Ein Festival der etwas anderen Art

“Buenos Aires Diversa” beginnt am Montag

Von Michaela Ehammer

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Eine ganze Woche lang erstrahlt Buenos Aires in einem ganz besonderen Licht und setzt damit ein Zeichen der Toleranz. Mit einer Eröffnungsfeier im Usina del Arte wird am Montag die dritte Ausgabe des LGBTIQ-Festivals “Buenos Aires Diversa” – ein Festival für lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen – eingeleitet. Vom 1. bis zum 7. August steht die Hauptstadt Argentiniens ganz im Zeichen der Verschiedenartigkeit und bietet seinen Besuchern neben Foto- und Kunstausstellungen unter anderem in der Passage Santos Discépolo, queeren Tango-Shows, zahlreichen Veranstaltungen am Obelisken mit Drag-Queens, sportlichen Events, unzähligen Feierlichkeiten auf den Straßen wie Av. Santa Fe und Av. Pueyrredón oder Av. de Mayo und Av. Callao und noch vieles mehr. Auch die Kuppel des Centro Cultural Kirchner wird während des gesamten Zeitraumes hell beleuchtet.

Die Höhepunkte:

  • Montag, 1. August:
  • Usina del Arte: eine Fotoausstellung, Prana Pelu sowie die Elektra Drag-Show begeistern von 16 bis 21 Uhr Interessierte. Adresse: Agustín R. Caffarena 1
  • Dienstag, 2. August:
  • Alvear Palace Hotel: Die Internationale Konferenz “Gnetwork360” für Handel und Tourismus mit dem Schwerpunkt Corporate öffnet von 9 bis 13 Uhr ihre Türen. Adresse: Av. Alvear 1891
  • CCK: feierliche Eröffnungsgala ab 18.30 bis 20 Uhr
  • Mittwoch, 3. August:
  • Alvear Palace Hotel: Die Internationale Konferenz “Gnetwork360” für Handel und Tourismus, diesmal mit dem Schwerpunkt Marketing und Tourismus, geht von 9 bis 18.30 Uhr in die zweite Runde. Am Nachmittag werden interessante Präsentationen über touristischen Handel sowie eine LGBT-Ausstellung angeboten. Im Anschluss darauf darf man sich auf eine Cocktail-Nacht freuen. Adresse: Av. Alvear 1891
  • Legislatura Porteña: Im Salán Dorado gibt es von 14 bis 16 Uhr einen offiziellen Akt unter dem Titel “Zusammenleben in Verschiedenartigkeit”. Internationale Situationen werden mit der von Buenos Aires verglichen und es wird heftig diskutiert sowie über Zukunftsperspektiven der Rechte der LGBTIQ-Gesellschaft behandelt. Adresse: Perú 130
  • Donnerstag, 4. August:
  • Alvear Palace Hotel: Eine weitere internationale Konferenz “Gnetwork360” für Handel und Tourismus mit dem Schwerpunkt Marketing und Tourismus von 9 bis 18 Uhr. Adresse: Av. Alvear 1891
  • Bus turístico: Ab der Station Tango Porteño bietet sich für alle Interessierten eine einmalige und einzigartige Fahrt mit dem touristischen Doppeldeckerbus an. Gemeinsam mit Cristian Morales, Marco Berger und La Polilla werden anschauliche Plätze des Sektors LGBTIQ angefahren. Adresse: Cerrito 570
  • Freitag, 5. August:
  • Bar Seddon: Queerer Tangounterricht mit Nancy Ramírez und Yuko Artak von 17.30 bis 19 Uhr. Adresse: Defensa 695
  • Club Ferro Carril Oeste: Ab 20 Uhr findet der 1. Sportspieltag statt. Adresse: Federico García Lorca 350
  • Samstag, 6. August:
  • Club Ferro Carril Oeste: 2. Sportspieltag von 9 bis 17.30 Uhr. Adresse: Federico García Lorca 350
  • Centro Cultural Gral. San Martín: Ein Zirkus präsentiert von Virginia Da Cunha von 16 bis 17.30 Uhr. Danach begeistern abwechselnd bis 21 Uhr Prana Pelu und Virginia Da Cunha. Adresse: Sarmiento 1551
  • Sonntag, 7. August:
  • Club Ferro Carril Oeste: Der 3. Sportspieltag und somit auch der letzte findet von 9 bis 19 Uhr statt. Adresse: Federico García Lorca 350
  • Sitges Bar: Prämierung der sportlichen Events von 21 bis 23 Uhr. Danach darf in der Bar noch so richtig gefeiert werden. Adresse: Av. Córdoba 4119
  • Weitere Informationen über “Buenos Aires Diversa” finden Sie hier.

Immersive and experiential installation

Typoe’s “Forms from Life” at Faena Arts Center in Buenos Aires

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“Forms from Life” is Typoe’s first solo exhibition in Latin America, showing at Faena Arts Center in Buenos Aires from July 20th through July 31st. The artist transforms “Sala Molinos” into a surrealist labyrinth of fantasy. His monumental children’s building blocks and towers bring to mind the Art Deco facades and tropical colors of Miami – the artist’s hometown – and the ruins of classical architecture from ancient Rome. Exploring basic geometry, order and beauty, the artist reimagines the basic building blocks of our physical world. Fluorescent and flamingo pinks, tropical turquoise and tangerine orange are highlighted by faux-marble classical columns and arches that tease the imagination.

The installation invites visitors to construct new worlds for their dreams, generating new experiences of communal creation and social interaction. Timed to coincide with the local school year’s winter break, “Forms from Life” will be a call to play, build and experiment – a space for collective creativity.

Typoe (b. Miami, 1983) is a multidisciplinary artist whose practice plays upon the constant tension between the dark recesses of the urban underground and the shimmering bling of celebrity. Often working with gunpowder, fire, plastic, spray paint and found objects, Typoe’s work evolves in response to a given situation or environment.

For “Forms from Life” the artist has moved away from his signature gunpowder paintings that play with both representation and materiality, in favor of creating an entirely immersive and experiential installation inside the Faena Art Center. Based in Miami, Typoe has participated in gallery and museum shows around the world and exhibited his work in Mexico City, New York, Los Angeles and Basel. Typoe is co-founder and Creative Director of PRIMARY, an art collective and gallery in Miami.

  • Faena Arts Center, Sala Molinos
  • Aimé Paine 1169, Puerto Madero, Buenos Aires
  • Saturday, Sunday and Monday 12-19
  • Admission: 50 pesos, Mondays free
  • July 20th through July 31st, 2016

More info here.

Kosmische Ordnung und kreatives Chaos

Ernesto Pesce lädt Alejandro Scasso zum Künstlerdialog

Von Susanne Franz

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Ritterschlag für Alejandro Scasso: Der argentinische Künstler wurde von seinem renommierten Kollegen, dem hoch angesehenen Maestro Ernesto Pesce, eingeladen, im dritten Künstlerdialog des Kunstraumes “Modos” der Stiftung vittal sein Partner zu sein. Der jüngere Maler lebte 20 Jahre in Deutschland und ist erst seit wenigen Jahren wieder zurück in seiner Heimatstadt Buenos Aires, in der er einst seinen künstlerischen Weg u.a. mit Lehrmeistern wie Jorge Demirjian einschlug.

Auf den ersten Blick könnten die beiden Maler kaum unterschiedlicher sein. Pesces Werke sind voller Ruhe und Gelassenheit – die beiden großformatigen Bilder im Eingangssaal der Galerie zeigen das um 1200 entstandene Fußbodenlabyrinth der Kathedrale von Chartres, von deren Baumeister es keine Überlieferung gibt, umgeben vom Pesce’schen Kosmos, in dem dieser unbekannte Architekt laut Bildtitel gesucht wird. Scassos Bilder sind voller wilder, ungestümer Farben, wobei die bei ihm typische Zweigeteiltheit der Werke in organische, zellenartige Flächen und kühle, abstrakte Zonen sich zu seiner unverwechselbaren künstlerischen Sprache verdichtet.

Den beiden Werken Pesces hängen fünf mittelgroße Bilder Scassos gegenüber, und den zweiten Saal der Galerie hat der Jüngere ganz für sich allein. Jedes Werk Scassos überrascht durch seine Kreativität, aber hier bestechen ganz besonders zwei riesige neuere Werke mit Farbskalen, die den Pinselstrichen in Schwarz-Weiß, den wabernden organischen und den nüchternen abstrakten Flächen noch eine weitere Wendung verleihen.

Betritt man zuletzt den Patio der Galerie und geht links in einen kleineren Raum, kann man dort neun kleine erotische Zeichnungen Pesces bewundern sowie eine Mappe mit weiteren, nicht gerahmten Bildern der Serien, die an einem japanischen Mythos und dem Ulysses inspiriert sind. In einer schwarze Mappe kann man durch Studien von Alejandro Scasso hindurchblättern, von denen er Hunderte herstellt, aus denen er dann seine Bilder synthetisiert. Neben dem reinen Kunstgenuss kann man hier auch eine Menge über die beiden Künstler lernen.

Und was den Dialog betrifft: Hier treffen sich zwei wundervolle Künstler, deren Werke ganz hervorragend miteinander kommunizieren, ohne dass sie viel mehr miteinander gemeinsam haben müssten als Neugierde, Schaffensfreude und natürlich ein riesiges Talent. Spielerisch spricht hier das Chaos als Ursprung der Kreativität mit der kosmischen Ordnung, in die alles Schaffen fließt.

Eine besonders gelungene Ausstellung, die man noch bis zum kommenden 22. Juli bewundern kann! Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 14 bis 22 Uhr (Espacio Modos, Honduras 5041, Palermo, Buenos Aires).

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Fotos von oben nach unten:

Fruchtbarer Dialog: Ernesto Pesce (links) und Alejandro Scasso vor einem Werk Pesces…

…und vor einem Werk Scassos.

(Fotos: Pato Parodi)

Poetisch, temperamentvoll, hypnotisch

Erstes Programm 2016 des “Ballet Contemporáneo del Teatro San Martín” im Teatro 25 de Mayo

Von Susanne Franz

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Seit den 18. Juni und nur noch bis Sonntag, den 3. Juli, präsentiert das Zeitgenössische Ballett des San Martín-Theaters sein erstes Programm des Jahres. Da das Theater San Martín immer noch umgebaut wird – voraussichtlich bis Mitte 2017 – ist das Tanzensemble ohne eigenen Aufführungs- und Probenort. Geprobt wird also, wo es gerade geht, und als Aufführungsort des ersten Programms dient nun das schöne Stadtviertel-Theater “25 de Mayo” (Triunvirato 4444). Das zweite Programm soll im Auditorio de Belgrano und das dritte und letzte des Jahres im Teatro Coliseo gezeigt werden.

Weder die Heimatlosigkeit noch den Wechsel an der Spitze merkt man dem hervorragenden Tanzensemble an, das seit 1999 von Mauricio Wainrot geleitet worden war, der nun für die Kulturangelegenheiten des Auswärtigen Amtes zuständig ist. Die Tanzgruppe wird jetzt von Wainrots rechter Hand, der Tänzerin Andrea Chinetti, geführt. Gezeigt werden drei Choreographien: das poetische, unglaublich schöne “Ínfima constante” – eine Wiederaufnahme – von Anabella Tuliano mit Originalmusik von Leandro Gatti, die Premiere “Temperamental” von Silvina H. Grinberg mit Originalmusik von Guillermina Etkin, die in die Nähe des Theaters rückt, weil das gesprochene Wort eine Rolle spielt, und der Klassiker “Bolero”von Ana María Stekelman nach der Musik von Maurice Ravel.

Vorstellungen sind noch diesen Freitag und Samstag um 20.30 Uhr und Sonntag um 19.30 Uhr. Karten kosten 120 bzw. 100 Pesos. Nicht verpassen!

Mein kleiner grüner Kaktus

“Cactus orquídea” ist wunderbares, tiefgründiges Theatervergnügen

Von Susanne Franz

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Romantisch, poetisch, komisch, surrealistisch und zauberhaft: In Graciela Meijides Dauerbrenner-Theaterstück “Cactus orquídea”, das noch bis Ende Juli samstags um 21 Uhr im Teatro Anfitrión läuft, dreht sich alles um die Liebe. Der süße Schmerz, der grauenvolle Verlust, die Enttäuschungen, die dazu führen, dass die Menschen völlig bindungsunfähig werden: Alles entsteht aus dieser Sehnsucht nach Liebe oder der Erinnerung an ein vergangenes Glück.

Die Museumsangestellte Imelda begegnet in einem Café Isaias, der versucht, eine wirklich gute Geschichte zu schreiben. Das ist schwer, und so hält der Möchtegern-Autor sich mit dem Verfassen von Werbetexten über die Stadt Buenos Aires über Wasser. Imelda hält so einen Prospekt in der Hand und lacht lauthals über die Platitüden. Peinlich, als sich herausstellt, dass sie dem Verfasser gegenübersitzt. Aber sie hat eine Geschichte für den Schriftsteller: Die Geschichte des Eisenwarenhändlers Boris, der seine Frau verloren hat und der alles darum geben würde, sie noch einmal wiederzusehen. Boris’ obsessiver Mitarbeiter Peque erzählt ihm von einer Pflanze, die Esmeralda, die Kellnerin der Bar Jean Jaurés, wo Peque immer Kleingeld holt, aus einem Samen herangezogen hat, den ihr der Gast Denzel Romero geschenkt hat – der geheimnisvolle Samen stammt von Denzels verstorbener Großmutter. Die magische Pflanze blüht nur einmal im Jahr, und wer sie erblickt, sieht noch einmal seine/n Geliebte/n…

Neben den Hauptpersonen des Stücks gibt es noch eine Vielzahl an Nebengestalten, die alle in einem fast schwindelerregenden Tempo und mit absoluter Bravour von den fünf Schauspielern des “Ensamble orgánico” dargestellt werden (oben sind sechs genannt, weil Isaias und Peque vom gleichen Schauspieler dargestellt werden). Oft genügt ein Schritt und sie verwandeln sich in eine andere Figur, zum Beispiel die Liebhaber Imeldas – die nur mit Touristen anbändelt, weil diese den Vorteil haben, dass sie wieder abreisen – oder die Kollegen des Bankangestellten Denzel.

Es gibt kein starres Bühnenbild, Holzrahmen werden hin- und hergetragen und dienen als Türen oder Fenster. Das Stück hat eine ungeheure Dynamik, die sich aus dem Zusammenspiel des Ensembles ergibt: die Darsteller erschaffen den Raum, in dem sie agieren, und ziehen den Zuschauer in ein reiches Universum voller Magie und Humor, das außerhalb der Welt zu existieren scheint und diese doch auf unvergleichliche Weise spiegelt.

“Cactus orquídea” heißt so, weil ein kleiner, recht unscheinbarer Kaktus dieses Namens, den Imelda zu Beginn in einer Blechdose in der Hand hält, sich sozusagen als grüner Faden durch das gesamte Stück stachelt. So ist es einfacher, dem Wirbelwind an Ideen, Assoziationen und Gedanken zu folgen, der sich immer weiter verdichtet und zu einem Ganzen wird.

“Cactus orquídea”, das sind 75 Minuten rundum gelungenes Theater, das noch lange nachwirkt und sicher in Jedem ganz eigene Saiten zum Klingen bringt.

Bis zum 30. Juli samstags um 21 Uhr im Teatro Anfitrión, Venezuela 3340, Buenos Aires. Karten bei Alternativa Teatral oder direkt im Theater unter Tel.: 4931-2124. Der Eintritt kostet 180 bzw. ermäßigt 120 Pesos.

Weitere Fotos und Trailer hier.

Sasha Waltz & Guests: Dido y Eneas en el Teatro Colón

Sasha Waltz & Guests: Dido y Eneas en el Teatro Colón

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El Barroco vuelve a la temporada lírica del Colón con uno de sus referentes más logrados. Con Dido y Eneas, Henry Purcell sienta las bases de la ópera inglesa abrevando en una de las más apasionantes historias de la Antigüedad. La visión magistral de la coreógrafa alemana Sasha Waltz extrae de la partitura toda su actualidad y goza de buena salud: es un trabajo radicalmente libre.

La opera coreográfica se podrá ver en la Sala Principal del Teatro Colón, Cerrito 628. los días 7, 8, 10 y 11 de junio a las 20 horas, y el domingo 12 de junio a las 17 horas.

La producción de Sasha Waltz & Guests está presentada en Buenos Aires por el Teatro Colón con el apoyo del Goethe-Institut y de la Embajada de la República Federal de Alemania.

Localidades aquí.

Silberhochzeit mit der Kunst

Kunstmesse arteBA findet zum 25, Mal statt

Von Susanne Franz

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Vier Tage Kunstgenuss pur: Die wichtigste Kunstmesse Argentiniens, arteBA, feiert ihr 25. Jubiläum. Von Donnerstag. den 19. Mai, bis Sonntag, den 22. Mai, lockt der Besuchermagnet wieder Künstler, Sammler und Kunstbegeisterte in den Grünen und Blauen Pavillon des Messezentrums La Rural an der Plaza Italia in Buenos Aires.

43 Galerien reisen allein aus dem Ausland an, darunter aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich. Italien, Spanien, Portugal, den USA. Uruguay, Brasilien, Chile, Kolumbien, Ecuador und Mexiko, Zusammen mit den 42 argentinischen Galerien zeigen sie die Werke von über 400 Künstlern in den verschiedenen Messe-Sektionen.

Die argentinische Kunst und die Geschichte der Messe spielen in diesem Silberhochzeitsjahr natürlich eine besonders große Rolle. Die Veranstaltungen und Feiern rund um die 25 Jahre lokaler Kunst im Spiegel der Messe erstrecken sich dabei auch über den Raum der Messehallen hinaus auf verschiedene Institutionen.

Dennoch ist es das internationale Flair, was arteBA ausmacht. Man kann sich darauf verlassen, dass man hier Kunst höchsten Niveaus geboten bekommt – dafür sorgen die hohen Auswahlkriterien internationaler und renommierter einheimischer Kuratoren. Außerdem kann man sich auf mancherlei Überraschendes und Wagemutiges gefasst machen, das auch dem Kunstbetrieb “draußen” bisweilen neue Impulse verleiht.

Eine der interessantesten Messe-Sektionen dieses Jahr ist “Oasis”, ein Projekt der drei Gewinner des Wettbewerbs “Junge Kuratoren”. Federico Baeza, Lara Marmor und Sebastián Vidal Mackinson: Sie zeigen auf 900 Quadratmetern Werke von 50 Künstlern. Ebenso spannend dürfte die dritte Ausgabe von “Photobooth Citi” unter Kurator Patrick Charpenel werden – und last but not least “U-TURN Project Rooms by Mercedes Benz” unter Kurator Jacopo Crivelli Visconti, der 35 Künstler für die 14 teilnehmenden Galerien ausgewählt hat.

Das interessierte Publikum ist zu Gesprächsrunden und Vorträgen im OPEN FORUM eingeladen. arteBA wird in diesem Jahr für besonders viel Gesprächsstoff sorgen!

  • 25. Kunstmesse arteBA 2016
  • Adresse: Messezentrum La Rural, Blauer und Grüner Pavillon, Av. Sarmiento 2704, Buenos Aires
  • Messetage: 19.5.-22.5.
  • Öffnungszeiten: 14-21 Uhr
  • Eintritt: $ 160, ermäßigt $ 80 für Rentner und Studenten mit Ausweis
  • Webseite

“Sharing Economy” im Fokus

Veranstaltungsreihe COMMONS des Goethe-Instituts

Neue und nicht mehr ganz so neue Modelle der “Sharing Economy”, wie gemeinschaftliche Finanzierung, Car-Sharing, Lernen und Verbreiten freier (Online)-Inhalte, gemeinschaftliche Produktion, soziales Wohnen, Tauschgeschäfte ohne Geld und Direktanleihe haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen und existieren neben spezifischen kooperativen und solidarischen Modellen, die als Ziel eine Verbesserung des Gemeinwohls, die Stärkung der Zivilgesellschaft und Förderung eines nachhaltigen Umweltschutzes haben. Aber was bedeutet es eigentlich, wenn wir von “Sharing Economy” sprechen und was hat diese mit den sogenannten “Commons” zu tun? Warum wird das Konzept des Teilens immer wichtiger? Wer spricht heutzutage von Sharing Economy/kollaborativer Wirtschaft und welche Lebensmodelle werden uns angeboten?

Mit dem Ziel, nationale und internationale Best Practice-Beispiele zu veranschaulichen und über die Herausforderungen der kollaborativen Kultur nachzudenken, umfasst die Veranstaltungsreihe COMMONS Vorträge, Podiumsgespräche, Workshops, Filmvorführungen und Erfahrungsaustausch der unterschiedlichsten Initiativen.

Zum Treffen in Buenos Aires sind unter anderem folgende internationale Gäste eingeladen: Neal Gorenflo (Mitbegründer von Shareable, USA), Lala Deheinzelin (Leiterin von Enthusiasmo Cultural, Brasilien), André Gaul (Mitbegründer von Freifunk, Deutschland), Dana Giesecke (Wissenschaftliche Leiterin von FUTURZWEI, Stiftung Zukunftsfähigkeit, Deutschland), David de Ugarte (Sociedad de las Indias Electrónicas, Spanien), Antonia Chavez Wallig und Aline Bueno (Kulturverein Vila Flores, Brasilien), Oscar Bastidas (Experte für Genossenschaftswesen, Venezuela) und Julian López (Kulturzentrum Ciudad Móvil in Cartagena, Kolumbien).

Unter den argentinischen Gästen sind Jorge Bragulat (Leiter des Zentrums für soziale Wirtschaft der Universidad Nacional de Tres de Febrero), Heloisa Primavera (Gründerin des Tauschnetzwerkes Club del Trueque), Ricardo Orzi (Experte für soziale Währungen, Universidad Nacional de Luján), Beatriz Busaniche (Stiftung Vía Libre), Cristina Calvo (Leiterin von PIDESONE, dem Internationalen Programm zu Demokratie, Gesellschaft und neuen Wirtschaftsformen der Universität Buenos Aires), José Luis Coraggio (Universidad Nacional General Sarmiento) und Juan Carlos Junio (Leiter des Kulturzentrums Floreal Gorini).

Die Veranstaltungsreihe ist als Einstimmung auf das vom Goethe-Institut organisierte internationale Symposium “The Sharing Game. Exchange in Culture and Society” gedacht, das im Juni 2016 in Weimar stattfindet. Darüber hinaus ist die Reihe Teil des argentinischen Programms der dritten Ausgabe der “Woche für kollaborative Wirtschaft”, gefördert von Minka und El plan C, um Erfahrungen miteinander zu teilen und die Diskussion der Sharing Economy/kollaborativen Wirtschaft in der lokalen und internationalen Szene zu etablieren.

  • COMMONS. Neue soziale Praktiken des Tauschens und Teilens
  • 04.05. bis 07.05.2016
  • Centro Cultural de la Cooperación (Av. Corrientes 1543) und Club Cultural Matienzo (Pringles 1249).
  • Freier Eintritt mit Online Einschreibung.
  • Mehr Informationen hier.

Zwischen Pathos und Party

Mateo de Urquizas experimenteller “Titus Andronicus” im Teatro El Extranjero

Von Susanne Franz

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“Titus Andronicus” ist William Shakespeares brutalste Tragödie. Mord, Folter, Vergewaltigung, Verstümmelungen, Kannibalismus; die menschlichen Beziehungen von Betrug, Rachsucht, Hinterlist, Lügen, Eifersucht und Hass geprägt. Das Werk entstand wahrscheinlich um 1590, der Barde wollte damit wohl dem Geschmack der damaligen Zeit Rechnung tragen, als blutrünstige Dramen groß in Mode waren. In späteren Jahrhunderten fiel der “Titus Andronicus” in Ungnade wegen seiner besrialischen Grausamkeit, aber im 20. Jahrhundert wurde er wieder vermehrt gespielt. Zwei bestialisch grausame Weltkriege und Hunderte von Konflikten in der ganzen Welt charakterisierten das vergangene Jahrhundert – und im 21. Jahrhundert muss man nur an die Grausamkeiten des IS und die perfiden Methoden von Selbstmordattentätern denken und erkennt, dass die furchterregenden Bräuche des alten Rom nichts von ihrer Aktualität verloren haben.

Der junge argentinische Dramaturg und Regisseur Mateo de Urquiza hat den “Titus” unter dem Titel “Tito Andrónico quiere decir Habeas Corpus” auf einen eineinhalbstündigen Akt verschlankt und in die heutige Zeit versetzt. In De Urquizas Adaptation sind nur sechs der zahlreichen Shakespearschen Charaktere erhalten geblieben: Titus selbst, sein Widersacher im Kampf um das Amt der römischen Herrschers Saturninus, Titus’ Sohn Lucius (der einzige, der im Originalwerk überlebt), seine Tochter Lavinia, die Gotenkönigin Tamora, die Titus als Gefangene von einem Feldzug mit nach Rom gebracht hat, und Tamoras Dienstbote und heimlicher Geliebter Aaron.

Getragen wird das Werk von sich abwechselnden Monologen der Darsteller, die Teile des Shakespearschen Originals gemischt mit Zitaten von und Anspielungen auf Dichter und Denker der heutigen Zeit, argentinische Politiker, Künstler oder gar Fernsehstars vortragen. Die Wucht und Dramatik der leidenschaftlichen Deklamationen sind teils überwältigend, Lavinias Bericht etwa von ihrer Vergewaltigung ist mehr als bedrückend. Mit oft drastischen Worten werden die schrecklichsten Taten, zu denen Menschen fähig sind, denunziert, und die Abgründe der menschlichen Seele bloßgelegt.

Dann wieder wird das Werk oft plötzlich von Brechtschen Elementen durchbrochen – etwa wenn die sechs Darsteller unvermittelt nach vorne treten und die Zuschauer direkt ansprechen und auffordern, doch nach Hause zu gehen, wenn sie hier ein Shakespeare-Stück erwartet hätten und jetzt enttäuscht seien. Manchmal fühlt man sich zudem in eine Szene von Big Brother versetzt, wenn die Schauspieler sich wie nebenbei über eher banale Fragen austauschen. Zu diesen Techniken, die dem Spannungsabbau dienen, zählen auch das Bühnenbild (Sofia Eliosoff) mit Planschbecken und einem Tisch, wie er an einem Nachmittag im Garten bei Freunden bei einem Asado stehen könnte, die Kostüme (Daniela Dralye) – weiße Kleidung oder Badeanzüge und Shorts, Badelatschen, Handtücher -, und immer wieder laute Trash-Popmusik-Einlagen von Britney Spears oder Rihanna, zu denen die Beteiligten tanzen, sich mit Plastikhaifischen und Bällen bewerfen, Sportübungen machen oder erotische Handlungen andeuten (Choreografie: Valeria Narváez).

Großes Lob auch für den Ton (Vanesa del Barco), die Beleuchtung (Julia Vega) und die Videobearbeitung (Federico Shmidt) und die durchweg sehr guten Schauspielleistungen von Norberto Laino (Titus), Juan Pablo Sierra (Saturninus), Vicente Santos (Aaron), Santiago Paciullo (Lucius) und vor allem der beiden Damen Cintia Hernández (Lavinia) und Martina Greiner (Tamora).

Das Stück kann man noch heute Abend sowie Mittwoch, den 27. April, und Mittwoch, den 4. Mai, jeweils um 20.30 Uhr im Teatro El Extranjero, Valentín Gómez 3328, Buenos Aires, sehen. Karten im Theater oder bei Alternativa Teatral.

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Titus-Adaptation mit Selfie.

Eine Rock-Tournee der anderen Art

Rockfotografie-Ausstellung “Highlights” im Centro Cultural Borges

Von Julia Kornberg

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Werke von fünf internationalen Fotografen sind momentan im Centro Cultural Borges zu sehen. Nach monatelanger Vorbereitung wurde die erste Ausgabe der Ausstellung “Highlights” eröffnet, eine Schau mit Arbeiten von verschiedenen Rockstar-Fotografen, die der Argentinier Matías Altbach in Buenos Aires vereinte.

Gezeigt werden die Fotos von Altbach zusammen mit Bildern von Matthias Hombauer (Österreich), Dana Distortion (USA), Javier Bragado (Spanien) und Dean Chalkley (Großbritannien), die lebhafte Momente von weltberühmten Rockbands wie The Rolling Stones, Paul McCartney, Madonna, Damon Albarn, Skunk Anansie Miley Cyrus oder Pulp widerspiegeln. Sowohl private, intime Augenblicke vom Leben der Musiker als auch intensive musikalische Höhepunkte auf der Bühne wurden mit der Kamera in professioneller Art und Weise eingefangen und sind nun hier in Buenos Aires ausgestellt.

Dadurch, dass soziale Netzwerke auch kleinere Künstler und ihre Arbeiten in den Vordergrund bringen, muss man nicht Paul McCartney – oder Sebastião Salgado – sein, um in einem bestimmten Milieu prominent zu werden. Nicht nur haben sich neue Berufe herausspezialisiert, sondern auch die Technologie, die solche Bilder erlaubt, wurde verbessert und einem breiteren Kreis zugänglich. Und so wurde Rock-Fotografie zu einem eigenen Gebiet der Fotografie.

“Ich habe mit einer 500 Dollar-Kamera angefangen”, erzählte Matthias Hombauer am bei der Pressekonferenz. “Als ich bekannter wurde, hat mir der Beruf erlaubt, mit besseren Geräten zu arbeiten.” Heutzutage genießen diese Fotografen einen ähnlichen Status wie die Rockstars: Die Arbeiten der Künstler wurden unter anderem in Zeitschriften wie Rolling Stone Magazine, The Huffington Post, Billboard, NME, The Guardian und The New York Times veröffentlicht.

Die Fotos haben Facetten, die noch über die Werke hinausgehen: Die Rockstar-Fotografen kennen auch jede Geschichte, die sich hinter den Bildern versteckt. “Einmal wollte Damon Albarn (Blur, Gorillaz) in Dänemark nach fünf Stunden nicht von der Bühne gehen. Er wollte einfach nicht und spielte weiter”, so Matías Altbach. “Dann haben die Veranstalter ihn mit Sicherheitsmännern runtergebracht. Die Zuschauer waren so verärgert, sie haben alles im Stadion verbrannt und zerstört – es war verrückt”. Sowohl bei ihm als auch bei den anderen Fotografen gibt es eine besondere Begeisterung, eine Leidenschaft für Musik und Rock, die man in ihren Fotos deutlich sehen kann: “Warum hast du dich für diese Art von Fotografie entschieden?”, fragte sich Dana Distortion und beantwortete diese Frage selbst mit einem fröhlichen “Weil ich einfach die beste Arbeit der Welt habe!”

Weltberühmte Musiker abzulichten sei aber nicht nur purer Spaß, wie Javier Bragado erzählt, der Beruf sei nicht nur romantisch und “super-geil”, wie sich das vielleicht viele Menschen vorstellen. “Man hat die schlechtesten Bedingungen, die man als Fotograf haben kann. Du kannst dich nicht bewegen, aber alles bewegt sich um dich herum. Das Licht ist oft sehr schlecht und die Leute schreien und kreischen überall.” Da sind Professionalität und harte Arbeit gefragt, um hoch qualitative Fotos zu schaffen.

Sowohl die Leidenschaft des Fotografen als auch die angewandte Technik sind deutlich in den Fotos zu sehen, und die Bilder in der Ausstellung “Highlights” zeigen eine unverwechselbare Liebe für Musik und visuelle Kunst.

Die Ausstellung ist noch bis zum 27. April im Centro Cultural Borges (Viamonte/San Martín) zu sehen. Zwei weitere Ausgaben von “Highlights” sind bereits in Planung: London (2016) und New York (2017).

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Fotos von oben nach unten:
Metallica, von Javier Bragado.

Damon Albarn, von Matías Altbach.

Die Dichte alltäglicher Wörter

Die Dichterin und Liedermacherin Lydia Daher kommt zur Internationalen Buchmesse von Buenos Aires

lydia_daherLydia Daher, Tochter deutsch-libanesischer Eltern, ist Musikerin und Collage-Künstlerin. Mit einer spielerischen Herangehensweise erkundet sie die Dichte oft alltäglicher Wörter, ihre Schwere und ihre spezifischen Gegenständlichkeiten. Vom Goethe-Institut eingeladen, wird sie bei ihrem ersten Besuch in Buenos Aires an verschiedenen Aktivitäten zusammen mit der chilenischen Dichterin und Übersetzerin Camila Fadda Gacitúa im Rahmen der 42. Internationalen Buchmesse von Buenos Aires und mit dem argentinischen Musiker Nicolás Melmann im Kulturzentrum Matienzo teilnehmen. Außerdem wird sie im Rahmen der Initiative “Schulen, Partner der Zukunft” einen Workshop zu audiovisueller Poesie anbieten.

Am 21.04. um 20.30 Uhr findet im Saal Haroldo Conti auf der Buchmesse die Veranstaltung “Das Ende der Affirmation. Ein Sammelband neuester deutscher Dichtung” (27pulqui/Vox) statt, ein Gespräch und eine Lesung mit Lydia Daher, Léonce Lupette, Cinthia Quirós, Camila Fadda Gacitúa, Mario Caimi und Martina Fernández Polcuch, moderiert von Fernando De Leonardis.

Am 23.04. um 20 Uhr kann man Lesungen von Lydia Daher und Camila Fadda Gacitúa beim Internationalen Poesie-Festival der Buchmesse Buenos Aires erleben.

Am 24.04. um 19 Uhr präsentieren Nicolás Melmann, Lydia Daher und Camila Fadda Gacitúa im Kulturzentrum Matienzo bei freiem Eintritt ein Klangereignis und audiovisuelle Poesie, vorgestellt durch Fernando De Leonardis.

Als Tochter einer deutschen Mutter und eines libanesischen Vaters wurde Lydia Daher 1980 in Deutschland geboren. Sie wuchs zwischen Berlin und Köln auf und entschied sich gegen den Strom junger Erwachsener ihrer Generation für die eher beschauliche Stadt Augsburg, um dort Künstlerin zu werden: Dichterin, Liedermacherin und Collagistin.

Inzwischen hat sie sich wieder in der deutschen Hauptstadt niedergelassen, arbeitet gewöhnlich mit anderen Künstlern des Musikbereichs und der bildenden Kunst zusammen und ist außerdem Kuratorin interdisziplinärer Veranstaltungen.

Spielerisch erkundet Lydia Daher die Dichte oft alltäglicher Wörter, ihre Schwere und ihre spezifische visuellen und akustischen Gegenständlichkeiten. Daher nutzt häufig die Technik des Cut-Up, wie in ihrem Gedicht- und Collagenband “Und auch nun, gegenüber dem Ganzen – dies”: Ein ganzes Jahr lang schnitt oder riss sie Bilder aus Zeitungen und Zeitschriften und einzelne Wörter aus Literaturkritiken aus, um diese später in einer neuen synthetischen Reihenfolge zu kombinieren, ohne ihnen etwas hinzuzufügen.

“In dem ihr eigenen, oft lakonischen, immer aber skeptisch schönen Ton der Ratlosen bezieht sie Position zu einer Informationswelt, die so brüchig und zerrissen ist wie die Collagen selbst”, beschreibt die deutsche Lyrikerin Ulrike Almut Sandig die Arbeit von Lydia Daher.

Für ihre Texte, von denen einige ins Arabische, Polnische, Kantonesische, Englische und Spanische übersetzt wurden, erhielt Lydia Daher zahlreiche Auszeichnungen.

(Feria Internacional del Libro Buenos Aires, La Rural, Av. Santa Fe 4201, und Club Cultural Matienzo, Pringles 1249)