Geheimnissen auf der Spur

Die Bremer Kunsthalle zeigt eine große Ausstellung zum mitunter rätselhaften Werk des norwegischen Malers und Grafikers Edvard Munch

Von Nicole Büsing und Heiko Klaas

Genaues Hinschauen bringt manchmal verborgene Schätze zum Vorschein. So im Jahre 2005 in der Kunsthalle Bremen. Das Osloer Munch Museum hatte die Bremer Kollegen gebeten, das 1899 entstandene Gemälde “Das Kind und der Tod” einmal genauer zu untersuchen. Man benötige gewisse Angaben für das Werkverzeichnis des Künstlers. Was sich bei der Untersuchung des Bildes durch eine Bremer Restauratorin herausstellte, glich einer kunsthistorischen Sensation. Unter der bereits 1918 für 20.000 Mark erworbenen Leinwand befand sich nämlich noch eine zweite.

Und auf dieser versteckte sich ein zwar undatiertes und unsigniertes, eindeutig aber Edvard Munch zuzuordnendes Gemälde. Das “Mädchen und drei Männerköpfe”, so der sachlich beschreibende Titel, den die Bremer ihrer Neuentdeckung gegeben haben, und “Das Kind und der Tod” bilden jetzt den Nukleus einer großen Munch-Schau in der Kunsthalle Bremen. Dorothee Hansen, die Kuratorin der Schau “Edvard Munch – Rätsel hinter der Leinwand”, versammelt 76 Werke, darunter 36 Gemälde sowie 40 Arbeiten auf Papier. Munchs zentrale Werkgruppe “Lebensfries” steht im Fokus der Schau, die durchaus keine leichte Kost für genüsslich schwelgende Kunsttouristen bereithält. Vielleicht ist sie gerade deshalb so sehenswert.

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Ein Erwachen der Sinne

“Diálogo en la Oscuridad” ab Januar wieder im Kulturzentrum Ciudad Cultural Konex

Von Laura Wagener

Die außergewöhnliche Ausstellung, welche in Deutschland unter dem Namen “Dialog im Dunkeln” bekannt ist, feiert ihren Erfolgszug seit 1988 in mittlerweile 180 Orten in über 30 Ländern Europas und Asiens sowie in den USA. Die Idee der Ausstellung ist es, Berührungsängste, Vorurteile und Stereotypen zwischen “behinderten” Blinden und “nicht-behinderten” Sehenden abzubauen, also eine ebenbürtige Kommunikation zwischen beiden Seiten herzustellen. Dabei basiert die Ausstellung auf dem Prinzip des deutsch-jüdischen Philosophen Martin Buber: “Der einzige Weg zum Lernen ist die Begegnung”.

In der Umsetzung bedeutet dies, dass die Rollen von Blinden und Sehenden umgedreht werden: Ein blinder Leiter führt eine kleine Gruppe Sehender durch eine Art Parcour von Situationen; durch den Wald, über eine Brücke, in ein Geschäft usw. Das Besondere daran: All dies geschieht in vollkommener und absoluter Dunkelheit. Die Teilnehmer, welche sich normalerweise vor allem auf ihre Augen verlassen, müssen sich nun mit Hilfe ihres Tastsinns, Nase, Ohren und Blindenstocks durch die Situationen manövrieren. Orientierung und Sicherheit bietet dabei der blinde Führer, der die Gruppe durch seine Stimme und bei Bedarf Berührungen durch die verschiedenen Abschnitte der Ausstellung leitet und dabei auf Gerüche, Wind, Texturen aufmerksam macht.

Im Laufe der Führung stellt der Teilnehmer fest, dass die Welt der Blinden nicht weniger reich an Eindrücken ist, sondern im Zweifel sogar facettenreicher, da die anderen Sinnesorgane viel bewusster genutzt werden und so mehr Details in allen Situationen wahrgenommen werden, da nicht der visuelle Eindruck der prominenteste ist. In jedem Fall wächst nach dieser Erfahrung der eigenen Unbeholfenheit in der Welt der Blinden der Respekt vor dem, was diese Menschen jeden Tag leisten, enorm. Martin Buber behält also Recht.

Sommerpause im Dezember, ab Januar wieder im Kulturzentrum Ciudad Cultural Konex, Sarmiento 3131, Buenos Aires, donnerstags 17-22 Uhr, freitags 15-17.30 Uhr, samstags 10-17.30 Uhr, sonntags 14-20.30 Uhr Tickets bei Ticketek oder im Konex. Eintritt: 50 Pesos. Zugelassen ab 8 Jahren. Weitere Informationen auf der Webseite der Veranstaltung.

7. Geburtstag / Cumplimos 7

“Kunst in Argentinien” feiert heute seinen 7. Geburtstag!

¡”Kunst in Argentinien” cumple 7 años!

“Über|Gabe” mit Florencia Almirón im Kunstverein Hildesheim

Aspekte des Schenkens, Bereitstellens und des Tauschens

Für das zweiteilige Projekt “Über|Gabe: Angebot, Austausch und Gegenseitigkeit als künstlerische Strategie” hat der Kunstverein Hildesheim Positionen eingeladen, die Aspekte des Schenkens, Bereitstellens und des Tauschens thematisieren. In der Ausstellung “Über|Gabe” vom 29. Oktober bis 17. November 2011 präsentieren acht Künstler Installationen, Videos, Fotografien, Performances und Künstlergespräche zum Thema.

Im Gegensatz zur ökonomischen Transaktion, die durch den Tausch von Geld gegen Ware abgeschlossen wird und keine Erwiderung nach sich zieht, erscheint das Geschenk jenseits ökonomischer Logiken prinzipiell unbezahlbar und kann nur durch ein Gegengeschenk erwidert werden. Der Austausch von Gaben basiert folglich auf intersubjektiven Prinzipien. Ausgehend von der Ebene direkter zwischenmenschlicher Interaktion soll im Rahen von “Über|Gabe” über die gesellschaftlichen Implikationen des Gabentauschs nachgedacht werden. Dem zugrunde liegt die Annahme, dass der Austausch von Geschenken auf komplexen Strukturen sozialer Systeme wie Machtverhältnisse, Intentionen, Konventionen, Abhängigkeiten und Geltungsbedürfnisse referiert.

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Vivaldi vom Feinsten

“Senatori de la Gioiosa Marca” im Teatro Colón

Von Theresia Sprinzl

Man geht durch die Tür und ist in einer anderen Welt, fern von all dem, was einen vielleicht bedrückt oder beschäftigt. Man setzt sich auf seinen Platz und wartet gespannt, bis der erste Ton durch den vollbesetzten Raum klingt. Und dieser hatte es in sich und überzeugte sofort. Das Streicherensemble “Senatori de la Gioiosa Marca” unter der Leitung von Francesco Fanno spielte am Montag und am Dienstagabend im Teatro Colón Werke von Antonio Vivaldi, veranstaltet vom Mozarteum Argentino.

Die Streicher zeigten im ersten Stück laut und impulsiv ihr Können. Danach blieben sie im Hintergrund. Die Aufmerksamkeit lag bei den Solisten. Die Mezzosopranistin Manuela Custer, in ihrer Erscheinung dominant, zeigte, dass ihre Stimme facettenreich sein kann. Sowohl die tiefe als auch die hohe Lage schien für sie kein Problem zu sein. Doch erst am Schluss taute sie richtig auf und zeigte, dass für die musikalische Darbietung mehr als eine perfekte Stimme notwendig ist.

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Die Geburt des Individuums

Die Ausstellung “Gesichter der Renaissance” im Berliner Bode-Museum versammelt rund 170 Porträtdarstellungen der italienischen Frührenaissance

Von Nicole Büsing und Heiko Klaas

“Alle Frauen im 15. Jahrhundert wollten schön aussehen”, sagt Keith Christiansen, der Leiter der Abteilung Europäische Malerei am New Yorker Metropolitan Museum. Und, so fügt er hinzu, der “Magazine Look”, also unsere von Modemagazinen wie Vogue oder Elle geprägte Vorstellung perfekter Schönheit, sei keine Erfindung des letzten Jahrhunderts, sondern ein Ideal, das von den Künstlern der italienischen Renaissance bereits im frühen 15. Jahrhundert vorformuliert wurde. Christiansen hat gemeinsam mit seinem deutschen Kollegen Stefan Weppelmann von den Staatlichen Museen zu Berlin eine Ausstellung zusammengestellt, die in den beiden Kunstmetropolen diesseits und jenseits des Atlantik für Furore sorgen soll.

“Gesichter der Renaissance” versammelt rund 170 Bildnisse aus den berühmtesten Museen der Welt: Tafelbilder, Zeichnungen, plastische Darstellungen, Büsten und Porträtmedaillen. Präsentiert werden die kostbaren und überaus lichtempfindlichen Exponate auf schwarz gestrichenen Wänden. Die Gemälde und Zeichnungen hängen jedoch nicht direkt an der Wand sondern auf schwarzen Samtfonds, die ihnen zusätzliche Noblesse verleihen. Individuelle Spotlights lassen die Bilder fast aus sich selbst heraus leuchten. Erstmals in dieser Fülle und Qualität erforscht eine internationale Ausstellung die Geburt des Individuums aus dem Geist der Kunst.

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Wer war es bloß?

“Wir doch nicht!” …

… sagen die Politiker. “Wir hetzen schließlich seit 1 ½ Jahren von einer Sitzung in die nächste, um die Krise in den Griff zu bekommen. Es gäbe sie gar nicht, die Krise, wenn die nimmersatten Banken und anderen Finanzjongleure nicht ständig in unverantwortlicher Weise gegen die Schuldnerländer spekulierten. Getriebene sind wir Politiker, von den Märkten Getriebene!”

“Spekulanten?”, empören sich die Fondsmanager. “Solch ein Unsinn! Wir verwalten Spargelder der Bürger und das Vermögen von Pensionskassen und Versicherungen. Sollen wir tatenlos zusehen, wie diese durch zahlungsunfähige Schuldnerländer immer weniger werden?”

“Na, na”, meinen die Banken, “es ist schon richtig, dass manche von uns sich verzockt hatten und zum Überleben Staatshilfe brauchten. Aber das ist doch nur ein Teil der Geschichte. Der andere Teil ist, dass die Politik in vergangenen Jahrzehnten nicht nur widerstandslos unseren Forderungen nach Deregulierung des Systems nachgab, sie hat uns sogar erlaubt und in vielen Fällen animiert, insolvente Häuslebauer und überschuldete Staaten zu finanzieren, indem sie Hypothekenkredite und solche an (westliche) Staaten von der Risikovorsorge ausnahm. Sollten wir diese Möglichkeiten etwa nicht nutzen? Letzten Endes sind wir private Gesellschaften, unseren Aktionären verantwortlich. Auch von den Rating Agencies haben wir lange keine Warnungen gehört.”

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Iguazú-Fälle zuf Weltwunder-Kurs

Wasserfälle könnten als eines der “Sieben Neuen Weltwunder” gewählt werden

Von Susanne Franz

Die “Cataratas de Iguazú” an der argentinisch-brasilianischen Grenze sind auf dem besten Wege, zu einem der “Sieben Neuen Weltwunder” gekürt zu werden. Das bereits von der UNESCO zum Naturerbe der Menschheit erklärte landschaftliche Paradies befindet sich unter den 28 Finalisten, aus denen noch bis zum 11.11. um 11.11 Uhr Greenwich Mean Time (8.11 Uhr argentinische Zeit) über die sieben Gewinner abgestimmt werden kann (u.a. per Internet und SMS). Die 28 Finalisten wurden aus 77 Bewerbern ausgewählt, die aus einer Liste von ursprünglich 450 Weltwunderanwärtern aus dem Jahr 2008 für den Wettbewerb erkoren worden waren. Auch der Schwarzwald in Deutschland steht auf der Liste der 28.

Die Weltwunder-Initiative wurde von der Schweizer Stiftung “New Seven Wonders” (N7W) ins Leben gerufen. Dass deren Vorsitzender Bernard Weber und Geschäftsführer Jean Paul de la Fuente sich zu Wochenbeginn mehrere Tage in Iguazú aufhielten und u.a. medienwirksam mit einem Zeppelin das aus 275 Wasserfällen bestehende Naturparadies überflogen, wurde von den Behörden in Misiones und der Verwaltung der “Cataratas” als sehr gutes Zeichen gewertet. Von einem Titel als “Neues Weltwunder” erhoffen sich die Verantwortlichen ein noch stärkeres Anwachsen des Tourismus.

10 Jahre Spitzenklasse

Das Malba feiert am 21. September seinen 10. Geburtstag

Von Susanne Franz

“Malba: Geburt eines Wunders” titelte die Autorin vor 10 Jahren im “Argentinischen Tageblatt”. Der Unternehmer und Kunstsammler Eduardo Costantini hatte seinen Traum Wirklichkeit werden lassen: Für seine exquisite Sammlung lateinamerikanischer Kunst ließ der feinsinnige Geschäftsmann ein Museum für damals 50 Millionen Dollar bauen. In einem internationalen Wettbewerb gewann ein junges argentinisches Architektenteam den Zuschlag für den lichtdurchfluteten Bau an der Avenida Alcorta. Monatelang gab es Streit mit den Nachbarn, denen das Gebäude zu hoch war und die vor Gericht verbissen gegen das Museum ankämpften. Doch Costantini kam gegen alle Widrigkeiten an, und so geschah es, dass das Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires kurz vor der Wirtschaftskrise 2001/2002 eröffnet werden konnte: am 21. September 2001. Seit seinen ersten Schritten bis heute führt das Malba die Liste der wenigen Kultureinrichtungen in Argentinien an, die auf höchstem internationalen Standard operieren.

Zur Feier seines 10-jährigen Jubiläums eröffnet das Malba am kommenden Mittwoch eine Retrospektive des franko-venezolanischen Künstlers Carlos Cruz-Diez, eines Vertreters der Kinetischen Kunst. Im Anschluss gibt es 10 Tage Malba bei freiem Eintritt. Neben der Cruz-Diez-Ausstellung bietet das Museum auch einen neuen Rundgang durch die Sammlung lateinamerikanischer Kunst des 20. Jahrhunderts, mit den wichtigsten Werken des eigenen Museumsschatzes und einer Auswahl an Meisterwerken, die das Museum of Fine Arts, Houston, für diesen Zweck ausgeliehen hat.

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Neues Bücher- und Sprachmuseum

“Museo del Libro y de la Lengua” soll Ende September eröffnet werden

Von Susanne Franz

Die Pläne stammen von Clorindo Testa und Francisco Bullrich, den Architekten des futuristischen Baus der Nationalbibliothek. Zu dieser gehört es auch, das fast fertiggestellte “Museo del Libro y de la Lengua” an der Avenida las Heras zwischen Austria und Agüero, das Ende dieses Monats eröffnet werden soll. So berichtete es die Tageszeitung “Clarín” am Dienstag.

Das Museum soll auf 1500 Quadratmetern und drei Stockwerken den für die argentinische Literatur fundamentalen Büchern und Schriftstellern einen Raum geben und über die Auseinandersetzung mit der “eigenen” Sprache ein Werkzeug für ein Nachdenken über Identität liefern. Wie das Museum dies gestalterisch umsetzen wird, ist mit Spannung zu erwarten, da das Museumsteam laut Clarín auf keinerlei Material wie einen Sprachatlas der spanischen bzw. der indigenen Sprachen in Argentinien zurückgreifen konnte.

Das neue Museum, das 12,3 Millionen Pesos gekostet hat, geht mit einer 14-köpfigen Besetzung unter Direktorin María Pía López an den Start. Fürs Jahr 2012 soll das “Museo del Libro y de la Lengua” über ein Budget von 3,5 Millionen Pesos verfügen dürfen, das aus dem Etat der Nationalbibliothek stammen soll, der in diesem Jahr 58 Millionen Pesos betrug und 2012 auf 75 Millionen Pesos aufgestockt werden soll, so “Clarín”.

Kunstaktionen und -ausstellungen soll im neuen Museum ein großer Stellenwert eingeräumt werden. Zur Eröffnung sind eine Videoinstallation von Albertina Carri sowie eine Ausstellung von Roberto Jacoby geplant.

Foto:
Als Architekturmodell kam es dezent daher, nun ist das neue Museum Knallfuchsia gestrichen.

Online-Wahl von Menschenrechts-Logo

Bis zum 17. September kann man abstimmen

Von Susanne Franz

Bis zum 17.9. kann man an der Wahl des Logos für die Menschenrechte teilnehmen. Aus 15.375 Einsendungen aus 190 Ländern, die seit dem 3.5.2011 eingingen, traf eine Jury eine Vorauswahl von 10, aus denen nun das endgültige Logo gewählt werden soll. Mitmachen kann man auf der Webseite der Initiative.