Deutsche Sprache und Kultur in Lateinamerika

10. Treffen der deutschsprachigen Gemeinschaften CAAL

Von Susanne Franz

Argentinien ist in diesem Jahr das Land, das das Treffen der deutschsprachigen Gemeinschaften Lateinamerikas ausrichtet: Das X. CAAL (Encuentro de Comunidades de Habla Alemana en Latinoamérica) findet vom 20. bis 23. September in Olivos, der Hauptstadt Buenos Aires, Temperley und Villa Ballester statt. Das Treffen, das im Jahr 2003 von Don Pietro Sandri Poli in Montevideo ins Leben gerufen wurde, wird vom Dachverband der deutsch-argentinischen Gemeinschaften FAAG organisiert.

Im Neuen Deutschen Turnverein in Olivos (Alberdi 1865) ist am Donnerstag – vor der offiziellen Eröffnung am Freitagmorgen – schon volles Programm. Nachdem sich die Teilnehmer akkreditiert haben, werden sie um 10 Uhr von Dr. Peter Spielberg vom NDT, Rudolf Hepe vom Organisationskomitee und Vicente López-Bürgermeister Jorge Macri begrüßt. Bei dem ersten Vortrag um 10.10 Uhr handelt es sich um einen Bericht über die Digitalisierung des “Argentinischen Volksfreunds” (Dr. René Krüger). Im Anschluss referiert Herr Altair Reinher über die Pionierarbeit zweier deutscher Mediziner in Gemeinschaften im brasilianischen Landesinneren. Frau Leonor Kuhn spricht über das Unterrichten der deutschen Sprache in Misiones. Der zweite Vortragsblock beginnt nach der Kaffeepause um 11.20 Uhr. Hier gibt Raúl Puls Einblick in die Bedeutung deutscher Nachnamen, Jorge W. Globig referiert über deutschstämmige Staatschefs in Lateinamerika, Marcelo Godoy über kulturelle Kooperationen innerhalb Lateinamerika und Regula Rohland über das von ihr ins Leben gerufene Dokumentationszentrum für Spuren deutschsprachiger Einwanderung.

Lesen Sie weiter / Seguir leyendo »

Die Geheimnisse der Haute Couture

Programm der European Fashion Academy in der Französischen Woche von Buenos Aires


Im Rahmen von Viví Francia, der Französischen Woche in Buenos Aires, die vom 16. bis zum 23. September veranstaltet wird, bietet die Mode-Schule European Fashion Academy am 20. September zwei Seminare an: Von 9.30 bis 12.30 Uhr wird man in die “Secretos de Moldería de Alta Costura Parisina” eingeweiht, und von 14 bis 16.30 Uhr werden die “Secretos de armado y realización de una colección de Alta Moda” enthüllt. Der Eintritt ist frei, Voranmeldung ist erforderlich unter contact@europeanfashionacademy.com.

Kalender / Agenda

Click aquí­ para leer la versión en castellano.

Ausstellungskalender 15/09/2012-22/09/2012

Von Susanne Franz

Das spanische Kulturinstitut CCEBA Centro Cultural de España en Buenos Aires zeigt vom 14. September bis zum 19. Oktober in seinen beiden Zweigstellen Florida 943 und Paraná 1159 “100 x 100 Argentinos”, ein Projekt, das vom Lehrstuhl Salomone an der Architektur-, Städtebau- und Design-Fakultät der Universität von Buenos Aires (FADU-UBA) durchgeführt wurde. Auf unterschiedlichste Art vermittelt – durch eine Ausstellung, Bücher, Trickfilme oder interaktive Webseiten – werden 100 argentinische Persönlichkeiten der letzten 100 Jahre aus der Sicht von Grafik/Designern vorgestellt. Organisiert wurde das Projekt vom Vize-Dekan der FADU-UBA Pablo Salomone. Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.30-20, Sa 10.30-14 Uhr. Eintritt frei

“100 x 100 Argentinos” entstand aus einem Workshop, bei dem über 450 Studenten, Dozenten, ehemalige Studenten und Gäste zwei Wochen lang in Teams zusammenarbeiteten, um Designs verschiedener Perönlichkeiten zu entwickeln. Vorgabe war, eine positive Grundhaltung, beinahe eine Feierstimmung in die Bilder – die “Essenz” der Dargestellten – einfliessen zu lassen. Über den akademischen Rahmen hinaus will die Ausstellung im CCEBA auch die Bedeutung des Grafik/Designs als Identitätsstifter innerhalb einer Gesellschaft hervorheben.

Salomone beschreibt die Herangehensweise an das Projekt wie folgt: “Die Abbilder der herausragendsten Argentinier der letzten hundert Jahre sollen diese weder überhöhend verfälschen noch ihre Schwächen übertünchen. Sie sollen sie in ihrer ganzen Dimension erfassen. In dem, was sie zu etwas Besonderem macht, und in dem, was sie zu einem von uns macht. Denn jeder von ihnen ist, zu einem gewissen Grad, auch ein Teil eines jeden von uns.”

Die Ausstellungen der Woche:

Lesen Sie weiter / Seguir leyendo »

Agenda / Kalender

Klicken Sie hier, um die deutsche Version zu lesen.

Agenda de Muestras 15/09/2012-22/09/2012

Por Susanne Franz

El CCEBA Centro Cultural de España en Buenos Aires presenta del 14 de septiembre al 19 de octubre, en sus sedes de Florida 943 y Paraná 1159, el proyecto desarrollado por la cátedra Salomone de la Facultad de Arquitectura, Diseño y Urbanismo de la Universidad de Buenos Aires (FADU-UBA) “100 x 100 Argentinos”, una mirada colectiva a un centenar de personalidades destacadas del último siglo en diferentes soportes (exposición, libro, película de animación y sitio digital interactivo). Con curaduría de Pablo Salomone, subsecretario académico de FADU-UBA, la muestra se puede visitar, con entrada libre y gratuita, de lunes a viernes de 10.30 a 20 horas y los sábados de 10.30 a 14 horas.

“100 x 100 Argentinos” es el resultado de un taller donde más de 450 estudiantes de la cátedra, docentes, ex-alumnos e invitados trabajaron por equipos durante dos semanas con técnica libre para diseñar retratos desde una mirada positiva y celebratoria. Además de generar un espacio social y colectivo, así como un lugar de intercambio, el taller pretende construir un evento cultural que trascienda al ámbito universitario y logre trascendencia pública para instalar al diseño como un gran constructor de sentido en la sociedad.

El desafío del proyecto fue, según Pablo Salomone, “retratar a los argentinos más destacados de los últimos cien años sin falsas virtudes ni ocultando sus costados flacos o débiles. Mostrarlos en toda su dimensión. En aquello que fueron destacados y en lo que los convierte en uno de nosotros. Porque cada uno de ellos es, en parte, uno de nosotros”.

Las muestras de la semana:

Lesen Sie weiter / Seguir leyendo »

Mit “Glück” in Buenos Aires

Interview mit dem Stargast des 12. Deutschen Kinofestivals von Buenos Aires, Vinzenz Kiefer

Von Nina Obeloer

NO: Wie ist dein erster Eindruck von Buenos Aires?
VK: Super! Es gefällt mir hier gut, soweit ich das bisher überblicken kann. Nee, wirklich toll. Dieser Friedhof (in Recoleta, Anm. d. Red.) hat mich sehr fasziniert. Das war sehr beeindruckend. Und ein Steak habe ich gegessen, gestern Abend gleich. Das war etwas, das wollte ich gleich mal erledigen. Das hat phantastisch geschmeckt!

NO: Wie fühlt sich das an, den Film jetzt hier in Südamerika vorzustellen?
VK: Das war eine sehr große Überraschung und ich fühle mich geehrt. Das ist sehr schön. Ich mache Filme nie mit Blick darauf, was danach damit passieren könnte, wie Festivals oder Filmpreise. Es gibt ja Leute, die sagen “Oh mach das, dafür kannst du ‘nen Preis gewinnen”. Also wenn’s passiert, ist das natürlich schön.

NO: In “Glück” spielst du die Rolle des Punks Kalle, der den Freier seiner Freundin Irina mit einem Küchenmesser zerstückelt, weil er damit sein Glück verteidigen will. Wie weit würdest du gehen, um dein persönliches Glück zu verteidigen?
VK: Das kann ich jetzt nicht sagen, das kommt darauf an, was das Leben von mir verlangt. Aber sehr weit. Ich würde fast sagen, da gibt es keine Grenzen. Wenn jemand meine Lieben bedroht, dann gehe ich dagegen an mit allem, was in meiner Macht steht.

NO: In welchen Punkten seid Kalle und du euch noch ähnlich?
VK: Ich fand seine Frisur super! Wenn ich mit den Fingern schnipsen könnte und ich hätte sie, dann würde ich sie wahrscheinlich eine Weile tragen. Das war eine tolle Perücke. Und er hat einen tollen Hund, der Kalle. Der hat mich sehr an den Hund, den ich früher mal hatte, erinnert. Aber eine richtige Gemeinsamkeit – bis auf die, dass er eben bereit ist, für seine Liebe zu kämpfen -, gibt es nicht.

NO: Im Film sagst du als Kalle zu Irina, als sie auf einer Schaukel sitzt: “Glück ist der Moment, wo du ganz oben bist, alles stehenbleibt, und alles ist gut”.
VK: Ja, der “Wuppdich”.

NO: Genau, der “Wuppdich”. Wann hast du denn privat das letzte Mal geschaukelt?
VK: Das ist noch gar nicht so lange her, ich glaube, erst zwei Wochen. Den “Wuppdich” kenne ich erst seit dem Film, vorher kannte ich das Wort nicht. Den Moment kannte ich schon. Er hatte für mich nicht die Glücksbedeutung, aber ich mag das. Das ist auch im Flugzeug so, wenn es Turbulenzen gibt, und es macht kurz “Huu”. Ich mag diese Sachen, finde ich super.

NO: Laut deiner Biographie wolltest du erst gar kein Schauspieler werden. Warum macht der Beruf dir jetzt doch Spaß?
VK: Ich habe nie geplant, Schauspieler zu werden. Und ich habe es nie abgelehnt, einer zu sein. Als man mich das erste Mal gefragt hat, ob ich das machen möchte, wäre das damals damit verbunden gewesen, die Schule abzubrechen und nach Köln zu ziehen und dort auf eine neue Schule zu gehen, also mein Umfeld zu verlassen. Und das wollte ich damals nicht. Da habe ich es dann gelassen. Erst später, als ich fertig war, habe ich das versucht. Aber es ging nicht darum, dass ich den Beruf abgelehnt habe. Das hatte nur mit der Lebenssituation zu tun.

NO: Im Film geht es um Irina und Kalle, die beide sehr einsam in der Großstadt Berlin leben. Du bist eher ländlich aufgewachsen, hättest du dir damals vorstellen können, diese Rolle zu spielen?
VK: Ich habe wie gesagt nie darüber nachgedacht, Filmschauspieler zu werden. Als ich mich für mein erstes Casting vorbereitet habe, habe ich noch bei meinen Eltern gewohnt. Aber in meiner Anfangsphase als Schauspieler habe ich mir das schon vorstellen können. Ich habe lange davon geträumt, so eine Rolle spielen zu dürfen – wenn man genau will 15 Jahre, also von Beginn an. Diese Rolle war ein richtiger Glücksfall.

NO: Was hat dich besonders daran gereizt?
VK: Ich mag das, wenn man komplett etwas spielt, was mit einem selbst überhaupt nichts zu tun hat und das dann auch noch etwas ist, was cool ist, was Spaß macht. In diesem Falle machte es Spaß, diese Verkleidung anzulegen und so richtig in diese Rolle reinzugehen. Wie Kalle würde ich mich niemals kleiden oder optisch geben wollen: Die Frisur ist eine Sache, aber mit den Piercings… Das war auf jeden Fall ein Reiz daran.

Ich habe (in dem Film) auch Bettelszenen – die haben wir mit versteckter Kamera gedreht. Ich bin in die Fußgängerzone gegangen und habe geschnorrt. Dass das funktioniert hat, ist ein Beweis dafür, dass ich das gut verkörpern konnte und auch ein Kompliment an die Maske und ans Kostüm. Ich habe übrigens dort gewohnt, wo wir gedreht haben. Manchmal kam einer vorbei, der mich kannte, und fragte “Was machst du denn da?” Und ich sagte: “Geh weg, wir drehen hier ‘nen Film!” (lacht). Dass die Leute mir das abgenommen haben, das ist echt interessant – und ich habe teilweise in einer halben Stunde 15 Euro eingenommen und für den Hund mehrere Würste und was die Leute dann da anschleppen! Diese Rolle war ein großer Reiz.

NO: Der Film “Der Baader Meinhof Komplex” aus dem Jahr 2008 gilt als dein Durchbruch. Wie würdest du selbst “Glück” nun für dich sehen?
VK: Ich bewerte meine Filme nicht so: Das war der Durchbruch und das ist der Moment, wo ich den Knoten festziehe. Der Durchbruch ist für mich nicht spürbar. Also es ist nicht der Fall, dass ich auf der Straße nicht mehr laufen kann, weil mich die ganze Welt erkennt, oder dass ich nicht mehr weiß, wohin mit meinem Geld. Damals ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen: Ich war ein sehr großer Bewunderer und Fan von (dem Filmproduzenten) Bernd Eichinger. Und ich habe diesen Film mit ihm drehen können. Das war für mich das Tolle daran. Der Film hat mir viele Türen geöffnet, “Glück” hat das jetzt auf jeden Fall noch mal bekräftigt.

NO: In was für Rollen werden wir dich in Zukunft sehen?
VK: Ich habe gerade einen Film gedreht, in dem es um eine Neuauflage von Robin Hood geht, wo sich jemand in der Zukunft mit den Banken anlegt und die Position eines Robin Hoods übernimmt. Das wird demnächst kommen. Ansonsten hoffe ich, viele tolle Filme, die mir Spaß machen, zu drehen, die hinterher auch ihr Publikum finden und den Leuten wiederum Spaß machen. Vielleicht komme ich mal wieder, würde mich jedenfalls freuen (lacht).

NO: Vielen Dank für das Gespräch.
VK: Danke dir!

“Glück” und noch viel mehr

12. “Festival de Cine Alemán” eröffnet

Von Susanne Franz


Sieben Tage Filmspaß pur: Am Donnerstagabend wurde im Kinokomplex Village Recoleta das 12. Deutsche Kinofestival von Buenos Aires eröffnet, das bis zum kommenden Mittwoch, dem 19. September, das Beste vom Besten der jüngsten deutschen Filmproduktionen zeigt. “Wer hätte das vor 12 Jahren gedacht!”, sagte Festival-Chef Gustav Wilhelmi von German Films am Dienstagabend bei der Pressekonferenz im Deutschen Klub von Buenos Aires vor einem voll besetzten Saal. Vor 12 Jahren war das erste Festival mit “Bin ich schön?” von Doris Dörrie eröffnet worden. Die deutsche Regisseurin reiste mit ihrer kleinen Tochter (die auch mitgespielt hatte) an und präsentierte den Film persönlich. Dabei war sie erstaunt, wie viele Fans sie an einem so weit abgelegenen Ort der Erde hat.

2012 war Dörries jüngster Streifen “Glück” der Eröffnungsfilm des Festivals, und als Stargast durfte man den jungen Schauspieler Vinzenz Kiefer begrüßen, der neben Alba Rohrwacher die Hauptrolle in dem aufwühlenden Drama spielt. Der 1979 geborene Darsteller verkörpert den Punk Kalle, der in Berlin auf der Straße lebt. Er lernt die junge Osteuropäerin Irina kennen, die als Prostituierte arbeitet. Die beiden Außenseiter verlieben sich ineinander. Ein falsch interpretierter Todesfall treibt Kalle dazu, extreme Maßnahmen zu ergreifen…

Der sympathische deutsche Schauspieler, der gar nicht punkig aussieht, sondern eher wie ein Unistudent, wie einer der Journalisten anmerkte, erzählte auf der Pressekonferenz u.a., wie die blutigen Szenen im Film gedreht wurden. “Das sind seltsamerweise die Szenen, in denen am meisten gelacht wird”, sagte Kiefer. “Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine psychologische Übersprungshandlung.” Als er selbst den fertig geschnittenen Film gesehen habe, habe er in den wenigen “Horror”-Minuten wegschauen müssen, sagte der Star freimütig.

Viele der Festivalbeiträge, wie Wilhelmi eingangs kurz skizzierte, haben mit der Aufarbeitung der Geschichte Deutschlands zu tun. Die NS-Zeit etwa in “Wunderkinder” und das Phänomen der Neonazis im knallharten, aber hervorragenden Drama “Kriegerin”. Oder die ehemalige DDR, auf die im Dokumentarfilm “This Ain’t California” oder in “Westwind” mal ein ganz anderer Blick geworfen wird.

Lesen Sie weiter / Seguir leyendo »

Deutsches Kinofestival: “This Ain’t California”

Gewagt, gewonnen: Doku über DDR-Skaterszene

Von Susanne Franz


Irgendwo zwischen hausbacken und völlig schrill, entführt der bunte Dokumentarfilm den Zuschauer in die Welt der Skater in der ehemaligen DDR. Es beginnt mit einer Gruppe Freunde in der Provinz in den 70ern, die ein paar Rollen unter ein Brett schrauben – und dann geht’s los. Richtig abenteuerlich wird das Ganze, als Dennis zu ihnen stößt. Der wird von seinem Vater zum Leistungsschwimmer getrimmt und unternimmt alles Mögliche, um aus dem Drill auszubrechen. Ende der 80er gehören Dennis und sein bester Freund zur Skaterszene am Alexanderplatz in Berlin. Dennis – sein Skatername “Panik” sagt alles – ist der wildeste Rebell von allen. Kurz vor dem Mauerfall wird er verhaftet, wohl wegen zu guter Beziehungen zu einer westlichen Journalistin.

Der Film beginnt mit seinem Tod. Nach der Wiedervereinigung haben sich die Freunde aus den Augen verloren. Irgendwie ist Dennis, der Unangepassteste von allen, in der Bundeswehr gelandet und wurde schließlich in Afghanistan getötet. Nach seiner Beerdigung versammeln sich alle noch einmal und erinnern sich an die gemeinsame Zeit.

Man lernt viel über Kinder, Heranwachsende und kleine Leute in der ehemaligen DDR und beginnt zu verstehen, warum für viele Menschen mit ihrem Untergang auch die Heimat verlorenging. Dabei ist “This Ain’t California” kein Lobgesang auf die DDR, aber der Blickwinkel von Marten Persiels Debütfilm ist schräg und halsbrecherisch wie die Abenteuerstückchen seiner Helden auf dem Brett.

Samstag, 15. September, 15 Uhr; Montag, 17. September, 17 Uhr, im Village Recoleta, Buenos Aires.

Filminfo auf Spanisch.

Deutsches Kinofestival: “Die Summe meiner einzelnen Teile”

Grandios gespieltes Psycho-Drama

Von Susanne Franz


Martin kommt nach einem Burnout in die Psychiatrie. Nach der Entlassung geht alles schief. Die Freundin hat einen Neuen, den alten Job bekommt er nicht wieder, aus der Sozialwohnung wird er herausgeklagt. Schließlich landet er auf der Straße. Kurz vor der völligen Selbstaufgabe taucht Viktor auf, ein zehnjähriger Ukrainer, dessen Mutter an einer Überdosis gestorben ist. Martin beschützt Viktor und lernt von ihm allerhand Tricks, als Obdachloser zu überleben. Schließlich ziehen beide in den Wald, wo sie sich eine Hütte zimmern.

Dass die Idylle nicht andauern kann, ist klar. Martins tyrannischer Vater verrät ihn an die Polizei. Die Hütte wird zerstört und Martin abgeführt. Doch Viktor ist verschwunden, und Martin flieht, um ihn zu suchen.

Ein Gespräch Martins mit seiner Psychologin und kleine Unstimmigkeiten im Film geben Hinweise darauf, dass Martin sich Viktor nur eingebildet haben könnte. Auch Lena, eine Zahnarzthelferin, der Martin hilft, den Sprung in ein selbstbestimmtes Leben zu wagen, könnte eine von Martin abgespaltene oder eingebildete Person sein.

Wie dem auch sei, als Martin am Ende angeschnallt auf der Pritsche in der Klinik liegt, zuckt er nicht mehr und ist entspannt, denn Viktor und Lena sitzen auf einer Düne in Portugal. Real oder eingebildet, haben sie dorthin einen Teil der Seele Martins für immer in Sicherheit gebracht.

Die hervorragende Schauspielleistung von Peter Schneider als Martin in Hans Weingartners Film brachte dem Darsteller eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis 2012 als bester Schauspieler ein. Den hätte er verdient gehabt!

Montag, 17. September, 20 Uhr; Mittwoch, 19. September, 22.30 Uhr, im Village Recoleta, Buenos Aires.

Filminfo auf Spanisch.

Deutsches Kinofestival: “Rubbeldiekatz”

Schrille Verwechslungskomödie

Von Nina Obeloer


Die Schauspielkarriere von Alexander Honk (Matthias Schweighöfer) läuft nicht besonders gut. Als er durch ein Missverständnis eine Frauenrolle bei einer US-Produktion in Berlin angeboten bekommt, will er sein Talent unter Beweis stellen und die ganze Crew täuschen, indem er als Frau mitspielt. Kurz vor Drehbeginn trifft er im Park zufällig Sarah Voss (Alexandra Maria Lara), die als Deutsche in Hollywood Karriere macht, und verbringt eine Nacht mit ihr – ohne zu wissen, wer sie ist. Am nächsten Tag am Set kommt es, wie es kommen muss: Sarah Voss spielt die Hauptrolle, und Alex hat sich längst in sie verguckt. Als Frau verkleidet und geschminkt, versucht er alles, um sie auf sich aufmerksam zu machen.

“Rubbeldiekatz” beginnt etwas schleppend: Die anfänglichen Sprüche und das übertriebene Acting, das sich durch den gesamten Film hindurchzieht, wirken teils etwas gezwungen. Hat man sich einmal auf den Humor eingestellt, kann der Streifen richtig viel Spaß machen: Er vereint schnelle wie lustige Dialoge und gelungene Parodien auf Hollywood. Leider verliert sich Regisseur Detlev Buck einige Male in Erzählungen von Nebenhandlungen, so dass der rote Faden für den Zuschauer nicht immer erkennbar ist. Doch eigentlich geht es auch weniger um die Story als vielmehr um die Thematik und die Situationskomik – und die bekommt Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer besonders gut hin: In seiner Rolle als Alexandra wirkt der 31-Jährige absolut authentisch und zeigt: Er wäre sogar als Frau schön. Fazit: Chaotische Verwechslungskomödie auf Deutsch!

Samstag, 15. September, 22.30 Uhr; Sonntag, 16. September, 17 Uhr, im Village Recoleta, Buenos Aires.

Filminfo auf Spanisch.

Deutsches Kinofestival: “Kriegerin”

Schonungsloser Blick auf Neonazi-Szene in Deutschland

Von Marcus Christoph


Es ist keine leichte Kost, die Regisseur David Wnendt mit seinem Debütfilm “Kriegerin” den Zuschauern serviert: Es geht um die Neonazi-Szene in Ostdeutschland, um braune Ideologie und brutale Gewalt. Im Mittelpunkt steht die 20-jährige Marisa (Alina Levshin, Foto), die von ihrem Großvater für rechtes Gedankengut empfänglich gemacht wurde. Überhaupt betont der Regisseur eher familiäre Aspekte, um zu erklären, wie junge Menschen zu Rechtsradikalen werden. Dies wird auch an der 15-jährigen Svenja (Jella Haase) deutlich, die aus Protest gegen ihr Elternhaus Anschluss an die Szene sucht.

Marisa und ihre Clique verbreiten Furcht und Schrecken bei allen, die nicht in ihr Weltbild passen, vor allem richtet sich ihr Hass gegen Ausländer. Dies gipfelt darin, dass Marisa mit ihrem Auto ein Mofa rammt, auf dem die beiden Asylbewerber Jamil und Rasul fahren. Die Szene markiert einen Wendepunkt. Marisa bekommt Gewissensbisse. Sie unterstützt Rasul (Sayed Ahmad Wasil Mrowat) und hilft ihm, nach Schweden zu gelangen.

Kein Wunder, dass Marisa in Konflikt mit ihrer Clique gerät. Mit ihrem Freund Sandor (Gerdy Zint) gerät sie in offenen Streit. Marisa haut ab. Schließlich findet Sandor seine einstige Partnerin am Strand, wo diese Rasul zu einem Schiff gebracht hatte, und schießt sie nieder. Ein hartes Ende eines Films, der einen ungeschminkten Blick auf eine Szene wirft, vor der viele gerne die Augen verschließen. Allerdings bedient er auch das Klischee, nach dem der Neonazismus zuvorderst ein ostdeutsches Phänomen sei.

Donnerstag, 13. September, 15 Uhr; Dienstag, 18. September, 20 Uhr, im Village Recoleta, Buenos Aires.

Filminfo auf Spanisch.

Deutsches Kinofestival: “Die Unsichtbare”

Berührendes Selbstfindungsdrama

Von Susanne Franz


Um Sehen und Gesehenwerden geht es in Christian Schwochows Drama “Die Unsichtbare”. Phine geht auf eine Schauspielschule, doch weder dort noch zu Hause traut jemand dem schüchternen Mädchen zu, dass sie jemals eine Schauspielerin werden wird. Lebenserfahrung besitzt sie nicht, dazu hat die Halbdänin auch noch einen Akzent. Alles wird anders, als der bekannte, aber schon abgehalfterte Regisseur Kaspar Friedmann Schauspielstudenten für eine Inszenierung castet. Für die Hauptfigur, “Camille”, wählt er – für niemanden nachvollziehbar – Phine.

Für diese beginnt nun eine Reise in die tiefsten Abgründe der eigenen Seele, denn sie will, angefeuert von Friedmann, ihre ursprünglichsten Emotionen anzapfen. Mit dem, was da zutage tritt, hätte dann niemand gerechnet.

Schwochows Film ist schön und schrecklich und auf hohem Niveau unterhaltsam, und Stine Fischer Christensen als Phine/Camille umwerfend.

Freitag, 14. September, 22.30 Uhr; Dienstag, 18. September, 17 Uhr, im Village Recoleta, Buenos Aires.

Filminfo auf Spanisch.