Marlene + Sternberg im Malba

Im Novemberprogramm des Malba-Kinos werden Filme von Josef Sternberg mit Marlene Dietrich gezeigt


Josef Sternberg lernte Marlene Dietrich im Jahr 1929 kennen, als Sternberg nach Deutschland reiste, um “Der blaue Engel” zu drehen. Der Regisseur zögerte nicht lange – er nahm Marlene nach den Dreharbeiten mit in die USA und machte dort aus ihr den legendären Filmstar, als der sie in Erinnerung geblieben ist. Sieben Filme entstanden: im Malba (Av. Figueroa Alcorta 3415) werden im November einige davon gezeigt. 1.11., 18 Uhr: “El Ángel Azul”. 2.11., 18 Uhr: “Marruecos”. 4.11., 22 Uhr: “El expreso de Shangai”. 8.11., 18 Uhr: “La venus rubia”. 11.11., 22 Uhr: “Capricho imperial”. 18.11., 22 Uhr: “Tu nombre es tentación”. 23.11., “Capricho imperial”. 25.11., 22 Uhr: “El Ángel Azul”. Eintritt: $23.-, ermäßigt $12.-.

“Día de los Muertos 2012” im Museo Fernández Blanco

Auch in Buenos Aires Kult: Der mexikanische “Tag der Toten” am 2. November

In den Gärten des “Museo Isaac Fernández Blanco” wird am 2. November von 18.30 bis 22 Uhr der mexikanische “Día de los Muertos” gefeiert. Organisiert von der Mexikanischen Botschaft und den Museen der Stadt Buenos Aires, wird wie jedes Jahr der bunte “Altar de los Muertos” eröffnet, dessen Gaben in diesem Jahr u.a. dem vor kurzem verstorbenen großen mexikanischen Schriftsteller Carlos Fuentes gewidmet sind. Zur Feier gehört ein Programm mit Musik und Tanz (Folklore, Tango und Mariachi) und die Verleihung der Preise im 7. Wettbewerb “Calaveritas” (Totenköpfchen).

Den Altar kann man im Anschluss vom 3.11. bis 11.11. von 14 bis 19 Uhr besichtigen.

  • Museo de Arte Hispanoamericano “Isaac Fernández Blanco”
  • Palacio Noel
  • Suipacha 1422, Buenos Aires
  • Di-Fr 14-19 Uhr
  • Sa und So 11-19 Uhr
  • Infos: mifb_prensa@buenosaires.gob.ar
  • Tel.: 4327-0228 Durchwahl 216

“Deutscher Einfluss in der Architektur von Buenos Aires”

Führung des Kunsthistorikers und “Kunst in Argentinien”-Mitarbeiters Philip Norten


Unter dem Thema “Deutscher Einfluss in der Architektur von Buenos Aires” findet am Samstag, dem 3. November, ab 14 Uhr, ein Stadtrundgang des Kunsthistorikers Philip Norten statt. Auf den Spuren deutscher Präsenz im Stadtbild von Buenos Aires wird dabei ein Bogen gespannt von den Werken der Jesuiten aus dem 17. Jahrhundert über das 19. Jahrhundert mit seinen zahlreichen historistischen Gebäuden, die Buenos Aires prägen, bis zur modernen Architektur des 20. Jahrhunderts.

Deutscher Einfluss macht sich in deutschen Architekten, argentinischen Architekten mit deutscher Ausbildung und vor allem in der großen Bedeutung deutscher Baufirmen bemerkbar. All dies wird anhand von konkreten Beispielen im Stadtbild gezeigt.

  • Stadtführer: Philip Norten, M.A.
  • Führung: Samstag, 3.11., 14 Uhr
  • Treffpunkt: Av. Córdoba Ecke Riobamba
  • Dauer: ca. 3 Stunden
  • Der gesamte Rundgang findet zu Fuß statt
  • Endpunkt der Tour: Café Gran Victoria (Plaza de Mayo)
  • Kosten: $40.-
  • Veranstaltung auf Spanisch
  • Um Anmeldung wird gebeten unter infocomisiones@traductores.org.ar
  • Veranstalter: Colegio de Traductores Públicos de la Ciudad de Buenos Aires

Der Atheist

Ein durch und durch seltsamer Mensch

Von Friedbert W. Böhm

Ein seltsamer Mensch! Ist freundlich zu den Leuten, weil er weiß, dass Missmut und Aggression Missmut und Aggression weiterzeugen. Lügt nur in Notfällen. Er meint, dass die Lügen das Miteinander stören und dass gerade das vertrauensvolle Miteinander mittels sprachlicher Kommunikation den Menschen von anderen Tieren unterscheidet. Diesen gegenüber ist er nachsichtig und bescheiden. Er hat bei Konrad Lorenz und anderen gelesen und in vielen Dokumentarfilmen gesehen, wie menschenähnlich viele Tiere empfinden und handeln. Er versucht, nicht seines Nächsten Weib, Ochs, Esel oder Bankkonto zu begehren, denn dies untergräbt den Frieden. Ist gesetzestreu, auch aus Angst vor Strafe, hauptsächlich aber, weil Gesetzesuntreue das Chaos fördert. Ist ordentlich und pünktlich. Wo kämen wir hin, wenn alle das nicht wären?

Hat kein Auto; fährt mit dem Rad. Da ihm die Großstadt nicht gefällt, ist die Familie ins Landesinnere gezogen. Seine Frau hat er nicht mitgeschleift; er hat sie überzeugt. Hier verdient er weniger und seine Frau arbeitet nicht mehr. Dafür brauchen sie auch weniger Geld. Die Wege sind kürzer, das Essen billiger, die Nachbarschaftshilfe größer. Der Garten hilft mit Nahrhaftem, zerstreut und befriedigt. Die Kinder haben nahe Freunde und eine gesündere Umgebung. Abfall gibt es wenig. Kartoffelschalen und Essensreste kommen auf den Kompost. Plastiktüten fallen kaum an, da die Einkäufe mit Taschen oder Körben erledigt werden. Die Familie ernährt sich gesund und ausgeglichen, und zum Frühstück müssen es nicht unbedingt Kiwis oder überseeische Äpfel sein.

Für den Urlaub reicht Kärnten oder die Holsteinische Schweiz, im Zug. Natürlich gibt es begründete Ausnahmen. Einmal ist man auf die Kanarischen Inseln geflogen und einmal sogar zur Schwester des Atheisten in die Vereinigten Staaten. Die Kinder blieben einige Monate dort. Zum Schüleraustausch; man ist ja nicht weltabgewandt. Auf dem Dach liegen Fotovoltaikelemente. Das reicht nicht zur Selbstversorgung, aber es spart Geld und hält zu sparsamem Verbrauch an. Fürs Fernsehen gibt es gemeinsame Stunden und für den Computer hat jedes Familienmitglied seine Benutzungszeiten. Und am Weihnachtsbaum brennen Wachskerzen.

Er steht für seine Prinzipien ein, ohne darauf zu reiten. Andersdenkenden hört er zu. Lässt sich überzeugen, wenn ihm die Argumente stimmig erscheinen. Lässt sie handeln, solange sie nicht ihn oder Dritte stören. Als ziemlich Geschichtskundiger verabscheut er Ideologien. Er hängt keiner Partei an, wählt Menschen, die er für klug, kompetent und redlich hält.

So ist er halt, der Atheist. Er vertraut nicht darauf, dass der liebe Gott schon irgendwie Umwelt und Menschheit intakt halten wird. Er tut selbst etwas dafür.

Jung und frech

Neue Galerienmesse EGGO vom 8. bis 11. November im Centro Cultural Recoleta

Von Susanne Franz

Neue Galerienmesse EGGO vom 8. bis 11. November im Centro Cultural Recoleta

Von Susanne Franz


Das Konzept ist frisch und originell. Damit wird die Kunstszene von Buenos Aires zugleich ordentlich aufgemischt und ergänzt – denn EGGO, die neue Galerienmesse, die aus der “Expotrastiendas” hervorging und vom 8. bis zum 11. November erstmals im Centro Cultural Recoleta über die Bühne geht, will nicht in Konkurrenz treten mit dem “großen Bruder” arteBA, sondern den Kopf erheben und für sich in Anspruch nehmen, dass Kunst auch noch für viele andere – ja, vielleicht für alle da ist und nicht nur für die elitärsten Kreise, die zwar zugegebenermaßen das meiste Geld haben, aber eben auch zahlenmäßig klein sind. Dazu schlägt sich um sie die ganze (Kunst-)Welt.

Hier in Buenos Aires eine Kunst-Verkaufsmesse mit erschwinglichen Preisen bei hoher Qualität durchzuführen, das haben sich die EGGO-Macherinnen und -Macher auf die Fahnen geschrieben. “Zwischen 1000 und 25.000 Pesos liegen die Preise für die Werke”, sagt Solange Guez bei der Vorstellung der Messe am Mittwoch. Genau gesagt ist dies bei 70 Prozent der präsentierten Werke die Regel – in 30 Prozent der Fälle dürfen auch höhere Beträge verlangt werden. Im Großen und Ganzen so niedrige Preise anzusetzen, können sich die Galerien – darunter viele aus dem Landesinneren – leisten, weil die Standmieten gering sind. Dadurch können sie auch risikobewusster auf junge, aufstrebende Künstler setzen.

Guez war als Galeristin weltweit auf verschiedenen Messen vertreten, und es gefällt ihr nicht, wie Kunst dort präsentiert wird – “wie in Supermarkt-Gondeln”, meint sie. EGGO wolle eine “menschlichere” Messe sein, in der der Galerist bzw. die Galeristin wieder in den Vordergrund tritt als umsichtiger, kompetenter – und warum nicht auch geschäftstüchtiger – Mittler zwischen den Künstlern und dem kunstliebenden und -sammelnden Publikum.

Einen besseren Zeitpunkt hätte EGGO sich für den Start kaum aussuchen können. Die Messe beginnt am Donnerstag (8. November) und geht bis Sonntag – und am Samstagabend (10.11.) ist in ganz Buenos Aires die beliebte “Noche de los Museos” angesagt. An diesem Abend kann auch EGGO bei freiem Eintritt besucht werden – sonst kostet die Karte 30, ermäßigt 20 Pesos -, außerdem werden in der “Nacht der Museen” wie überall in der Stadt auch bei EGGO Sonderveranstaltungen wie Konzerte, Performances, Workshops etc. angeboten.

Neben dem Zeitpunkt ist auch der Ort ideal – das Centro Cultural Recoleta zählt zu den beliebtesten Kunsttempeln in Buenos Aires. EGGO belegt das gesamte Erdgeschoss einschließlich der großen – und wohl temperierten – Cronopios, C- und J-Säle. Im Aleph-Auditorium läuft ein die Messe begleitendes Programm. Producerin Marcela Andino kündigte u.a. ein Kritiker-Seminar an.

EGGO wird vom argentinischen Galeristenverband “Asociación Argentina de Galerías de Arte” (AAGA) organisiert.

  • Kunstmesse EGGO
  • 7.11., Eröffnung (mit Einladung)
  • 8.11., 9.11. und 11.11., 14-21 Uhr
  • 10.11., 19-03 Uhr (Noche de los Museos), Eintritt frei
  • Sonst Eintritt $30.-, ermäßigt für Studenten und Rentner $20.-
  • Centro Cultural Recoleta, Junín 1930, Buenos Aires
  • Webseite

Foto:
Die Galerie Adriana Budich präsentiert u.a. Alejandra Stiers Mischtechniken auf Leinwand “Serie de las mujeres” von 2011.

Kalender / Agenda

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Ausstellungskalender 27/10/2012-03/11/2012

Von Susanne Franz

Bis zum 16. November kann man in der Galerie Ruth Benzacar in Buenos Aires die Ausstellung “Un ascensor, tres nubes, una tienda, tres fotos, un tren, una puerta rota y un jardín perdido” (Ein Aufzug, drei Wolken, ein Laden, drei Fotos, ein Zug, eine kaputte Tür und ein verlorengegangener Garten) von Leandro Erlich besuchen (montags bis freitags 11.30-20 Uhr).

In beiden Sälen der Galerie präsentiert der in Paris lebende argentinischen Künstler Installationen, Objekte, Skulpturen, Videos und Fotos – Werke von 2011 und 2012, die er bislang in seinem Heimatland noch nicht gezeigt hat. Schon im Titel deutet sich Erlichs Faszination für Listen bzw. Inventare an: “Was mich an Listen schon immer begeistert hat, ist die ihnen immanente Möglichkeit des Ausbaus oder der Erweiterung – meines Erachtens beflügelt alleine das schon die Phantasie. Eine Liste von Gegenständen ist viel mehr als nur das – sie stellt ein Universum dar, da jeder Punkt, der aufgezählt wird, unsere Neugier anregt und uns mit unserer Erwartungshaltung konfrontiert. Listen sind wie Welten innerhalb anderer Welten.”

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda / Kalender

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Agenda de Muestras 27/10/2012-03/11/2012

Por Susanne Franz

Hasta el 16 de noviembre, se puede visitar la muestra “Un ascensor, tres nubes, una tienda, tres fotos, un tren, una puerta rota y un jardín perdido” de Leandro Erlich, en la Galería Ruth Benzacar en Buenos Aires, de lunes a viernes de 11.30 a 20 horas.

Tomando ambas salas de la galeria, Erlich presenta instalaciones, objetos, esculturas, videos y fotografías inéditas en la Argentina. El titulo refleja el interes del artista por armar una lista, un inventario: “Lo que siempre me apasionó de las listas es la idea de expansividad que despiertan en el imaginario. Una lista de cosas es una lista de universos, cada item nos intriga y juega con nuestras expectativas. Son mundos dentro del mundo”.

Las muestras de la semana:

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Neue Musik im Teatro San Martín, Colón, Proa, Usina und UNTREF

Als besonderen Leckerbissen im Rahmen des 16. Zyklus Zeitgenössischer Musik präsentiert das Goethe-Institut Buenos Aires Mauricio Kagels “Zwei-Mann-Orchester” als lateinamerikanische Erstaufführung


Am Sonntag, dem 28.10., beginnt der 16. “Ciclo de Conciertos de Música Contemporánea”, den das San Martín-Theater in Zusammenarbeit mit dem Teatro Colón veranstaltet und der in diesem Jahr – bis zum 30. November – 15 Konzerte umfasst.

Die Eintrittskarten für den Casacuberta-Saal des San Martín kosten $50.- (Studenten erhalten 50 % Ermäßigung). Im Colón zahlt man zwischen $50.- und $70.-, im Kulturzentrum “Usina de las Artes” $30.- und in der Fundación Proa $20.-. In der Universidad Tres de Febrero ist der Eintritt frei.

Unterstützt wird der hochkarätige Musik-Event u.a. von der Deutschen Botschaft, dem Goethe-Institut und Pro Helvetia. Im Colón geht es am Sonntag um 17 Uhr mit dem Philharmonieorchester der Stadt Buenos Aires, dem Lagun-Onak-Chor und dem Solisten Emanuele Torquati am Klavier los, unter der Leitung von Alejo Pérez. Es werden Werke von Ives, Xenakis und Halffter aufgeführt.

Weitere Leckerbissen: Musik von Steve Reich am 6. und 7.11. im Casacuberta-Saal des San Martín-Theaters (Reich wird zu diesem Anlass zum ersten Mal nach Argentinien reisen), und das “Zwei-Mann-Orchester” von Mauricio Kagel (1931-2008) – einem Kind der Stadt Buenos Aires – am 16., 17. und 18. November im “Bicentenario”-Saal des Teatro Colón (Cerrito 628). Das Musikereignis ist auf Initiative des Goethe-Instituts Buenos Aires erstmals in Lateinamerika zu erleben und wird auch in Rosario und Córdoba aufgeführt. Außerdem findet ein Rahmenprogramm mit Workshops, Meisterklassen etc. statt. Weitere Infos dazu bei programm@buenosaires.goethe.org.

Foto:
Mauricio Kagel, “Zwei-Mann-Orchester”, Basler Fassung 2011. Aufbau im Museum Tinguely Basel.
(Foto: Ute Schendel/Paul Sacher Stiftung)

Slammen und Debattieren

“Deutsch mit Herz und Verstand” in der Deutschen Schule Ballester


Zum ersten Mal debattierten und slammten 60 Schüler aus 25 deutschen Schulen aus Argentinien, Paraguay, Ecuador und Chile am 20. Oktober 2012 an der Deutsche Schule Villa Ballester in Buenos Aires. Vor 200 begeisterten Zuschauern gewannen Carolin Glatzle aus Filadelfia, Ines Sawatzky aus Loma Plata, Juliane Dürksen aus Asunción und Melissa Medina aus Cuenca in der Kategorie Debattieren und Mariela Faría aus El Dorado im Poetry Slam.

Kreativität war Trumpf beim Poetry Slam. Sie feixen, sie schreien, sie zittern, sie fallen auf die Knie – Text und Performance sind alles beim Poetry Slam. Alleine am Mikro vor 200 Zuschauern in der Aula Magna der Schule und das in einer fremden Sprache: Es braucht viel Mut und Kreativität, um sich dieser Aufgabe zu stellen. Der Organisator des Poetry Slam, Bernd Gockel, war voll des Lobes über die jungen Slammer: “Poetry Slam ist denken, dichten und inszenieren. Die Schüler haben mit ihren eigenen Texten auf Deutsch gelacht, geweint und gewütet und so die Vielfalt der deutschen Sprache kennengelernt. Jeder kann auf seinem Niveau mitmachen – das Ergebnis ist beeindruckend.”

Die Themen der selbstgeschriebenen Texte waren so vielfältig wie die Reaktion der Zuschauer. Sie ließen sich von poetischen Texten verzaubern, folgten gespannt den inneren Monologen oder identifizierten sich mit den persönlichen Erlebnissen und Abenteuern der Vortragenden. Ob es um Schokokekse, die Hölle oder ein Gespräch mit Gott ging, die Zuschauer verfolgten gebannt die Darbietungen der jungen Slammer.

Den meisten Applaus und die höchsten Wertungen der internationalen Jury erhielt Mariela aus El Dorado mit einem Text über Argentinien. Wie kam sie auf das Thema ihres Textes? “Es ist mein Land, ich will verstehen, was hier passiert, wie wir alle beteiligt sind. Das wollte ich in meinem Text zum Ausdruck bringen.”

Die Schulleiterin des Insituto Ballester, Susanne Lutz, hob besonders die Ausgewogenheit des Wettbewerbs hervor: “Wir fördern nicht nur die Kreativität, sondern mit dem Debattierwettbewerb auch die Analysefähigkeiten der Jugendlichen. Denn nur mit Herz und Verstand können die Schüler die deutsche Sprache so gut erlernen, wie wir es heute von allen gehört haben.”

Verstand ist besonders bei der Debatte gefordert. Sie zitieren Statistiken, analysieren die Zustände in verschiedenen Ländern, gehen aufeinander ein und wollen sich doch argumentativ übertrumpfen. Die hohe Kunst des Debattierens will gelernt sein. In einer spannenden und profunden Debatte zur Fragestellung “Soll die Anzahl der Autos auf eins pro Familie beschränkt werden?” erreichten Juliane, Melissa, Ines und Carolin das Finale. Nach drei anstrengenden Runden entschieden sich dann die Finalistinnen, auf die Austragung des Finales zu verzichten, und alle wurden zu Siegerinnen erklärt. Trotzdem gaben sie noch eine Kostprobe ihres Könnens mit einer spontanen Fun-Debatte zum Thema, ob auch Männer Stöckelschuhe tragen sollten.

“Wir waren einfach zu erschöpft, um noch einmal gegeneinander anzutreten. Jede hatte es verdient zu gewinnen. Jetzt sind wir alle gemeinsam froh, und das ist eigentlich auch am Schönsten”, kommentierte Siegerin Melissa aus Ecuador, die erst seit zwei Jahren Deutsch lernt, den Wettbewerb.

Froh ist auch Organisator Bernd Buchholz: “Im Oktober 2011 entstand die Idee, einen internationalen Wettbewerb auszurichten. Wir haben unsere persönlichen Kontakte auf dem Kontinent genutzt, hätten aber nie erwartet, dass so viele Schüler und Lehrer unserer Einladung folgen würden. Es ist schon überwältigend zu sehen, wie aus einer kleinen Idee ein solch großer Wettbewerb erwächst.”

Doch der Wettbewerb ist nicht alles, die Vernetzung von Schülern und Lehrern auf einem großen Kontinent ist immens wichtig. “Für mich war es unglaublich spannend, mit anderen Jugendlichen über meine Erfahrungen in einer deutschen Schule zu sprechen. Es ist ein großartiger Anknüpfungspunkt, weil sich unsere Erfahrungen in vielen Fällen sehr ähneln”, fasst Charlotte aus Valparaíso ihre Eindrücke zusammen.

Im nächsten Jahr werden dann andere Schüler mit anderen Texten und anderen Argumenten nach Buenos Aires kommen, um Deutsch mit Herz und Verstand zu leben, denn “einen solchen Wettbewerb darf es nicht nur einmal geben, nach dem Wettbwerb ist vor dem Wettbewerb! Wir freuen uns schon auf 2013”, sind sich Schulleiterin und Organisatoren einig.

Poetry: Schreiben – Spielen – Spüren

Der erste Poetry Slam in der Deutschen Schule Villa Ballester war nicht zuletzt auch ein Riesen-Publikumserfolg


Der erste internationale Poetry Slam an der Deutschen Schule Instituto Ballester begeisterte am vergangenen Samstag das Publikum. 24 Schüler deutscher Schulen aus Chile, Paraguay und Argentinien präsentierten selbst geschriebene, rhythmisch gesprochene Texte auf der Bühne. Begegnungen im Himmel oder in der Hölle oder der Kampf mit einem Schokokeks standen neben Texten, die eher ernste Themen ansprachen. Mit Kurzgeschichten, Lyrik und Comedy-Vorträgen fesselten die Slammer ihr Publikum, provozierten Lacher oder eine eher nachdenkliche Stimmung.

Jeder Teilnehmer hatte vier Minuten Zeit, seine eigenen Poetry-Texte vor dem Publikum zu präsentieren, und wurde anschließend durch eine Jury bewertet.

“Eine Slam-Veranstaltung soll eine intensive Beziehung zum Publikum aufbauen. Der Text und seine Präsentation verschmelzen im Idealfall zu einer Performance, die die Zuschauer mitreißt. Wenn Schüler anfangen, eigene Texte auf Deutsch zu verfassen, diese als Schauspieler zu performen und sich auf diese Weise emotional in deutscher Sprache ausdrücken, dann profitieren alle davon”, fasst Deutschlehrer Bernd Gockel, der diesen ersten Poetry Slam organisiert hat, die Ziele zusammen.

Und im nächsten Jahr sollen alte und neue Slammer wieder “gucken, gucken, gucken – was so geht – checken, checken, checken – was so geht, und vor allem hören, spüren, fühlen – was es so gibt”.

Die ersten vier Plätze:

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Verzauberte Natur

Ana Eckells neue Gemälde in der Galerie Praxis

Von Susanne Franz


Ana Eckell sieht Wesen, die sonst niemand zu Gesicht bekommt. Und das, weil sie nicht hinschaut, sondern wartet, bis sie sich ihr von alleine offenbaren. Wie das kommt? Wenn Ana zu malen beginnt, bereitet sie erst einmal mit allergrößter Sorgfalt die Leinwände vor. Die, auf denen sich die scheuen Wesen später zeigen werden. Sie bearbeitet sie, spannt sie auf, trägt die Grundfarbe auf – in der Ausstellung ihrer neuesten Werke in der Galerie Praxis Graublau, Lila, Rosa, Sandfarben. Dann greift sie – nein, nicht zum Pinsel, sondern gleich zur Farbtube. Die ersten Striche führt sie noch relativ langsam aus, aber je mehr Dinge sie auf die Leinwand bannt – Ana plant ein Bild nie vorher, sondern lässt sich von ihrem Instinkt leiten -, desto schneller muss sie reagieren. Denn, so verrät die Künstlerin, wenn zwischen den Pflanzen und Bäumen (die in diesen neuen Gemälden das Wasser als Motiv abgelöst haben) mit einem Mal Figuren und Wesen auftauchen – ob sie nun aus den Baumstämmen wachsen oder auf den Baumkronen tanzen -, dann verlangen diese etwas von ihr, schreiben ihr etwas vor, dem sie gehorchen muss. “Hier bin ich! Wieso sehe ich so armselig aus?!”, scheinen sie zu schimpfen, und Ana reagiert sofort und macht sie perfekt, so wie sie sein wollen. “Es ist dann wie beim Pingpong”, sagt Ana, “denn sie tauchen ja an verschiedenen Stellen auf, es werden immer mehr und sie werden komplexer, und ich frage mich immerzu, was kann ich noch für diese tun, und für diese?” Auf die Frage, wann sie ein Bild als “vollendet” ansieht, sagt die Künstlerin: “In dem Moment, in dem es Leben hat, ist das Bild fertig.”

Und ihre Gemälde besitzen Leben. Auf eine “verrückte” Art und Weise sieht man die Figuren und Wesen in ihnen, als wären sie in einem Stroboskop hier und dort aufgeblitzt, und Ana habe diese ungemein kurzen Momente eingefangen. Da die Wesen sich auf einem Zickzackkurs durch ein Medium zu bewegen scheinen, das für das menschliche Auge normalerweise nicht sichtbar ist, sind sie nicht statisch: es ist, als könne man ihre Bewegung durch den Raum “sehen” oder eher ahnen bzw. komplettieren.

Wenn sie malt, denkt sie nicht, plant nicht, erinnert sich nicht, löscht Erfahrung und Wissen von der inneren Festplatte. Sie macht sich leer und spontan. Doch Ana Eckell ist Pragmatikerin. Wieso verwendet sie diese so ungewöhnlichen Farben – Orange, Ocker, Preußisch-Blau? “Importrestriktionen!”, lacht Ana. Dies betrifft vor allem die kleinen Tuben, mit denen sie malt, die großen sind der zierlichen Künstlerin zu schwer. Aber sie ist auch Philosophin. “Warum werden uns Steine in den Weg gelegt? Warum gibt es Hindernisse im Leben? Damit wir uns verändern können.”

“Sentido ausente” (Abwesender Geist) ist der Titel eines Werkes und der Ausstellung – und Ana Eckells schöpferisches Programm. Bis sie sich wieder verändert – weiß Gott, oder die Elfen, warum.

  • Praxis, Arenales 1311, Buenos Aires
  • Mo-Fr 11-13, Sa 11-14 Uhr
  • Bis 24.10.

Foto:
“Haciendo tierra”, 2011, Öl auf Leinwand, 140 x 200 cm.