Buenos Aires schwenkt die Regenbogenflagge

Am Samstag fand in Buenos Aires die „Marcha del Orgullo” statt

Von Michaela Ehammer

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Schrill, skurril und freizügig – so könnte man die “Marcha del Orgullo” (Marsch des Stolzes), die nun schon zum 23. Mal in Buenos Aires stattgefunden hat, beschreiben. Transvestiten, Homosexuelle und Aufmüpfige konnten vergangenen Samstag mal so richtig feiern und ihren Stolz zum “Anderssein” auf der wichtigsten öffentlichen Veranstaltung der Gemeinde der Lesben, Homosexuellen, Bisexuellen, Transvestiten, Transsexuellen, Transgender, Intersex und Queer, kurz LGBTIQ-Gemeinschaft genannt, in der Hauptstadt Argentiniens zeigen.

An der Plaza de Mayo fing er an, der Ruf zur “Gleichberechtigung”, und rund 120.000 Demonstranten feierten ab 14 Uhr mit ihren farbenfrohen, teils auch sehr freizügigen Kostümen auf den geschmückten Festwagen, die sich dann ab 18 Uhr ihren Platz durch die überfüllte Avenida de Mayo Richtung Congreso bahnten. Frauen mit aufgemaltem Bart oder mit einem umgehängten Plastikpenis, Männer in Frauenkleidern oder ein Liebespaar des gleichen Geschlechts waren an der Tagesordnung. Die Regenbogenflagge dominierte am blauen Himmel, beide Plätze erstrahlten in den schrillsten Farben und prägten an diesem Tag, neben den blühenden Jacarandá-Bäumen, das Stadtbild.

marcha2Mitten in der Hauptstadt Argentiniens herrschte Volksfeststimmung der etwas anderen Art, und das Zentrum von Buenos Aires wurde in ein Regenbogen-Farbenmeer verwandelt. Es wurde geküsst, gelacht, gefeiert, die Körper bemalt, für mehr Rechte Homosexueller und mehr gesellschaftliche Akzeptanz demonstriert. Neben dem offiziellen Motto “Vielfalt lehren, um Gleichheit zu schaffen”, das eine gleichberechtigte (Sexual)Erziehung in Schulen fordert, wurde unter anderem auch gegen die Kriminalisierung von Abtreibung demonstriert und Nein zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gesagt. Eingliederung und Anerkennung der sexuellen Geschlechtervielfalt im Sport und mehr Sichtbarkeit von Lesben und Akzeptanz von Trans wurde gefordert. Denn trotz liberaler Gesetze und einer gewissen “Leben und leben lassen”-Einstellung der Argentinier ist es bisher doch eher noch die mutige Speerspitze, die sich outet.

Die “Marcha del Orgullo” in Buenos Aires, eine Anlehnung an den weltweiten Christopher Street Day (CSD), dessen historisches Datum der 28. Juni ist, ist jedoch bei weitem nicht die größte Gay Pride-Parade Südamerikas. Dessen rühmt sich nämlich die Stadt São Paulo in Brasilien mit rund vier Millionen Teilnehmern. Aber sicherlich ist sie eine der politischsten. Auch in einem Land, das die Homo-Ehe und die freie Geschlechtswahl in der Geburtsurkunde erlaubt, gibt es immer noch viele Gegner. Und so war es eher eine Demonstration als eine Parade. Trotz aller Politik: am Ende wurde gefeiert – die Lesben unter sich in ihren Clubs, auf gemischten Parties oder einfach weiter auf der Straße mit einem musikalischen Rahmenprogramm und der “Ich bin was ich bin”-Hymne.

Testino: Erfolgsausstellung / Testino: exitosa muestra

Testino-Ausstellung im Malba geht zu Ende / Muestra de Testino finaliza en el Malba

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Gestern ging im Malba die Ausstellung “Mario Testino: In Your Face” zu Ende, die erste Schau in Argentinien des peruanischen Starfotografen Mario Testino, dessen Modefotografien zu den berühmtesten weltweit zählen. In drei Monaten besuchten 119.500 Menschen die Ausstellung, die einen von Testino selbst kuratierten Überblick über 30 Jahre seines Schaffens bot, von Mode- und Werbefotos bis hin zu autobiographischen Bildern. Zur Finissage trat der facettenreiche uruguayische Künstler Dani Umpi auf.

Auch in den sozialen Netzwerken (Facebook, Twitter, Instagram) fand die Schau grossen Widerhall. Das Publikum postete spontan eigene Bilder unter den Hashtags #mariotestino #museomalba #inyourface. Auch das Malba selbst förderte die Online-Partizipation unter #testinoenmalba.

Ayer finalizó en el Malba “Mario Testino: In Your Face”, primera exposición en Argentina del fotógrafo peruano Mario Testino, uno de los fotógrafos de moda más influyentes del mundo. A lo largo de tres meses, 119.500 personas visitaron la muestra, que incluyó el trabajo de más de treinta años de trayectoria, desde fotografías de moda y publicidad hasta imágenes autobiográficas.

Como actividad de cierre, el área de Educación y Acción Cultural organizó un concierto del multifacético artista uruguayo Dani Umpi.

La exposición también tuvo una gran repercusión en las redes sociales (Facebook, Twitter, Instagram) donde el público subió espontáneamente sus fotos con los hashtags #mariotestino #museomalba #inyourface. También se promovió la participación online con la etiqueta #testinoenmalba.

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Kunst mit Kunst: Das Publikum machte seine eigenen Fotos und Selfies vor den Werken von Testino.

Hacer arte con el arte: El público sacó sus propias fotos y “selfies” con las obras de Testino.

9. Geburtstag / Cumplimos 9

Schon so alt – Kunst in Argentinien feiert heute seinen 9. Geburtstag.

Cumplimos 9 – ¡vamos todavía!

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Schweben über dem Parkett

Eine Tangostunde im Rahmen des Tangofestivals von Buenos Aires

Von Maren van Treel


Die Türen des Centro de Exposiciónes werden geschlossen. Die Tangoklasse sei voll, ab jetzt komme man nicht mehr rein, erklärt das Personal. Leider stehe ich nicht an der Innenseite der Tür, sondern an der Außenseite. Tangostunde ade! Ärgerlich.

Da aber keiner der Wartenden die Schlange verlässt, entschließe ich mich, zu warten. Die Hoffnung scheint noch nicht verloren. Und tatsächlich: Die Menge fängt an, sich zu echauffieren. Wildes Gestikulieren, schnippische Kommentare und immer wieder Einreden auf die Türsteher. Letztendlich bringt mir das argentinische Temperament doch noch meine erste Tangostunde. Was für ein Glück!

Geschätzte vierzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer bilden einen Kreis um die Tanzlehrerin. Männer und Frauen meist mittleren Alters wollen eine Stunde lang in die Kunst des Tangotanzens eintauchen. Die Stunde findet im Rahmen des diesjährigen Tangofestivals von Buenos Aires statt und ist deshalb kostenlos.

Zuerst wärmen wir uns auf, indem wir die Beine lockern und mit den Füßen Kreise auf die Tanzfläche zeichnen. Alles natürlich mit kerzengeradem Rücken, schließlich ist der Tango ein melancholischer, aber ein stolzer Tanz. Das ist jedoch manchmal gar nicht so leicht: eine stolze Haltung zu bewahren, wenn man sich bei dem ein oder anderen Schritt eigentlich etwas ungeschickt vorkommt. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Tangotanzen über mehrere Jahre so auch die Persönlichkeit der Tänzer stolzer und selbstbewusster macht.

Die erste Figur, die wir lernen, ist die Pivot, die im Wesentlichen aus Ochos besteht. Die Damen tanzen dabei eine liegende Acht vor dem Herrn. Kommuniziert werde über die Arme, erklärt die Lehrerin. Bewegt werde sich aber nur hüftabwärts. Leichter gesagt als getan, denn manchmal wollen die Beine anders als sie sollten.

Manch einer emanzipierten Frau mag auch die strenge Rollenverteilung im Tango missfallen: die Herren führen, die Damen führen aus. Das ist aber der Preis, den frau zahlen muss, wenn sie Tango tanzen möchte. Und schließlich ist es bei jedem der Standard- und Gesellschaftstänze so – und auch nur für die Zeit auf dem Parkett. Außerdem kann frau es auch von einer anderen Seite sehen: es geht um das Sich-Einlassen auf das Gegenüber.

Dass die Herren führen sollen, heißt allerdings auch nicht, dass sie es immer tun oder besonders gut können. Bei dem ein oder anderen Paar sieht die Rollenverteilung eher umgekehrt aus. Und so eng wird es dann auch nicht gesehen: Wenn sich kein freier Herr findet, tanzen eben zwei Damen zusammen. Dann merkt man allerdings, dass die feste Rollenverteilung durchaus ihren Sinn und ihre Berechtigung hat.

Allerdings werden die Tanzpartner so oft gewechselt, dass es nicht weiter schlimm ist, wenn man mit dem Führungsstil eines Herren nicht zurechtkommt oder die Kommunikation in den Armen nicht funktioniert. Schließlich ist es auch auf dem Parkett nicht anders als im Leben: die Chemie muss stimmen und tut es nicht immer.

Das Tanzen an sich ist eine sehr schöne Erfahrung, denn hat man den Dreh einmal heraus und stimmt die Chemie, fühlt man sich, als schwebe man über das Parkett.

Und auch wenn die Gesichter beim Tango normalerweise ernst bleiben, ist mir manchmal nach einem Lächeln.

Das Tangofestival dauert noch bis zum 27. August 2013, alle Veranstaltungen sind kostenlos, erfordern jedoch manchmal eine Reservierung. Infos hier.

(Foto von Carlos Furman)

Kult-Künstler und Ketzer

León Ferrari im Alter von 92 Jahren gestorben

Von Susanne Franz

Am 25. Juli ist der argentinische Konzeptkünstler León Ferrari im Alter von 92 Jahren in seiner Heimatstadt Buenos Aires gestorben. Bis ins hohe Alter war er ein harscher Kritiker politischer Missstände und kirchlicher Dogmen. Sein berühmtestes Werk, die Skulptur “La civilización occidental y cristiana” (Die abendländische, christliche Zivilisation) zeigt eine Holzfigur des gekreuzigten Christus, der an einem US-amerikanischen Bomber hängt. Sie entstand 1965 als Protest gegen den Vietnamkrieg.

Im Jahr 2004 wandte sich der damalige Erzbischof von Buenos Aires Jorge Bergoglio – jetzt Papst Franziskus – mit scharfen Worten gegen eine Ausstellung Ferraris im Centro Cultural Recoleta von Buenos Aires, die sich zum Teil sehr kontrovers mit der katholischen Kirche auseinandersetzte. Dass die Ausstellung dann von einer Gruppe
streng religiöser Fanatiker vandalisiert wurde, trug nur weiter zur Verehrung
bei, die besonders junge Künstler in Argentinien Ferrari bis zu seinem Tod entgegenbrachten.

Der Sozialkritiker und selbsterklärte Häretiker León Ferrari war Sohn einer italienischen Einwandererfamilie. Sein Vater Augusto Ferrari war ein berühmter Maler und Architekt, der sich besonders der Gestaltung von Kirchen widmete, seine Mutter Keramikkünstlerin. Über die Keramik fand der Student der Ingenierswissenschaften León
dann auch zur Kunst, später arbeitete er mit Gips, Holz oder Draht und schuf Collagen, Gemälde und Skulpturen. 1961 fertigte Ferrari die erste abstrakte Zeichnung an, “Ininteligible”, die Teil einer Serie wurde, die sich bis zu seinem Tod fortsetzte. Der Künstler verwendete auch oft Text, meist Zeitungsausschnitte oder auch Gedichte.

Ferrari wurde im Jahr 2007 mit dem Goldenen Löwen für den besten Künstler auf der Kunstbiennale von Venedig ausgezeichnet. 2012 erhielt er den Konex-Preis in Platin
als bester Konzeptkünstler 2002- 2006 und den Brillant-Konex als Künstler des Jahrzehnts. Schon 1992 und 2002 war er mit Konex-Preisen geehrt worden. Er war auch ein Guggenheim-Stipendiat.

Ferraris Arbeiten sind u.a. im MoMA in New York, im Centro de Arte Reina Sofía in Madrid und dem Museum für Moderne Kunst in Sao Paulo vertreten.

Kunst-Nacht mit spannenden Präsentationen

Kirsten Mosel im Espacio Forest

Ein Hotspot der aktuellen zeitgenössischen Kunst ist zur Zeit das Atelierhaus Espacio Forest in Chacarita, ein Haus, in dem seit Anfang des Jahres sechs Künstler ihre Ateliers eingerichtet haben. Es ist klar, dass das Haus nur eine Übergangsphase für Künstler und Kreative ist (es wird im September abgerissen), dafür wird es aber intensiv genutzt: jeden Monat laden die Künstler dort andere Künstler ein, um eine Nacht lang neue Experimente zu präsentieren. So gibt es jeden Monat spannende Präsentationen von Fotos, Skulpturen, Videos, Livemusik, etc. In dieser einen Nacht kommen Hunderte von Kunstinteressierten, um zu sehen, zu diskutieren und zu feiern.

Die Kunst-Nacht im Juni fand am 27.6. statt. Zwanzig ganz unterschiedliche künstlerische Positionen waren zu sehen. Auf Einladung des Malers Leo Cavalcante zeigte die deutsche Künstlerin Kirsten Mosel ihre neue Serie Donde? (Leinwände, aus denen Formen herausgeschnitten wurden) sowie Zeichnungen und eine Arbeit in situ, die für diesen Raum geschaffen wurde.

Foto:
Neue Arbeiten von Kirsten Mosel im Espacio Forest.

Borges-Skulptur vor der Nationalbibliothek in Buenos Aires

Die Statue des Dichters wurde von Bildhauer Oriana geschaffen

Von Susanne Franz


Am gestrigen Freitag – genau 27 Jahre nach seinem Tod in Genf – wurde vor der Nationalbibliothek in Buenos Aires eine Skulptur des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges aufgestellt. Es ist die erste Statue des Dichters in der Stadt. Geschaffen hat das Werk der Bildhauer Antonio Oriana, gestiftet wurde es von der “Fundación Industrias Culturales Argentinas”.

Von 1955 bis 1973 war Borges Direktor der Nationalbibliothek. Die 1,60 m hohe, 1,20 m breite und eine Tonne schwere Skulptur zeigt Borges umgeben von Büchern, auf einer Bank sitzend, wie er es im Parque Centenario zu tun pflegte.

Kinetische Kunst

Auf der Suche nach der Bewegung auf der 22. arteBA

Von Jana Münkel


Der letzte Nachmittag der arteBA ist gut besucht, viele Kunstinteressierte tummeln sich im Messegelände La Rural, um noch einen Blick in die Ausstellungsstücke der Galerien zu werfen. Insgesamt 100.000 Menschen haben die Messe in vier Tagen besucht – eine beachtliche Bilanz. Hier und da weisen leere Wände oder Zettelchen an den Werken darauf hin, dass so Einiges den Weg zu einem neuen Besitzer gefunden hat; ab und an verlassen Menschen mit großen flachen Paketen unter dem Arm das Messegelände. Der Verkauf scheint gut gelaufen zu sein, die Galeristen wirken durchweg zufrieden.

Die arteBA bietet unendliche Möglichkeiten und kann auch überfordern. Abhilfe schafft da der kostenlos angebotene Audioguide. “Bienvenido a arteBA 2013” wünscht die kernige Stimme des argentinischen Radio- und Fernsehmoderators Lalo Mir. Er führt zu acht verschiedenen Stationen der Messe und gibt Hintergrundinfos zu den Arbeiten verschiedener Galerien.

Es tut gut, sich leiten zu lassen, dies erlaubt eine ganz neue und entspanntere Perspektive auf die bunte Messe – das Stimmengewirr der anderen Besucher bleibt für einen Moment draußen. Beim Umherstreifen kann man eine besondere Beobachtung machen: Es ist Einiges in Bewegung auf der arteBA! Eine Erkundung der Messe unter diesem Gesichtspunkt lohnt sich. Schlifka Molina ist eine recht neue Galerie aus Palermo, die vor allem die Arbeiten junger Künstler ausstellt. Neugierige Besucher stehen um eine durchsichtige Vitrine herum, in der eine spiralförmige Konstruktion von Eduardo Rodríguez zu sehen ist. Auf der Spirale sind kleine Fähnchen aus feinem Silberpapier angebracht, die sich im Inneren der Vitrine durch einen warmen Luftstrom unaufhörlich bewegen. Das Kunstwerk ändert sich so ständig, die Fähnchen reflektieren und drehen sich und stehen niemals still. Es sei spannend und auch beruhigend, diese ständige Veränderung zu beobachten, sagt eine Besucherin fasziniert.

Ein paar Schritte weiter befindet sich der Stand von Barú, einer der wichtigsten brasilianischen Galerien. Hier entdeckt man eine ganz andere Bewegung als Spiel mit der Zeit: Die Zeiger der fünf an der Wand hängenden Uhren haben alle ihren eigenen Rhythmus. Mal pendelt der große Zeiger zwischen zehn vor und zehn nach sieben hin und her, dort geht die Uhr rückwärts, hier wiederum bewegen sich großer und kleiner Zeiger entgegengesetzt. Auch die Zeit ist permanent in Bewegung, entgleitet und fließt unaufhörlich. Was, wenn man dieses zeitliche Konzept einfach umstülpt und das Uhrwerk ganz anders konstruiert?

Ein bekannter argentinischer Vertreter der kinetischen Kunst war bereits mit seinen Arbeiten bei der Biennale in Venedig und lebt zurzeit in Paris. Julio Le Parcs Konstruktion spielt ebenfalls mit der Lichtreflektion. Ein riesiges Mobile aus silbernen Metallquadraten hängt im Raum der Galería Infinito und überzieht alle vier Wände mit Lichterspielen. Viele Besucher bleiben stehen, beobachten andächtig die unregelmäßige Bewegung des überdimensionalen Mobilés. Manchmal erhascht man sogar einen kurzen Blick auf sich selbst in einem der vielen Spiegelquadrate. “Ach, wusste ich’s doch!”, ruft eine Besucherin begeistert, als sie hört, dass Le Parc der Schöpfer dieser Arbeit ist.

Mit der Bewegung und dem, was sie verändern kann, spielt ein sehr konzeptionelles Kunstwerk des jungen Brasilianers Guilherme Peters. Er stellt in den von Mercedes Benz unterstützten U-Turn Project Rooms für die Galería Vermelho aus Sao Paulo aus. Vor Metallplatten, auf denen ein rostiges Stadtbild zu sehen ist, dreht sich eine kleine knallbunte Legopyramide, angetrieben durch einen Motor. Diese ist mit Kabeln an die Platten gebunden. Unmerklich verändert sich durch die Drehbewegung der Pyramide auch das Bild an der Wand – die Oxidation schreitet fort.

Ebenfalls in den U-Turn Project Rooms wird schließlich der Besucher selbst zu einer ganz unkonventionellen Bewegung aufgefordert. Provozierend kann man in einem Spiegel im Stand der Galería Ruth Benzacar lesen: “An den Spiegel spucken.” Dieser ist schon ganz undurchsichtig durch all den getrockneten Speichel. Es ist amüsant, Bewegungen der Besucher zu beobachten, wenn sie vor dem Spiegel stehen: Ein jeder verzieht das Gesicht, sobald er begreift, dass er vor seinem eigenen, angespuckten Spiegelbild steht. Selbst zu spucken, das trauen sich allerdings die Wenigsten.

Anschaulich zeigt die arteBA viel Spannendes und Seltsames. Und das ist auch gut so: Die zeitgenössische Kunst ist schließlich immer in Bewegung!

Fotos von oben nach unten:
Fähnchenmobilé: Besucher staunen über die ständige Bewegung.

Reflektierendes Spiegelmobilé.
(Fotos: Jana Münkel)

“Ein besonderer Ort”

Jahresabschlussfeier im Centro Cultural Recoleta

Von Jenny Stern

Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen ließ das Centro Cultural Recoleta (CCR) das Jahr mit einem Sektumtrunk und einem Buffet ausklingen. In der Eingangshalle des wiedereröffneten Cronopios-Saals bedankten sich Claudio Massetti, Generaldirektor des CCR, und Hernán Lombardi, Kulturminister der Stadt Buenos Aires, für ein erfolgreiches und gelungenes Jahr und stellten das Programm für 2013 vor. Gleichzeitig wurde der Katalog für die Ausstellung “Recorridos”, die in Zusammenarbeit mit der Universität Maimónides organisiert wurde, verteilt.

Der Direktor des Kulturzentrums bedankte sich für die Unterstützung durch den Verein der Förderer und Freunde des CCR und die gute Zusammenarbeit mit den Künstlern. Er wies darauf hin, dass das CCR seine Räumlichkeiten nicht nur für die etablierten und erfahrenen, sondern auch für angehende Künstler bereitstellt. Es habe Jeder die Möglichkeit, seine Werke auszustellen, eben dies mache das Kulturzentrum in Recoleta zu einem besonderen Ort, so Massetti.

Das Programm für 2013 hat einen deutlichen Schwerpunkt auf Themen der Fotografie: Eingeleitet wird das Jahr mit Fotos, Malereien, Installationen und räumlichen Interventionen des argentinischen Künstlers Marcos López. Im Juni wird eine Serie von mehr als 100 Fotos von Ex-Beatle John Lennon gezeigt und bereits einen Monat später die beeindruckenden Aufnahmen des Fotografen Andy Goldstein, die er auf seiner Reise durch 14 lateinamerikanische Länder schoss.

Insgesamt sind für die Jahre 2013/14 Ausstellungen von 358 Künstlern geplant. Das CCR wird – wie in den vergangenen Jahren auch – Standort verschiedener Festivals und Biennalen sein, so unter anderem für das Shakespeare-Festival, das Internationale Jazz-Festival, die Architektur-Biennale und die Kunstmesse EGGO. Während der Messe Buenos Aires Photo können Galeristen und Künstler nicht nur ihre Arbeit im CCR präsentieren, sondern sich auch über die neusten Trends in der Fotografie informieren.

Massetti betonte, dass es sich bei dem vorgestellten Programm lediglich um Ideen und Vorschläge handelt: “Am Ende wird immer improvisiert, sonst wäre es nicht das Centro Cultural Recoleta”.

Foto:
Claudio Massetti (links) und Hernán Lombardi.
(Foto: Jenny Stern)

Mehr Malba

Stadtparlament segnete Malba-Erweiterung ab

Von Susanne Franz

Das schönste Museum der Stadt darf um 50 Prozent wachsen: Am Montag hat das Stadtparlament das Projekt für die Erweiterung des “Museo de Arte Latinomericano – Malba” an der Figueroa Alcorta 3415 in Buenos Aires durchgewunken. Der vor 11 Jahren von Kunstmäzen Eduardo F. Costantini als Hort seiner Sammlung und für wechselnde Ausstellungen gegründete Kunsttempel wird nun sein kulturelles und pädagogisches Programm ausbauen können, mehr Sonderausstellungen organisieren und in neuen Schwerpunkten seine Sammlung lateinamerikanischer Kunst, von der aus Platzmangel heute nur 30 Prozent gezeigt werden können, dem Publikum nahebringen können.

3842 m2 sollen zur aktuell genutzten Fläche von 7455 m2 hinzukommen, gebaut wird unter der neben dem Museum liegenden Plaza República del Perú. Die Stadtparlamentarier billigten den Vorstoß mit einer satten Mehrheit von 52 Ja-Stimmen, einem Nein und zwei Enthaltungen, wie das Museum am Dienstag mitteilte.

8. Geburtstag / Cumplimos 8

“Kunst in Argentinien” feiert heute seinen 8. Geburtstag und bedankt sich herzlich bei allen, die zum Gelingen beigetragen haben und beitragen:

Hoy, cumple 8 años “Kunst in Argentinien”, agradeciendo enormemente a todos que lo hicieron y lo hacen posible:

Susanne Franz (Herausgeberin/Editora)