90 Jahre Osvaldo Bayer
Menschenrechtsaktivist feiert Geburtstag
Von Marcus Christoph
Große Feier für Osvaldo Bayer: Zahlreiche Anhänger, Freunde und Familienangehörige des Schriftstellers und Journalisten hatten sich am Sonnabend auf der Plaza Alberti im Buenos Aires-Stadtteil Belgrano eingefunden, um mit dem Jubilar zusammen dessen 90. Geburtstag zu feiern. Mit Worten, Livemusik sowie einem Video würdigten die Teilnehmer den Menschenrechtsaktivisten und dessen Lebenswerk.
“Es ist ein sehr glücklicher Tag für mich”, brachte Bayer seine Freude über den Verlauf der Veranstaltung zum Ausdruck, die in unmittelbarer Nähe zu seinem Haus an der Straße “Arcos” stattfand. Treffen im Geiste von Solidarität und Freundschaft sollte es häufiger geben, meinte der Jubilar. Er machte sich in seiner Ansprache für eine progressive Politik stark, die den Grundsätzen von Freiheit und Gleichberechtigung verpflichtet sei.
Bayer, der am 18. Februar 1927 in Santa Fe zur Welt kam, entstammt einer Familie mit österreichischen Wurzeln. Er studierte Geschichte und Philosophie in Buenos Aires und Hamburg. Später arbeitete er lange Jahre als Journalist, unter anderem als politischer Redakteur der Zeitung “Clarín”.{
Breitere Bekanntheit erlangte er durch sein Buch “Patagonia Rebelde”, das den Aufstand patagonischer Landarbeiter um 1920 und dessen blutige Niederschlagung durch das Militär zum Thema hat. 1974 wurde das Werk durch Filmregisseur Héctor Olivera verfilmt. Zudem verfasste Bayer Biographien über die Anarchisten Severino Di Giovanni und Simón Radowitzky.
Als die Militärdiktatur begann, sah Bayer sich gezwungen, Argentinien zu verlassen. Mit Hilfe der bundesdeutschen Botschaft gelang es ihm, nach Deutschland auszureisen, wo er die kommenden Jahre im Exil verbrachte. Nach Ende der Diktatur kehrte er in sein Heimatland zurück, wo er sich wieder publizistisch betätigt. Sein besonderes Engagement gilt dabei den indigenen Bevölkerungsgruppen.
Das Programm der Geburtstagsfeier reflektierte das Schaffen des Jubilars: Das Quinteto Negro brachte Tangostücke mit Texten Bayers zu Gehör. Die Gruppe “Arbolito” mit einem Bayer gewidmeten Stück, der Charango-Spieler Jaime Torres und der Chor der Gedenkstätte Ex-ESMA vervollständigten den musikalischen Rahmen. Bayers Tochter Ana hatte zudem ein Video gestaltet, das die wichtigsten Stationen im Leben ihres Vaters Revue passieren ließ. Dabei waren auch Sequenzen von Bayers Exil in West-Berlin zu sehen. Für die Familie dankte Esteban Bayer, der dritte Sohn des Jubilars, den Anwesenden für die Ehrerweisungen, die seinem Vater zuteil wurden. Esteban Bayer, selbst Journalist, war aus Deutschland mit seiner Familie für die Feier angereist.
Bemerkenswert auch der Abschluss des Festes: Zahlreiche Teilnehmer begleiteten den Jubilar die gut 200 Meter bis zu dessen Haus, in das sich der 90-Jährige schließlich unter Jubel und Hochrufen zurückzog.
Fotos von oben nach unten:
Osvaldo Bayer (M.) bei seiner Geburtstagsfeier auf der Plaza Alberti.
Osvaldo Bayer auf dem Heimweg. Hinter ihm sein Sohn Esteban.
(Fotos: Marcus Christoph)