Der Schatten des Kondors

Portugiesischer Fotograf João Pina im Parque de la Memoria

Von Laura Meyer

pina
Am 15. Dezember wurde wurde im Parque de la Memoria in Buenos Aires (Av. Costanera Norte Rafael Obligado 6745, neben der Ciudad Universitaria) die Ausstellung “Sombra del Cóndor” des portugiesischen Fotografen João Pina (geboren 1980 in Lissabon) eröffnet. Die Ausstellung zeigt mehr als 100 Fotografien in Schwarz-Weiß und ist kuratiert und in Kategorien organisiert von dem brasilianischen Kurator Diógenes Moura. Bis Februar 2016 kann sie noch bei freiem Eintritt im PAyS-Saal des Parque de la Memoria besucht werden.

Als Enkel von politischen Gefangenen der portugiesischen Diktatur unter Oliveira Salazar, interessierte Pina die Geschichte der Operation Cóndor besonders, vor allem die Rolle der sechs beteiligten Länder und deren Unterstützer. Unter dem Namen “Operation Cóndor” führten zwischen 1970 und 1980 die Geheimdienste von Argentinien, Chile, Brasilien, Bolivien, Paraguay und Uruguay Verfolgungen und Morde an linken und oppositionellen Kräften weltweit durch, mit Unterstützung der Vereinigten Staaten. Laut Menschenrechtsorganisationen liegt die Dunkelziffer der Opfer bei etwa 50.000 Ermordeten, 350.000 Verschwundenen und 400.000 Gefangenen.

Die Fotografien zeigen direkt Betroffene, Verwandte und Freunde der Opfer oder auch Gegenstände und Objekte, welche in Zusammenhang mit der Operation Cóndor stehen. Jede der Abbildungen ist mit einem Erläuterungstext versehen, und ein kurzer Dokumentarfilm des Künstlers wird ebenfalls gezeigt.

Die Intention von João Pina ist es, die Ausstellung in allen damaligen beteiligten Ländern zu zeigen, jedoch ohne öffentlich anzuklagen. “Ich habe nicht den Anspruch, jemanden mit meinem Werk anzuprangern. Meine Arbeit soll informativ sein, so dass jede Person ihren eigenen Schluss daraus ziehen kann”, so Pina. So fand die Ausstellung zuvor in Sao Paulo, Rio de Janeiro, Montevideo, Santiago de Chile und New York statt,

Schon als Kind von Lateinamerika in den Bann gezogen, reiste der Künstler fast ein Jahrzehnt durch Argentinien, Brasilien, Bolivien, Chile, Paraguay und Uruguay, sammelte Bilder von Betroffenen, Foto-Dokumente und Archivmaterial und führte Interviews. So entstand ein Werk, welches nicht nur das Schweigen dieser dunklen Vergangenheit Lateinamerikas bricht, sondern auch zur Aufarbeitung und zum besseren Verständnis der Geschichte beiträgt.

Der Parque de la Memoria in Buenos Aires, am Ufer des Río de la Plata, bietet eine Plattform für Ausstellungen und Vernissagen von Künstlern aus aller Welt. Von Menschenrechtorganisationen initiiert, wurde das Projekt für die Errichtung eines Gedenkparks für die Opfer der Militärdiktatur in Argentinien 1997 dem Stadtparlament von Buenos Aires vorgestellt und erhielt breite Zustimmung.

Das 14 Hektar große Areal umfasst eine Reihe von Skulpturen verschiedener internationaler Künstler. Aus 665 vorgeschlagenen Werken aus über 44 Ländern wurden 12 von einer internationalen Jury ausgewählt. Während des Streifzugs durch den Park kann man die Skulpturen auf der grasbedeckten Ebene betrachten, auf Schildern wird näher auf den Künstler und die Bedeutung des Werkes eingegangen. Der Skulpturenbestand wird nach und nach erweitert.

Das Herzstück des Parks bildet das “Monumento a las Víctimas del Terrorismo de Estado”, die Gedenkstätte, die an die Verschwundenen der argentinischen Militärdiktatur erinnert. Die Namen der Opfer sind auf circa zwei Meter hohe Mauern eingraviert. Die Mauern bestehen aus übereinander und nebeneinander angeordneten Steinplatten, an welchen sich der Besucher entlang bewegt, den Blick auf die Namen der Verschwundenen, (desaparecidos) geheftet. Unter ihnen waren auch Kinder und Schwangere. Nach den in den Geheimgefängnissen geborenen und zu Zwangsadoptionen freigegebenen Kindern suchen Angehörige und Menschenrechtsorganisationen bis heute.

Im Park finden regelmäßig Workshops, Konzerte, Theateraufführungen und Projekte für Kinder statt, Menschenrechtsthemen werden besprochen und Hinterbliebende von Opfern der Diktatur eingeladen.

Weitere Informationen findet man auf der Webseite des Parque de la Memoria oder
unter Tel.: +54-11-4787-0999/6937.

Foto:
Familien Verschwundener in Calama, Chile, in der Nähe von Massengräbern, wo 26 politische Gefangene vom chilenischen Militär begraben wurden.

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