Gedenken an einen vergessenen Helden

Ausstellung “Carl Lutz y la Casa de Cristal” in Buenos Aires

Von Hannah Schultheiß


In diesem Jahr präsentiert sich die Schweiz stolz als Präsidentin der “Internacional Holocaust Rememberance Alliance” (IHRA). Die internationale Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Holocaust in Bildung und Forschung zu etablieren sowie in Erinnerung zu behalten.

1998 in Schweden gegründet, zählt die Organisation heute 31 Mitgliedsstaaten. Diese verpflichten sich durch ihre Mitgliedschaft zum Kampf gegen Genozid, Rassismus und Antisemitismus. Die Präsidentschaft der Organisation rotiert jährlich, das Land welche diese innehat, ist verantwortlich für die Organisation und generelle Aktivitäten.

Die Schweiz hat drei Schwerpunkte ihrer diesjährigen Präsidentschaft gesetzt: Bildung, Jugend und soziale Medien. In diesem Rahmen wird am kommenden Mittwoch, den 15. März, in Buenos Aires die Ausstellung “Carl Lutz y la Casa de Cristal” eröffnet. Doch wer war dieser Carl Lutz eigentlich?

Außergewöhnliches Engagement

Im zweiten Weltkrieg war Lutz Vizekonsul der Schweizer Botschaft in Budapest. Er arbeitete ein System des diplomatischen Schutzes aus und rettete so – gemeinsam mit seiner Frau und weiteren Helfern – tausenden Juden das Leben.

In schwierigen Verhandlungen mit den Nazis und der ungarischen Regierung schaffte er es, tausende Passierscheine zu bekommen und erleichterte so vielen Juden die Flucht aus dem Land. Außerdem errichtete er 76 sichere Häuser in Budapest und befreite Juden aus Konzentrationslagern.

1965 wurde Carl Lutz dafür mit dem Titel “Gerechter unter den Völkern” ausgezeichnet. Dieser israelische Ehrentitel wird an nichtjüdische Einzelpersonen verliehen, die unter nationalsozialistischer Herrschaft während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben einsetzten, um Juden vor der Ermordung zu retten.

Insgesamt bewahrte Lutz so 62.000 Juden vor dem Tod, fast die Hälfte aller ungarischen Überlebenden. Über die Zeit geriet er in Vergessenheit, erst in den vergangenen Jahren rückte er dank seiner Adoptivtochter Agnes Hirschi wieder in das Licht der Öffentlichkeit.

Argentinien und die IHRA

Seit 2006 ist Argentinien, als einziges Land Lateinamerikas, Mitglied der IHRA. 250.000 Juden leben hier, und Buenos Aires ist die Stadt mit dem zweitgrößten jüdischen Anteil außerhalb Israels. Deshalb ist die Bedeutung, den Holocaust in die Bildung zu integieren, hierzulande sehr groß. Die neuen Generationen sollen früh lernen, die Warnzeichen zu erkennen und Antisemitismus schon im Keim zu ersticken.

Daher widmet sich auch die Juristische Fakultät der Universidad de Buenos Aires (UBA) gemeinsam mit dem Institut René Cassin aus Straßburg der Lehre der Menschenrechte – mit dem Hintergrund der Mitgliedschaft bei der IHRA und den Schwerpunkten Jugend und Bildung.

Die Ausstellung “Carl Lutz y la Casa de Cristal”

Die Ausstellungseröffnung findet am 15. März um 18 Uhr im “Salón Rojo” der Facultad de Derecho (Av. Figueroa Alcorta 2263) statt. Dabei werden unter anderem die Dekanin der Juristischen Fakultät, Mónica Pinto, der Schweizer Botschafter Hanspeter Mock und Agnes Hirschi, Lutz‘ Adoptivtochter, zu Wort kommen.

In der Halle “Pasos Perdidos” im Erdgeschoss der Rechtsfakultät ist “Carl Lutz y la Casa de Cristal” dann bis zum 29. März zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Im Anschluss soll die Exposition als Wanderausstellung noch in anderen Orten Argentiniens gezeigt werden.

Foto:
Der Retter Carl Lutz war lange in Vergessenheit geraten.
(Schweizer Botschaft)

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