Poesie und Indie-Pop

Fabián Casas und die Indie-Pop-Band 107 Faunos

Von Theresia Sprinzl

Auch diesen Donnerstagabend wurde zum zweiten Mal kostenlos von der Stadt Buenos Aires im Rahmen ihres Sommerprogramms “Verano en la Ciudad” eine Veranstaltung unter dem Motto “Musik und Poesie” im Parque Centenario angeboten. Diesmal traten der Autor Fabián Casas und die Band 107 Faunos zusammen auf, um Musik und Poesie zu vereinen.

Fabián Casas wurde 1965 in Buenos Aires geboren und ist einer der bedeutendsten Vertreter der jüngeren argentinischen Literatur. Casas’ Gedichte sind in einem einfachen, lakonischen Stil verfasst, der Wendungen und Rhythmus der Straßensprache von Buenos Aires aufgreift. 107 Faunos ist eine Indie-Pop Band, die seit 2006 besteht und aus La Plata stammt.

Beide “Parteien” hatten eine ganze Menge Fans angezogen, so dass das Amphitheater fast voll besetzt war und eine Bombenstimmung herrschte.

Zu Beginn trug Fabián Casas einer seiner schönen Gedichte vor, die von alltäglichen Situationen in Buenos Aires handeln. Die Band 107 Faunos improvisierte zu seinen Worten, blieb dabei aber eher im Hintergrund. Danach verschwand Casas so gut wie von der Bildfläche. Zweimal kam er noch auf die Bühne, um mit der Band einen Song zu performen. Es war schade, insgesamt nur so wenig von Casas’ Gedichten zu hören, so dass der Abend eher einem Popkonzert glich. Aber das war nicht weiter schlimm, denn die 107 Faunos überzeugten auch ohne Casas vollkommen.

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Mit Musik durchs ehemalige Brauhaus “Munich”

Führung “La vieja música de la Munich” jeden Sonntag im Sommer

Seit dem 8. Januar wird jeden Sonntag bis Ende Februar, jeweils um 18 Uhr, ein mit Liedern aus den 1920ern bis 1950ern untermalter Rundgang durch die ehemalige Brauerei “Munich”, heute Sitz der Direktion der Museen von Buenos Aires, durchgeführt. Adresse: Av. de los Italianos 851. Eintritt: 1 Peso. Mehr Infos hier.

Poesie und Musik unterm Sternenhimmel

Fernando Noy und Polsick im Rahmen von “Verano en la Ciudad”

Von Theresia Sprinzl

Der Sommer in Buenos Aires ist ruhig. Die meisten Porteños sind im Urlaub, sie flüchten vor der unerträglichen Hitze, die in der Stadt herrscht. Kulturell ist nicht so viel los wie in den anderen Jahreszeiten. Doch es gibt trotzdem eine Menge zu entdecken. So bietet etwa die Stadt Buenos Aires diesen Sommer unter dem Slogan “Verano en la Ciudad” jede Menge Veranstaltungen an, alle kostenlos. Also fuhr ich trotz unglaublicher Hitze am Donnerstagabend ins Amphitheater des Parque Centenario, um dem Spektakel von Fernando Noy und Polsick zu lauschen.

Auf der großen Bühne war nicht viel zu sehen, außer einer Leinwand, dem DJ-Pult von Polsick und dem Mikrophon und Stuhl von Noy. Mit dröhnendem Bass und 4/4 Takt gab Polsick, der an der Universität Tres de Febrero in Buenos Aires “Artes Electrónicas” studiert hat, den Auftakt. Die elektronische Musik passte zu den Bildern, die auf der Leinwand zu sehen waren. Kristallförmige Gestalten, die ineinander verschmelzen, um ein neues Bild zu ergeben. Ich ertappe mich dabei, wie ich mit dem Kopf zur Musik mitgehe und das Verlangen habe, zu tanzen. Aber dieses Gefühl ist so schnell wie es gekommen ist, auch wieder verschwunden, denn Fernando Noy kommt nach kurzer Zeit auf die Bühne gestürmt und zieht die ganze Aufmerksamkeit des Publikums auf sich.

In einem Kaftan-ähnlichen Kostüm beginnt der Schauspieler und Poet mit ausladenden Gesten ein Gedicht vorzutragen, welches von Polsick begleitet wird. Mit elektronischen Klängen, E-Gitarre und Klavier untermalt er das Gesprochene. Der 61-jährige Noy scheint in einer anderen Welt zu sein. Er wirkt wie besessen von seinem eigenen Werk. Ab und zu werden seine Worte von einer jungen Frau mit Gegenständen veranschaulicht. An einer Stelle des Vortrags singt sie unglaublich schön mit einer hervorragenden Sopran-Stimme zu den Worten Fernando Noys.

Hauptsächlich über die Liebe philosophiert der in San Antonio Oeste geborene Künstler. Nicht über eine bestimmte Person oder eine bestimmte Liebesgeschichte, sondern allgemein mit vielen Metaphern über das Thema Liebe. Leider dauert das Zusammenspiel von elektronischer Musik und Poesie weniger als eine Stunde, man hätte Lust gehabt, noch viel länger den hypnotischen Worten Noys und den Klängen Polsicks zu lauschen.