BAF Week Otoño/Invierno 2012
Semillero UBA.
Semillero UBA.
Paula Ledesma zeigt pure Eleganz. / Vestidos elegantísimos de Paula Ledesma.
Modenschau von Vitamina – im Regen! / Desfile de Vitamina – ¡bajo la lluvia!
Jeder kann etwas erschaffen
Von Friedbert W. Böhm
Das Verb “gestalten” ist gleichbedeutend mit “schaffen”, “Form geben”. Das bedeutet mehr als “machen”. Gott hat die Welt nicht gemacht, er hat sie erschaffen. Gestalten bedeutet, Nichts in Etwas zu verwandeln.
Bis vor nicht langer Zeit war der Wert des Schaffens, Gestaltens, Gemeingut in der Westlichen Welt. Erfinder, Ingenieure, kluge Handwerker, produktive Unternehmer, Komponisten, Literaten, weitsichtige Politiker und Diplomaten, Künstler, Forscher, Wissenschaftler und kreative Kaufleute besaßen den Respekt der Gesellschaft. Sie brachten ihr Neues, Fortschritt, Wohlstand und Vergnügen.
Und nicht nur die Gesellschaft bereicherten sie. Für die Gestalter selbst war in erster Linie die Befriedigung über das gelungene Werk, die gesellschaftliche Anerkennung, Belohnung für den Erfolg. Und nicht etwa nur das verdiente Geld.
Allerdings begann irgendwann in den Vereinigten Staaten eine folgenschwere Verwechslung Raum zu greifen: Geld wurde Synonym für Anerkennung und notwendige Voraussetzung für Befriedigung. Die erste Frage an einen neuen Bekannten nach der Vorstellung war nun “and how much do you make?”. Wer nicht viel “machte”, galt nicht mehr viel. Es kam nicht mehr darauf an, aus Nichts Etwas zu machen, sondern Geld.
Inzwischen ist der “Macher” auch im Rest der Welt zum Idol geworden. Gewiss, es gibt immer noch sehr viele kreative Menschen, die Nützliches, Schönes, Vergnügliches schaffen, aber unsere Bewunderung gilt in erster Linie denjenigen, welche dies zu Geld machen. Manager, Marketingprofis, Makler, Investoren, Banker, Berater, Anwälte eignen sich kreative Ideen und Projekte an – das Etwas -, um daraus Geld zu machen – Nichts. Und wir Konsumenten feiern diese Leute, indem wir aus Etwas – immer kurzlebigeren Gütern – Schlimmeres als Nichts machen: Abfall. Es stößt uns überhaupt nicht mehr auf, zu lesen, dass das Sozialprodukt – die Summe aller Leistungen der Gemeinschaft – zu 70 % aus Konsum besteht. Ein “Produkt”, das ursprünglich so etwas wie ein mühsam gefördertes Material oder gewissenhaft gefertigtes Werkstück gewesen war, ist zu einer nebelhaft-verdächtigen, statistischen Größe geworden.
Gestalten als Lebensinhalt ist heute ein Privileg weniger Glücklicher. Wir Anderen sitzen an einem Fließband, einem Zeichen- oder Schreibtisch, einem Computer und versuchen, das uns von der arbeitsteiligen Gesellschaft zugewiesene Tausendstel einer Maschine, eines Gebäudes, Projekts, Romans, einer Umsatzvorgabe oder Forschungsaufgabe zu optimieren. Vom fertigen Werk erfahren wir bestenfalls aus der Zeitung. Schafft das Befriedigung? Selbst wenn wir für unser Tausendstel gut bezahlt worden sind? Vermindert es unseren Frust, wenn wir befördert werden, unsere Gestaltungsmöglichkeit etwa von einem Tausendstel auf ein Hundertstel steigt?
Glücklicherweise hat uns die Geld-ist-Alles-Gesellschaft in der Regel noch nicht so im Griff, dass wir nicht noch über einige Freizeit verfügen könnten – manchmal sogar recht viel davon. Wie wäre es, wenn wir sie weniger dem Konsum und mehr der Gestaltung widmen würden? Jeder kann gestalten: eine raffinierte Mahlzeit, wenn es nicht ein ganzer Garten sein kann, ein Bonsai, eine eigene Meinung über ein weitum oberflächlich kommentiertes Thema, eine Vogeltränke, ein Kleidungsstück, einen Bilderrahmen, einen schönen Brief, eine Gesprächsrunde.
Man muss nur anfangen damit. Am Besten als Kind. Am Befriedigendsten und Verdienstvollsten ist das Gestalten von Kindern zu Gestaltern.
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Ausstellungskalender 03/03/2012-10/03/2012
Von Susanne Franz
Die Retrospektive des französisch-venezolanischen Künstlers Carlos Cruz-Diez, “El color en el espacio y en el tiempo” (Die Farbe im Raum und in der Zeit), ist noch bis zum 11. März im Malba zu sehen. Man sollte sich diese sehr empfehlenswerte Ausstellung auf keinen Fall entgehen lassen! Cruz-Diez ist einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts, sein Werk lädt den Betrachter zu einer ganz speziellen Begegnung mit der Farbe ein.
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Agenda de Muestras 03/03/2012-10/03/2012
Por Susanne Franz
La retrospectiva del maestro franco-venezolano Carlos Cruz-Diez, “El color en el espacio y en el tiempo”, continúa en el Malba hasta el 11 de marzo. La exposición invita a vivir una experiencia directa con lo sensorial a través de la producción de un artista central para el arte del siglo XX, gracias a sus contribuciones teóricas y plásticas sobre la percepción del color.
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Diese Woche startet in Buenos Aires die Modemesse BAF Herbst/Winter 2012
Von Paula Bonnet
Die Modemesse BAF Week Herbst/Winter 2012, die diese Woche in Buenos Aires beginnt, hat sich einem ganz neuen Konzept verschrieben: der Kombination von Mode und Kunst. Getreu diesem Motto arbeiten die Modeschöpfer, und auch die Showrooms und Stands auf der Messe werden unter dieser Prämisse gestaltet.
Eine Menge spannender Innovationen für die Herbst/Winter-Saison 2012 wird auf den Laufstegen der BAF zu sehen sein: So präsentiert Muaa am Dienstag, dem 28. Februar, um 17 Uhr seine neue Zusammenarbeit mit Mariano Toledo. Dabei handelt es sich um eine Spezialedition von 30 an den 80er Jahren inspirierten Kleidern.
Zum ersten Mal auf der BAF, zeigt Amores Trash Couture am Mittwoch, dem 29., um 20 Uhr seine Kollektion: jugendliche Klamotten im Rocker-Stil, die die Eleganz der Haute Couture mit der frechen Unbekümmertheit der 80er Jahre kombinieren. Am selben Tag stellen auch Fabián Zitta, Chocolate und Desiderata ihre Kreationen für die kommende Saison vor.
Die Schwergewichte der argentinischen Modeschöpfer-Elite sorgen am Donnerstag, dem 1. März, für Aufsehen: Rapsodia, Juana de Arco, Uma, Cora Groppo und Hermanos Estebecorena.
Der Freitag ist dann den Newcomern vorbehalten: Las Oreiro und Holi sind die neuen Kleidermarken von Schauspielerin Natalia Oreiro bzw. Model Dolores Barreiro, die ihr Debüt auf der BAF haben werden. Der Abschluss-Event der Modewoche liegt in den Händen von Tramando, geleitet vom legendären Modezaren Martín Churba.
Von Interesse auf der BAF sind auch die von der Stadt Buenos Aires organisierten Vorträge für Führungspersonal und Unternehmer im Bereich Mode und Design. Zum Beispiel kann man diesen Mittwoch um 17.30 Uhr an der Konferenz “El vínculo entre arte y diseño como rasgo de identidad nacional” (Die Beziehung zwischen Kunst und Mode als Merkmal einer nationalen Identität) von Andrea Saltzman, der Leiterin der Industriedesign-Fakultät der UBA, teilnehmen.
Die BAF Week findet von Dienstag bis Freitag auf dem Messegelände La Rural (Av. Sarmiento 2704) statt. Eine “normale” Eintrittskarte kostet 30 Pesos, die Spezialkarte für 80 Pesos berechtigt zur Teilnahme an einer Modenschau nach Wahl (in der dritten Reihe).
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Esta semana arranca la BAF Week Otoño/Invierno 2012
Por Paula Bonnet
Buenos Aires Fashion Week (BAF) arranca esta semana con un concepto que va más allá de las tendencias: la unión de lenguajes entre moda y arte. Esta premisa deberá ser abarcada por los diseñadores y las propuestas de los showrooms y stands.
La temporada otoño/invierno 2012 cuenta con novedades interesantes sobre la pasarela. Muaa presentará el martes 28 de febrero a las 17 horas su colaboración con Mariano Toledo. Se trata de treinta prendas de edición limitada inspiradas en los años ochenta.
Por primera vez sobre la pasarela se presenta Amores Trash Couture el miércoles 29 a las veinte. Ropa rockera, joven, un punto medio entre la elegancia de la alta costura y la desfachatez de los ochenta. Ese día también se presentan Fabián Zitta, Chocolate y Desiderata, entre otros.
El jueves primero de marzo se mostrarán las nuevas colecciones de los platos fuertes del diseño local de los últimos años: Rapsodia, Juana de Arco, Uma, Cora Groppo y Hermanos Estebecorena.
El viernes será un día de novedades: Las Oreiro y Holi, las marcas de Natalia Oreiro y Dolores Barreiro respectivamente, harán su debut en la BAF. El cierre del evento estará a cargo de Tramando, en manos del ya legendario Martín Churba.
También serán interesantes las charlas organizadas por la Ciudad de Buenos Aires para líderes de empresa y emprendedores del mundo de la moda y el diseño. Un ejemplo: este miércoles a las 17.30 se dará “El vínculo entre arte y diseño como rasgo de identidad nacional”, a cargo de Andrea Saltzman, Directora de la Carrera de Diseño Textil e Indumentaria de la Universidad de Buenos Aires.
La BAF se realizará de martes a viernes en La Rural (Av. Sarmiento 2704). La entrada general sale treinta pesos y la especial ochenta, que garantiza el acceso a la tercera fila en un desfile a elección.
Ulrich Ludat, ein Saarbrücker Künstler, weilt zur Künstlerresidenz in Buenos Aires
Von Sebastian Loschert
Seit Mitte Januar streift der in Saarbrücken lebende Künstler Ulrich Ludat durch Buenos Aires. Möglich, dass der ein oder andere Leser schon auf ihn aufmerksam geworden ist. Auf ihn und seine “urbane Umherirrerei”, wie er seine künstlerische Praxis manchmal nennt, beim Fotografieren in der Straße, bei Audioaufnahmen in einer Zugstation, beim Horchen und Beobachten im Zentrum oder in den Barrios der Stadt. Rund 300 Kilometer Asphalt dürfte er in den vergangenen Wochen schon hinter sich gebracht haben, schätzt Ludat – größtenteils zu Fuß.
An dem Schnellimbiss-Tisch vor dem Bahnhof San Martín hasten die Passanten vorbei, Touristen drücken ihre Taschen enger an den Körper. Außer Ludat sitzen an diesem stark frequentierten Platz keine Europäer – nur einen Steinwurf von der Armensiedlung Villa 31 entfernt ist das den meisten zu riskant. Begeistert erzählt Ludat an dem weißen Plastiktisch, Buenos Aires biete ihm die idealen Bedingungen für seine künstlerische Arbeit, für sein urbanes Explorationsprojekt “orte.lieux.places.lugares”. Sicherlich wegen des bekanntermaßen großen Kulturangebots in dieser Stadt? Oder wegen der Unterstützung durch die Künstlerresidenz, zu der er eingeladen wurde? Weit gefehlt: “Ideal ist, dass ich die Stadt überhaupt nicht kannte und keinerlei Zeit hatte, mich auf den Aufenthalt vorzubereiten.” Ohne Vorkenntnisse will Ludat die Stadt erspüren, physisch in sich aufnehmen, sie “inkorporieren”. Nur mit Kamera und Aufnahmegerät ausgerüstet, zu Fuß oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Der Polizist im Polizeicontainer am Eingang der Villa 31 blickt ungläubig. Sichtlich irritiert fragt er mehrmals nach: Ob man unbedingt da rein müsse, ob man dort denn jemanden kenne, ob man nicht besser mit dem Bus die Villa Miseria umfahren wolle. Er reiht sich damit in einen warnenden Chor ein, der aus der Millionenstadt aufsteigt und zu verstehen gibt: “Für Fremde kein Zutritt. No-go-Area.” Trotzdem ist und bleibt das Ziel von Ulrich Ludat die Kapelle des 1974 ermordeten Padre Mugica am anderen Ende des über 20.000 Einwohner zählenden Elendsviertels. Wir gehen die staubige, schmale Hauptstraße entlang, an deren Rändern sich buntbemalte und unverputzte Häuschen aneinanderreihen. “Außerhalb der Villa 31 weiß kaum einer, wo die Kapelle mit dem Grab Mugicas liegt, hier drinnen jeder. Offiziell gibt es keine Straßennamen, hier drinnen sehr wohl. Es sind zwei getrennte Welten”, bemerkt Ludat. “Genau deswegen bin ich hier: Um solche unsichtbaren, aber spürbaren Grenzen in der Stadt zu erfühlen.” Angesichts der “Überlebenskunst” der Villa-Bewohner bewundert er: “Bei allen Problemen gibt es hier jede Menge Ästhetik und starke Schönheit. Mit einem Schandfleck hat das jedenfalls nichts zu tun.”
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Die Kompanie “La rosa blanca” inszeniert ein Stück über Hitlers Sekretärin
Von Mirka Borchardt
Letztens, im Bus, eine Frau und ein Mann im Gespräch über einen Zeitungsartikel über Ex-Diktator Jorge Rafael Videla: Er: “Videla ist der argentinische Hitler, sage ich!” Sie: “Schlimmer! Hitler hatte es ja nur mit einer Rasse (sic!), aber Videla…” Auf solche sehr eigenen Sichtweisen des Nationalsozialismus stößt man nicht selten in Argentinien. Für jemanden, der in Deutschland aufgewachsen und dem die jüngere deutsche Geschichte einigermaßen präsent ist, wirkt das mehr als befremdlich. Die Ankündigung eines argentinischen Theaterstücks über Traudl Junge, ehemalige Sekretärin Hitlers, ruft dementsprechend Skepsis hervor. Umso mehr, als sich die Kompanie “La rosa blanca” den Dokumentarfilm “Im toten Winkel” von André Heller und Othmar Schmiderer als Arbeitsgrundlage genommen hat, einen Film, der ausschließlich aus Interviews mit Traudl Junge besteht, aber gerade deswegen ungeheuer eindringlich ist. Wie kann das auf Bühnenmaß übertragen werden, fragt man sich, und erwartet nichts Gutes. Leider nicht ganz zu Unrecht.
Eigentlich hatte sie Tänzerin werden wollen, sagt Traudl Junge im Film. Das nimmt Regisseurin Claudia Carbonell als Anlass, um “Bajo once metros de cemento” mit zwei tanzenden Frauen (Georgina Rey und Matilde Campilongo) beginnen zu lassen, in Rot gekleidet, vor schwarzem Hintergrund auf schwach beleuchteter Bühne. Das Tanzelement, das abgesehen von dem Hinweis auf Junges Backfischwunsch keine weitere sinnstiftende Funktion erkennen lässt, ist einer der roten Fäden des Stückes. Ein zweiter, wichtigerer, ist Sophie Scholl. Im Interview erzählt Junge, erst als sie eines Tages an einer Gedenktafel für das Mitglied der “Weißen Rose” vorbeigegangen sei und festgestellt habe, dass sie im selben Jahr in Hitlers Dienste trat, in dem Sophie Scholl hingerichtet wurde – beide 22 Jahre alt zu dieser Zeit -, habe sie angefangen, sich nach ihrer persönlichen Schuld zu fragen.
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Ausstellungskalender 25/02/2012-03/03/2012
Von Theresia Sprinzl
Man kann das Schaffen des argentinischen Künstlers Pablo Siquier in zwei Strömungen unterteilen: Einmal malt er auf “herkömmlichen” Leinwänden und stellt den Betrachter seiner Werke vor die Aufgabe, seine Beobachtungsgabe und Sensibilität für eine Interpretation zu aktivieren. Und dann schafft Siquier Interventionen im öffentlichen Raum, die eine ganz andere Art von Wahrnehmung verlangen, die viel körperlicher und vereinnahmender sind, weil sie die intellektuelle Distanz nicht zulassen, die im ersteren Fall gegeben ist.
Diese Dimension seines Werkes zeigt eine Ausstellung im Cronopios-Saal des Centro Cultural Recoleta, die am Donnerstag eröffnet wurde. U.a. kann man hier eine Riesen-Intervention aus Klebeband (590 x 1340 cm) und eine mit Kohle gezeichnete (590 x 730 cm) bewundern.
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