Das Auto und die alte Dame

Die Berlinerin Heidi Hetzer umrundet mit ihrem Oldtimer die Welt

Von Marcus Christoph

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“Ich wollte etwas für mich nachholen.” So beschreibt Heidi Hetzer ihre Motivation, in einem Oldtimer um die Welt zu fahren. Vor fast zwei Jahren startete die heute 79-jährige Berlinerin in einem “Hudson Great Eight” (Baujahr 1930) ihre Mammut-Tour, die sie bereits durch 33 Länder geführt hat. Nach insgesamt 70.000 Reisekilometern hat sie vor wenigen Tagen Buenos Aires erreicht, wo sie ein paar Tage Pause macht, ehe es im südlichen Afrika weitergeht.

Als Vorbild diente Hetzer, die früher bei Rallyes um Bestzeiten und Pokale kämpfte, die deutsche Automobil-Pionierin Clärenore Stinnes. Diese unternahm von 1927 bis 1929 eine Weltrundfahrt in einem “Adler Standard 6”. “Ich will mich nicht mit Clärenore messen. Aber ich möchte zumindest das Gefühl haben, wie es ist, mit einem alten Auto um die Welt zu fahren”, erläutert Hetzer.

Dabei kam ihr Entschluss, am 27. Juli 2014 am Brandenburger Tor zu einer mehrjährigen Weltumrundung aufzubrechen, eher spontan. Es war jedenfalls kein langgehegter Sehnsuchtsplan, sondern resultierte aus der Situation, dass keines ihrer beiden Kinder Interesse hatte, das familieneigene Autohaus weiterzuführen. Dieses hatte Heidi Hetzer einst von ihrem Vater übernommen und über 40 Jahre lang erfolgreich geführt. So entschloss sich die Unternehmerin 2012, “Opel Hetzer” mit den Standorten in Charlottenburg und Steglitz zu verkaufen.

Zeit und finanzielle Mittel waren vorhanden, um sich auf die Spuren von Clärenore Stinnes begeben zu können. Heidi Hetzer erwarb einen Oldtimer, den sie auf den Namen “Hudo” taufte – ein Wortspiel aus dem Markennamen Hudson und Udo, dem Vornamen der Verkäufers.

Der Auftakt war indes ein wenig holprig. Da der Motor merkwürdige Geräusche machte, kehrte sie bei Dresden heimlich um und ließ sich in Berlin einen neuen Motor einsetzen. Dieser sollte tatsächlich bis Australien durchhalten. Auch mit dem als Beifahrer vorgesehenen Fotografen Jordane Schönfelder stimmte die Chemie nicht. Er blieb nur wenige Tage mit an Bord, so dass Hetzer große Teile ihrer Welttour alleine bestritt.

Zuerst ging es durch Tschechien, Österreich, Ungarn und den Balkan. Dann in die Türkei, den Kaukasus, den Iran und durch zentralasiatische Staaten wie Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan nach China. Vor allem die Fahrt über den bis zu 3750 Meter hohen Torugart-Pass hatte es in sich. “Bei 21 Grad minus war alles eingefroren. Zudem habe ich kaum Luft bekommen. Es war furchtbar”, beschreibt Heidi Hetzer die Strapazen.

Im “Reich der Mitte” wählte sie eine Route durch das Landesinnere, die auch an der legendären Terrakotta-Armee bei Xi’an vorbeiführte. Nächstes Land der Reise war Laos, in dessen Hauptstadt Vientiane sie Weihnachten und Neujahr feierte. Im Getümmel der südostasiatischen Stadt musste sie sich auch eines Diebes erwehren, der vom Motorrad aus versuchte, der Berliner Seniorin die Handtasche zu entreißen.

Nach Thailand, Malaysia und Singapur stand die erste Passage mit einem Containerschiff an, das Heidi Hetzer und “Hudo” ins australische Perth transportierte. An der Südküste von “Down Under” entlang fuhr sie bis Melbourne, wo der Motor ausgewechselt werden musste. Hetzer ließ sich den am Anfang der Tour ersetzten Motor kommen. Dieser machte zwar immer noch bedenkliche Geräusche, leistete aber nichtsdestotrotz treue Dienste.
Den vielleicht schönsten Teil ihrer Reise erlebte die Berlinerin in Neuseeland. “Die Natur, die Berge, das Meer, die Tiere” – der Inselstaat am anderen Ende der Welt gefiel ihr in jeder Hinsicht. Auch das Zwischenmenschliche passte. Ein Hostelmanager verzichtete gar auf die Bezahlung, so begeistert sei dieser von der Idee der Weltreise im Oldtimer gewesen. Gegen mögliche Probleme des Linksfahrens wappnete sich Hetzer, indem sie sich jeden Abend einen entsprechenden Erinnerungszettel aufs Steuer legte. So fädelte sie sich an den folgenden Tagen morgens gleich richtig in den Verkehr ein.

Die Pazifiküberquerung meisterten Heidi und “Hudo” getrennt. Während das Auto wieder auf ein Containerschiff geladen wurde, nahm seine Fahrerin diesmal ein Flugzeug. In Los Angeles ging die Fahrt weiter. Zunächst in Begleitung eines Reporterteams des NDR nach Las Vegas, dann alleine die Westküste der USA hinauf bis nach Kanada. Von dort an zeigte die Kompassnadel immer Richtung Osten, bis Heidi Hetzer schließlich am US-Bundesstaat Maine den Atlantik erreichte. Nächster wichtiger Orientierungspunkt war Florida, wo die Berlinerin sich wieder einschiffen ließ, um durch den Panama-Kanal nach Lima zu gelangen. Von der ursprünglich geplanten Fahrt durch Mexiko und Zentralamerika sah die Seniorin ab, nachdem sie zahlreiche Warnungen hinsichtlich der Sicherheitslage erhalten hatte.

Doch bevor sie in Südamerika richtig loslegen konnte, musste Heidi Hetzer erst einmal eine Lymphdrüsenkrebserkrankung überstehen, wegen der sie ihre Tour unterbrach und sich in Deutschland operieren ließ. Zurück in Peru galt es, mit anderen Schwierigkeiten fertig zu werden: der Sprachbarriere und Höhen von mehr als 4000 Metern. Bei manchen Steigungen stieß “Hudo” an seine Grenzen. Entschädigt wurde die Berlinerin, die mittlerweile von der Coburger Fotografin Liliana Frevel (28) begleitet wurde, durch die Schönheit von Orten wie Cuzco und Machu Picchu oder dem Titicacasee.

Von Bolivien aus gelangten Hetzer und ihre Beifahrerin nach Argentinien. Über Salta fuhren sie nach Mendoza. Der Aufenthalt in der argentinischen Weinmetropole zählt aber eher zu den Tiefpunkten der Reise. Denn erstens waren dortige Mechaniker nicht in der Lage, “Hudos” Motor zu reparieren. Und zweitens entwendeten Diebe der Weltbummlerin die Handtasche mit Geld, Handy, Pass, Video-Kamera, Tagebuch und iPad.

heidi_hetzerII11Doch Hetzer gab nicht auf. Sie organisierte einen Hänger für den Transport ihres Oldtimers nach Santiago de Chile, wo sie mit Hilfe eines dortigen Opel-Händlers schließlich die Reparatur des betagten Fahrzeuges erreichte. Heikel war der Grenzübertritt. Denn nach den argentinischen Zollbestimmungen ist es nicht möglich, ein abgeschlepptes Fahrzeug ins Nachbarland durchzulassen. So baute die gelernte Kfz-Mechanikerin Hetzer die zwei defekten der insgesamt acht Zylinder aus. Mit den verbleibenden sechs Zylindern konnte sie immerhin einige Kilometer fahren und auf diese Weise nach Chile gelangen.

Nach der Reparatur des Oldtimers kehrte die nun mittlerweile wieder allein reisende Berlinerin nach Argentinien zurück. Über Bariloche und Bahía Blanca ging es nach Balcarce, wo das Museum des legendären Formel-1-Champions Juan Manuel Fangio ein Muss für Hetzer war. Argentinien erwies sich aber weiterhin als schwieriges Pflaster. Probleme mit den Geldüberweisungen aus Deutschland und der Akzeptanz von Kreditkarten sorgten für Bargeldengpässe.

Aber es gab auch sehr schöne Momente, wie beispielsweise beim Oldtimer-Treffen in Berazategui. In dem Vorort von Buenos Aires waren “das Auto und die alte Dame” im Mittelpunkt des Interesses. “Vier Tage mit netten Menschen”, so Hetzer, die die herzliche Abschiedsszene beschreibt: “Fünf Männer verabschiedeten mich. Alle mit Tränen in den Augen.” Bei dem Treffen der Auto-Freaks stieß Hetzer auch auf eine Kopie ihrer einstigen Startnummer von der Rallye Monte Carlo. Die Welt ist manchmal ein Dorf.

In Buenos Aires kam Hetzer bei Mitarbeitern der deutschen Botschaft unter. Wie ihr überhaupt die deutschen Auslandsvertretungen während der gesamten bisherigen Tour eine verlässliche Hilfe gewesen seien, lobt die Berlinerin. Gleiches gelte für die Reederei “Hamburg Süd”, die die interkontinentalen Transporte des Oldtimers ermöglicht habe. Unterstützung kommt auch von “Eberswalder Wurst”. Die Brandenburger Firma spendet für jedes von Hetzer durchfahrende Land 1000 Würstchen, die bei Charity-Events verkauft werden. Das auf diese Weise eingenommene Geld soll sozialen Einrichtungen in Berlin und Brandenburg zugute kommen.

Was nun noch fehlt, ist Afrika. Dort will Hetzer bis Dezember durch Südafrika, Botswana und Namibia fahren. Zudem denkt sie an einen Abstecher zu den Viktoria-Wasserfällen, sofern Sicherheitsbedenken dem nicht im Weg stehen. Danach geht es wieder aufs Containerschiff, um im Januar in Portugal wieder europäischen Boden zu betreten. Über Spanien und Frankreich will Hetzer wieder heimatliche Gefilde ansteuern mit dem Ziel, ihre Tour im März des kommenden Jahres unter dem Brandenburger Tor zu beenden. “Das genaue Datum steht noch nicht fest. Aber es sollte ein Sonntagvormittag sein. Da haben die Leute Zeit”, blickt Hetzer voraus.

Auch für die Zeit nach der Reise hat die rüstige Rentnerin schon Pläne: “Möglich ist, dass ich mit Hilfe eines Ghostwriters ein Buch über meine Weltumrundung schreibe.” Aber bis dahin sind ja noch einige Tausend Kilometer Reisestrecke zurückzulegen.

Foto:
Heidi Hetzer mit ihrem Oldtimer “Hudo”.
(Foto: Marcus Christoph)

Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft

Nur vier Aufführungen von Gilles Jobins “Quantum” in Buenos Aires

Von Susanne Franz

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Kraft ist ein grundlegender Begriff der Physik. In der klassischen Physik versteht man darunter eine Einwirkung, die einen festgehaltenen Körper verformen und einen beweglichen Körper beschleunigen kann. Der physikalische Kraftbegriff geht wesentlich auf Isaac Newton zurück, der im 17. Jahrhundert in den drei newtonschen Gesetzen die Grundlagen der klassischen Mechanik schuf. Dabei definierte er die Kraft als zeitliche Änderung des Impulses und identifizierte sie als Ursache für jede Veränderung des Bewegungszustandes eines Körpers.

In der Quantenphysik wird der Begriff Kraft auch in einem übertragenen Sinn verwendet, gleichbedeutend mit dem Begriff Wechselwirkung. Es gibt vier “fundamentale Wechselwirkungen”, die auch als Grundkräfte der Physik bezeichnet werden. Sie bilden die Ursache nicht nur aller bekannten Erscheinungsformen der Kräfte, sondern auch aller in der Physik bekannten Prozesse. Eine der vier Grundkräfte, die Gravitation, wird in der allgemeinen Relativitätstheorie durch die Krümmung der Raumzeit beschrieben. Die drei anderen Grundkräfte werden im Standardmodell der Teilchenphysik durch den Austausch von sogenannten “Kraftteilchen” erklärt.

Der bekannte Schweizer Choreograf Gilles Jobin, eine der großen Figuren des Zeitgenössischen Balletts, der im Jahr 2003 in Buenos Aires im Rahmen des FIBA sein zukunftsweisendes Werk “Moebius Strip” präsentierte, erhielt im Jahr 2012 das Collide@Cern-Stipendium, eine Einladung, in der Großforschungseinrichtung CERN bei Meyrin im Kanton Genf in der Schweiz zu recherchieren und ein Stück zu entwickeln. Am CERN wird physikalische Grundlagenforschung betrieben, und Jobin war von Beginn an fasziniert – denn hier fand er im Prinzip die Theorie dessen vor, was er als Tänzer und Choreograf schon immer intuitiv in die Praxis umsetzte. Wer “Moebius Strip” und “Quantum”, sein momentan in Buenos Aires gezeigtes Werk, das aus diesem Stipendium entstand, beide gesehen hat und vergleicht, wird Parallelen feststellen.

So kompliziert die Quantenphysik für Laien sein mag, Jobin war auf vertrautem Gelände. Sein 50-minütiges Werk “Quantum” ist deshalb zugleich eine hochkomplizierte Ode an die wissenschaftliche Forschung, die er mit den Körpern seiner Tänzer auszudrücken imstande ist, und eine poetische Liebeserklärung an die Kunst, die im Zusammenspiel der Choreografie, der Beleuchtung, die von dem deutschen CERN-Forscher Julius von Bismarck nach physikalischen Gesetzen entwickelt wurde, und dem Klanguniversum, das die Komponistin Carla Scaletti auf Grundlage echter CERN-Geräusche erarbeitete, zum Ausdruck kommt.

Was geschieht anderes im CERN als die Suche nach Antworten auf die vielen ungelösten Fragen des Universums? Und tut die Kunst nicht dasselbe?

Jobin ist ein komplexes Meisterwerk gelungen, das leider beim Publikum in Buenos Aires (zumindest am Freitag) auf eher verhaltene Reaktionen stieß.

(Noch heute und morgen, 6.8. und 7.8., jeweils um 20 Uhr im El Cultural San Martín, Sarmiento 1551, Buenos Aires. Eintritt 150 Pesos.)

Für Aufnahme von Flüchtlingen

Daniel Barenboim diskutierte mit Felipe González im Teatro Colón den Nahostkonflikt und andere brennende Themen der Weltpolitik

Von Marcus Christoph

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Der Dirigent Daniel Barenboim hat die lateinamerikanischen Staaten und vor allem sein Heimatland Argentinien aufgefordert, Flüchtlinge aus dem Syrien-Konflikt aufzunehmen. Argentinien sei immer gastfreundlich gewesen, er selbst habe es als Einwanderersohn erlebt, sagte Barenboim am Sonntagabend bei einem Gespräch mit dem ehemaligen spanischen Ministerpräsidenten Felipe González vor rund 800 Zuhörern im Theater Colón in Buenos Aires. Der Gedankenaustausch fand im Rahmen eines zweiwöchigen Festivals mit Konzerten des von Barenboim geleiteten West-Eastern Divan Orchestras und der argentinischen Pianistin Martha Argerich statt.

Die Flüchtlingskrise sei ein globales Problem, das Deutschland nicht allein lösen könne, so Barenboim, der die Aufnahmepolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel als mutig lobte. Der in Buenos Aires geborene Stardirigent argumentierte, dass Globalisierung mehr sei, als “Spaghettis in Tokio zu essen, sondern dass alle Konflikte global sind und jeden betreffen”.

Entsprechend müsste auch Argentinien mehr Verantwortung übernehmen: Sein Geburtsland sei ohnehin als sicherer Hafen für Flüchtlinge aus anderen Kulturen prädestiniert: “Es ist das einzige Land, in dem es selbstverständlich erscheint, dass man mehrfache Identitäten haben kann”, so Barenboim. Hier könne man Araber, Jude, Pole oder Russe sein, und deswegen sei man nicht weniger Argentinier. Dies erkläre auch die enge Beziehung zu Argentinien des von Barenboim geleiteten West-Eastern Divan Orchestras, in dem Israelis, Palästinenser, Iraner und Türken zusammenspielen.

Die starken islamischen, christlichen und jüdischen Gemeinschaften in Argentinien, Brasilien und Chile sollten mit Unterstützung der Regierungen ihrer Staaten die Aufnahme von Flüchtlingen fördern – auch wenn man dabei das Risiko der Einschleusung vereinzelter Terroristen nicht vermeiden könne, sagte der Dirigent.

Für Argentinien hätte eine größeres Engagement in der Flüchtlingspolitik auch den Vorteil, dass seine weltpolitische Bedeutung zunehme. Gegenwärtig gibt es Pläne der Regierung von Präsident Mauricio Macri, 3000 Flüchtlinge aufzunehmen.

Dass Syrien alle angehe, betonte auch González: “Es gibt heute mehr als 6 Millionen Syrer auf der Flucht. Das ist ein unhaltbarer Zustand und geht die gesamte internationale Gemeinschaft an.” Der Elder Statesman sah eine große Verantwortung für die jetzige Krise in Syrien und im Irak bei der Politik des Westens. Besonders kritisierte er die von den USA angeführte Militärinvasion in den Irak im Jahr 2003. González verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die militärische Führung des sogenannten “Islamischen Staates” sich zu einem Großteil aus ehemaligen Elitesoldaten Saddam Husseins zusammensetze. “Man verursacht Schäden und übernimmt danach keine Verantwortung”, monierte der einstige spanische Regierungschef. “Man kann einen Krieg gewinnen, aber den Frieden verlieren.”

Was Israel und die Palästinenser betrifft, kritisierte Barenboim, dass von Israel derzeit keine Initiativen ausgingen, um zu einer dauerhaften Friedenslösung zu kommen. Dabei wären die Rahmenbedingungen eigentlich günstig, da Israel momentan in der arabischen Nachbarschaft keinen wirklich gefährlichen Gegner habe. Der Dirigent beklagte, dass der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern von großer Ungleichheit gekennzeichnet sei. Er kritisierte rechte und religiös-orthodoxe Strömungen in Israel, die dem Friedensprozess entgegenstünden.

Barenboim hat neben der argentinischen, der spanischen und der israelischen auch die palästinensische Staatsbürgerschaft inne. Um ein Beispiel für friedliches Zusammenleben im Nahen Osten zu setzen, gründete er 1999 mit dem aus Palästina stammenden Literaturwissenschaftler Edward Said das West-Eastern Divan Orchestra. In Deutschland ist Barenboim vor allem als Generalmusikdirektor der Staatskapelle Berlin bekannt.

Foto:
Felipe González (l.) und Daniel Barenboim (r.) mit Moderator Hugo Sigman.
(Privat)

Ein Festival der etwas anderen Art

“Buenos Aires Diversa” beginnt am Montag

Von Michaela Ehammer

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Eine ganze Woche lang erstrahlt Buenos Aires in einem ganz besonderen Licht und setzt damit ein Zeichen der Toleranz. Mit einer Eröffnungsfeier im Usina del Arte wird am Montag die dritte Ausgabe des LGBTIQ-Festivals “Buenos Aires Diversa” – ein Festival für lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen – eingeleitet. Vom 1. bis zum 7. August steht die Hauptstadt Argentiniens ganz im Zeichen der Verschiedenartigkeit und bietet seinen Besuchern neben Foto- und Kunstausstellungen unter anderem in der Passage Santos Discépolo, queeren Tango-Shows, zahlreichen Veranstaltungen am Obelisken mit Drag-Queens, sportlichen Events, unzähligen Feierlichkeiten auf den Straßen wie Av. Santa Fe und Av. Pueyrredón oder Av. de Mayo und Av. Callao und noch vieles mehr. Auch die Kuppel des Centro Cultural Kirchner wird während des gesamten Zeitraumes hell beleuchtet.

Die Höhepunkte:

  • Montag, 1. August:
  • Usina del Arte: eine Fotoausstellung, Prana Pelu sowie die Elektra Drag-Show begeistern von 16 bis 21 Uhr Interessierte. Adresse: Agustín R. Caffarena 1
  • Dienstag, 2. August:
  • Alvear Palace Hotel: Die Internationale Konferenz “Gnetwork360” für Handel und Tourismus mit dem Schwerpunkt Corporate öffnet von 9 bis 13 Uhr ihre Türen. Adresse: Av. Alvear 1891
  • CCK: feierliche Eröffnungsgala ab 18.30 bis 20 Uhr
  • Mittwoch, 3. August:
  • Alvear Palace Hotel: Die Internationale Konferenz “Gnetwork360” für Handel und Tourismus, diesmal mit dem Schwerpunkt Marketing und Tourismus, geht von 9 bis 18.30 Uhr in die zweite Runde. Am Nachmittag werden interessante Präsentationen über touristischen Handel sowie eine LGBT-Ausstellung angeboten. Im Anschluss darauf darf man sich auf eine Cocktail-Nacht freuen. Adresse: Av. Alvear 1891
  • Legislatura Porteña: Im Salán Dorado gibt es von 14 bis 16 Uhr einen offiziellen Akt unter dem Titel “Zusammenleben in Verschiedenartigkeit”. Internationale Situationen werden mit der von Buenos Aires verglichen und es wird heftig diskutiert sowie über Zukunftsperspektiven der Rechte der LGBTIQ-Gesellschaft behandelt. Adresse: Perú 130
  • Donnerstag, 4. August:
  • Alvear Palace Hotel: Eine weitere internationale Konferenz “Gnetwork360” für Handel und Tourismus mit dem Schwerpunkt Marketing und Tourismus von 9 bis 18 Uhr. Adresse: Av. Alvear 1891
  • Bus turístico: Ab der Station Tango Porteño bietet sich für alle Interessierten eine einmalige und einzigartige Fahrt mit dem touristischen Doppeldeckerbus an. Gemeinsam mit Cristian Morales, Marco Berger und La Polilla werden anschauliche Plätze des Sektors LGBTIQ angefahren. Adresse: Cerrito 570
  • Freitag, 5. August:
  • Bar Seddon: Queerer Tangounterricht mit Nancy Ramírez und Yuko Artak von 17.30 bis 19 Uhr. Adresse: Defensa 695
  • Club Ferro Carril Oeste: Ab 20 Uhr findet der 1. Sportspieltag statt. Adresse: Federico García Lorca 350
  • Samstag, 6. August:
  • Club Ferro Carril Oeste: 2. Sportspieltag von 9 bis 17.30 Uhr. Adresse: Federico García Lorca 350
  • Centro Cultural Gral. San Martín: Ein Zirkus präsentiert von Virginia Da Cunha von 16 bis 17.30 Uhr. Danach begeistern abwechselnd bis 21 Uhr Prana Pelu und Virginia Da Cunha. Adresse: Sarmiento 1551
  • Sonntag, 7. August:
  • Club Ferro Carril Oeste: Der 3. Sportspieltag und somit auch der letzte findet von 9 bis 19 Uhr statt. Adresse: Federico García Lorca 350
  • Sitges Bar: Prämierung der sportlichen Events von 21 bis 23 Uhr. Danach darf in der Bar noch so richtig gefeiert werden. Adresse: Av. Córdoba 4119
  • Weitere Informationen über “Buenos Aires Diversa” finden Sie hier.

Kalender / Agenda

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Ausstellungskalender vom 31/07/2016

Von Susanne Franz

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Die diesjährige Ausgabe des internationalen Fotografiefestivals Encuentros Abiertos – Festival de la Luz findet vom 1. August bis zum 30. September 2016 in ganz Argentinien statt. 62 Museen, Galerien und andere Kunsttempel in 25 Städten zeigen dabei Werke von mehr als 300 Fotografen aus 26 Ländern.

Unter den Besuchern aus dem Ausland kann man neben etlichen Fotografen aus dem Gastland Korea u.a. Ausstellungen von Katharina Gaenssler (Deutschland), Gerard O’Connor und Marc Wasiak (Australien), Rogerio Reis (Brasilien), Kent Krugh (USA), Mariya Kozhanova (Russland) oder Werner Bischof (Schweiz; Foto) empfehlen.

Das Festival findet seit einem Vierteljahrhundert alle zwei Jahre statt und bietet alle Veranstaltungen bei freiem Eintritt an. Dazu gehören u.a. Projektionen, Vorträge, Kinozyklen – darunter ein deutscher -, Workshops, Buchvorstellungen und Wettbewerbe.

Veranstaltungen hier.

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda / Kalender

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Agenda de Muestras del 31/07/2016

Por Susanne Franz

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La Edición 2016 del Festival de Fotografía Encuentros Abiertos – Festival de la Luz tendrá lugar del 1 de agosto al 30 de septiembre. En 62 espacios de 25 ciudades de todo el país, se presentarán 110 muestras de más de 300 autores provenientes de 26 países.

Entre los autores internacionales que expondrán se pueden destacar Katharina Gaenssler (Alemania), Gerard O’Connor y Marc Wasiak (Australia), Rogerio Reis (Brasil), Kent Krugh (Estados Unidos), Mariya Kozhanova (Rusia) y Werner Bischof (Suiza; foto). El país invitado es Corea.

Los Encuentros Abiertos – Festival de la Luz se llevan a cabo cada dos años y son de acceso libre y gratuito. Se organizan proyecciones, conferencias, ciclos de cine, talleres, presentaciones de libros, convocatorias fotográficas y concursos, así como un Foro de Portfolios, encuentros entre fotógrafos y curadores, críticos especializados, coleccionistas, editores y directores de instituciones interesadas en la imagen fotográfica como medio de relevancia artística, cultural y social.

Agenda aquí.

Las muestras de la semana:

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Immersive and experiential installation

Typoe’s “Forms from Life” at Faena Arts Center in Buenos Aires

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“Forms from Life” is Typoe’s first solo exhibition in Latin America, showing at Faena Arts Center in Buenos Aires from July 20th through July 31st. The artist transforms “Sala Molinos” into a surrealist labyrinth of fantasy. His monumental children’s building blocks and towers bring to mind the Art Deco facades and tropical colors of Miami – the artist’s hometown – and the ruins of classical architecture from ancient Rome. Exploring basic geometry, order and beauty, the artist reimagines the basic building blocks of our physical world. Fluorescent and flamingo pinks, tropical turquoise and tangerine orange are highlighted by faux-marble classical columns and arches that tease the imagination.

The installation invites visitors to construct new worlds for their dreams, generating new experiences of communal creation and social interaction. Timed to coincide with the local school year’s winter break, “Forms from Life” will be a call to play, build and experiment – a space for collective creativity.

Typoe (b. Miami, 1983) is a multidisciplinary artist whose practice plays upon the constant tension between the dark recesses of the urban underground and the shimmering bling of celebrity. Often working with gunpowder, fire, plastic, spray paint and found objects, Typoe’s work evolves in response to a given situation or environment.

For “Forms from Life” the artist has moved away from his signature gunpowder paintings that play with both representation and materiality, in favor of creating an entirely immersive and experiential installation inside the Faena Art Center. Based in Miami, Typoe has participated in gallery and museum shows around the world and exhibited his work in Mexico City, New York, Los Angeles and Basel. Typoe is co-founder and Creative Director of PRIMARY, an art collective and gallery in Miami.

  • Faena Arts Center, Sala Molinos
  • Aimé Paine 1169, Puerto Madero, Buenos Aires
  • Saturday, Sunday and Monday 12-19
  • Admission: 50 pesos, Mondays free
  • July 20th through July 31st, 2016

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Ausstellungskalender vom 16/07/2016

Von Susanne Franz

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Seit Ende Juni und bis zum 31. Oktober kann man im Malba die Ausstellung “Yoko Ono. Dream Come True” besuchen – die erste Retrospektive der 1933 in Tokio geborenen Künstlerin in Argentinien. Ono, Vorreiterin der Konzept- und Partizipativen Kunst, zeigt hier mehr als 80 Arbeiten, darunter Objekte, Videos, Filme, Installationen und Klangdokumente, geschaffen zwischen den 1960er Jahren und heute. Die Ausstellung hat als Angelpunkt die sogenannten “Instructions” (Anweisungen), die Ono seit mehr als 60 Jahren entwickelt. Der Titel der Ausstellung kann als Metapher für die künstlerische Laufbahn Yoko Onos verstanden werden, aber auch als Beschreibung einer Vision für die heutige krisengeschüttelte Welt, die laut Ono durch die gemeinsame Anstrengung aller und den kreativen Austausch verbessert werden kann.

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda de Muestras del 16/07/2016

Por Susanne Franz

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Desde fines de junio y hasta el 31 de octubre se puede visitar en el Malba la muestra “Yoko Ono. Dream Come True”, la primera exposición retrospectiva en Argentina de Yoko Ono (Tokio, 1933), pionera del arte conceptual y participativo contemporáneo. La muestra está compuesta por más de 80 trabajos, que incluyen objetos, videos, films, instalaciones y registros sonoros producidos desde principios de los 60 hasta hoy, y tiene como eje las llamadas “Instrucciones”, que Ono viene desarrollando desde hace más de sesenta años. El título de la muestra puede ser leído como una metáfora de su trayectoria artística pero también como un comentario a la situación global de nuestra época que, según Ono, puede ser mejorada a través de la participación conjunta y el intercambio creativo.

Las muestras de la semana:

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Kosmische Ordnung und kreatives Chaos

Ernesto Pesce lädt Alejandro Scasso zum Künstlerdialog

Von Susanne Franz

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Ritterschlag für Alejandro Scasso: Der argentinische Künstler wurde von seinem renommierten Kollegen, dem hoch angesehenen Maestro Ernesto Pesce, eingeladen, im dritten Künstlerdialog des Kunstraumes “Modos” der Stiftung vittal sein Partner zu sein. Der jüngere Maler lebte 20 Jahre in Deutschland und ist erst seit wenigen Jahren wieder zurück in seiner Heimatstadt Buenos Aires, in der er einst seinen künstlerischen Weg u.a. mit Lehrmeistern wie Jorge Demirjian einschlug.

Auf den ersten Blick könnten die beiden Maler kaum unterschiedlicher sein. Pesces Werke sind voller Ruhe und Gelassenheit – die beiden großformatigen Bilder im Eingangssaal der Galerie zeigen das um 1200 entstandene Fußbodenlabyrinth der Kathedrale von Chartres, von deren Baumeister es keine Überlieferung gibt, umgeben vom Pesce’schen Kosmos, in dem dieser unbekannte Architekt laut Bildtitel gesucht wird. Scassos Bilder sind voller wilder, ungestümer Farben, wobei die bei ihm typische Zweigeteiltheit der Werke in organische, zellenartige Flächen und kühle, abstrakte Zonen sich zu seiner unverwechselbaren künstlerischen Sprache verdichtet.

Den beiden Werken Pesces hängen fünf mittelgroße Bilder Scassos gegenüber, und den zweiten Saal der Galerie hat der Jüngere ganz für sich allein. Jedes Werk Scassos überrascht durch seine Kreativität, aber hier bestechen ganz besonders zwei riesige neuere Werke mit Farbskalen, die den Pinselstrichen in Schwarz-Weiß, den wabernden organischen und den nüchternen abstrakten Flächen noch eine weitere Wendung verleihen.

Betritt man zuletzt den Patio der Galerie und geht links in einen kleineren Raum, kann man dort neun kleine erotische Zeichnungen Pesces bewundern sowie eine Mappe mit weiteren, nicht gerahmten Bildern der Serien, die an einem japanischen Mythos und dem Ulysses inspiriert sind. In einer schwarze Mappe kann man durch Studien von Alejandro Scasso hindurchblättern, von denen er Hunderte herstellt, aus denen er dann seine Bilder synthetisiert. Neben dem reinen Kunstgenuss kann man hier auch eine Menge über die beiden Künstler lernen.

Und was den Dialog betrifft: Hier treffen sich zwei wundervolle Künstler, deren Werke ganz hervorragend miteinander kommunizieren, ohne dass sie viel mehr miteinander gemeinsam haben müssten als Neugierde, Schaffensfreude und natürlich ein riesiges Talent. Spielerisch spricht hier das Chaos als Ursprung der Kreativität mit der kosmischen Ordnung, in die alles Schaffen fließt.

Eine besonders gelungene Ausstellung, die man noch bis zum kommenden 22. Juli bewundern kann! Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 14 bis 22 Uhr (Espacio Modos, Honduras 5041, Palermo, Buenos Aires).

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Fotos von oben nach unten:

Fruchtbarer Dialog: Ernesto Pesce (links) und Alejandro Scasso vor einem Werk Pesces…

…und vor einem Werk Scassos.

(Fotos: Pato Parodi)

Poetisch, temperamentvoll, hypnotisch

Erstes Programm 2016 des “Ballet Contemporáneo del Teatro San Martín” im Teatro 25 de Mayo

Von Susanne Franz

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Seit den 18. Juni und nur noch bis Sonntag, den 3. Juli, präsentiert das Zeitgenössische Ballett des San Martín-Theaters sein erstes Programm des Jahres. Da das Theater San Martín immer noch umgebaut wird – voraussichtlich bis Mitte 2017 – ist das Tanzensemble ohne eigenen Aufführungs- und Probenort. Geprobt wird also, wo es gerade geht, und als Aufführungsort des ersten Programms dient nun das schöne Stadtviertel-Theater “25 de Mayo” (Triunvirato 4444). Das zweite Programm soll im Auditorio de Belgrano und das dritte und letzte des Jahres im Teatro Coliseo gezeigt werden.

Weder die Heimatlosigkeit noch den Wechsel an der Spitze merkt man dem hervorragenden Tanzensemble an, das seit 1999 von Mauricio Wainrot geleitet worden war, der nun für die Kulturangelegenheiten des Auswärtigen Amtes zuständig ist. Die Tanzgruppe wird jetzt von Wainrots rechter Hand, der Tänzerin Andrea Chinetti, geführt. Gezeigt werden drei Choreographien: das poetische, unglaublich schöne “Ínfima constante” – eine Wiederaufnahme – von Anabella Tuliano mit Originalmusik von Leandro Gatti, die Premiere “Temperamental” von Silvina H. Grinberg mit Originalmusik von Guillermina Etkin, die in die Nähe des Theaters rückt, weil das gesprochene Wort eine Rolle spielt, und der Klassiker “Bolero”von Ana María Stekelman nach der Musik von Maurice Ravel.

Vorstellungen sind noch diesen Freitag und Samstag um 20.30 Uhr und Sonntag um 19.30 Uhr. Karten kosten 120 bzw. 100 Pesos. Nicht verpassen!