Moderner Minnesang
Wortspiele im Kulturverein Matienzo
Von Julia Kornberg
“Deine Wörter durchbrechen keine Wände? / Veränder Deine Wörter!”, schrieb Vicente Luy (Dichter und Schriftsteller) im Jahr 2003, als allmählich eine neue Generation von Dichtern in Buenos Aires auftauchte. Mit kurzen, überwältigenden Sätzen begann Luy mit einer unnachahmlichen Eloquenz zu schreiben – begleitet wurde er von Schriftstellern und Schauspielern wie Alejandro Urdapilleta oder José Sbarra. Unter dem Einfluss von “Slam-Poetr”, einer US-amerikanischen literarischen Strömung der 80er Jahre, ist schließlich die junge, moderne Bewegung der Performance-Poesie in Argentinien geboren.
Eine der besten Veranstaltungen dieser Bewegung fand am Samstag im Kulturverein Matienzo (Pringles 1249) statt. Bei dem sogenannten “Slam de Poesía Oral” war aber Literatur nur ein Teil – der Rest war die Stimme, der Körper. Die Verse hatten eine bestimmte Aufführung, die die Grenzen zwischen Literatur, Musik, Theater und Humor herausforderte. Darüber hinaus ging es auch, wie in die 80ern in Chicago, um einen Vortragswettbewerb: junge Dichter trugen ihre eigenen Wörter vor und kämpften damit um den Titel des “Slam Champion” der Nacht – alles war aber nur ein Spiel: eine Art von modernem Minnesang der Jugendkultur, die gleichzeitig die literarische Tradition infrage stellte.
Fotos:
Die Körper der Dichter, die man als Leser normalerweise vergisst, spielen bei der Performance eine wesentliche Rolle.
(Fotos: Milagros Morsella)