“Unsere Accessoires sind Protagonisten”
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“Los Vados del Isen” – Top-Adresse für Modeschmuck in Argentinien
Von Paula Bonnet
Im Jahr 2001 arbeitete Federico Estrella noch als Grafikdesigner in einer Firma. Es war eine schwierige Zeit in Argentinien: Vor Jahresende verlor er seinen Job. Doch er hatte Glück im Unglück: Mit einem Geschenk seiner Tante und viel Ideenreichtum hob er “Los Vados del Isen” aus der Taufe, heute eine der Top-Adressen für Modeschmuck in Argentinien. Zusammen mit seinen Partnern – seiner Frau Vero und seinem Schwager Víctor Esnaola – hat er einen Laden im Buenos Aires-Stadtteil “Barrio Norte” (Aráoz 2918). Die Firma hat sich einen treuen Kundenstamm in Argentinien aufgebaut, exportiert ins Ausland und arbeitet mit berühmten Modemarken zusammen.
PB: Wie habt ihr angefangen?
Víctor (V): An den Wochenenden verkauften Fede und Vero Schmuck auf den Designermärkten, die in den Jahren 2002/2003 so beliebt waren. Dann wollten sie einen Laden in “Las Cañitas” eröffnen, und sie luden mich ein, mit ins Boot zu kommen. Seitdem sind wir ein Team. Schon vorher hatte ich unseren Schmuck in Restaurants und Bars verkauft.
Als wir das Geschäft eröffnet hatten, gingen wir nicht mehr auf Märkte. Wir konzentrierten uns darauf, viel Ware herzustellen und uns einen Kundenstamm aufzubauen. 2004 sind wir in den Laden in der Straße Aráoz umgezogen. Von da an wurde unsere Marke bekannter, in den Zeitschriften erschienen Artikel über uns, und viele Leute empfahlen uns weiter.
Wir entwarfen dann verstärkt Schmuck für den Abend und schufen Herbst/Winter- und Frühling/Sommer-Kollektionen. Wir produzierten auch bald für andere Marken. Es ist super, wie sehr sich unser Geschäft entwickelt hat und wie gut es uns heute geht.
PB: Wie war das, im Krisenjahr 2001 ein neues Projekt voranzubringen?
Federico (F): Meine Tante hat mir sehr geholfen, denn am Anfang wusste ich nicht viel über Schmuck. Als ich meinen Job als Grafikdesigner verloren hatte, wollte ich mich selbstständig machen. In dem Moment schenkte meine Tante mir sehr schöne, antike Steine. Ich machte Ketten daraus, gute Sachen, die die Kunden haben wollten.
PB: Wie habt ihr gelernt, Schmuck herzustellen?
V: Wir haben keine spezielle Ausbildung im Schmuckdesign, aber wir haben einen eigenen Stil, den unsere Kunden schätzen. Die Inspiration dazu kommt während der Arbeit in unserer Werkstatt. Ich sage immer, dass das Ergebnis aus 20% Inspiration und 80% Schweiß besteht! Wir machen Qualität, weil wir sehr viel arbeiten.
PB: Was ist das Geheimnis eurer Kreationen?
V: Unsere Accessoires sind keine Anhängsel, sondern selbst die Protagonisten: Das ist unsere Essenz. Sie sind prächtig, nicht ein Anhängerchen an einer dünnen Kette. Aus genau diesem Grund kaufen viele unserer Kundinnen auch zuerst ihren Schmuck bei uns – und dann kaufen sie Kleider und Schuhe, die dazu passen.
PB: Macht ihr alles alleine?
F: Ja, wir sind ein Familienbetrieb. Wir haben unser Geschäft aus eigener Kraft aufgebaut.
V: Fede und ich stellen jedes einzelne Schmuckstück selbst her. Wir sind keine große Firma. Wir wollen auch nur dieses eine Geschäft haben und hier alle unsere Projekte verwirklichen.
PB: Wie entwerft ihr eine Kollektion?
V: Wie die meisten Designer: Wir versuchen, neue Trends aufzuspüren und stellen uns vor, wie sie sich in fünf Monaten verändern werden. Das besondere Merkmal kann ein Tier, ein Symbol oder eine Farbe sein. Wir arbeiten viel mit Türkis und Fuchsia: zeitlose Farben, die fest zu unserer Marke gehören.
PB: “Los Vados del Isen” ist ein Ort aus dem “Herrn der Ringe”. Wie seid ihr auf den Namen gekommen?
F: Als ich mit dem Schmuckdesign angefangen habe, hat Vero gerade die Trilogie gelesen. Sie hat den Namen vorgeschlagen. Am Anfang war es schwer, ihn durchzusetzen: er ist lang und kompliziert. Heutzutage werden wir meist nur “Los Vados” genannt.
PB: Mit wem arbeitet ihr im Moment zusammen?
V: 2014 werden wir mit Rapsodia zusammenarbeiten. Das Vorhaben ist ganz neu. Wir machen auch Schmuck für Tucci und Ginebra, eine neue Marke, die uns gut ergänzt.
PB: Kümmert ihr euch auch um die kommerzielle Seite des Geschäfts?
V: Ja, wir machen den Schmuck selbst und treffen auch alle Entscheidungen. Vero und meine Freundin arbeiten mit den Grossisten, machen die Pressearbeit und die Werbung. Fede und ich versuchen, uns auf unsere Produkte zu konzentrieren.
PB: Was wird in eurem Blog veröffentlicht?
V: Das macht Vero. Sie stellt Produktionen, die wir machen, und auch Fotos von unserer Freundin Tefi in den Blog. Sie ist auch für Facebook und Twitter verantwortlich.
PB: Euer Laden ist nicht in Palermo, sondern in einem Villenviertel. Warum?
F: Unsere Marke ist exklusiv und das wirkt sich auch auf den Laden aus. Wir waren nie in einer Gegend mit vielen Geschäften, wo viel Laufkundschaft hinkommt. Wir wollen, dass unsere Kundinnen und Nachbarinnen sich bei uns wohl fühlen. Früher war unser Laden ein Friseursalon. Wir sahen das “Zu vermieten”-Schild, und die Gegend hat uns gefallen. Wir sind ganz in der Nähe der Straßen Salguero und Cabello, aber zahlen hier viel weniger Miete.
V: Seit dem Jahr 2004 sind wir bekannter und haben mehr Kunden. Wir überlegten damals, ob wir umziehen sollten, aber unsere Kundinnen haben uns gesagt, dass sie sich hier sehr wohl fühlten. Hier können sie mit uns reden, und manchmal machen wir etwas Exklusives für sie. Wir genießen diesen direkten Kontakt, und unsere Kundinnen lieben es, wenn wir etwas ganz allein für sie produzieren.
PB: Die Kundinnen kommen also extra zu euch, um etwas ganz Spezifisches zu kaufen?
V: Ja, fast immer. Niemand kommt und geht dann einfach wieder, wie in anderen Läden. Die meisten Kundinnen suchen etwas Besonderes für eine Wochenendparty.
PB: Warum ist eure Marke 2004 berühmter geworden? Was habt ihr in jenem Jahr anders gemacht?
V: Wir hatten Glück: Viele wichtige Persönlichkeiten aus der Modebranche kamen bei uns vorbei und haben uns dann weiterempfohlen, und es sprach sich herum, dass wir tollen Schmuck herstellen. Im selben Jahr verstärkten wir auch den Handel mit dem Inland.
PB: Warum zeigt ihr eure Produkte nicht auf der Modewoche BAFWeek oder bei PuroDiseño?
V: Vielleicht in ein paar Jahren… Im Moment haben wir keine Zeit für Messen, weil man dafür eine große Infrastruktur braucht. Wir arbeiten lieber für das Tagesgeschäft. Wir legen Wert auf Qualität und wollen etwas Besonderes machen, es genügt uns nicht, wenn unsere Produkte einfach nur präsent sind.
PB: Wo verkauft ihr im Ausland?
F: Beim Online-Portal Anthropology und in Chile, Peru und Paraguay.
V: Wir haben Kunden, die dort wohnen oder ständig dorthin reisen und dann auch den Verkauf übernehmen.
PB: Macht ihr auch Lampen?
F: Ja, ich stelle sie mit einer Künstlerin zusammen her. Unsere Kinder gehen zusammen in den Kindergarten. Ich habe Lampen für mein Haus designt, so ist die Idee entstanden. Es ist nicht ganz mein Ding, aber sie macht Inneneinrichtungen für Häuser, und manchmal bietet sie einige unserer Lampen im Los-Vados-Stil an.
PB: Und Kleidung?
F: Vero und ich haben vor ein paar Jahren in Zusammenarbeit mit einer Weberin Pullover gemacht. Sie hatten entweder Vogelmuster oder waren mit besonderen Knöpfen versehen, die wie Ohrringe aussahen. Wir wollten keine gewöhnliche Kleidung produzieren, sondern etwas Besonderes entwerfen. Letztes Jahr hatten wir keine Zeit dazu und haben jetzt im Laden nur noch ein paar Einzelstücke, aber keine Kollektion mehr. Die Idee war gut, aber die Verwirklichung war kompliziert.
PB: Vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Infos im Blog von “Los Vados del Isen”.
Fotos von oben nach unten:
Qualität und Exklusivität: Der Erfolg der Schmuckmarke spricht für sich.
Auffallend und prächtig: Die Schmuckstücke von “Los Vados” sind kein Beiwerk, sondern spielen die eigentliche Hauptrolle bei einem Outfit.