Heiter bis wolkig

Theaterstück “La Vagina Enlutada” erzählt von gescheiterten Beziehungen

Von Michaela Ehammer

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Gibt es denn keine Männer mehr oder haben sich Frauen entschieden, sich der Liebe zu verschließen, da sie kein Vertrauen mehr in die Liebe haben und nicht mehr an gut funktionierende Beziehungen glauben? Eine Frage, der der Sexologe Walter Ghedin anhand zahlreicher Frauenstudien in seinem 2010 erschienenen Buch “La Vagina Enlutada” auf den Grund gegangen ist und die nun von Gastón Marioni als heiteres, komisches und fröhliches Theatererlebnis aufgegriffen wurde.

Fünf Freundinnen stehen an einem Sonntagnachmittag in einem kleinen Dorf in der Provinz Buenos Aires als einzige Passagiere am Bahnhof und warten nicht nur auf den Zug, der sie nach Hause bringen soll, sondern auch auf Chancen, ihrer Einsamkeit zu entfliehen. Die Freundinnen sehen sich konfrontiert mit ihrer Traurigkeit, Isolation, ihrem Hass auf die Männer, ihren Komplexen und Ängsten. Mit ihren Gedanken wühlen sie in der Vergangenheit, wobei eine mit Selbstmitleid gewürzte Nostalgie mitschwingt und dunkle Geheimnisse ans Licht kommen. Schlussendlich ist keine der Frauen mehr dieselbe, als sie in den Zug steigen.

Cecilia Tognola, Jessica Schultz, Silvia Pérez, Mónica Salvador und Ana Padilla – fünf talentierte Schauspielerinnen – erzählen ihre Leidensgeschichte mit der Liebe. Viele verschiedene Persönlichkeiten begegnen uns dabei: eine nun lesbisch, eine andere eine streng religiöse Witwe, eine weitere, die wiederum zur Hure mutiert, während die andere in tiefster Trauer lebt und die letzte in der Runde sich dem Stalken ihres Ex-Mannes verschrieben hat. Das sind fünf Geschichten, die jede auf ihre ganz eigene, dramatische und traurige Art und Weise vom glücklichen Verliebtsein über die Nüchternheit und die Erkenntnis, dass der Alltag irgendwann doch Einzug hält, bis hin zu bitteren Tränen und Kämpfen zeugt und Leben offenbart, die mit Eifersucht geteert und mit Enttäuschung gesäumt ist, bis dann am Ende die Resignation und die Angst neue Liebesabenteuer verbieten.

Reich an Dramatik und starken Dialogen brillieren die Schauspielerinnen, fesseln ihre Zuschauer und regen zum Lachen, Nachdenken, Schmunzeln und Grübeln an. Zu sehen immer sonntags um 20.15 Uhr im Teatro El Tinglado (Mario Bravo 948).

Foto:
Fünf Geschichten vom schönen Scheitern fesseln die Zuschauer.
(Foto: Octavia)

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