Kalender / Agenda

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Ausstellungskalender 17/03/2012-24/03/2012

Von Susanne Franz


Auf der Kunstmesse arteBA im letzten Jahr konnte man sie beobachten: Sie setzte sich die Schutzbrille auf und zertrümmerte mit einer solch ungeheuren zerstörerischen Energie ein Zimmer, dass es eine wahre Freude war, ihr zuzusehen. Ihres war eins der Projekte des immer heiß diskutierten Wettbewerbs “Premio arteBA-Petrobras”. Nun präsentiert die aus der Provinz Tucumán stammende argentinische Ausnahmekünstlerin Belén Romero Gunset ihr neues Projekt “Punku” in der Galerie Nora Fisch. Dabei handelt es sich um eine Synthese der zwei künstlerischen Sprachen, derer sie sich bedient: der Malerei und der Performance. Romero Gunset schreibt in diesem Zusammenhang: “Ich habe ein Ideenkonzept entwickelt, in dem alles miteinander verknüpft ist, in dem alles vor Leben vibriert und sich ausdehnt. Dabei inspirieren mich die Überlieferungen der indigenen Kulturen ebenso wie die Erkenntnisse der Quantenphysik, nach denen unsere Welt völlig anders ist als das, was unsere Wahrnehmung uns von ihr vorgaukelt.”

Die Performance findet zweimal, am Dienstag, dem 20., und Samstag, dem 24. März, jeweils um 19.30 Uhr statt. Die Bilderausstellung ist vom 20. bis zum 30. März dienstags bis freitags von 15 bis 20 Uhr in der Galerie Nora Fisch Arte Contemporáneo, Güemes 2967, Buenos Aires, zu sehen.

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda / Kalender

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Agenda de Muestras 17/03/2012-24/03/2012

Por Susanne Franz


En la feria arteBA del año pasado, se podía observarla poniéndose los anteojos protectores y rompiendo una habitación, pero con unas ganas… Era uno de los proyectos del siempre controvertido Premio arteBA-Petrobras. Ahora la tucumana Belén Romero Gunset presenta su nuevo proyecto “Punku” en la Galería Nora Fisch. En realidad, es un proyecto donde las dos áreas de su práctica artística confluyen: la pintura y la performance. Romero Gunset escribe: “He desarrollado una visión donde todo está conectado, vibrando y expandiéndose. Me inspiran las culturas aborígenes pre-colombinas e ideas de la física contemporánea según las cuales el mundo sería diferente a lo percibido, no sólo en la manera en la que es visto si no en la manera en la que realmente es.”

Performances: Martes 20 y sábado 24 de marzo a las 19.30 hs. Muestra del 20 al 30 de marzo, martes a viernes de 15 a 20 hs, en Nora Fisch Arte Contemporáneo, Güemes 2967, PB, Buenos Aires.

Las muestras de la semana:

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Krachende Konsumkritik im schrillen Streichelzoo

Emilio García Wehbi inszeniert Rodrigo Garcías Chaosuniversum des sinnlosen Massenkonsums

Von Karlotta Bahnsen


Soll mir lieber Goya den Schlaf rauben als irgendein Arschloch (“Prefiero que me quite el sueño Goya a que lo haga cualquier hijo de puta”) sagt sich ein entnervter Familienvater und macht sich auf zu einer außergewöhnlichen Reise.

Ein menschengroßer Gorilla sitzt schwer atmend auf einem riesigen Bücherstapel, der Bühnenraum ist mit Kunstrasen ausgelegt, es gibt einen ausgestopften Hirsch, ein lebendes Huhn im Vogelkäfig neben einem Laufband Marke Fitnessstudio und einem alten Fernseher, über den Tierbilder flimmern. An die Wand projiziert steht der Prolog: Prinzipien für zynische Ethik. Dazu hört man Tierstimmen. Die Bühne gleicht einer Installation. Der Affe beginnt in sein Headset zu sprechen: Er, besagter Familienvater, hat beschlossen, seine gesamten Ersparnisse für eine Reise nach Madrid auf den Kopf zu hauen. Der Plan beinhaltet einen Einbruch in den Prado zur ungestörten Kontemplation des Spätwerks Francisco Goyas. Die Kinder unseres Protagonisten sind gegen diese Verschwendung der ohnehin jämmerlichen Ersparnisse ihres Vaters und stimmen für einen Besuch von Disneyland, da sie als Kreaturen der postmodernen Gesellschaft nach eigenen Angaben sowieso kein Interesse an geschichtlich tradierten Kulturgütern mehr haben. Aber der Plan steht. Man fliegt nach Madrid und steigt mit einem Rucksack voller Kokain und Pflastersteinen in ein Taxi, wo man sich von Peter Sloterdijk den Sinn der menschlichen Existenz erklären lassen will.

Emilio García Wehbi inszeniert das Stück als schrille interdisziplinäre Ein-Mann-Show, welche die extrem physische Theatersprache von Rodrigo García mit der visuellen Versiertheit des Regisseurs verbindet. Beeindruckend ist die Einfachheit der Effekte, mit denen er weitere Charaktere Teil des Stücks werden lässt. So entstehen die beiden Kinder lediglich durch einen Audioeffekt, der die Stimme erhöht und polyphon klingen lässt. Formal wird die Handlung von akustischen Signalen gegliedert, die den Darsteller dazu zwingen, auf das Laufband zu springen und so schnell als möglich zu laufen. Bloß nicht stehenbleiben, immer am Ball und ständig in Bewegung bleiben, um der gähnenden inneren Leere wenigstens zeitweilig zu entkommen. Dazu werden passend Werbesprüche projiziert. “Have it your way!” Das erschöpft. García Wehbi schwitzt und keucht, seine Stimme hört sich von Mal zu Mal atemloser an, und die Struktur führt eine Beschleunigung des Stückes herbei.

Die performativen Mittel, die eingesetzt werden, befreien das Stück eindrücklich von den Zwängen der Repräsentation, denn die Handlung der Geschichte wird nicht abgebildet, sie entsteht eigens durch die Nacherzählung ihres Protagonisten und schafft so ein lohnendes Theatererlebnis mit zahlreichen interdisziplinären Referenzen in einem vielschichtigen und phantasievoll gestalteten Kunstraum, der sich vom Dramentext sowohl gekonnt emanzipiert als ihn auch in seiner Komplexität hervorhebt.

  • “Prefiero que me quite el sueno Goya a que lo haga cualquier hijo de puta”
  • Regie, Dramaturgie und Schauspiel: Emilio García Wehbi
  • Text: Rodrigo García
  • Teatro Timbre 4, México 3554
  • Freitags, 23 Uhr

“Erkennen, erfassen, bewahren”

Ein Projekt des Moses Mendelssohn Zentrums widmet sich dem deutsch-jüdischen Erbe auf der ganzen Welt

Von Mirka Borchardt


“Warum, so fragt man sich, ist ein solches Projekt nicht schon früher gestartet worden?” Mit diesen Worten leitete Botschafter Günter Rudolf Knieß am Dienstag die Vorstellung eines ambitionierten globalen Projekts zum jüdischen Kulturerbe ein: German-Jewish Cultural Heritage (GJCH) heißt das Projekt, und sein Vorhaben klingt in der Tat so einleuchtend, dass die rhetorische Frage des Botschafters mehr als berechtigt scheint. Als “Spurensuche” beschreibt Dr. Elke-Vera Kotowski vom Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ), maßgebliche Initiatorin des Projekts, dieses Vorhaben: Spuren des deutsch-jüdischen Kulturerbes weltweit sollen gesucht, gesammelt, systematisiert, zusammengefasst und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

In einer jahrhundertelangen Geschichte der Emigration deutscher Juden ist deren kulturelles Erbe in alle Welt verstreut worden – nicht nur das materielle, nicht nur Gegenstände des täglichen und des religiösen Lebens, sondern auch das immaterielle: Traditionen, Wissen, Geschichten, Gewohnheiten. Häufig hat sich diese Kultur mit der des Aufnahmelandes vermischt, doch ist die eine nicht einfach in der anderen aufgegangen: Auch die Kultur des Aufnahmelandes veränderte sich durch die Neuankömmlinge und deren mitgebrachtes Kulturgut.

Diesen wechselseitigen Einflussnahmen nachzugehen, das ist eines der Ziele des GJHC. Ein anderes ist, die schon bestehenden zahlreichen Vereinigungen und Organisationen weltweit, die zu ähnlichen Themen arbeiten, zu vernetzen. Das Wissen, das heute schon besteht, ist nicht unerheblich, aber fragmentarisch und über den Globus verteilt. Die Einrichtungen arbeiten unabhängig voneinander, teilweise wissen sie gegenseitig nicht einmal von ihrer Existenz. Über das GJCH können sie miteinander in Kontakt treten und einen Austausch beginnen, können sich mit Kollegen auf der anderen Seite des Ozeans beraten und Dokumente vom anderen Ende der Welt einsehen, das ist die Vision von Kotowski und ihren Mitarbeitern.

Auf der Internetseite des Projekts (siehe unten) findet man eine interaktive Weltkarte, klickt man die einzelnen Länder an, werden alle Organisationen des jeweiligen Landes aufgelistet, die zum Thema deutsch-jüdisches Kulturerbe arbeiten. Daneben soll eine Datenbank angelegt werden, auf der Briefe, Tagebücher, Dokumente, Ausweise und andere Primärquellen in digitalisierter Form zu finden sein sollen. Damit sie nicht nur einer kleinen Minderheit von Wissenschaftlern zur Verfügung stehen, sondern allen Interessierten, auch und vor allem Jugendlichen, die mit audiovisuellen Mitteln mittlerweile mehr anzufangen wüssten als mit Büchern, so Kotowski.

Auf diese Weise will das GJHC auch einen anderen Zweck erfüllen: “Häufig sind wahre Schätze auf Dachböden oder in Kellern versteckt, und die Menschen wissen nicht, wohin damit”, sagt Kotowski. “Wir bieten ihnen eine zentrale Anlaufstelle.” Sie berichtet von einem Mann in den Vereinigten Staaten, der auf seinem Dachboden den Briefwechsel einer in Wien lebenden Frau und ihres in die Staaten ausgewanderten Sohnes fand: 20 Jahre lang, von 1926 bis 1956, schrieben sich die beiden Briefe. Nicht nur von den großen und kleinen Ereignissen des Alltags erfährt man darin, sondern auch vom Prozess der Identitätswandlung des Sohnes, von der Mutter, die in Wien den aufkommenden Nationalsozialismus miterlebt und schließlich selbst auswandert – und deren Identität als deutschsprachige Jüdin damit ebenfalls arg erschüttert wird. Diese Geschichte(n) im Kleinen zu berichten, nicht nur die Geschichte großer Männer, das ist ein anderes Ziel der Wissenschaftlerin und ihres Teams.

Noch steckt das Projekt freilich in den Kinderschuhen: Bisher sind die auf der Internetseite aufgelisteten Organisationen nur wenige, die Datenbank ist noch in Entwicklung, und auch die Veröffentlichung des geplanten Handbuchs mit Beiträgen von 50 internationalen Wissenschaftlern wird noch dauern. Ein Haufen Arbeit ist das alles, aber die GJCH-Organisatoren haben allen Grund zur Hoffnung. Bei der Vorstellung des Projekts in der deutschen Botschaft in Buenos Aires am Dienstag sagten die jüdische Forschungsstiftung Fundación IWO und die AMIA (Asociación Mutual Israelita Argentina) spontan ihre Unterstützung zu, so angetan waren sie von der Idee.

Um auf die berechtigte Anfangsfrage zurückzukommen: Warum also gab es ein solches Projekt nicht schon früher? Weil es, so beantwortet die Frage ein Zeitzeuge aus dem Publikum, vielleicht so lange gebraucht habe, bis sich die Exiljuden mit ihren deutschen Wurzeln hätten aussöhnen können. Umso mehr darf man nun froh sein, dass die Zeit anscheinend reif ist.

Für weitere Informationen und Anfragen siehe die Webseite des Projektes.

Neues Buch von Gabriel Groszman

Vorstellung von “Ein Koffer auf dem Dachboden” in der Pestalozzi-Schule

Von Mirka Borchardt

Am Mittwoch, dem 21. März, wird der jüdisch-ungarische Schriftsteller Gabriel Groszman in der Pestalozzi-Schule sein neuestes Buch vorstellen. Nach dem autobiographischen Roman “Als Junge in Ungarn überlebt”, erzählt “Ein Koffer auf dem Dachboden” eine jüdisch-deutsche Geschichte über Diskriminierung, Emanzipation und Untergang. Gabriel Groszman wurde 1930 in Ungarn geboren und kam 1952 nach Argentinien. Mittlerweile lebt der studierte Historiker in den USA.

Im Anschluss an die Lesung wird der Autor eine Autogrammstunde geben. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Bücher werden für wohltätige Zwecke gespendet. Es laden folgende Institutionen ein: Asociación Filantrópica Israelita, die Pestalozzi-Schule und das Goethe-Institut.

Gabriel Groszman: “Una valija en el ático” (Memoria y Trascendencia Ediciones, 2012). Mittwoch, 21. März, um 19.00 Uhr im Auditorium der Pestalozzi-Schule in Buenos Aires (Ramón Freire 1882). Eintritt frei.

Erkundungsreise durch Argentinien

Foto-Essay “Las 9 de Julio” wird am Samstag im EspacioFotográfico des Teatro de la Ribera eröffnet

Von Mirka Borchardt


Am Samstag, dem 17. März, um 12.30 Uhr, findet die Eröffnung einer Fotoausstellung zweier junger Fotografiestudentinnen aus Deutschland statt. In “Las 9 de Julio” zeigen Nina Gschlößl und Lucia Tollens die Ergebnisse ihrer Erkundungsreise durch danz Argentinien, auf den Spuren der Avenidas 9 de Julio. Im EspacioFotográfico des Teatro de la Ribera, Av. Pedro de Mendoza 1821, La Boca, Buenos Aires. Die Ausstellung wird bis Ende November zu sehen sein. Öffnungszeiten: Montags 10-17 Uhr, Dienstag bis Sonntag 10-20 Uhr. Eintritt frei.

The Wall: más que un concierto, una experiencia

Magnífico show que vale la pena vivir

Por Paula Bonnet

“¿Las tecnologías de la comunicación nos van a servir para iluminarnos y entendernos entre nosotros o nos van a engañar y separar?” Esta pregunta se hizo Roger Waters hace veinte años, pero su respuesta sigue siendo relevante hoy. Las primeras presentaciones de The Wall en River demostraron que la tecnología bien usada ilumina.

En 1979 la banda inglesa Pink Floyd sacó su undécimo disco: The Wall. Se trató de un álbum conceptual que devino también en película. Eran las vivencias de Waters convertidas en obra de arte. Además, la importancia simbólica de sus mensajes pacifistas y anticapitalistas marcó una época.

La ambiciosa presentación en vivo del disco se llevó a cabo al año siguiente y encontró a los miembros de la banda al borde de la separación. Se realizaron 31 conciertos en sólo cuatro ciudades y se sufrieron grandes pérdidas económicas en cada fecha.

Tras el fin de Pink Floyd, en 1990 Waters presentó The Wall en una zona de Berlín donde solía estar el muro. A pesar de todas las predicciones, esa no sería la última vez. En 2010 reanudó la gira que lo trajo este mes a la Argentina.

Luego de controversiales declaraciones sobre las Malvinas y encuentros con la presidente Cristina Kirchner, la pared se alzó por primera vez en la cancha de River el pasado miércoles 7 de marzo, con Roger Waters en el ideal rol de maestro de ceremonias. A sus 68 años, el bajista se divide entre estrella de rock, líder revolucionario y actor de comedia musical. Es multifacético y en un show de estas magnitudes funciona.

Más que recital, más que concierto de rock, The Wall es una ópera de alta calidad tecnológica. Se trata de una pared blanca de más de doscientos ladrillos que se construye a medida que pasan los temas, hasta que detrás quedan escondidos los músicos. El muro funciona a la vez como pantalla de alta calidad (la resolución es el doble que la de un cine Imax). Los efectos especiales sonoros envuelven al público de tal manera que hay que mirar al cielo para ver si no están cayendo bombas cuando eso se escucha.

Waters repasa todas las canciones del disco en su orden original y hace un intervalo en el medio, cuando se termina de levantar la pared. Mientras tanto se reproducen escenas de la película, fotos de soldados y civiles caídos por la guerra, clásicas ilustraciones del universo Pink Floyd realizadas por Gerald Scarfe y consignas antisistema.

Si tiene sentido o no gastar millones de dólares en un concierto de rock y luego quejarse de la pobreza en África es algo que no hace falta discutir. Ir a ver The Wall se trata de otra cosa. Cuesta mucha plata, pero en definitiva es algo que vale la pena vivir. No defrauda al fanático de Pink Floyd, la calidad de la música es impactante y la voz de Waters impecable. Tampoco deja de sorprender al que viene a ver un show: la infraestructura es legendaria y el sonido de primera calidad. Más que un concierto, una experiencia.

Las entradas están en venta en http://livepass.com.ar. Todavía quedan las fechas del 14, 15, 17, 18 y 20 de marzo.

Schulen

Wie Chancengleichheit erreicht werden könnte

Von Friedbert W. Böhm

Im Städtchen meiner Kindheit gab es eine beinahe vollkommene Grundschule. Eine staatliche natürlich, denn für private hätte es nicht ausreichend Nachfrage gegeben. Die Privilegien waren auf Seiten der Armen, denn wenn die Leistungen dieser Schule nachzulassen drohten, sogrten die Wohlhabenden für Besserung. Und hätte ein Wohlhabender einmal durch Spenden das Zeugnis seines schwachen Sprösslings aufzubessern versucht, es wäre sofort Stadtgespräch geworden und die Armen hätten nicht mehr bei ihm eingekauft.

Ich sagte “beinahe” vollkommen. Einen Fehler hatte die Schule nämlich, den, für Jungen und Mädchen getrennt zu sein. Eine frühe Gemeinschaft zwischen Hosen (welche damals nur die Jungs trugen) und Röcken war im katholischen Bayern nicht erwünscht. Dies erschwerte mir Sechsjährigem (der keine Schwester hatte) das Verständnis des sechsten Gebots. Worin der grundsätzliche Unterschied zwischen den Geschlechtern bestand, war mir sehr lange unklar.

Höhere Schulen gab es auch, Mittel-, Realschule und Gymnasium. Sie waren natürlich wieder nach Geschlechtern getrennt, jetzt mit etwas mehr Berechtigung (und etwas weniger Erfolg). Die “Englischen Fräulein” kümmerten sich um die Mädchen und die Maristen um die Jungen. Beide Oberschulen waren privat. Hier war die Nachfrage gegeben, denn die Institutionen hatten Internate angegliedert; sie lebten von den Beiträgen und Spenden wohlhabender Eltern auswärtiger Schüler.

Ich besuchte die Maristenschule. Die Fratres waren recht ordentliche Pädagogen, wiewohl der Lehrstoff ständig irgendwie nach Weihrauch roch. Das war das eine Manko. Wer in Religion eine Eins hatte, wohl auch noch in der hauseigenen Kapelle ministrierte, hatte es etwas leichter als ein weniger eifriger Kirchgänger, die “Ungenügend” in Deutsch oder Mathe zu vermeiden.

Und das andere Manko war der nie ausgesprochene, aber ständig in den Schülerköpfen vagabundierende Verdacht, spendenfreudige Eltern hätten erfolgreichere Kinder als die anderen. Zu meiner Zeit wurden die Kapelle fertiggestellt und die Sportanlagen einschließlich eines olympischen Schwimmbads angelegt, bestimmt nicht mit dem schmalen Schulgeld, das meine Mutter, eine Kriegerwitwe, erlegte.

Dann zogen wir in eine Nachbarstadt um und ich verbrachte die letzten Schuljahre in einer staatlichen Anstalt. Diese war auch nicht schlechter als die der Maristen. Natürlich gab es auch dort Lehrer mit unterschiedlichen Sympathien für die Schüler. Aber man hatte nicht den Eindruck, dass Arm oder Reich dabei eine Rolle gespielt hätte.

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Suche nach Worten

“Golpe de Aire” eröffnete die Spielzeit 2012 des Complejo Teatral de Buenos Aires

Von Sebastian Loschert

Theaterautor und Regisseur Marcelo Mininno gilt als einer der erfolgreichsten jungen Theatermacher Argentiniens. Sein Regiedebüt “Lote 77” wurde die vergangenen vier Jahre ununterbrochen gezeigt, bekam unzählige Preise und Einladungen für internationale Theaterfestivals. Umso größer waren deshalb die Erwartungen an sein zweites Stück, “Golpe de Aire”, das am vorvergangenen Samstag im Teatro Sarmiento Premiere hatte und die Spielzeit 2012 des “Complejo Teatral de Buenos Aires” einläutete.

Ein Häuschen am Meer bildet die Bühne. Verwaschenes Blau an der Hauswand. Zugig und nicht allzu stabil sieht die Hütte aus, klapprige Fenster, eine Gasflasche im Vordergrund. Es ist Ende 2001 und Anfang 2002 in Argentinien, an irgendeinem Strand am Atlantik. Fünf junge Menschen, darunter ein Romanschriftsteller und seine Frau, feiern dort Weihnachten und verbringen die Sommerferien. Von den sich überschlagenden Ereignissen in der Hauptstadt bekommt man nicht viel mit. Im Mittelpunkt steht vielmehr, dass die Hauptperson, der Schriftsteller Franco, am Verzweifeln ist, weil ihm seine Geschichte nicht gelingen will. Sein Roman, seine Geschichte.

Vom Schreiben, vom Aussprechen, von der (Ohn-)Macht der Wörter, von Erinnerung und Schuld handelt das Werk. Gleich zu Beginn betreten die Figuren schnaufend, keuchend, atemlos die Bühne. Mit den Fingern malen sie Wörter in die Luft. Salvador, Cielo, Franco und Clara heißen sie. Treffliche Namen, die allerdings nicht halten, was sie versprechen. Krampfhaft sind sie auf der Suche nach Worten für ein Unglück, das bereits geschehen ist. Die Vergangenheit muss neu geschrieben werden.

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Erfrischender Blick

Lisa Franz’ Ausstellung “Más allá de la superficie – Facetas de la mujer” im Club Alemán

Von Karlotta Bahnsen


Am 8. März war Internationaler Frauentag. Zu diesem Anlass eröffnete der Club Alemán von Buenos Aires eine Ausstellung der jungen deutschen Fotografin Lisa Franz. Die digitalen Fotografien zeigen Frauen verschiedenen Alters und verschiedener Herkunft. Lisa Franz montiert die Porträts mit Bildern von Landschaften, Mustern oder Texten, so dass sie unmittelbar in ihrer Oberfläche verändert werden.

Die Facetten der Frau, um die es hier zu gehen scheint, werden durch die Veränderung der äußeren Schicht, der Haut, herausgearbeitet. Die Porträts der Frauen und die hineingearbeiteten Elemente selbst bilden einen perfekt retuschierten Einklang, der teilweise bestechend schön ist – ob das unter die Oberfläche weiblicher Facetten dringt oder diese transzendieren kann, wäre noch zu fragen. Den Tag der Frau politisch nicht zu schwer zu belasten, sondern die Schönheit von Frau und Natur zu fokussieren, ist eigentlich ja auch mal erfrischend, und der Blick aus dem im 21. Stockwerk gelegenen Club Alemán über den Río de la Plata absolut beeindruckend.

  • Club Alemán
  • Av. Corrientes 327, 21. Stock
  • Buenos Aires

Gemeinsinn

…und wo er leider fehlt

Von Friedbert W. Böhm

Er ist uns nicht in die Wiege gelegt. Zwar besitzen wir einige Anlagen dafür: wie viele andere Lebewesen betreiben wir Brutpflege, lieben also unseren Nachwuchs, in Grenzen auch unsere Eltern und anderen Verwandten, die einige unserer Gene tragen. Darüber hinaus hat uns als Großhirner die Evolution befähigt, Freunde sowie für gemeinsame Vorhaben Verbündete zu gewinnen, Genossen, Partner, Komplizen.

Das alles ist aber erweiterter Egoismus und hat mit Gemeinsinn wenig zu tun.

Gemeinsinn ist die Erweiterung der Verantwortlichkeit über den Kreis der Verwandten, Freunde und gerade nützlichen Mitstreiter hinaus. Er ist nicht angeboren. Er muss erdacht, erlernt, erlebt werden. Bestenfalls ist er Ergebnis generationenlanger Übung, der Tradition. Schlimmstenfalls wird er von autoritären Führern künstlich erzeugt. Nicht von ungefähr pflegen diese ihre Untergebenen mit “Brüder und Schwestern” oder gar “meine Kinder” anzusprechen und lassen sich von ihnen gern als “Vater” oder “Mutter” der Organisation, Bewegung, Nation titulieren.

In kleinteilig besiedelten Regionen hat sich Gemeinsinn auf natürliche und nahezu unvermeidliche Weise herausgebildet. Wer mit anderen 20 oder 30 Familien in einem abgelegenen Dorf wohnte, womöglich noch unter harschen klimatischen Verhältnissen, der kam nicht darum herum, bei all seinen Entscheidungen das Interesse der Nachbarn zu berücksichtigen, auch derjenigen, die er nicht als Freunde empfand. Er konnte seinen bissigen Hund nicht frei herumlaufen lassen noch seinen Unrat auf der Straße entsorgen. Er musste bereit sein, von seinen gerade üppigen Vorräten an Andere abzugeben, die der Hagel betroffen oder der Wolf besucht hatte. Und wenn er dies nicht freiwillig tat, dürfte der Schulze oder der Ältestenrat ihn dazu genötigt haben. Und spätestens, nachdem er selbst dank des Gemeinsinns seiner Nachbarn aus einer Notlage befreit worden war, wird er überzeugt gewesen sein und auch seinen Kindern beigebracht haben, dass Gemeinsinn eine gute und notwendige Sache ist. So entstand eine Tradition. Die Tradition des Gemeinsinns war der Keimling der Demokratie.

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