wand – Wer ist die Schönste im ganzen Land?”, fragt im Grimm’schen Märchen die böse Königin, und als der unbestechliche Spiegel ihre Stieftochter Schneewittchen nennt, kennt ihr Zorn keine Grenzen. Die Macht der “Spieglein an der Wand” macht sich auch der argentinische Künstler Gabriel Salomón in seiner Ausstellung “Espejos II” in der Galerie “Rubbers Internacional” zunutze: Er baut in seine Werke konvex gewölbte Spiegel verschiedener Größen als Elemente ein, ebenso wie er mit Farben abstrakte Muster malt und Hölzer oder Metallstreben verwendet, um Flächen abzugrenzen. Die nach außen gewölbten Spiegel bilden die Umgebung verkleinert ab, vergrößern so den Blickwinkel und machen kaum einsehbare Bereiche sichtbar.

Gabriel Salomón hält uns, den Betrachtern, den Spiegel vor. Er zwingt uns – wenn auch mit Respekt und mit Humor – zum Nachdenken über verschiedene Fragen. Was sehen wir in der Kunst? Eigentlich doch immer „nur“ uns selbst? Können wir überhaupt etwas anderes sehen? Was ist Kunst? Und was ist Kunst wert? Letztere Frage kommt auf, wenn wir im Eingangsbereich der Galerie ein Schild bemerken, das besagt, dass alle Werke dasselbe kosten, egal, wie groß sie sind.

Die Ausstellung zeigt uns aber auch, dass es auf einige Fragen keine Antwort gibt. Woher kommt Kreativität? Was macht einen Künstler aus? Warum schafft einer Werke von solcher Schönheit und der andere ist “nur” Empfänger seiner Kunst? Wie wenige andere sucht Salomón Antworten auf diese Fragen, und er macht den Betrachter seiner Kunst immer auch zu einem Teil seiner Suche, denn im Moment des “Hineinschauens” in seine Bilder werden wir für einen Moment zu einem Teil seines Werkes.

Noch bis zum 11. Juli kann man bei “Rubbers” Salomóns Werke der letzten fünf Jahre sehen. Ebenso lange ist es her, dass er zum letzten Mal in Argentinien ausgestellt hat. Wohl hatte er im vergangenen Jahr in Hamburg eine Ausstellung – in Deutschland wird schon seit vielen Jahren seine Kunst sehr geschätzt.

Rubbers Internacional, Av. Alvear 1595, Buenos Aires (Mo-Fr 11-20, Sa 11-13 Uhr): Gabriel Salomón, “Espejos II”, Werke 2010-2015. 11.6.-11.7.

Foto:
Gabriel Salomón in einem seiner Werke.

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