Berlín en RED Verano

Salió RED Verano


Salió RED Verano, la edición número 9 de la revista virtual de RedGalería, con dos foto ensayos sobre Berlín de Marula Di Como y Maria Martha Pichel.

Recomendamos también “Advenimiento Agro Pop”, nota poética de Ernesto Arellano sobre la obra de Marcela Mouján, con fotos de Ezequiel Suranyi; y el foto ensayo de Suranyi “¿Fútbol para todos?”.

Metamorphose eines Viertels

Der “Galpón Cultural Piedra Buenarte” gibt jungen Menschen Hoffnung

Von Laura Wagener


Das Viertel “Piedrabuena” liegt im südlichen Teil der Stadt Buenos Aires, eine knappe Busstunde vom Zentrum enfernt. In Gesellschaft von Luciano César Garramuño betrete ich das ehemalige Elendsviertel und bin erst einmal beeindruckt von der Architektur des Barrios. Die riesigen, 12-stöckigen Gebäude sehen aus, als seien sie zu Stalins Zeiten errichtet. Das Viertel ist eigentlich nicht besonders groß, in etwa zehn Minuten kann man hindurchlaufen. Luciano klärt mich jedoch auf, dass etwa 20.000 Menschen in den massiven Steinblöcken wohnen. Viele der Häuser wurden nicht richtig fertiggestellt, und so leben viele der Bewohner ohne Strom und Gas.

Schnell bemerke ich, man kennt sich hier. Während Luciano mich durch das Viertel führt, gibt es niemanden, der uns nicht grüßen würde. Der 29-jährige Fotograf kommt selbst aus Piedrabuena, hat nie woanders gewohnt, und die Leute kennen ihn alle durch seine Arbeit. Er ist einer der Initiatoren des Kulturvereins “Galpón Cultural Piedra Buenarte” im Herzen des Viertels.

Das Besondere an Piedrabuena ist nämlich, dass es hier nicht nur die Wohnhäuser, sondern auch eben jenen “Galpón”, eine Art riesige Lagerhalle, gibt. Früher gab es mehrere dieser langen Hallen, die gleichzeitig mit den Wohnhäusern errichtet wurden. Alle außer der größten sind im Laufe der Zeit Materialdiebstählen zum Opfer gefallen: Menschen aus den umliegenden Elendsvierteln haben die Wellbleche und Metalle geklaut und zum Hausbau verwendet.

Der übriggebliebene Galpón war schon in der Kindheit Lucianos und seiner Freunde dort, damals lagerte noch das Teatro Colón dort seine Bühnenmaterialien. Rund um den Galpón befindet sich eine relativ große Freifläche, auf der es mittlerweile einen Spielplatz und ein Fußballfeld gibt. Früher war der Galpón umzäunt, auf dem Gelände lebten wilde Hunde. Das Viertel hatte einen schlechten Ruf, Taxifahrer aus der Hauptstadt fuhren, wenn überhaupt, nur widerstrebend in das von Elendsvierteln umgebene Barrio, es gab wenig zu tun für die jungen Leute, deswegen verfielen viele den Drogen oder dem Alkohol. Die Gewaltrate war hoch.

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Kalender / Agenda

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Ausstellungskalender 31/12/11-07/01/2012

Von Susanne Franz


Eigentlich sollte sie nur noch bis zum 8. Januar 2012 zu sehen sein, doch nun wurde sie bis zum 21. Februar verlängert. Es bleibt also noch etwas Zeit, die hervorragende Ausstellung “Dioses, Ritos y Ofí­cios del México Prehispánico” in der Fundación Proa, Av. Pedro de Mendoza 1929, La Boca, zu besuchen. Öffnungszeiten: Di-So 11-19 Uhr, montags geschlossen. Eintritt: 12 Pesos, Studenten und Lehrer 8 Pesos, Rentner 4 Pesos; dienstags gratis für Studenten und Lehrer.

Am 31. Dezember und am 1. Januar ist die Fundación Proa geschlossen.

Die Museen der Stadt Buenos Aires – von denen in unserem heutigen Kalender das MAMba, das Centro Cultural Recoleta sowie Sívori, Larreta und Fernández Blanco vertreten sind – bleiben am Freitag, dem 30. Dezember, und am Sonntag, dem 1. Januar geschlossen. Am Samstag, dem 31. Januar sind sie bis 19 Uhr geöffnet.

Frohes neues Jahr!

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda / Kalender

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Agenda de Muestras 31/12/11-07/01/2012

Por Susanne Franz


Iba a estar sólo hasta el 8 de enero de 2012, pero hubo prórroga: Ahora se puede visitar la excelente muestra “Dioses, Ritos y Oficios del México Prehispánico” hasta el día 21 de febrero, en la Fundación Proa, Av. Pedro de Mendoza 1929, La Boca. Horarios: Mar-Dom 11-19 hs, lunes cerrado. Entrada general: 12 pesos. Estudiantes y docentes: 8 pesos, jubilados 4 pesos; los martes gratis para estudiantes y docentes.

Los días 31 de diciembre y 1 de enero el espacio estará cerrado.

Los Museos de la Ciudad de Buenos Aires -de las cuales en nuestra Agenda actual figuran el MAMba, el Centro Cultural Recoleta, el Sívori, el Larreta y el Fernández Blanco- permanecerán cerrados el viernes 30 de diciembre y el domingo 1º de enero. Estarán abiertos el sábado 31 de diciembre hasta las 19 hs.

¡Feliz Año Nuevo!

Las muestras de la semana:

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Argentinisches Theater in Spanien

Historiendrama “El cordero de ojos azules” geht auf Spanientournee

Von Susanne Franz

Es ist eine Initiative des Kultursekretariats der Stadt Buenos Aires: Am Dienstagmittag wurde im Rahmen einer Pressekonferenz in der spanischen Botschaft in Buenos Aires die Ankündigung gemacht, dass das Bühnenstück “El cordero de ojos azules” des 1970 geborenen argentinischen Dramaturgen Gonzalo Demaría, das im Jahr 2011 im zum Complejo Teatral de Buenos Aires (CTBA) gehörenden Teatro Regio zu sehen war, im Januar in Madrid und Bilbao aufgeführt werden wird.

Das Historiendrama spielt in der Osterwoche des Jahres 1871 in Buenos Aires, als in der Stadt die Pest wütet. Ein aus Spanien stammender Maler, der den Auftrag hat, ein Bild der Heiligen Lucía zu malen, entkommt nur knapp dem Tod und der Kommission, die die Kirche zur Säuberung der Stadt von den Kranken eingesetzt hat.

Inszeniert wurde “El cordero de ojos azules” von Luciano Cáceres, als Schauspieler agieren Leonor Manso, Carlos Belloso und Guillermo Berthold. Die Originalmusik und der Ton stammen von Gerardo Gardelin, für die Beleuchtung zeichnet Eli Sirlin verantwortlich, die Kostüme schuf Julio Suárez, das Bühnenbild Gonzalo Córdova.

Vom 12. Januar bis 5. Februar wird das Stück dienstags bis sonntags im Teatro Fernán Gómez von Madrid aufgeführt, am 10. und 11. Februar kommt es im Teatro Arriaga von Bilbao auf die Bühne.

Informationen u.a. zur Sommerspielzeit des Complejo Teatral de Buenos Aires, die am 3. Februar beginnt, sowie Vorankündigungen zur Spielzeit 2012 finden Sie auf der Webseite des CTBA.

Foto:
(v.l.n.r.) Guillermo Berthold, Gonzalo Demaría, Carlos Belloso, Leonor Manso, der Kulturminister der Stadt Buenos Aires Hernán Lombardi, der spanische Botschafter Don Rafael Estrella Pedrola, Gerardo Gardelin und CTBA-Chef Alberto Ligaluppi.

Kalender / Agenda

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Ausstellungskalender 24/12/11-31/12/11

Von Susanne Franz


Die Retrospektive des französisch-venezolanischen Künstlers Carlos Cruz-Diez, “El color en el espacio y en el tiempo” (Die Farbe im Raum und in der Zeit), hat schon 110.000 Besucher ins Museum gelockt und wird im Malba noch den ganzen Sommer zu sehen sein. Man sollte sich diese sehr empfehlenswerte Ausstellung auf keinen Fall entgehen lassen! Cruz-Diez ist einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts, sein Werk lädt den Betrachter zu einer ganz speziellen Begegnung mit der Farbe ein.

Am 24. und 31.12. ist das Museum bis 18 Uhr geöffnet; am 25.12. und 1.1.2012 ist das Museum geschlossen.

Die Museen der Stadt Buenos Aires – von denen in unserem heutigen Kalender das MAMba, das Centro Cultural Recoleta sowie Sívori, Larreta und Fernández Blanco vertreten sind – sind an den Samstagen 24. und 31. Dezember bis 19 Uhr geöffnet. Am Sonntag, dem 25. Dezember, Freitag, 30. Dezember, und Sonntag, 1. Januar, bleiben sie geschlossen.

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda / Kalender

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Agenda de Muestras 24/12/11-31/12/2011

Por Susanne Franz


La retrospectiva del maestro franco-venezolano Carlos Cruz-Diez, “El color en el espacio y en el tiempo”, ya fue visitada por más de 110.000 personas y continúa en el Malba todo el verano. La exposición invita a vivir una experiencia directa con lo sensorial a través de la producción de un artista central para el arte del siglo XX, gracias a sus contribuciones teóricas y plásticas sobre la percepción del color.

Los días 24 y 31 de diciembre el museo permanecerá abierto hasta las 18 hs. Los días 25 de diciembre y 1 de enero el museo estará cerrado.

Los Museos de la Ciudad de Buenos Aires -de las cuales en nuestra Agenda actual figuran el MAMba, el Centro Cultural Recoleta, el Sívori, el Larreta y el Fernández Blanco- estarán abiertos los sábados 24 y 31 de diciembre hasta las 19 hs. El domingo 25 y el viernes 30 de diciembre y el 1º de enero permanecerán cerrados.

Las muestras de la semana:

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Abschied nach 46 Jahren

Galerie Atica schloss ihre Pforten

Von Susanne Franz

Die letzte Ausstellung des Jahres 2011 war der Künstlerin Reni Duplaa gewidmet. Vielleicht hätte man es schon aus dem Namen erahnen können – es handelt sich dabei um eine Kunstfigur, und ihr Werk ist eine Zusammenarbeit der Künstler Jorge Meijide und Mirta Kupferminc.

Ein kreatives Spiel, eine interessante Kombination, doch dass diese Exposition die letzte in der Galerie Atica war, überschattete alles andere, und man konnte am vergangenen Samstag, dem 17. Dezember, die Werke nicht so recht genießen, als Mónica Goldschläger de Carrizo Carricarte nach 46 Jahren ununterbrochener Tätigkeit die Tore ihrer angesehenen Kunstgalerie ein letztes Mal öffnete.

Und ein letztes Mal füllten sich die Räume sowie der Patio-ähnliche Gang in der Libertad 1240 mit Wegbegleitern, Freunden, Galeristen-Kollegen, Kunstkritikern und vielen, vielen Künstlern, die sich von Mónica, ihrem Mann Adolfo, ihrem Sekretär Rubén und ihrem Hündchen Noemí verabschieden wollten.

Atica war bekannt dafür, sich besonders für Künstler einzusetzen, die aus den Bereichen Zeichnung, Skulptur, Graphik oder auch Textilkunst und Keramik stammen, die im Kunstbetrieb nicht so große Anerkennung finden wie der große Bruder Malerei und die in den letzten Jahren hoch geschätzte Fotografie. Das heißt nicht, dass die Galerie nicht auch mit diesen Kunstrichtungen arbeitete. So vertrat Atica den erfolgreichen argentinisch-koreanischen Maler Cho Yong Hwa sowohl auf der Kunstmesse arteBA als auch in Einzelausstellungen. Eine Schau mit Fotografien von Hermenegildo Sábat zeigte eine unbekanntere Seite des großen Karikaturisten.

Mit ihrem kultivierten Background, ihrem Gespür für Kunst, ihrer Vielsprachigkeit – unter anderem spricht sie hervorragend Deutsch – und ihrer Fähigkeit zum Netzwerken gehört Mónica Goldschläger de Carrizo Carricarte zu einer “alten Garde” von Galeristen, die man ungern vom Platz treten sieht. Der argentinische Kunstbetrieb wird sie vermissen.

Foto:
Mónica in den 90ern mit dem Bildhauer Alberto Bastón Díaz.

Damit die Spuren nicht verlorengehen

Besuch im Martius Staden-Institut, Sao Paulo, als Feldforschung für ein zu gründendes Dokumentationszentrum in Buenos Aires

Von Regula Rohland de Langbehn

Das 1925 aus kleinen Anfängen hervorgegangene Hans Staden-Institut wurde 2006 als Martius Staden-Institut aus dem Zentrum von Sao Paulo nach Morumbí verlegt, wo ihm ein geräumiger Trakt in der deutschen Schule Vizconde de Porto Seguro, einer altehrwürdigen Privatschule, nach Maß geschneidert worden war. Wenn man es betritt, hat man durchaus das Gefühl, in einen hochmodernen Tempel der Wissenschaft einzutreten, und tatsächlich sieht man in abgeteilten Boxen dort fleißige Priester und Priesterinnen der Wissenschaft dem Gott Archivus und der Göttin Genealogia huldigen.

Der Weg in dieses Sanktuarium ist freilich für den Fremdling mit Gefahren besät, wenn nicht ein guter Genius in Gestalt des Direktors Dr. Kupfer den Einlass Heischenden durch die gefährliche Zone zwischen der nächsten Metrostation und dem Institut geleitet, eine Zone, die über Brücken und Stadtautobahn führt und zu Fuß nicht durchschreitbar ist. Es scheint so zu sein, dass man zwar nicht durch Feuer und Wasser, aber doch wenigstens an einem Goldesel vorbeigegangen sein muss, wenn man alleine dorthin will, denn man muss im eigenen Auto oder, vor allem als sprachunkundiger Fremder, per Taxi anreisen, wenn man heil ankommen will.

Dadurch ist das Institut in der beneidenswerten Lage, praktisch ohne Publikum zu arbeiten: Wissenschaftler wenden sich in der Regel per E-Mail an die Angestellten und werden sehr zuvorkommend bedient, und auch private Anfragen – z.B. von Leuten, die einen deutschen Großvater für die Beschaffung des europäischen Passes nachweisen müssen – lassen sich in der Regel auf diese Weise beantworten.

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Geheimnissen auf der Spur

Die Bremer Kunsthalle zeigt eine große Ausstellung zum mitunter rätselhaften Werk des norwegischen Malers und Grafikers Edvard Munch

Von Nicole Büsing und Heiko Klaas

Genaues Hinschauen bringt manchmal verborgene Schätze zum Vorschein. So im Jahre 2005 in der Kunsthalle Bremen. Das Osloer Munch Museum hatte die Bremer Kollegen gebeten, das 1899 entstandene Gemälde “Das Kind und der Tod” einmal genauer zu untersuchen. Man benötige gewisse Angaben für das Werkverzeichnis des Künstlers. Was sich bei der Untersuchung des Bildes durch eine Bremer Restauratorin herausstellte, glich einer kunsthistorischen Sensation. Unter der bereits 1918 für 20.000 Mark erworbenen Leinwand befand sich nämlich noch eine zweite.

Und auf dieser versteckte sich ein zwar undatiertes und unsigniertes, eindeutig aber Edvard Munch zuzuordnendes Gemälde. Das “Mädchen und drei Männerköpfe”, so der sachlich beschreibende Titel, den die Bremer ihrer Neuentdeckung gegeben haben, und “Das Kind und der Tod” bilden jetzt den Nukleus einer großen Munch-Schau in der Kunsthalle Bremen. Dorothee Hansen, die Kuratorin der Schau “Edvard Munch – Rätsel hinter der Leinwand”, versammelt 76 Werke, darunter 36 Gemälde sowie 40 Arbeiten auf Papier. Munchs zentrale Werkgruppe “Lebensfries” steht im Fokus der Schau, die durchaus keine leichte Kost für genüsslich schwelgende Kunsttouristen bereithält. Vielleicht ist sie gerade deshalb so sehenswert.

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“Meine Waffe ist das offene und klare Wort”

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, besuchte Argentinien

Von Susanne Franz

Sein Job sei ein Erbe der DDR-Dissidenten, sagt Markus Löning (FDP), Menschenrechtsbeauftragter der deutschen Regierung. Der erste Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sei der Grünen-Politiker Gerd Poppe gewesen, ehemals ein Bürgerrechtler in der DDR. Der 51-jährige Löning nahm am 5. und 6. Dezember in Buenos Aires an einem der vom deutschen Auswärtigen Amt weltweit organisierten Treffen von mit Menschenrechtsfragen befassten Personen teil. Aus ganz Lateinamerika kamen Nichtregierungsorganisationen zu dem Treffen, das vom Centro de Estudios Legales y Sociales (CELS) mitorganisiert worden war. Dabei ging es um Themen aller Art wie Frauenfragen, die von einer mexikanischen Delegation vorgebracht wurden, oder den Rechten der Mapuche-Indianer, die eine chilenische NGO verteidigte.

In einem Interview am 8. Dezember in Buenos Aires (veröffentlicht im Argentinischen Tageblatt vom 17. Dezember 2011) nahm der Politiker Stellung zu verschiedenen weltpolitischen Themen. So sieht Löning die Entwicklung in China in Bezug auf die Menschenrechte sehr positiv. Natürlich sei China kein freies Land und es sei weiter undenkbar, die Staatsspitze anzugreifen, sagte der Politiker mit Blick auf den Künstler Ai Weiwei. Aber im Gegensatz zu früher sagten die Menschen heute, was sie denken. “Die um die 50-Jährigen erinnern sich heute noch an die Kulturrevolution”, gibt Löning zu bedenken. Selbst in der Familie habe man damals nicht gewagt, sich kritisch zu äußern. Heute sei Bewegung spürbar. In China gebe es heute mehr Wohlstand, mehr Bildung, die grundlegenden Lebensbedingungen seien besser. “Das wirkt sich auch auf die Meinungsfreiheit aus.”

Über Russland hat Markus Löning nicht so viel Positives zu sagen. Demokratischen Parteien sei es fast unmöglich gewesen, zu den gerade abgehaltenen Wahlen zugelassen zu werden, die einzige Oppositionspartei Jabloko sei an der hohen 7%-Hürde gescheitert. “Russland verpasst seine Chance, in die Riege der demokratischen Länder aufgenommen zu werden”, urteilt Löning.

Viele seiner letzten Reisen haben ihn nach Nordafrika geführt. Was die Entwicklung dort betrifft, sei er “ziemlich optimistisch”. In Tunesien habe es freie und faire Wahlen gegeben, und dass sich über 30% für eine religiöse Bewegung ausgesprochen hätten, spiegele das Empfinden der Bevölkerung wider. “Auch in Europa haben wir Parteien mit religiösem Hintergrund”, gibt Löning zu bedenken und nennt z.B. die Unionsparteien in Deutschland. “Ich persönlich plädiere dafür, dass man erst einmal abwartet, was die Islamisten in Tunesien oder die Muslimbrüder in Ägypten machen, ob sie sich auf einen pragmatischen Weg begeben”, sagt Löning. “Als Europäer sollten wir den afrikanischen Gesellschaften eine Chance geben. Warum sollten sich dort keine freien Gesellschaften entwickeln können?” Tatsache sei, dass die Menschen auf die Straße gingen, um für ihre Rechte einzutreten. Er selbst habe mit liberalen Kräften gesprochen, die dort eine Rolle spielten. “Wir sollten nicht wie das Kaninchen auf die Schlange starren”, meint Löning zu übertriebenen Sorgen hinsichtlich der Entwicklung in Nordafrika.

Auf die jüngsten Ereignisse in Deutschland bezüglich der Neonazi-Morde sei er noch nicht angesprochen worden, sagt Markus Löning. Aber ja, besonders in der Türkei käme es öfter zur Sprache, dass Kinder von Moslems in Deutschland weniger Chancen hätten. “Da herrscht in Deutschland eine Ungerechtigkeit, und es ist anerkannt, dass dort Handlungsbedarf besteht. Trotz allem, was wir erreicht haben, gibt es Defizite, und die muss man anerkennen”, betont der Menschenrechtsbeauftragte.

Mit seinen Reisen, seinen Gesprächen in der ganzen Welt – kann er damit etwas bewirken, eventuelle Missstände verbessern? “Ich werde nicht selbst aktiv”, sagt Markus Löning. Das was er sehe und höre, fließe in seine Berichte ein. Sein Mittel, etwas zu bewirken, sei das offene und klare Wort. Das setze Machthaber unter Druck. “Wenn ich oder der Außenminister oder die Kanzlerin etwas sagen, findet das Gehör”, sagt der Politiker. Deutschland sei eine Wirtschaftsmacht und die meisten Länder wollten Handels- und andere Beziehungen mit der Bundesrepublik vertiefen.

Das Auswärtige Amt betreibe aber auch auf andere Art Demokratieförderung, indem beispielsweise über die deutschen politischen Stiftungen die Journalistenausbildung weltweit unterstützt werde oder Menschen nach Deutschland eingeladen würden, die sich in ihren Ländern für die Menschenrechte einsetzten. “Im letzten Jahr luden wir eine Gruppe aus Afrika ein, die sich für sexuelle Minderheiten einsetzt”, führt Löning als Beispiel an. Ein Foto mit Außenminister Guido Westerwelle, der sich zu seiner Homosexualität bekennt, oder allein die Tatsache, dass es in Deutschland möglich ist, dass ein Homosexueller Minister oder Regierender Bürgermeister von Berlin werden kann, gebe diesen Menschen Hoffnung.

Für den ruhigen, sympathischen Politiker, der auch in Oppositionskreisen in Deutschland beliebt ist, sind die kleinen Erfolge die wichtigsten. “Man fragt sich immer: Macht das Sinn?”, antwortet er auf die Frage von AT-Chefredakteur Stefan Kuhn nach dem größten Lichtblick in seiner Karriere. “Und dann sind da die Leute, die mir schreiben ‘Vielen Dank, dass Ihr Euch für mich eingesetzt habt, ich bin aus dem Gefängnis raus’, wie eine Frau aus dem Iran, oder der Mann aus Aserbaidschan, den wir im Gefängnis besuchen wollten und zu dem wir zwar nicht vorgelassen wurden, dem es aber allein schon nutzte, dass wir unsere Karten hinterlassen haben.”

“Menschen, die in freien Ländern leben, haben eine Verpflichtung, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen”, sagt Markus Löning. Auch wenn man vielleicht nicht immer große Veränderungen bewirken könne. Das gelte für Deutschland, aber auch für Argentinien, wo eine Militärdiktatur geherrscht habe und wenig Hilfe von außen gekommen sei.

Im Rahmen seiner ersten Argentinienreise sprach Markus Löning u.a. auch mit Oppositionspolitikern und mit Vertretern des argentinischen Außenministeriums. Lateinamerika werde in der Zukunft eine größere Rolle spielen, ist der Menschenrechtsbeauftragte des Bundesregierung überzeugt. Man habe auf UN-Ebene schon immer stark mit den lateinamerikanischen Ländern zusammengearbeitet. Vor einem Jahr etwa habe man erreicht, dass das Recht auf Wasser und sanitäre Versorgung in einer UN-Resolution als Menschenrecht festgeschrieben worden sei. Die Initiative, die von Bolivien ausging, habe auch Argentinien unterstützt.

“Mit den lateinamerikanischen Ländern verbindet uns Geschichte und Kultur, es herrscht viel mehr gemeinsames Verständnis als beispielsweise mit Afrika und Asien”, so Löning. Und Buenos Aires sah er, trotz der großen geographischen Entfernung, als europäische Stadt. Seine letzte Reise hierher soll es nicht gewesen sein.

(Foto: Stefan Kuhn)