Klingende Kunst

Goethe-Institut Buenos Aires bringt Kagels “Zwei-Mann-Orchester” nach Argentinien


Im Rahmen des vom San Martín-Theater und dem Teatro Colón organisierten und von Martín Bauer koordinierten 16. “Zyklus Zeitgenössischer Musik”, der seit dem 28. Oktober und bis zum 30. November 15 hochkarätige Konzerte mit neuer Musik im Programm hat, wird dank einer Initiative des Goethe-Instituts Buenos Aires das “Zwei-Mann-Orchester” von Mauricio Kagel zum ersten Mal in Lateinamerika zu erleben sein: am 16., 17. und 18. November im Bicentenario-Saal des Teatro Colón und im Anschluss in Rosario und Córdoba.

Als “unselbstständiges Automatophon” bezeichnete Mauricio Kagel (1931-2008) das “Zwei-Mann-Orchester für zwei Ein-Mann-Orchester” (1971-73), das zweifellos zu den merkwürdigsten und zugleich originellsten Stücken der neuen Musik zählt. Kagel und die Spieler Wilhelm Bruck und Theodor Ross überraschten das perplexe Publikum der Donaueschinger Musiktage bei der Uraufführung 1973 mit einer undurchschaubaren Klangmaschine monumentaler Größe, gefügt aus über 200 abgelegten, ramponierten, gar defekten Instrumenten und dysfunktionalen Klangerzeugern. Zum Klingen gebracht wurde sie von der kleinsten Besetzung, die noch Zusammenspiel erlaubt, mit Schnüren, Stangen, Hebeln und allerlei anderen Bewegungselementen. Das Orchester als traditionell zentraler Klangkörper des renommierten Festivals, in dessen Auftrag Kagel das Werk ausarbeitete, spiegelte sich selbst in einer zur klingenden Kunst gewordenen Karikatur.

Die Spieler dieser ersten Fassung, Wilhelm Bruck und Theodor Ross, stellten 1992, anlässlich der Documenta IX, eine neu gebaute, zweite Fassung der Orchestermaschine ins Foyer des Kasseler Staatstheaters, wo sie fast zwei Jahre lang stand und regelmäßig gespielt wurde.

2011 wurde in Basel eine neue, dritte Fassung in einer Kooperation der Paul Sacher Stiftung, der Hochschule für Musik Basel und dem Museum Tinguely realisiert. Wilhelm Bruck stand als Partner diesmal der Schlagzeuger und Multiinstrumentalist Matthias Würsch (Basel, Schweiz) zur Seite.

Das Goethe-Institut Buenos Aires bringt nun das “Zwei-Mann-Orchester” in der Basler Fassung mit der Besetzung Wilhelm Bruck und Matthias Würsch nach Argentinien: am 16., 17. und 18. November ins Teatro Colón, anschließend ins Centro Cultural Parque de España (Rosario) und ins Centro Cultural General Paz (Córdoba).

Als Rahmenprogramm finden Workshops und Gespräche mit Studenten und dem Publikum statt, darunter ein Praxisseminar von Wilhelm Bruck über Mauricio Kagels Acustica an der Universidad de Quilmes und mit Schülern der Initiative des Auswärtigen Amts “Schulen – Partner der Zukunft”, Solo-Konzerte von Matthias Würsch mit experimentellen Werken von Schweizer Komponisten, sowie ein Gastvortrag über “Mauricio Kagels Theater der Instrumente” vom Musikwissenschaftler Matthias Kassel, Kurator der Sammlung Mauricio Kagel an der Paul Sacher Stiftung.

Infos über Tournee und Rahmenprogramm auf der Webseite des Goethe-Instituts. Infos über den “Ciclo de Música Contemporánea” auf der Webseite des Teatro Colón oder des San Martín-Theaters.

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Bühnenaufbau im Museum Tinguely, Basel, 30. April 2011.
(Foto: Ute Schendel)

Neue Musik im Teatro San Martín, Colón, Proa, Usina und UNTREF

Als besonderen Leckerbissen im Rahmen des 16. Zyklus Zeitgenössischer Musik präsentiert das Goethe-Institut Buenos Aires Mauricio Kagels “Zwei-Mann-Orchester” als lateinamerikanische Erstaufführung


Am Sonntag, dem 28.10., beginnt der 16. “Ciclo de Conciertos de Música Contemporánea”, den das San Martín-Theater in Zusammenarbeit mit dem Teatro Colón veranstaltet und der in diesem Jahr – bis zum 30. November – 15 Konzerte umfasst.

Die Eintrittskarten für den Casacuberta-Saal des San Martín kosten $50.- (Studenten erhalten 50 % Ermäßigung). Im Colón zahlt man zwischen $50.- und $70.-, im Kulturzentrum “Usina de las Artes” $30.- und in der Fundación Proa $20.-. In der Universidad Tres de Febrero ist der Eintritt frei.

Unterstützt wird der hochkarätige Musik-Event u.a. von der Deutschen Botschaft, dem Goethe-Institut und Pro Helvetia. Im Colón geht es am Sonntag um 17 Uhr mit dem Philharmonieorchester der Stadt Buenos Aires, dem Lagun-Onak-Chor und dem Solisten Emanuele Torquati am Klavier los, unter der Leitung von Alejo Pérez. Es werden Werke von Ives, Xenakis und Halffter aufgeführt.

Weitere Leckerbissen: Musik von Steve Reich am 6. und 7.11. im Casacuberta-Saal des San Martín-Theaters (Reich wird zu diesem Anlass zum ersten Mal nach Argentinien reisen), und das “Zwei-Mann-Orchester” von Mauricio Kagel (1931-2008) – einem Kind der Stadt Buenos Aires – am 16., 17. und 18. November im “Bicentenario”-Saal des Teatro Colón (Cerrito 628). Das Musikereignis ist auf Initiative des Goethe-Instituts Buenos Aires erstmals in Lateinamerika zu erleben und wird auch in Rosario und Córdoba aufgeführt. Außerdem findet ein Rahmenprogramm mit Workshops, Meisterklassen etc. statt. Weitere Infos dazu bei programm@buenosaires.goethe.org.

Foto:
Mauricio Kagel, “Zwei-Mann-Orchester”, Basler Fassung 2011. Aufbau im Museum Tinguely Basel.
(Foto: Ute Schendel/Paul Sacher Stiftung)

Mythos und Erlösung

Goethe-Institut und Teatro Colón zeigen Filmzyklus über Richard Wagner

Von Susanne Franz

Als Vorgeschmack auf die Feiern zum 200. Geburtstag Richard Wagners im kommenden Jahr, und im Rahmen des für November 2012 geplanten “Colón-Ring”, einer von Katharina Wagner in Szene gesetzten 7-Stunden-Kompaktfassung des Wagnerschen “Ring des Nibelungen” in der argentinischen Hauptstadt, hat das Goethe-Institut Buenos Aires zusammen mit dem Teatro Colón den Filmzyklus “Richard Wagner: Mito y Redención” organisiert, der von Freitag, dem 26. Oktober, bis Sonntag, den 28. Oktober, im Centro de Experimentación des Colón (CETC) gezeigt wird. In Beiträgen von Werner Herzog, Hans-Jürgen Syberberg, Andreas Morell oder Christoph Schlingensief werden hier wenig bekannte Aspekte des Wagnerianischen Universums beleuchtet. So wird etwa die außerordentliche, fünfstündige Dokumentation “Winifred Wagner y la historia de la casa Wahnfried 1914-1975” (Winifred Wagner und die Geschichte des Hauses Wahnfried) am kommenden Samstag in zwei Teilen gezeigt.

Ab 24. Oktober kann man Karten im Vorverkauf an der Theaterkasse des Colón (Tucumán 1171) erwerben. Der Saal hat nur 100 Sitzplätze. Infos unter Tel.: 4378-7109 oder auf der Webseite des Teatro Colón.

Programm

  • Freitag, 26.10.
  • 17 Uhr: “Richard Wagner y las mujeres” (Richard Wagner und die Frauen), 2005, 44 Min., Regie: Andreas Morell
  • 18.30 Uhr: “El segundo sueño. La puesta en escena de Christoph Schlingensief en Manaos” (Der zweite Traum – Schlingensief inszeniert Wagner in Manaus), 2009, 60 Min., Regie: Lennart Laberenz
  • 20 Uhr. “La transformación del mundo en música” (Die Verwandlung der Welt in Musik), 1994, 90 Min., Regie: Werner Herzog
  • Samstag, 27.10.
  • 16 Uhr: “Richard Wagner und die Frauen”
  • 17 Uhr: “Winifred Wagner I”, 1975, 145 Min., Regie: Hans Jürgen Syberberg
  • 20 Uhr. “Winifred Wagner II”, 1975, 152 Min.
  • Sonntag, 28.10.
  • 16.30 Uhr: “Der zweite Traum”
  • 18 Uhr: “Die Verwandlung der Welt in Musik”

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Szene aus “Richard Wagner und die Frauen”.

Cage x Wilson

“Conferencia sobre nada” de John Cage por Bob Wilson


El Martes 25 de septiembre, a las 21 horas, se llevará a cabo la única presentación de “Conferencia sobre nada” de John Cage por Bob Wilson, en la Sala Martín Coronado del Teatro San Martín. Av. Corrientes 1530. Se trata de una producción de la Ruhrtriennale en el marco del Homenaje a John Cage organizado por el Ciclo Colón Contemporáneo y la Fundación Proa, con la colaboración del Goethe-Institut Buenos Aires. Localidades de $70/$100 están en venta a través del Complejo Teatral de Buenos Aires.

A partir de los años 40, John Cage compone numerosas piezas musicales en las que tiende a incluir el tiempo como material compositivo. De este concepto surgen también sus conferencias -entre ellas la “Conferencia sobre nada”- que le sirven al compositor para expresar sus ideas a la manera de un manifiesto. La “Conferencia sobre nada” (1949) es un continuo de reflexiones y relatos sobre arte, música, sonido y silencio, organizado como una partitura. Estos materiales están dispuestos a lo largo de una grilla de cuatro columnas que permite una lectura musical del texto: según el autor, la Conferencia debe ser leída “con el rubato con el que hablamos cotidianamente”, de izquierda a derecha, de modo tal que todas las líneas tengan la misma duración.

“Conferencia sobre nada” fue presentada por Cage por primera vez en 1950 en New York y forma parte de “Silence”, el fundamental libro de ensayos y conferencias editado en 1961.

Sobre la versión de Bob Wilson

Por su singular modo de acercamiento a textos y materiales, y sus casi ilimitadas imaginación, creatividad y libertad de espíritu, podría decirse que Robert Wilson es el perfecto intérprete de Cage. Absolutamente reconocido como regisseur y director de escena, este arquitecto neoyorkino -quizás uno de los directores de ópera más peculiares- sube al escenario muy rara vez y desde hace muy poco tiempo. Ahora, el público de Buenos Aires tendrá el privilegio de ver a Bob Wilson en esta performance que se presenta en la ciudad apenas un mes después de su estreno mundial en la Trienal del Ruhr 2012 y de su repetición en la Akademie der Künste (Berlín).

  • Texto: John Cage
  • Performance, concepto y dirección: Robert Wilson
  • Video: Tomek Jeziorski
  • Música: Arno Kraehahn
  • Producción técnica: Reinhard Bichsel
  • Hombre con binoculares: Tilmann Hecker
  • Dramaturgia: Stephan Buchberger
  • Artistic production manager: Johanna von Rigal
  • Producido por Ruhrtriennale
  • Tomek Jeziorski es presentado por Klopsztanga.Polen grenzenlos NRW
  • Con apoyo del Adam Mickiewicz Institut Warschau

Heimspiel für Punklegenden

Die Toten Hosen feierten 30 Jahre Bandgeschichte und das 20. Tour-Jubiläum in ihrer zweiten Heimat Argentinien – und sind jetzt Ehrengäste von Buenos Aires

Von Nina Obeloer

Sie sind einer der beliebtesten deutschen Exportschlager in Argentinien: “Die Toten Hosen” spielten am vergangenen Samstagabend im ausverkauften Estadio Cubierto Malvinas Argentinas. Nachdem die letzte Vorgruppe von der Bühne verschwunden war, verlangten Sprechgesänge des Publikums nach Campino & Co. Einige Besucher der oberen Ränge kletterten die Absperrungen herunter, um ganz vorne stehen zu können. Dann geht das Licht aus. Die Menge tobt. Um 21.20 Uhr betritt die Punk-Rock-Band aus Düsseldorf die Bühne. Hinter den fünf Bandmitgliedern prangt das Bandlogo, der Knochenadler. Sie eröffnen das Konzert mit “Ballast der Republik”.

Die Toten Hosen treten gerne in ihrer “zweiten Heimat”, wie sie Argentinien auf ihrer offiziellen Website betiteln, auf. Und der Abend ist ein besonderer Anlass – ein doppeltes Jubiläum sozusagen. Denn in diesem Jahr schreiben “Die Toten Hosen” nicht nur seit bereits 30 Jahren gemeinsam Musikgeschichte, sondern kommen seit 20 Jahren auch regelmäßig für Auftritte nach Argentinien. Dass die Band das angemessen feiern will, beweist sie ihrem Publikum in den folgenden zwei Stunden: Mit mehr als 30 Songs im Gepäck bringen die Hosen die Halle zum Kochen. Zudem wird der Abend auf DVD aufgezeichnet, wie Campino zu Beginn erklärt. Knapp über zwei Stunden tanzen, singen und springen vor allem die vorderen Reihen zu Klassikern wie “Bonnie & Clyde” sowie “Alles was war”. Doch auch einige der neueren Songs vom Album “Ballast der Republik” werden vorgestellt.

Kameramänner für die DVD-Aufzeichnung stehen inmitten von Pogo-Kreisen, während Campino seinem Ruf als Entertainer alle Ehre macht und immer wieder mit dem Publikum spricht, insofern es sein Spanisch zulässt: “Arriba los manos” und “From izquierda to derecho” ruft er und fuchtelt wild mit den Händen rum – und seine Fans tun es ihm gleich. “Mein Spanisch ist nach 20 Jahren hier immer noch so Scheiße”, lacht er, und fügt hinzu: “Aber wahrscheinlich mögen uns die Menschen hier gerade deshalb, weil man uns nicht versteht.” Aber für die ein oder andere Ansage reicht es eben doch: “Una cerveza para todos”, ruft er, während er Dosenbier ins Publikum wirft.

Nach den ersten Songs fragt er mit verschwitztem Oberkörper in die Menge: “Hat jemand ein Shirt für mich?” Prompt bekommt er eines der eigenen Bandshirts entgegengeworfen, welches er sich überstreift. “Ich will nicht ins Paradies, wenn der Weg dahin so schwierig ist…”, fährt er direkt darauf mit dem nächsten Titel fort. Schließlich muss der Lieblingsfußballclub der Band noch gewürdigt werden: “Hinsetzen!”, fordert er das Publikum auf. “Hinsetzen für Fortuna Düsseldorf!” Bei “Steh’ auf, wenn du am Boden bist!” springen alle auf – und brüllen mit.

Als Campino vom doppelten Jubiläum berichtet, singt das ausverkaufte Stadion ein Geburtstagsständchen für die fünfköpfige Band: “Cumpleaños feliz”. Und plötzlich fühlt es sich recht klein und familiär an in der riesigen Halle. Auch der Bandleader zeigt sich ergriffen: “Wir sind tief berührt. In unserer Heimatstadt Düsseldorf hassen uns die Leute”, scherzt er. Er legt sich eine argentinische Flagge über die Schultern und erklärt: “Das Wichtigste ist nicht die Musik, sondern die Leute hier zu treffen!”

Dass die Menschen in Buenos Aires die Hosen lieben, wird spätestens klar, als Norberto “El Ruso” Verea die Bühne betritt. Er verleiht der Band den Titel als Ehrengäste der Stadt Buenos Aires. Sichtlich stolz präsentiert der Frontmann seinem Publikum die Auszeichnung. “Vielen Dank für dieses wunderschöne Geburtstagsfest!” Es folgt das Highlight des Abends: Die Interpretation des Songs “Tage wie diese” auf Spanisch, “Días como estos”. Dazu wird ein Konfettiregen ausgelöst, der die komplette Halle in weiße und rote Schnipsel taucht.

Als Zugabe singen sie “Mi Buenos Aires querido”. Nachdem Campino zuvor schon einige Songs gemeinsam mit “Attaque 77” sowie dem Frontmann der Vorband “PIL” performt hatte, ruft er zur zweiten Zugabe noch einen letzten Gast auf die Bühne: C.J. Ramone, Ex-Bassist der Erfolgsband “The Ramones”. Gemeinsam spielen sie den legendären Rocksong “Blitzkrieg Bop” und das “The Clash”-Cover “Should I Stay Or Should I Go?”. Nach einer dritten Zugabe geht die Band in den verdienten Feierabend. Campino ruft ein letztes Mal: “Hasta muy pronto!”

(Foto: Cristian Lois)

Cage-Hommage in Buenos Aires: Kolloquium, Filme und mehr

Zahlreiche Veranstaltungen zum 100. Geburtstag / Anmeldefrist für Kolloquium endet morgen

Von Susanne Franz

Am 5. September wäre der US-amerikanische Komponist John Cage 100 Jahre alt geworden. Auch in Buenos Aires gibt es zahlreiche Veranstaltungen zu Ehren des Ausnahmekünstlers. So haben das Teatro Colón und die Fundación Proa für den 13. und 14. September, von 11 bis 17.30 Uhr, ein internationales Kolloquium mit hochkarätigen Cage-Experten aus aller Welt organisiert, an dem u.a. der deutsche Komponist und Filmemacher Henning Lohner, der mit Cage zusammengearbeitet hat, teilnimmt. Das Kolloquium im Auditorium der Proa (Av. Pedro de Mendoza 1929 Ecke Caminito) ist gratis und richtet sich an Cage-Kenner, Dozenten und fortgeschrittene Studenten. Zur Anmeldung – nur noch bis 3. September! – muss man das entsprechende Formular auf der Webseite der Proa herunterladen und an coloquio@proa.org schicken. Für die Teilnahme an beiden Tagen wird eine Bescheinigung ausgestellt.

Zu den von Martín Bauer und Pablo Gianera koordinierten Hommage-Veranstaltungen für John Cage zählen auch eine Filmreihe im Leopoldo Lugones-Saal des San Martín-Theaters (Av. Corrientes 1530) am 12. und 13. September, für die Luciano Monteagudo die Auswahl getroffen hat; ein Überblick über Cages musikalisches Schaffen (1940-1992), mit Aki Takahashi, Joan La Barbara, David Núñez und dem “Cuarteto de la Untref”, im Foyer des Teatro Colón, am 15. September von 15 bis 20 Uhr; die Darbietung von “4.33” durch den Pianisten Lucas Urdampilleta im Auditorium der Fundación Proa, am 22. September um 18 Uhr; und Bob Wilsons Lesung von Cages “Conferencia sobre nada”, im Casacuberta-Saal des San Martín-Theaters, am 25. September um 21 Uhr.

Zwischen dem 5. und dem 20. September veranstaltet auch die “Casa Fernández Blanco” (Hipólito Yrigoyen 1420) einen vierteiligen Cage-Musikzyklus.

(Foto: Wikipedia)

In Tagen wie diesen zu Gast

“Die Toten Hosen” geben im September vier Konzerte in Argentinien

Von Fabian Vögtle


“Tage wie Diese”, einer der Hits des Jahres – nicht nur in deutschen Fußballstadien -, gibt es nun auch auf Spanisch. In “Días como estos” singt der Leader der Toten Hosen Campino mit beinahe genauso viel Leidenschaft wie in der deutschen Originalversion. Unterstützt werden die Hosen von der Band “La Vela Puerca” aus Uruguay, die eine spanische Version geschrieben hat und bei den Gesangsaufnahmen dabei war.

Die Aufnahme ist als Hommage an die spanischsprachige Fangemeinde und vor allem an Argentinien gedacht. Denn die Punkrockband aus Düsseldorf ist hier so beliebt wie kein anderer deutscher Exportschlager und gibt seit den 90er Jahren regelmäßig gefeierte Konzerte. Und nun, an einem weiteren Karriere-Höhepunkt der fünfköpfigen Band, die dieses Jahr zum ersten Mal gleichzeitig an der Spitze der Albumcharts in Deutschland, der Schweiz und Österreich stand, schauen die Hosen wieder einmal in Argentinien vorbei. Im September stehen vier Konzerte auf dem Programm.

Ob in San Miguel de Tucumán, Salta, Mar del Plata oder in Buenos Aires, die Hosen werden auch in ihrem 30. Bühnenjahr Vollgas geben und den argentinischen Anhängern altbekannte Songs sowie ihr neues Album “Ballast Der Republik” präsentieren. Das 15. Album der Band ist ein Rückblick auf die erfolgreichen Jahrzehnte mit Tausenden Konzerten auf der ganzen Welt, eine Momentaufnahme aktueller und gesellschaftlicher Entwicklungen und gleichzeitig ein Blick nach vorne, in die Zukunft Europas, der Bundesrepublik und der Toten Hosen.

Das Punkrockalbum knüpft auch musikalisch an alte Zeiten an. Frontmann Campino, Schlagzeuger Vom, Bassist Andi sowie an den Gitarren Kuddel und Breiti zeigen sich 2012 in Bestform und überzeugen mit ihrer Musik sicherlich nicht nur ihre alten Fans. “Traurig einen Sommer” ist ein ironischer Blick auf das tragische Leben als Musiker, “Europa” beschreibt die Flüchtlingsproblematik zwischen Afrika und Europa mit den zahlreichen Toten auf offenem Meer. In einigen Songs geht es auch persönlicher zu. “Schade, wie kann das passieren?” etwa ist eine klassische Tote-Hosen-Hymne über Sport – es geht um die Niederlage des heimischen Eishockey-Vereins. In “Draußen vor der Tür” singt Campino über seinen Vater und in “Das ist der Moment” über glückliche Augenblicke mit seinem Sohn sowie unvergessliche Erfolge mit der Band.

Doch am eindrucksvollsten ist die Single “Tage wie Diese”, eine Hymne über einzigartige Momente im Leben, die für eine Ewigkeit gelten, oder, mit Campino ausgedrückt: “Das Lied ist auch unsere Reaktion auf diese ganze Nostalgie, die einem am Vorabend von so einem Jubiläum wie unserem 30-jährigen Geburtstag entgegenschlägt. Wir waren immer eine Band, die in der Gegenwart lebt und nach vorne blickt. Letztendlich geht es auch darum, den Moment zu zelebrieren. So wie Du mit einem Freund auf ein Konzert oder auf eine Party gehst und weißt: das ist ein Abend oder ein Moment, der so vielleicht nicht mehr wieder kommt. Eine solche Situation beschreibt das Lied.”

Konzerttermine:

  • Donnerstag, 6. September: “Robert Nesta”, San Martín 1129, San Miguel de Tucumán.
  • Freitag, 7. September: “Estación Mega”, Balcarce 980, Salta.
  • Donnerstag, 13. September: “Gap Disco”, Constitución 5780, Mar del Plata.
  • Tickets online bei Tu entrada.
  • Samstag, 15. September: “Estadio Malvinas Argentinas”, Gutenberg 350, Buenos Aires. Gast: CJ Ramone.
  • Tickets online bei Ticketek oder telefonisch unter 5237-7200.

Foto: Matías Corral.

Tango-Auszeit

Katharina Deissler studiert in Leipzig Violine und ist für ein Jahr aus ihrem klassischen Studium in Buenos Aires’ Tangowelt eingetaucht

Von Fabian Vögtle


An diesem Abend steht sie mit ihrer Violine auf der Bühne des Torquato Tasso in San Telmo. Für Katharina Deissler ist es eine große Ehre, hier auftreten zu dürfen. In einem der bekanntesten Tangolokale der Stadt, als Deutsche, die vor einem Jahr von Tango noch gar keine Ahnung hatte. Nun überzeugt sie in einem Quartett an der Seite des Bandoneonisten Ariel Hernández und wirkt so cool, als würde sie schon seit Jahren zur Tangoszene dazugehören. Es ist ihr letztes Konzert in Buenos Aires und man merkt, wie sie das genießt.

Aus dem Publikum sind Bravo-Rufe für die 24-Jährige hören. Sie kommen von keiner Geringeren als Amelita Baltar, die sich an diesem Abend unter die Touristen und Tangofans gemischt hat. Die 71-jährige Sängerin und Ex-Partnerin von Astor Piazzolla kommt für das letzte Stück auf die Bühne und präsentiert zusammen mit den ihr teils bekannten Musikern den Hit “Vuelto al sur” in Anspielung auf Hernández, der die letzten 20 Jahre in Europa und vor allem in Madrid gewirkt hat.

Mit dem Album “Tango Groove”, das er mit seinem Quartett, dem außer Deissler noch Pianist Martín Robbio und Guillermina Isturiz am Kontrabass angehören, jetzt vorstellt, meldet er sich derzeit zurück in seiner Heimat. Es ist kein klassischer Tango. In seinen Stücken kommt mal Elektromusik, mal Flamenco und vor allem viel Jazz vor. Im Tasso spielen sie unter anderem den “Broken Jazz”. Traditionell schmachtende Tango-Rhythmen wechseln sich mit lauter und schneller Jazz-Musik ab. Es gleicht einer Explosion. Diesen Kontrast kann man mögen oder nicht. Jedenfalls zeigt er die künstlerische Klasse und Vielfalt des Quartetts.

Katharina Deissler ist für 12 Monate vollkommen in diese Tangowelt eingetaucht. Zwar war sie 2007 schon mal in Argentinien und auch in Buenos Aires – ein Grund, wieder zurückzukehren. Doch am Anfang wusste sie fast nichts über die kulturelle Bedeutung und Faszination des Tangos. In Deutschland kam sie mit den “Vier Jahreszeiten” von Piazzolla in Kontakt, mehr kannte sie nicht. “Ich hatte gar keinen Schimmer. Das hätte auch schiefgehen können”, sagt sie rückblickend. Doch sie hatte das Glück, schnell Leute aus der Tangoszene kennenzulernen. Sie nahm einen Job in einer Tanguería als Aushilfe in einem Quartett an, spielte in den Orchestern der “Escuela de Música Popular de Avellaneda” und in der “Escuela de Tango Orlando Goñi”, wo sie auch Kurse besuchte. Einmal die Woche kam sie zudem in den Genuss, bei Leonardo Ferreyra, dem ehemaligen Konzertmeister des “Orquesta Municipal del Tango de la Ciudad de Buenos Aires”, Unterricht zu nehmen.

“Es ist eine ganz andere Welt hier, diese Populärmusik lebt von den Leuten und dem Ausdruck der Musik”, schwärmt Deissler über ihr nun zu Ende gehendes Jahr in Argentiniens Hauptstadt. “Du wirst Teil einer Struktur. Das jetzt alles hinter sich zu lassen, ist schon komisch”, ergänzt sie wehmütig. Das Jahr habe für ihre klassische Hochschulkarriere nichts gebracht. Doch sie wollte diese Auszeit vom Diplom-Studium an der Hochschule für Musik und Theater Mendelssohn Bartholdy in Leipzig unbedingt – um einfach mal eine ganz andere Musik und Kultur kennenzulernen. Nun kehrt sie wieder nach Deutschland zurück, um noch zwei weitere Jahre klassische Violine und Musik zu studieren.

Doch sie will auch dem Tango treu bleiben. Für Januar plant sie, zusammen mit Argentiniern in Berlin aufzutreten, und wenn es klappt, würde die aus Freiburg kommende Deissler gerne ein kleines Tango-Ensemble gründen.

Foto:
Katharina Deissler im Torquato Tasso.
(Bild: Gastón Bardy)

Bandoneons, Milongas und Piazzolla

Ab morgen in Buenos Aires: “Tango Festival y Mundial”

Von Nina Obeloer


Der Tango Argentino erlebte in den letzten Jahrzehnten eine Renaissance. Vom 14. bis zum 28. August 2012 findet in seiner Geburtsstadt Buenos Aires nun zum zehnten Mal das “Tango Festival y Mundial” statt – die gleichzeitige Durchführung der Weltmeisterschaft im Tangotanz sowie diverser Vorführungen, Ausstellungen und Milongas an verschiedenen Orten in der Stadt. Zu diesem Anlass wurden mehr als 2000 Tangosänger und -musiker eingeladen, darunter Leopoldo Federico, Atilio Stampone, Horacio Molina, Luis Salinas, Adriana Varela, Horacio Lavandera sowie Pedro Aznar.

Die Tango-Tanz-Weltmeisterschaft wird vom 20. bis zum 28. August ausgetragen. Rund um dieses Ereignis wird es zahlreiche Veranstaltungen geben: So wird am Abend des 14. August ein Eröffnungskonzert im neuen Kulturzentrum “Usina del Arte” gegeben. Ein weiteres Highlight des Festivals ist die 90. Geburtstagsfeier des berühmten Sängers Juan Carlos Godoy. Am Sonntag, dem 19. August, wird er im Centro de Exposiciones auftreten und sein neues Album “Obsesión” präsentieren. Dabei wird er von einer Gitarrengruppe unter der Leitung von Carlos Juárez begleitet.

Am Montag, dem 20. August, wird um 20.30 Uhr auch im Teatro Colón eine Veranstaltung stattfinden: Dort wird die Gruppe “TangoContempo” mit der Show “La Nueva Escena” auftreten. Am 25. August beginnt um 19 Uhr die “Fiesta Electrónica” im Centro de Exposiciones. Hier zeigt sich der Tango von seiner jungen, kosmopolitischen Seite: Typische Tangoklänge verschmelzen mit elektronischen Rhythmen, Hiphop und Drum´n Bass.

Zu Ehren des vor 20 Jahren verstorbenen Astor Piazzolla wird es vom 15. bis zum 26. August eine permanente Ausstellung im Centro de Exposiciones geben. Gezeigt werden mehr als 250 Fotografien – darunter private Bilder mit seiner Familie und Freunden sowie seines Lebens in der Öffentlichkeit. Darüber hinaus werden auch Dokumente, Manuskripte und Zeichnungen ausgestellt. Neben diesen erwähnten Veranstaltungen wird es noch zahlreiche weitere Darbietungen im Rahmen des Festivals geben.

Alle Veranstaltungen sind gratis, am besten schaut man auf der Webseite des Festivals nach, wo, an welchem Tag und ab wann man für die jeweiligen Shows Karten abholen kann.

Foto:
Einer der Acts: Sesiones de Tango.

Band mit besonderer Energie

Schweizer Jazz-Quartett No Square auf Argentinien-Tournee

Von Susanne Franz


Es ist bereits die fünfte Konzertreise des Schweizer Jazz-Quartetts No Square nach Argentinien, das Land, dem die Musiker die Komposition “Tucumán” gewidmet haben. Die Band stellt bis zum 5. August im Rahmen mehrerer Gigs ihre neue CD “Les Lois de L´Ephémère” vor. Zum Beginn ihrer Tournee treten No Square heute und morgen im Jazz-Club Notorious in Buenos Aires auf. Es folgen Konzerte auf dem Jazz-Festival Claypole (“La Casa”, Claypole, 21.7.), in Banfield (Teatro Ensamble, 22.7.), dem Auditorium des Außenministeriums in Buenos Aires (23.7.), im Rahmen des Zyklus “Jazz Impressions” in María Bonita, Adrogué (24.7.), bei “Jazz & Pop” in der Bundeshauptstadt (25.7.), im großen Saal des “Museo de Bellas Artes” in Rosario (29.7.), im Rahmen des Zyklus “Jazzología” im Centro Cultural San Martín, Buenos Aires (31.7.), im “Un lugar en Ortúzar”, Buenos Aires (4.8.) und in Esteban Echeverría (5.8.).

No Square – André Hahne (Bass), Matthieu Dumarque (Saxophon), Yannick Opliger (Schlagzeug) und Matthieu Roffé (Klavier) – stammt aus Lausanne, wurde im Jahr 1994 gegründet und hat bisher acht CDs veröffentlicht. Die Band hat auf vielen Jazzfestivals gespielt, darunter dem von Havanna (auf Einladung von Chucho Valdez), und ist durch die Schweiz, Deutschland, Frankreich, Polen, Chile, Uruguay und Argentinien getourt. Als Vorgruppe spielte No Square für Künstler wie Bill Carrothers, Reneaud García-Fons, Joe Lovano, Erik Trufaz, William Parker und Stacy Kent. Neben anderen Projekten spielte die Gruppe den Soundtrack für den Film “La voix humaine” (Libretto: Jean Cocteau) ein. Die Konzerttournee wird vom französischen Kulturinstitut “Alianza Francesa” unterstützt.

Weitere Infos auf der Webseite der Band und auf Facebook.

Es fließt

Das Jeff Berlin Trio gastierte im Teatro IFT

Von Mirka Borchardt


Die Liste liest sich wie ein “Who’s Who” der internationalen Jazz-, Rock- und Bluesszene: Van Halen, Chick Corea, Rush, Frank Zappa, Bill Evans, Herbie Hancock, Chet Baker. Sie zählen zu denen, mit denen die drei Musiker, die heute auf der Bühne des Teatro IFT stehen, schon zusammengearbeitet haben. Große Erwartungen also. Das Jeff Berlin Trio wird sie nicht enttäuschen.

Das Trio, das sind Jeff Berlin (Bass), Míke Clark (Schlagzeug) und Richard Drexler (Piano). Jeff Berlin ist einer der virtuosesten und talentiertesten Bassisten der Welt. Als Sohn einer Musikerfamilie – seine Mutter war Pianistin, sein Vater Opernsänger – kam er naturgemäß früh in Kontakt mit der Musik. Und blieb ihr treu. Während seiner langen Karriere arbeitete der mittlerweile 59-Jährige mit fast allen großen Rock-, Funk-, Blues- und Jazzgrößen zusammen. Offensichtlich hat das sein Ego nicht korrumpiert. In verwaschenem schwarzem Hemd, das vermutlich schon bei diversen Aufnahmen mit Frank Zappa und Mike Stern dabei war, kommt er auf die Bühne und erklärt in sympathisch-gebrochenem Spanisch, dass er sich freut, wieder da zu sein – es ist nicht sein erstes Mal in Argentinien. Dann legen sie los.

Die ersten fünf Minuten sind zugegebenermaßen schwierig. Man muss sich einhören in diese Musik. Zunächst klingt sie wie Fahrstuhlunterhaltung, für ungeübte Ohren. Erst allmählich schälen sich Rhythmus und Melodiestränge heraus, dann beginnt der Kopf mitzunicken, die Finger trommeln den Beat und man versinkt, um immer wieder mal kurz aufzutauchen bei den Rhythmuswechseln.

“Sollten wir den Zuhörern nicht sagen, was wir hier eigentlich spielen?”, fragt Pianist Richard Drexler irgendwann. Er schaut ein bisschen aus wie der Weihnachtsmann, mit seinem langen weißen Bart. “Och, nö”, sagt Berlin. “Die meisten von euch waren doch noch gar nicht auf der Welt, als wir die Stücke komponiert haben.” Und dann geht es weiter.

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