Träume und Alpträume
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Retrospektive von Fermín Eguía im Centro Cultural Recoleta
Von Susanne Franz
“Ohne Titel”, Aquarell, 1998.
Alles ist lebendig in den Gemälden von Fermín Eguía. Seine Bilder, die die Landschaft des Tigre-Deltas einfangen, sind ein dichtes Gewebe von Kreuchendem, Fleuchendem, Wachsendem und Wucherndem. Pflanzenwelt und Tierwelt verschmelzen und werden zu einem Biotop, in dem die seltsamsten Wesen hausen, zu einer Ursuppe, in der immer neue Lebensformen entstehen.
Fermín Eguía lässt innere Welten erstehen, alptraumhafte Bilder, die normalerweise nicht einmal ans Bewusstsein kommen, weil sie wie undefinierbare Wesen unter der (Wasser-)Oberfläche dahingleiten, und nur ihr schlängelnder Schatten und das Kräuseln des Wassers ihre Anwesenheit verraten und Angst verbreiten.
Das Erschreckende und Faszinierende an Eguías meisterhaften Gemälden ist, dass hier Träume und Alpträume tatsächlich Gestalt annehmen.
In seiner leider nur noch an diesem Wochenende im Saal C des Centro Cultural Recoleta geöffneten Ausstellung, die einen Einblick in die Arbeit von 40 Schaffensjahren des Künstlers gibt, sind auch viele Bilder mit stark erotischem Inhalt zu sehen, ebenso wie in den Bereich der Karikatur lotende Darstellungen von Wesen, die nur Nasen, aber keine Augen haben, Broten oder Automobilen, denen Arme oder Beine wachsen.
Fermín Eguía ist ein herausragendes Talent, und mit seiner beunruhigenden, äußerst individuellen und kreativen künstlerischen Sprache sicher einzigartig in Argentinien.
(Fermín Eguía, Gemälde und Zeichnungen 1965-2005. Centro Cultural Recoleta, Saal C, Junín 1930. Am Wochenende 10-21 Uhr. Bis einschließlich 29.1.)
Der Artikel erschien am 28.01.06 im “Argentinischen Tageblatt”.