Deutsches Kino in Buenos Aires

12. Deutsches Kinofestival vom 13. bis zum 19. September im Kinokomplex Village

Von Susanne Franz

Der Film “Glück” von Doris Dörrie erzählt die Liebesgeschichte des Punks Kalle (Vinzenz Kiefer) und der Prostituierten Irina (Alba Rohrwacher) in Berlin, die sich höchst dramatisch zuspitzt, als die Idylle bedroht wird. Mit “Glück” wird das 12. Deutsche Kinofestival eröffnet, das vom 13. bis zum 19. September im Kinokomplex Village Recoleta in Buenos Aires veranstaltet wird. 13 Spielfilme stehen auf dem Programm: neben “Glück” sind es “Kriegerin” von David Wnendt, “Die Unsichtbare” von Christian Schwochow, “Die Summe meiner einzelnen Teile” von Hans Weingartner, “Fünf Freunde” von Mike Marzuk, “Gnade” von Matthias Glasner, “Wunderkinder” von Marcus O. Rosenmüller, “Rubbeldiekatz” von Detlev Buck, “Dreiviertelmond” von Christian Zübert, “Westwind” von Robert Thalheim und der Dokumentarfilm “This Ain’t California” von Marten Persiel.

In einer einmaligen Sondervorstellung wird Jeanine Meerapfels “El amigo alemán”, eine deutsch-argentinische Koproduktion, als Avantpremiere gezeigt. Die Regisseurin stellt ihren Film bei dieser Gelegenheit persönlich vor. Als Abschlussfilm kommt das Publikum in den Genuss des Klassikers “Die Weber” von Friedrich Zelnik, ein Stummfilm aus dem Jahre 1927, dargeboten mit Livemusik von Marcelo Katz und seinem Ensemble “Locos por el Celuloide”. Ein Kurzfilm-Programm weist wie jedes Jahr auf das Schaffen vielversprechender, talentierter deutscher Jungregisseure hin. Zur Festival-Eröffnung reist der deutsche Schauspieler Vinzenz Kiefer als Stargast an.

Foto:
Rohrwacher und Kiefer in “Glück”.

“Ich repräsentiere die äußerste Grenze”

Der Roman “Scherbengericht” des Austro-Argentiniers Germán Kratochwil steht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2012

Von Susanne Franz

Sein literarisches Debüt gab er im Argentinischen Tageblatt: Hier erschienen im Jahr 1958 die Kurzgeschichten “Pessimystiker” und “Tick, Tack und Sylvia” von – damals noch – Hermann Kratochwil. Der junge Schriftsteller war Leser des Tageblattes und hatte die Geschichten eines Tages einfach eingesandt. Wie es dann kam, dass sie veröffentlicht wurden – “keine Ahnung!”, sagt Germán Kratochwil heute und zeigt mit einem verschmitzten Lächeln auf die vergilbten Zeitungsausschnitte. “Da muss ich wohl ins Sommerloch hineingeraten sein”, fügt er bescheiden hinzu. Nun ist “Scherbengericht”, der erste große Roman des promovierten Sozialwissenschaftlers, der in den letzten Jahren hauptsächlich berufsspezifische Bücher auf Spanisch verfasste, in die engere Wahl für den Deutschen Buchpreis 2012 gekommen. Aus 162 Titeln, die die diesjährige Jury in den letzten fünf Monaten gesichtet hat, ist Kratochwils Roman unter die ersten 20 gewählt worden, auf die sogenannte “Longlist”.

Von dieser erlesenen Liste wird schließlich eine engere Auswahl von sechs Titeln getroffen; diese sogenannte “Shortlist” gibt die Jury am 12. September bekannt. Der Träger des Deutschen Buchpreises wird erst am Abend der Preisverleihung, am 8. Oktober 2012, zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse verkündet. Die fünf Finalisten erhalten 2500 Euro, der Erwählte 25.000 Euro Preisgeld.

“Am Dienstagabend hat mich der Verleger (des PICUS-Verlages, in dem “Scherbengericht” erschienen ist) angerufen, er war selbst überrascht”, erzählt Germán Kratochwil. Er sei bei dem Anruf am Vorabend der Bekanntgabe der Longlist am 15. August aus allen Wolken gefallen. Warum sein Roman ausgewählt wurde, könne man vielleicht den Worten des Jurysprechers Andreas Isenschmid (NZZ am Sonntag) entnehmen, der gesagt habe: “Am verblüffendsten an unserer Longlist ist wohl ihre Welthaltigkeit (…)”. “In dieser Welthaltigkeit repräsentiere ich die äußerste Grenze!”, schmunzelt Kratochwil, der in Buenos Aires und Patagonien lebt.

“Scherbengericht” handelt von vertriebenen und ausgewanderten Deutschen und Österreichern in Patagonien und der Last, die sie aus ihrer Vergangenheit mitschleppen. Der Roman wird aus vielen verschiedenen Perspektiven und mit zahlreichen Rückblenden erzählt – eine scharfe Beobachtungsgabe kommt hier zutage, die der Autor der eigenen Einwanderergeschichte zu verdanken hat.

Kratochwil wurde 1938 in Österreich geboren und erlebte die Schrecken des Krieges. “Eine Kindheit hatte ich nicht”, sagt er in Erinnerung an Nächte im Bombenkeller, die Flucht in die Schweiz und schließlich die Ankunft in Buenos Aires, als er 10 Jahre alt war, noch vollkommen offen, Teil der Neuen Welt zu werden. Sein Elternhaus blieb dabei österreichisch geprägt, es wurde Deutsch gesprochen. “Bei mir fand eine echte Vermischung der beiden Kulturkreise statt”, sagt der Schriftsteller, das sei für ihn eine große Bereicherung gewesen. Sein Roman spiegele diese Integration wider.

“Man schnuppert, man schaut sich um, man stellt Fragen”, beschreibt Kratochwil die Überlebensstrategie als junger Einwanderer in Argentinien. “Um klarzukommen, entwickelt man eine enorme Beobachtungsfähigkeit.” Dies sei die Grundlage für sein schriftstellerisches Schaffen, reflektiert der Autor, “ständig voll in der Realität drin” zu sein.

Chancen, auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises zu kommen, rechnet sich Germán Kratochwil nicht aus. Die Konkurrenz sei riesig, auf der Liste seien einige hervorragende, anerkannte Schriftsteller und auch junge Talente. “Wenn es passieren sollte, dann habe ich ein großes Problem!”, lacht er. “Ich bin doch ein Außenseiter im Literaturbetrieb.” Wesentlich für ihn im Moment ist die Arbeit an seinem zweiten Roman, einem “patagonischen Western”. Dieser spielt im Jahr 2000 und ist eine “Prequel” von “Scherbengericht”, der 2003 spielt. Als Abschluss der Trilogie, die Kratochwil vorschwebt, möchte er einen dritten Roman in der Gegenwart ansiedeln, der sich auch kritisch mit aktuellen politischen Themen auseinandersetzen soll.

“Scherbengericht” wird übrigens im Fischer-Verlag demnächst als Taschenbuch erscheinen.

(Foto des Autors von Daniel Karp.)

Kalender / Agenda

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Ausstellungskalender 25/08/2012-01/09/2012

Von Susanne Franz

Im Rahmen des Tango-Festivals Tango Buenos Aires Festival y Mundial 2012 wird im Comicmuseum MuHu – Museo del Humor seit dem 16. August (und bis zum 30. September) die Ausstellung “Troilo x Sábat” gezeigt, in der der Karikaturist Hermenegildo Sábat seine genialen Zeichnungen des legendären Tango-Komponisten und -Bandoneonisten Aníbal Troilo präsentiert.

Sábat ist nicht nur Zeichner, sondern auch Maler, Fotograf, Musiker, Dichter und Journalist. Seit 25 Jahren veröffentlicht er in der grössten argentinischen Zeitung “Clarí­n” politische Karikaturen. Troilo war zu seinen Lebzeiten eine der beliebtesten Persönlichkeiten der Tangowelt und wird auch von der heutigen Musikergeneration verehrt.

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda / Kalender

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Agenda de Muestras 25/08/2012-01/09/2012

Por Susanne Franz

En el marco de Tango Buenos Aires Festival y Mundial 2012, el MuHu – Museo del Humor presenta desde el 16 de agosto (hasta el 30 de septiembre) la exposición “Troilo x Sábat”. El caricaturista Hermenegildo Sábat evoca en la muestra la figura del gran compositor y bandoneonista Aníbal Troilo. También recuerda a algunos de sus colegas y amigos como Astor Piazzolla, Edmundo Rivero, Francisco Fiorentino y Homero Manzi.

Sábat no sólo está reconocido por su talento como dibujante, es también pintor, fotógrafo, músico, poeta y periodista. Hace más de 25 años que sus comentarios periodísticos en forma de caricatura se publican en el diario “Clarí­n”. Troilo fue una de las figuras más queridas del tango por sus contemporáneos, y la más respetada por las nuevas generaciones.

Las muestras de la semana:

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“Like a string that’s broken…”

Kirsten Mosel bei der Ausstellung “After you die” in Kolumbien

Auf Einladung des kolumbianischen Künstlers Julian León nimmt die deutsche Künstlerin Kirsten Mosel, die in Argentinien lebt, an der Ausstellung AFTER YOU DIE teil, die um Tom Waits’ gleichnamigen Song kreist. Das Ausstellungsprojekt mit Künstlern aus Argentinien und Kolumbien wurde gestern im Espacio 101 in Bogotá eröffnet. 26 Künstler wurden eingeladen, Arbeiten zu einer der Textzeilen des Liedes zu konzipieren:
1. Like a tin can feeding
2. like a skinned hand bleeding
3. like a tramp choir crying
4. like a camp fire dying
5. like a big dog breeding
6. like a pig hog feeding
7. like a top hat tipping
8. like a dropped rat skipping
9. like a tin horn glowing
10. like a gin storm blowing
11. like a neck tie flapping
12. like a rich guy clapping
13. like a big fool crawling
14. like a rig tool falling
15. like a back door squeaking
16. like a crack whore tweaking
17. like a string that´s broken
18. like a thing that´s smoking
19. like a blue flame burning
20. like a new brain learning
21. like more cold coffee
22. like a poor old softie
23. like a declining graveyard
24. like a shining brave star
25. like a child that´s fainting
26. like a wild ass painting

51. “Buenos Aires Moda”

Argentinische Modemarken läuten den Sommer ein

Von Nina Obeloer

Bereits zum 51. Mal fand von Samstag bis Montag im Centro Costa Salguero die “Buenos Aires Moda” statt. Von je 14 bis 20.30 Uhr wurden hier den Besuchern die Neuheiten der argentinischen Modewelt präsentiert. Highlight der Messe waren die diversen Modenschauen der Labels.

Eingeteilt war das Areal in die Bereiche Unterwäsche und Strandmode, “Expresiones”, “New Style” und Accessoires. Im Accessoire-Bereich stellte die Marke Jacky Iddo seine Sonnenbrillenkollektion des Sommers vor, dessen Stars die Modelle “Rainbow” und “Janis” darstellen. “Janis” ist ein Hommage an die 60er Jahre, in der ähnliche runde Oversize-Brillen von Rockstars wie John Lennon, Janis Joplin oder Ozzy Osbourne getragen wurden. Beide Brillen werden mit gefärbten Gläsern in unterschiedlichen Farben erhältlich sein.

Sol McEwan präsentierte am Stand der Schmuckmarke Armreifen, Colliers und Hängeohrringe in kräftigen Farbtönen wie Azurblau, Grasgrün oder Rubinrot, die aus jedem schlichten Outfit etwas Besonderes machen. Eine Alternative zu diesem verzierten, schnörkeligen Schmuck bot die Marke Ossorio Domecq, die Understatement-Schmuck aus Schaumgummi herstellt: In vielen Lagen wird dieser in Falttechnik übereinandergelegt und dann mit Farbe angesprayt, so dass schlichte, aber doch besondere Armbänder und Ketten entstehen.

Auch die argentinische Mode hat im Sommer einiges zu bieten: “La Embajada” zeigt farbige, elegante Kleidung. Highlights der kommenden Kollektion ist ein Blazer in sattem Grün in Kombination mit einer hochgeknöpften orangefarbenen Bluse und eine große Tragetasche mit dem Kopf eines weißen Tigers. Nennenswert ist ebenfalls die Kollektion von Lelé Ó. Die Marke wurde von der international erfolgreichen argentinischen Designerin Lelé Correa gegründet und sticht durch skulpturenhafte Schnitte hervor. Die studierte Architektin verwendet zumeist einfarbige Stoffe und modelliert diese zu ausgefallenen, asymmetrischen Jacken und Kleidern mit klaren Linien. Der Werbespruch der Marke – “Architecture to wear” – passt da besonders gut.

Bikinis in kräftigeren Farben gab es unter Anderem an den Ständen von Habla de mí, S-Mode und Prendas de Cola. Vor allem “Día 8” läutete an seinem Stand den Sommer vorzeitig ein: Die Marke präsentierte Flipflops als luxuriösere Variante mit dicker, von einem Streifenstoff überzogenen Plastiksohle mit einem angenehm zu tragenden, aufwendigen Flechtwerk. Für diese wunderbare Sommermode fehlt nun nur noch das passende Wetter.

Das Ende der Geschichte

Eine, wie Viele meinen, gar nicht sarkastische Betrachtung

Von Friedbert W. Böhm

Es wurde vor 20 Jahren vorausgesagt. Fukuyama interpretierte den Zerfall der Sovietunion und die chinesische Wirtschaftsliberalisierung als Beginn einer Zeit immerwährender liberaler Demokratie und allgemeinen Wohlstands.

Ganz so ist es noch nicht gekommen. Zwar ist die Weltwirtschaft ungeheuer gewachsen; eine halbe Milliarde Menschen in Ostasien und anderen “Schwellenländern” ist in den Mittelstand aufgestiegen, und auch in den alten Industrieregionen muss man nicht aufs Auto verzichten. Allerdings hat sich eine Ungleichheit anderer Art vergrößert: die Verteilung des Geldvermögens.

Zunächst tat sich eine Ost-/Westbresche auf. Im Osten produzierten intelligente, fleißige, disziplinierte und bescheidene Menschen weitaus mehr Produkte und Dienstleistungen, als sie selbst kaufen konnten. Der Überschuss wurde exportiert. Gern nahmen ihn die Menschen in den “alten” Regionen entgegen; die Sachen waren nicht viel schlechter, aber viel billiger, als die selbst unter Verhältnissen der 40-Stunden-Woche, des 5-Wochen-Urlaubs und der Rente mit 65 (oder erheblich früher) produzierten.

Natürlich litten unter diesen Verhältnissen die eigenen Exporte, so dass keine Devisen zur Bezahlung des Überschusses zur Verfügung standen. No problem. Statt Produkten und Dienstleistungen produzierte man also Devisen – Geld – und lieh dieses den Konsumenten, damit sie die Importe bezahlen konnten. Die Lieferländer erhielten so viel davon, dass sie es stapeln mussten. Nicht in den Tresoren natürlich, sondern in den Banken der Länder, die das Geld gedruckt hatten. Ein perfekter Kreislauf, der alle Beteiligten beglückte.

Dann wiederholte sich die Geschichte in etwas kleinerem Maßstab in Europa. Die Bresche entstand nun zwischen Norden und Süden. Dieser produzierte und jener konsumierte. Dieser finanzierte und jener verschuldete sich. Nur das mit dem Geldkreislauf lief anders. Es gab da nämlich einen Störenfried, “Rating Agencies” genannt. Der Störenfried verhinderte, dass das Geld des Überschussbereichs ohne Weiteres an die Schuldner zurückfloss, um neuen Konsum und neue Käufe zu ermöglichen. Das Perpetuum Mobile stotterte.

Nun streitet man sich in Europa seit zwei Jahren um Konsolidierung – der Norden – oder Wachstum – der Süden. Dabei ist die Lösung ganz einfach. Man braucht doch nur auf die Freunde im Westen zu hören, die das Problem längst gelöst haben. Schließlich steht in jedem Lehrbuch, dass die Wachstumsimpulse heutzutage ganz überwiegend vom Konsum ausgehen. Man muss nur neues Geld drucken, um diesen zu beflügeln.

Dann wäre man dem Ende der Geschichte gleich viel näher!

Foto:
Alle wollen die Bestnote: Die Rating Agencies brachten das Perpetuum Mobile zum Stottern.

Kalender / Agenda

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Ausstellungskalender 18/08/2012-25/08/2012

Von Susanne Franz

Drei Tage lang kann man auf der Terrasse des Kulturzentrums Centro Cultural Recoleta in Buenos Aires die Ausstellung von Eis-Skulpturen “Ushuaia en Buenos Aires” sehen. Eröffnet wird sie am heutigen Samstag um 16 Uhr, dann kann man sie bis Montag jeweils von 13 bis 21 Uhr besuchen. Im Inneren des CCR sind alle Säle mit sehenswerten Ausstellungen belegt, die im Rahmen des Fotografie-Festivals “Festival de la Luz” 2012 organisiert wurden. Details dazu finden Sie hier im Kalender.

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda / Kalender

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Agenda de Muestras 18/08/2012-25/08/2012

Por Susanne Franz

Durante tres días se podrá visitar, en el Centro Cultural Recoleta de Buenos Aires, la muestra de esculturas en hielo “Ushuaia en Buenos Aires”. Se inaugura hoy, sábado, a las 16 hs, en la Terraza del CCR, y se exhibe hasta el lunes 20. Horario: 13 a 21 horas.

En las salas del CCR se pueden apreciar numerosas muestras en el marco del Festival de Fotografía “Festival de la Luz” 2012.

Las muestras de la semana:

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Tango-Auszeit

Katharina Deissler studiert in Leipzig Violine und ist für ein Jahr aus ihrem klassischen Studium in Buenos Aires’ Tangowelt eingetaucht

Von Fabian Vögtle


An diesem Abend steht sie mit ihrer Violine auf der Bühne des Torquato Tasso in San Telmo. Für Katharina Deissler ist es eine große Ehre, hier auftreten zu dürfen. In einem der bekanntesten Tangolokale der Stadt, als Deutsche, die vor einem Jahr von Tango noch gar keine Ahnung hatte. Nun überzeugt sie in einem Quartett an der Seite des Bandoneonisten Ariel Hernández und wirkt so cool, als würde sie schon seit Jahren zur Tangoszene dazugehören. Es ist ihr letztes Konzert in Buenos Aires und man merkt, wie sie das genießt.

Aus dem Publikum sind Bravo-Rufe für die 24-Jährige hören. Sie kommen von keiner Geringeren als Amelita Baltar, die sich an diesem Abend unter die Touristen und Tangofans gemischt hat. Die 71-jährige Sängerin und Ex-Partnerin von Astor Piazzolla kommt für das letzte Stück auf die Bühne und präsentiert zusammen mit den ihr teils bekannten Musikern den Hit “Vuelto al sur” in Anspielung auf Hernández, der die letzten 20 Jahre in Europa und vor allem in Madrid gewirkt hat.

Mit dem Album “Tango Groove”, das er mit seinem Quartett, dem außer Deissler noch Pianist Martín Robbio und Guillermina Isturiz am Kontrabass angehören, jetzt vorstellt, meldet er sich derzeit zurück in seiner Heimat. Es ist kein klassischer Tango. In seinen Stücken kommt mal Elektromusik, mal Flamenco und vor allem viel Jazz vor. Im Tasso spielen sie unter anderem den “Broken Jazz”. Traditionell schmachtende Tango-Rhythmen wechseln sich mit lauter und schneller Jazz-Musik ab. Es gleicht einer Explosion. Diesen Kontrast kann man mögen oder nicht. Jedenfalls zeigt er die künstlerische Klasse und Vielfalt des Quartetts.

Katharina Deissler ist für 12 Monate vollkommen in diese Tangowelt eingetaucht. Zwar war sie 2007 schon mal in Argentinien und auch in Buenos Aires – ein Grund, wieder zurückzukehren. Doch am Anfang wusste sie fast nichts über die kulturelle Bedeutung und Faszination des Tangos. In Deutschland kam sie mit den “Vier Jahreszeiten” von Piazzolla in Kontakt, mehr kannte sie nicht. “Ich hatte gar keinen Schimmer. Das hätte auch schiefgehen können”, sagt sie rückblickend. Doch sie hatte das Glück, schnell Leute aus der Tangoszene kennenzulernen. Sie nahm einen Job in einer Tanguería als Aushilfe in einem Quartett an, spielte in den Orchestern der “Escuela de Música Popular de Avellaneda” und in der “Escuela de Tango Orlando Goñi”, wo sie auch Kurse besuchte. Einmal die Woche kam sie zudem in den Genuss, bei Leonardo Ferreyra, dem ehemaligen Konzertmeister des “Orquesta Municipal del Tango de la Ciudad de Buenos Aires”, Unterricht zu nehmen.

“Es ist eine ganz andere Welt hier, diese Populärmusik lebt von den Leuten und dem Ausdruck der Musik”, schwärmt Deissler über ihr nun zu Ende gehendes Jahr in Argentiniens Hauptstadt. “Du wirst Teil einer Struktur. Das jetzt alles hinter sich zu lassen, ist schon komisch”, ergänzt sie wehmütig. Das Jahr habe für ihre klassische Hochschulkarriere nichts gebracht. Doch sie wollte diese Auszeit vom Diplom-Studium an der Hochschule für Musik und Theater Mendelssohn Bartholdy in Leipzig unbedingt – um einfach mal eine ganz andere Musik und Kultur kennenzulernen. Nun kehrt sie wieder nach Deutschland zurück, um noch zwei weitere Jahre klassische Violine und Musik zu studieren.

Doch sie will auch dem Tango treu bleiben. Für Januar plant sie, zusammen mit Argentiniern in Berlin aufzutreten, und wenn es klappt, würde die aus Freiburg kommende Deissler gerne ein kleines Tango-Ensemble gründen.

Foto:
Katharina Deissler im Torquato Tasso.
(Bild: Gastón Bardy)

Die unentbehrlichsten Sommer-Looks

“Buenos Aires Moda” zeigt zum 51. Mal aktuelle Saisonmode

Von Nina Obeloer

Gerade ist die BAF-Woche vorbei, da steht in Buenos Aires das nächste Mode-Event vor der Tür: Zum 51. Mal findet die Messe “Buenos Aires Moda” statt. Vom 18. bis zum 20. August wird sich im Centro Costa Salguero täglich von 14 bis 20.30 Uhr alles um die kommende Sommermode drehen.

Während dieser drei Tage präsentieren ausgewählte Designer und Modemarken ihre vielfältigen sowie qualitativ hochwertigen Kollektionen. Die unentbehrlichsten Sommer-Looks können die Besucher in vier verschiedenen Sälen erfahren: Der erste wird unter dem Titel “Íntima y Playa” stehen, da dort exklusive Unterwäsche und Bademoden gezeigt werden. Im Saal “Expresiones” werden prestigeträchtige Marken ihre neue Saisonware ausstellen. Im Saal mit dem Titel “New Style” werden avantgardistische Kreationen zu sehen sein. Im “Complementos”-Saal erwartet den Besucher eine Auswahl der aktuellsten Accessoires, Schuhe und Schmuck sowie Dekorationsartikel.

Die Modenschauen, die auf dem Programm stehen, zeigen die neuen Kollektionen der kreativen und kommerziellen Marken in spezieller Atmosphäre: Am Samstag laufen die Models der Marken “Calyx”, “Micheluzzi”, “Alfredo Serrano” und “Mirta Armesto” über den Runway. Am Sonntag zeigen die Marken “Vanlon”, “Vars”, “Lisbono”, “Agostina Bianchi” und “Jesus Fernandez” ihre Interpretationen des Sommers 2012/13, und am Montag enden die Tage mit der Schau von “Clan Issime”.