14. Deutsches Kinofestival

18 Spiel- und 14 Kurzfilme im Programm

Von Susanne Franz

Große Freude für die Freunde des deutschen Films: In etwas mehr als einem Monat startet das 14. Deutsche Kinofestival von Buenos Aires. German Films teilte mit, dass das beliebte Filmfestival vom 11. bis zum 17. September im Kinokomplex Village Recoleta sowie im Kino “Arte Multiplex Belgrano” stattfinden wird. 18 Spielfilme und 14 im “Short Tiger” genannten Kurzfilmprogramm zusammengefasste Kurzfilme werden diesmal geboten, und als Abschlussfilm gibt es auch in diesem Jahr wieder einen Schwarz-Weiß-Klassiker mit Livemusik, in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Buenos Aires.

Auf dem Programm des diesjährigen Festivals steht u.a. Doris Dörries neuer Streifen “Alles inklusive” mit Hannelore Elsner und Axel Prahl. Sowohl Elsner als auch Dörrie, die in Argentinien viele Fans hat, waren Gäste auf Festivals der Vorjahre in Buenos Aires.

Ebenfalls im Gepäck von German Films ist “Zwischen Welten”, der neue Film der sympathischen Regisseurin Feo Aladag, die auf dem 10. “Festival de Cine Alemán” ihren Film “Die Fremde” persönlich vorstellte.

Weitere Titel, die man sich schon einmal vormerken sollte, sind “Exit Marrakech” von Caroline Link mit Ulrich Tukur, und “Die Schwarzen Brüder” von Xavier Koller, der immer mit Spannung erwartete Film für die ganze Familie. Auch ein Dokumentarfilm steht wieder auf dem Programm, in diesem Jahr ist es “Art War” von Marco Wilms.

Hohe Qualität, großer Publikumszuspruch

16. BAFICI: Bilanz und Preisträger

Von Susanne Franz

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Das 16. Festival des Unabhängigen Kinos von Buenos Aires BAFICI ist am Sonntag nach 12-tägiger Dauer mit dem traditionellen Publikumstag zu Ende gegangen. Schon am Samstag hatten Festival-Direktor Marcelo Panozzo und Kulturminister Hernán Lombardi die diesjährigen Gewinner bekanntgegeben: Zum besten Film im internationalen Wettbewerb wurde “Fifi Howls from Happiness” von Mitra Farahani gekrönt, über den Preis als beste Regisseure konnten sich Daniel und Diego Vega freuen. Der Protagonist ihres Filmes “Carta a un padre”, Fernando Bacilio, wurde darüber hinaus als bester Schauspieler ausgezeichnet. Als beste Schauspielerin wurde Sophie Desmarais (“Sarah préfère la course”) geehrt. Den Spezialpreis der Jury gewann “Mauro” von Hernán Rosselli. Als bester Film im argentinischen Wettbewerb wurde “El escarabajo de oro” von Alejo Moguillansky und Fia-Stina Sandlund ausgezeichnet. Der Publikumsliebling “Carta a un padre” von Edgardo Cozarinsky bekam hier eine Ehrenerwähnung – und dazu noch den Preis des argentinischen Kritikerverbandes ACCA.

Das Festival erfreute sich eines großen Publikumszuspruchs und wurde für die hohe Qualität der Beiträge hoch gelobt. Die Veranstalter gaben an, dass 380.000 Besucher beim BAFICI gewesen seien, 10.000 mehr als 2013. An den 10 Austragungsorten des Festivals wurden insgesamt 504 Filme gezeigt, 154 davon Kurzfilme, 32 “halblange” und 283 Langspielfilme sowie 15 Langspielfilme und 20 Kurzfilmprogramme, die gratis im Cronopios-Saal des Centro Cultural Recoleta liefen. Es gab 1010 Vorstellungen fürs Publikum und 95 für die Presse. 85 % der Eintrittskarten wurden verkauft. Im Nebenprogramm liefen u.a. Konzerte, eine Hommage an die Beatles, Vorträge und Buchvorstellungen.

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“Mauro” von Hernán Rosselli gewann den Spezialpreis der Jury.

Vom verregneten Teppich

Anekdoten zum Filmfestival BAFICI

Von Philipp Boos

La Salada
Ein bisher abwechslungsreiches BAFICI läutete die kulturelle Jahreszeit in Buenos Aires ein. Pünktlich zum Herbstanfang erschwerten monsungleiche Regengüsse die Anreise für die Festivalbesucher, so wie goldene Herbsttage lichtscheue Kinogänger nach den Vorstellungen warm in Empfang nahmen.

Manchmal ist nicht ganz klar, wo sich hier Filmreifes abspielt, ob auf oder vor der Leinwand. Die edel gekleidete Anwältin in ihren 60er Jahren, ein kräftiger roter Lippenstift bringt ihren Mund zum Leuchten, sitzt mit mir in jeder zweiten Vorführung. Die Frage, ob sie derzeit keine Fälle zu lösen habe, von mir nicht ganz ernst gemeint, tut sie mit dieser typischen „nooo por favor“-Geste ab. Sie nehme sich die Zeit, für die Filme. Sie erzählt mir von ihren Reisen nach Deutschland, die Märchenstraße habe sie zuletzt abgefahren. Und unter anderem die Bronzestatue der Bremer Stadtmusikanten in der gleichnamigen Hansestadt gesehen und berührt. Sie kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Fünf Minuten später weiß ich dann auch, dass sie einen Geliebten in München hat.

Die Kinogängerin vor mir ist sichtlich irritiert, immer wieder zuckt sie zusammen, wenn die laute und selbstbewusste Dame, die immer gleich alle um sie stehenden Menschen adressiert, den Mund aufmacht. Die Schlangen von wartenden Kinobesuchern vor dem Kinokomplex Village Recoleta sind ein guter Ort für Beobachtungen, sicherlich auch für den ein oder anderen Drehbuchautor.

Den Kinobesucher gibt es im BAFICI nicht. Da ist der Hipster in Röhrenjeans, der auch im Kinosaal nicht seine Sonnenbrille absetzt; Cineasten im höheren Alter, unter dem Arm den Festivalkatalog geklemmt, als wäre er in die Achselhöhle geklebt, Brille mit dicken Gläsern und in sich gekehrt, Kontaktaufnahme nur im Notfall. Modisch gekleidete Menschen aus dem angrenzenden Palermo und Recoleta, die die Warteschlange auch schon mal mit dem roten Teppich in Cannes verwechseln, aber auch Familien sind zugegen. Ein schöner, unterhaltsamer “bunter Haufen” also.

Seit Festivalbeginn am 2. April herrscht um das Centro Cultural Recoleta, wo sich das Festival-Hauptquartier befindet, sowie im Village Recoleta, wo zehn Kinosäle dem Festival gewidmet sind, reges Treiben. Das Festival ist größer als letztes Jahr, 50 Filme mehr werden gezeigt. Ob man trotz des launigen Wetters die Besucherzahl von 370.000 im Vorjahr zu überschreiten vermag, ist nach Auskunft der Organisatoren jedoch fraglich.

“La Salada” sei ganz toll gewesen, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Rote Lippen brennen sich auf meiner Netzhaut ein. Der Einlass beginnt, und einer folgt nun dem anderen. Das hat schon fast Zeremoniecharakter. Auch die Kritik ist von dem Beitrag aus Taiwan mit argentinischem Einschlag, der im internationalen Wettbewerb konkurriert, begeistert. Und der Erfolg gibt dem in Argentinien groß gewordenen und ausgebildeten Regisseur Juan Martín Hsu recht. Etliche Preise, auch auf unterschiedlichen europäischen Festivals, hat er bisher abgeräumt.

“La Salada” beschäftigt sich mit Argentiniens neuen Immigranten und gibt ihnen ein Gesicht. Der Film ist als Mosaik angelegt, drei unterschiedliche Schicksale treffen auf dem riesigen, illegalen Markt “La Salada” aufeinander. Aus Südkorea, Bolivien und Taiwan kommen die Protagonisten. Erzählt wird eine Augen öffnende Geschichte von Entfremdung und Einsamkeit in der neuen Heimat.

Ebenfalls im internationalen Wettbewerb zu sehen ist der mutige Dokumentarfilm “Iranian” des in Paris lebenden iranischen Architekten und Filmemachers Mehran Tamadon. Dieser reist in den Iran, da es ihm nach langer Suche gelungen ist, vier treue Regimeunterstützer unter einem Dach zusammenzubringen. Diskutiert werden Demokratie, der Schleier, die Rollen von Mann und Frau sowie die Bürde, die eine Minderheit in einer seit mehr als 30 Jahren bestehenden, gewählten islamischen Republik zu tragen hat. Ob es dem Liebhaber aus dem fernen München geschuldet ist, man weiß es nicht, aber die Dame mit dem Lippenstift und der großzügigen Perlenkette verlässt die Veranstaltung schon zur Halbzeit.

Wer es auch an diesem letzten Wochenende nicht zum Festival schafft, dem sei ein Blick auf die Webpräsenz des BAFICI empfohlen. Man bekommt einen guten Überblick über die Wettbewerbe und die darin enthaltenen Filme und kann sich die dazugehörigen Trailer ansehen. Für ein paar Anregungen lohnt es sich ganz bestimmt.

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“La Salada” von Juan Martín Hsu, der im internationalen Wettbewerb konkurriert, wurde von der Kritik und dem Publikum begeistert aufgenommen.
(Foto: BAFICI)

Film ab fürs BAFICI

Sechzehntes Festival des Unabhängigen Films in Buenos Aires hat begonnen

Von Philipp Boos

folman
Am Mittwochabend wurde erfolgreich das 16. “Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente” (BAFICI) eingeläutet. “The Congress” des israelischen Filmemachers Ari Folman, eine Mischung aus Real- und Animationsfilm, bildete den Auftakt. Im Mittelpunkt von “The Congress” (Foto), der an den Science-Fiction-Roman des polnischen Autors Stanislaw Lem angelehnt ist, steht die alternde und auftragslose US-Schauspielerin Robin Wright, die sich selber spielt und von der Produktionsfirma Miramount Studio das Angebot erhält, sich einscannen zu Lassen, um ihr Computerabbild für zukünftige Filme nutzen zu können, was einer Konservierung gleichkommt.

Unentgeltlich, unter freiem Himmel und ohne Regen wurde der Eröffnungsfilm im Amphitheater des Parque Centenario aufgeführt. Der Andrang war groß: Schon Stunden vor Aufführungsbeginn hatten sich vor dem Theater lange Schlangen gebildet. Am Ende waren es 1600 Menschen, die die Beliebtheit des BAFICI durch ihre Anwesenheit unterstreichen sollten.

Das BAFICI, mit seinem Epizentrum im Village Recoleta, wo zehn Kinosäle eigens für das noch bis zum 13. April laufende Festival reserviert sind, wartet mit mehr als 400 Filmen auf. Israel ist Gastland. Es werden Filme eine Chance bekommen, die es in kommerziellen Kinos schwer hätten, so hatte es Festivalchef Marcelo Panozzo eingangs verkündet. Womit die Veranstalter unabhängigen Filmemachern schon wie in den Jahren zuvor Rückendeckung geben.

Der internationale Wettbewerb zählt 18 Filme, darunter aus Argentinien “La Salada” von Juan Martín Hsu, “Algunas chicas” von Santiago Palavecino und “Mauro” von Hernán Rosselli, aus Ecuador “Carlitos”, aus Brasilien “Castanha”, und aus dem Nachbarland Chile “Naomi Campbell: no es fácil convertirse en otra persona” sowie “Volantín cortao”.

Infos und Programm hier.

Der Countdown läuft

Die Veranstalter des BAFICI freuen sich über die hohe Nachfrage beim Vorverkauf für das Filmfestival

Von Philipp Boos

Adán Jones
Am Mittwoch landete die Pressemitteilung im elektronischen Postfach: Die Veranstalter des 16. “Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente” (BAFICI) ließen verlauten, dass der Vorverkauf für das Filmfest erfolgreich angelaufen sei. In den ersten zwei Tagen habe man mehr als 42.000 Tickets an den Filmliebhaber bringen können.

Am kommenden Mittwoch geht es dann endlich los, und nicht nur vor den Vorverkaufsstellen ist die Konkurrenz groß!

Den Auftakt des BAFICI bildet der Real- und Animationsfilm “The Congress” des israelischen Filmemachers Ari Folman, der am 2. April um 20 Uhr im Amphitheater des Parque Centenario ausgestrahlt wird. Der Eintritt ist frei.

Mehr als 400 Filme werden gezeigt, darunter auch deutsche Produktionen. Unter anderem läuft in der Rubrik “Panorama” der Dokumentarfilm “Los colonos del Caudillo” (Die Siedler Francos) von Lucía Palacios und Dietmar Post. Post wird nach Buenos Aires kommen und spricht nach den Vorführungen mit dem Publikum. Die Produktion aus dem Jahre 2012 porträtiert die Bewohner des gleichnamigen Dorfes in der Mancha in Spanien und die unterschiedlichsten Auffassungen seiner Bewohner bezüglich der Militärdiktatur. Augenöffnend und sehenswert!

Das BAFICI findet vom 2.-13. April an neun unterschiedlichen Schauplätzen statt, wobei das Village Recoleta seinen Dreh- und Angelpunkt bildet. Vorverkauf entweder über die Webpräsenz oder persönlich an den folgenden Vorverkaufsstellen: Village Recoleta, Vicente López Ecke Junín, täglich 10-20 Uhr, und Casa de la Cultura, Av. de Mayo 575, Montag bis Freitag 10-20 Uhr.

Eintritt: 26 Pesos oder 20 Pesos für Studenten und Rentner.

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Cineasten unter Gleichen: Vergangenen Montag begann der Vorverkauf.
(Foto: BAFICI)

Ein Festival für Entdecker

Das 16. Internationale Filmfestival BAFICI wurde angekündigt

Von Philipp Boos

bafici22Am Donnerstagvormittag luden die Veranstalter des “Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente” (BAFICI) zur Pressekonferenz. Die 16. Ausgabe des beliebten Filmfestivals wird vom 2. bis 13. April an mehr als sieben verschiedenen Veranstaltungsorten stattfinden.

Der Leitende Direktor des Festivals, Marcelo Panozzo, und der Kulturminister der Stadt, Hernán Lombardi, erwarteten die Journalisten auf der sonnigen Terrasse des Centro Cultural Recoleta. Darf man den beiden Glauben schenken, so wird mit dem Kinospektakel der kulturelle Herbst eingelâutet. Vorbei der Sommer, was sich für die schwitzenden Journalisten zu diesem Zeitpunkt anders anfühlte.

Das Kulturoberhaupt der Stadt brüstet sich zwar nach eigenen Aussagen nicht mit der Quantität von Filmen, dennoch werde man dieses Jahr mehr als 400 Filme an den verschiedenen Veranstaltungsorten der Stadt ansehen können. Das sei beachtlich. Dreh- und Angelpunkt ist das Village Recoleta, in dem zehn Kinosäle parallel bespielt werden. “Trotz der Krise haben wir die Quantität und Qualität des Filmfestivals beibehalten können”, berichtet Lombardi, so wie man die eintrittsfreien Veranstaltungen gerade deswegen auch erweitert habe.

Marcelo Panozzo bot einen Überblick über die Programmhöhepunkte: “Dieses Jahr haben wir Israel eingeladen und in der Eröffnungsveranstaltung werden wir einen großartigen Film zeigen: “The Congress” von Air Folma, der auch in Cannes gelaufen ist.” Desweiteren lege das BAFICI Wert auf Entdeckungen, betonte Panozzo. Regisseure, die bisher nur Eingefleischten bekannt seien, wie der israelische Filmemacher Uri Zohar, sollten so einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Im internationalen Wettbewerbsprogramm finden sich 19 Filme aus 14 verschiedenen Ländern. Hier ist u.a. auch eine französisch-schweizerische und eine französisch-österreichische Produktion präsent. Österreich ist mit insgesamt zehn Produktionen im Programm vertreten, Deutschland mit neun und die Schweiz mit fünf Vorführungen.

Ab 24. März beginnt der Vorverkauf. Karten bekommt man entweder über die Webpräsenz des Festivals oder persönlich an den folgenden Vorverkaufsstellen: Village Recoleta, Vicente López Ecke Junín, täglich 10 bis 20 Uhr, oder Casa de la Cultura, Av. de Mayo 575, Montag bis Freitag 10 bis 20 Uhr, ab 25. März. Eintritt: 26 Pesos oder 20 Pesos für Studenten und Rentner.

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Der Leitende Direktor des Festivals, Marcelo Panozzo, links, und der Kulturminister der Stadt Buenos Aires, Hernán Lombardi,
(Foto: BAFICI)

Aufgearbeitete Familiengeschichte

Der Dokumentarfilm “Huellas” von Miguel Colombo

Von Philipp Boos

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In “Huellas” dokumentiert Miguel Colombo seine Familiengeschichte und rekonstruiert das Leben seines Großvaters Ludovico. Wie so viele Italiener hatte dieser im zweiten Weltkrieg gedient und war, von dieser Erfahrung gezeichnet, nach Argentinien ausgewandert. Der Enkel verfolgt seine Spuren, sucht u.a. den Geburtsort seines Großvaters auf und findet sich dabei selbst.

Teilweise ist die Geschichte mit sehr einfachen filmischen Mitteln dokumentiert, was den Action-gewöhnten Zuschauer eingangs irritiert. Colombo nutzt Archivmaterial in Schwarz und Weiß, Dias und Interviews, um das Leben seines Großvaters zu rekonstruieren. Doch schon bald lässt einen diese sehr persönliche Geschichte nicht mehr los. Colombo reist nach Norditalien, so wie er die argentinische Wüste besucht, in der er auf unbekannte Geheimnisse stößt. Nach seiner Rückkehr und neuen Erkentnissen sucht er das Gespräch mit seiner Mutter.

“Huellas” kommt ohne Schnörkel aus, der Ich-Erzähler beschränkt sich auf das Wesentliche und nimmt sich dabei Zeit für die Menschen und Ereignisse. “Huellas” ist die Geschichte einer Familie und die jeder Familie inhärenten Strukturen und Beziehungen. Colombo fragt nach, sucht das Gespräch, und gelangt dadurch – im Kontext der Familiengeschichte – zu einem tieferen Verständnis seiner selbst. Denn nichts ist selbstverständlich. Was führt zu Entscheidungen? Wer bin ich? Und wie sehr hängt meine eigene Identität mit den Vorfahren oder von den Entscheidungen dritter ab? “Huellas” ist Puzzle-Arbeit und eine Ermutigung zum tieferen Verstehen.

“Huellas” ist ab 13 Jahren freigegeben und läuft täglich um 16.45 Uhr und 22.50 Uhr im Espacio INCAA Gaumont, Av. Rivadavia 1635, Buenos Aires. Eintritt: 8 Pesos.

Cine documental y 30 años de democracia

“De la Argentina” (1983/1985), documental de Werner Schroeter

Organizado por el Goethe-Institut y el Área de Estudios sobre Comunicación
y Documental Audiovisual / Facultad de Ciencias Socias – UBA, se proyectará “De la Argentina” (1983/1985), documental de Werner Schroeter (Alemania), un registro sorprendente de los primeros momentos de la Argentina post dictadura a través de los ojos de una de las mentes más singulares y poéticas del denominado Nuevo Cine Alemán.
 
Un documental apasionante –exhibido hasta ahora una única vez en Argentina- sobre el terrorismo de Estado durante la última dictadura militar, realizado en sus postrimerías. En la película, invitado en aquel entonces por el Goethe-Institut para realizar un taller con jóvenes estudiantes de cine, el fallecido realizador alemán Werner Schroeter (1945–2010) contrasta las declaraciones oficiales del régimen con el testimonio de víctimas, disidentes y familiares de los desaparecidos. Y confía en que en sus rostros y palabras resonará mucho más que una mera representación de la violencia. “La dictadura militar argentina nos acosó. Fue la única vez que cedí al miedo, pues la vida se trata de eso: no tener miedo” (W.S.).
 
20 de noviembre, 19 horas, UBA Facultad de Ciencias Sociales, Santiago del Estero 1029, Estudio 2 de TV (subsuelo). Entrada libre y gratuita hasta completar la capacidad de la sala.

Muestra internacional de cine documental en la Sala Leopoldo Lugones

Muestra internacional de cine documental en la Sala Leopoldo Lugones


Del jueves 17 al sábado 26 de octubre de 2013 la Ciudad de Buenos Aires será el escenario de la trigésima edición de la Muestra Internacional de Cine Documental DocBuenosAires, donde se verán las mejores producciones nacionales e internacionales del cine documental de creación.

La gran directora francesa Claire Simon vendrá especialmente a la apertura del DocBuenosAires -en la Sala Leopoldo Lugones del Teatro San Martín (Av. Corrientes 1530)- para presentar sus dos flamantes películas, que tuvieron su première internacional dos meses atrás en el Festival de Locarno: el documental “Geografía humana” y la ficción “Gare du Nord” (fotos), ambas rodadas en la estación ferroviaria parisina. A su vez, ofrecerá una masterclass con entrada gratuita.

Las secciones “Proyecciones especiales” y “Pasado, presente” reúnen a algunos de los más grandes nombres del cine contemporáneo: Claude Lanzmann, Wang Bing, Nicolas Philibert, Jean-Marie Straub, Avi Mograbi, Thomas Heise, Helena Treštíková, Yervant Gianikian y Angela Ricci-Lucchi, entre otros.

Las secciones de esta edición del DocBuenosAires son las siguientes:

Proyecciones especiales (PE)
Pasado, presente (PP)
Claire Simon X 2 (CS)
J. P. Sniadecki X 2 (JPS)
Perspectiva suiza (PS)
Nuevas voces, otros ámbitos (NV)
Diez años del Sundance Documentary Fund (SDF)
Jean Rouch (JR)
Cinco estrenos latinoamericanos (CEL)
Dos estrenos argentinos (DEA)

El 13° DocBuenosAires es organizado por la Asociación Civil DocBsAs, con el apoyo del Instituto Nacional de Cine y Artes Audiovisuales (INCAA), Institut Français d’Argentine, Embajada de Francia, Mecenazgo Cultural – Buenos Aires Ciudad, Complejo Teatral de Buenos Aires, Fundación Cinemateca Argentina, Arte Multiplex, Club del Espectador, Fundación Proa, Universidad del Museo Social Argentino, Alianza Francesa de Buenos Aires, SwissFilms, Goethe-Institut, Embajada de Suiza en Argentina, Embajada de Canadá en Argentina, Embajada de Chile en Argentina, Ministerio de Relaciones Internacionales de Chile, Fundación Universidad del Cine.

Las películas se exhiben en la Sala Leopoldo Lugones del Teatro San Martín, en el Cine Arte Multiplex, en la Alianza Francesa de Buenos Aires, en la Fundación Proa y en la Universidad del Museo Social Argentino.

Sitio web.

Facebook.

Trailers.

Las localidades para la Sala Leopoldo Lugones podrán adquirirse personalmente con seis días de anticipación (incluyendo el día de la función) en las boleterías del Teatro San Martín.

Precio de las localidades en la Sala Leopoldo Lugones $ 25.-, estudiantes y jubilados $ 15.-. (Los interesados deberán tramitar su credencial de descuento en el 4° piso del Teatro San Martín, de lunes a viernes de 10 a 16 horas.)

El programa completo de la Sala Lugones:

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“Dieser Film ist keine Abrechnung” – Nachlese zum 13. Deutschen Kinofestival von Buenos Aires

Interview mit Frauke Finsterwalder, der Regisseurin von “Finsterworld”

Von Carlo-Johannes Schmid


“Finsterworld”, der Eröffnungsfilm des 13. Deutschen Kinofestivals, das Mitte September in Buenos Aires stattfand, ist das Spielfilmdebüt von Frauke Finsterwalder. Sie führte Regie und schrieb zusammen mit ihrem Mann, dem Schweizer Schriftsteller Christian Kracht, das Drehbuch. Im Film wird der Zuschauer auf eine Reise geschickt unter die Oberfläche der deutschen Gesellschaft. Die Dinge, die man sonst nicht mitbekommt, kommen zum Vorschein. So folgt man in dem Film verschiedenen Charakteren mit ihren Vorlieben und Macken, die alle eine eigene Geschichte erzählen und am Ende doch auf teils dramatische Weise zusammenhängen und kollidieren.

CJS: Neulich haben Sie in einem Interview mit dem Bayrischen Rundfunk gesagt, dass Sie noch nicht fertig sind mit Deutschland und deswegen einen Film über Deutschland machen mussten. Sind Sie denn nach “Finsterworld” jetzt fertig mit Deutschland? War dieser Film eine Art Abrechnung?

FF: Dieser Film ist keine Abrechnung, aber natürlich habe ich mir etwas von der Seele gesprochen damit. Es ist eher eine Analyse, würde ich sagen. Ich weiß nicht, ich bin ja Deutsche, ich spreche Deutsch, auch wenn ich im Ausland lebe, ich weiß nicht, inwieweit ich jetzt fertig bin mit Deutschland oder nicht, aber diese Identität würde nie weggehen, egal ob ich jetzt einen Film im Ausland machen würde oder nicht.

CJS: Was wollten Sie mit dem Film aussagen? Es ist schon eine Art Kritik an der deutschen Mentalität oder Gesellschaft?

FF: Also es liegt mir fern, da allgemeine Aussagen zu machen, dann könnte man ja auch sagen, ich will mich selber kritisieren, ich bin auch Deutsche. Ich möchte auf keinen Fall verallgemeinern, würde ich das wollen, würde der Film “Deutschlandwelt” heißen.

CJS: Was verbindet Sie mit Buenos Aires? Sie haben hier ja zwei Jahre lang gelebt. Was haben Sie hier gemacht und hat es Ihnen gefallen?

FF: Ja, mir hat es hier sehr gut gefallen, deswegen bin ich auch hierher gezogen. Ich glaube, dass es ganz viele Probleme, die in “Finsterworld” besprochen werden, hier so nicht gibt. Es gibt wesentlich mehr zwischenmenschliche Wärme, würde ich sagen, es gibt mehr Umarmungen, Berührungen, eigentlich permanent, das haben wir in Deutschland ja nicht. Ich habe es sehr genossen, in dieser schönen Stadt zu leben. Und auch meine Tochter hat ihr erstes Jahr in ihrem Leben hier verbracht und das war ganz toll, mit einem kleinen Kind hier zu leben. Kinder sind ja in Deutschland nicht so beliebt, aber hier sehr, ganz besonders Babys, und es gibt dann immer diese Situationen, wo man mit dem Kinderwagen auf der Straße ist, und dann kommen Leute und küssen das Kind. In Deutschland ist es eher so, dass die Leute sagen, schöner Kinderwagen, und das Kind selber wird ignoriert. Ja, es war eine ganz tolle Zeit, und das Drehbuch zu “Finsterworld” wurde ja auch zum Teil hier geschrieben.

CJS: Warum sind Sie Regisseurin geworden?

FF: Es war meine Berufung. Ich wollte immer schon Regisseurin werden, ich wollte das schon, als ich fünf Jahre alt war. Ich habe, glaube ich, mit acht Jahren mein erstes Theaterstück inszeniert, es war eigentlich immer klar, dass ich das wollte, auch wenn ich ein paar Umwege auf dem Weg zur Regisseurin genommen habe. Erst war ich im Theater tätig, und dann hat es sich eben zum Film hin verändert.

CJS: Sie haben ja angefangen mit Dokumentarfilmen, warum sind Sie umgesattelt auf Spielfilm?

FF: Das ist für mich jetzt gar nicht so ein großer Unterschied, es geht in beiden Fällen darum, Geschichten zu erzählen. Und auch meine Dokumentarfilme waren von der Form her oft sehr am Fiktiven dran. Man hat mir auch immer vorgeworfen, dass die Form des Erzählens in meinen Dokumentarfilmen sehr frei war. Ich weiß nicht, ich glaube, es ist kein großer Unterschied. Der größte Unterschied ist glaube ich, dass man beim Dokumentarfilm mit einem sehr kleinen Team arbeitet, mit nur einem Kameramann, manchmal macht man selber Kamera und Ton. Es gibt Situationen, wo man alleine ist mit den Protagonisten, und sonst ist man halt höchstens mit zwei anderen, das ist natürlich bei einem Spielfilm ganz anders. Da gibt es eine riesige Maschinerie, die man bewegt als Regisseur, angefangen bei den Schauspielern und den ganzen anderen Leuten am Set, keine Ahnung, wer noch alles was hinter den Kulissen macht. Das ist was, womit einige Dokumentarfilmer Probleme haben. Für mich war das eine Riesenbefreiung, ich finde das wahnsinnig toll, diese ganzen verschiedenen Leute zu haben, die einfach viele Sachen besser können als ich. Also ich kann zum Beispiel keine Kostüme machen oder Kulissen bauen. Auch mein Kameramann hat phantastische Arbeit geleistet. Für mich war das eine große Befreiung.

CJS: Wie viel Biographisches steckt in “Fisterworld”, von Ihnen und vielleicht auch von Ihrem Mann Christian Kracht, der das Drehbuch mitgeschrieben hat?

FF: Naja, es ist natürlich auch so ein kleiner Trick, so zu tun, als wäre das jetzt alles biographisch, muss man sagen, gerade der Charakter der Filmemacherin natürlich, das wäre ein bisschen zu einfach. Aber natürlich haben alle Geschichten, die man erzählt, mit einem selber zu tun und mit dem, was man erlebt hat, und in diesem Fall ganz extrem, also es gibt keine Figur, keine Geschichte, die nicht irgendetwas mit mir zu tun hätte, also das ist im besten Fall so, glaube ich.

CJS: Sie haben auf der Pressekonferenz anlässlich des 13. Deutschen Kinofestivals von Buenos Aires gesagt, dass Sie nach Deutschland gereist sind und dass Sie dort ganz viele unglückliche und unfreundliche Menschen getroffen haben. Was genau ist Ihnen denn da passiert, was haben die Menschen Ihnen erzählt?

FF: Also ich finde, das ist einfach ein gesamtes Stimmungsbild, ich kann es auch nicht so verallgemeinern, aber das kennt ja jeder von uns, wenn man in Deutschland lebt und man fährt in Urlaub und man landet dann wieder in Deutschland auf dem Flughafen und trifft die Flughafenangestellten, die einen dann anblöken, nachdem man drei Wochen in Asien unterwegs war, wo alle sehr nett sind. Ich glaube, das Gefühl kennt man, und die Deutschen sind halt sehr direkt und zum Teil sehr unhöflich und zum Teil auch sehr stolz darauf, unhöflich zu sein. Es wird einfach nicht so viel Wert auf ein gewisses Miteinander gelegt. Das angenehme Umgehen miteinander ist in Deutschland sehr unwichtig. Es geht immer eher um die einzelnen Personen, das ist wichtig, wie man sich fühlt, und das auch jeden spüren zu lassen, wie man sich fühlt.

CJS: Sie haben auch erwähnt, dass die Deutschen nicht so sehr über sich selber lachen können. Versuchen Sie mit diesem Film, anders zu sein als die Deutschen, indem Sie zeigen, dass Sie über sich selber lachen können?

FF: Das ist eine geschlossene Frage, da kann ich nur Ja sagen!

CJS: Warum sind Sie aus Deutschland weggezogen? Finden Sie die Menschen da wirklich so schlimm?

FF: Nein, überhaupt nicht, das ist einfach, weil ich gerne reise, weil mich das interessiert, weil für mich der Stillstand im Leben, der Stillstand an einem Ort, wie Sterben ist. Also ich brauche Bewegung im Raum, sonst werde ich verrückt. Und es hilft mir, um auf neue Ideen zu kommen, das sind die Gründe. Und ich finde Deutschland auch gar nicht so schrecklich, ich finde Deutschland zum Teil auch sehr komisch und ich bin da zu Hause, meine Familie lebt da und so weiter. Die Gründe sind eher, dass mich das Reisen interessiert, und da bin ich auch nicht alleine, also je mehr man im Ausland ist, desto mehr Menschen trifft man, denen es genauso geht, das ist auch unsere Zeit, glaube ich, dass man einfach nicht mehr so festgelegt ist auf das Land, aus dem man kommt.

CJS: Sie haben auf der Pressekonferenz gesagt, dass das Drehbuch aus Träumen und Alpträumen besteht, was ist denn zum Beispiel ein Alptraum von Ihnen in dem Film, und was ist ein Traum, also vielleicht auch etwas Positives, wenn man davon ausgeht, dass ein Traum positiv ist?

FF: Ein Traum sind auf jeden Fall die Momente von Liebe, die es in dem Film gibt, der Bär und das Kind zum Beispiel, und die Alpträume sind glaube ich ziemlich offensichtlich. Also zum Beispiel die Szene im Krematorium des Konzentrationslagers ist natürlich ein absoluter Alptraum.

CJS: Mich hat Ihr Film “Finsterworld” an den Film “Hundstage” von Ulrich Seidl erinnert, und selbiger wird ja auch in Ihrem Film genannt. Was hat es damit auf sich?

FF: Also, dass Ulrich Seidl und vor allem auch Haneke in dem Film erwähnt werden, liegt vor allem daran, dass in Deutschland alle immer so neidisch sind auf die österreichischen Filmemacher, die so tolle Filme machen. Das ist eine kleine Spitze, dass das in dem Film gesagt wird von einer Filmemacherin. Es gibt in der deutschen Filmszene immer diesen Ton, dass alle sagen, warum können wir Deutschen nicht so gute Filme machen wie die Österreicher. Deswegen ist es da drin, und ich persönlich finde, dass “Finsterworld” mit “Hundstage” sehr wenig zu tun hat. Ich finde den Tonfall einen sehr anderen, man kann sagen, es sind beides Analysen von bestimmten Personen oder so, aber ich empfinde “Hundstage” eher als einen Film, wo der Filmemacher in Welten geht, die nicht die seinen sind. “Finsterworld” beschäftigt sich meiner Meinung nach sehr stark mit der Bürgerlichkeit, und das ist ein Milieu, das ich gut kenne, und ich hoffe zumindest nicht, dass ich von oben herab auf diese Leute runterschaue, sondern ich hoffe, dass es gelungen ist, dass es auch ein liebevoller Blick ist. Das macht Ulrich Seidl anders. Aber es ist ja auch kein Urteil da drin.

CJS: Was hat es explizit mit der Szene mit dem wilden Mann im Wald auf sich? Für was ist das eine Metapher? Oder ist es überhaupt eine Metapher?

FF: Sie stellen mir lauter Fragen, die Sie selber beantworten müssten als Journalist.

CJS: Gut, dann versuch ich es mal zu beantworten. Steht dieser Charakter vielleicht dafür, dass man in Deutschland sehr skeptisch gegenüber allem Fremdartigen ist und versucht, das Fremde wegzuschieben, anstatt zu versuchen. mit ihm zu leben?

FF: Das ist sicherlich ein Punkt, die Außenseiterfigur. Es trifft natürlich nicht nur auf Deutschland zu. Als wir den Film drehten, passierte gerade diese Geschichte auf dem Times Square, dort wurde ein junger Mann erschossen, der eine Mischung zwischen Obdachlosem und drogensüchtigem Psycho war. Und der irgendwie rumrannte und rumschrie und ein Messer in der Hand hatte, aber eigentlich niemanden bedroht hat. Der Mann ist förmlich hingerichtet worden von acht Polizisten, die einfach alle auf den Mann geschossen haben. Das passierte genau in den Tagen, als wir diese Szene drehten. Diese Geschichte zeigt, dass die Gesellschaft sehr diktiert, was normal ist und was normal sein darf. Das ist ein Punkt. Aber was natürlich auch sehr wichtig ist im Zuge der Geschichte, ist, dass dieser Mann in einem absoluten paradiesischen Zustand lebt, im Einklang mit der Natur, mit einer fast kindlichen Naivität, und dass das Ganze dann zerstört wird, sobald die “Zivilisation” einbricht. Das ist ein Thema, das es ganz viel gibt in der Literatur und auch im Film. Das gab es auch schon in der Bibel.

CJS: Vielen Dank für das Gespräch!

FF: Gerne.

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Regisseurin Frauke Finsterwalder vor dem Filmposter beim Filmfest München, auf dem der Film im Juli 2013 uraufgeführt wurde.

Durch die Brille des Kurzfilms – Nachlese zum 13. Deutschen Kinofestival von Buenos Aires

Youdid Kahveci, deutsche Jungregisseurin, über ihren neuesten Kurzfilm und ihre Arbeit als Regisseurin

Von Maren van Treel

In dem Hotel in Recoleta, in dessen Lobby wir zum Interview verabredet sind, hätte Youdid Kahveci wohnen können. Die Jungregisseurin, deren neuester Kurzfilm “Über rauhem Grund” Mitte September im Rahmen des 13. Deutschen Kinofestivals in Buenos Aires zu sehen war, sollte eigentlich dort untergebracht sein. Ein sehr schöner Ort, ruhig, hell und vom Lärm der Stadt abgeschirmt. Ein Ort zum Entschleunigen, mit weißen Sofas und vielen Pflanzen.

Aber sie wollte lieber in San Telmo wohnen, im “wahren” Buenos Aires.

Youdid Kahveci, die die Schreibweise ihres Vornamens ändern ließ, ist schon immer kunstaffin gewesen. In einer Akademikerfamilie sei es allerdings keine Selbstverständlichkeit gewesen, sich in Richtung Kunst zu orientieren. Zum Filmemachen ist die daher über Umwege gekommen. Zunächst eine Ausbildung zur Gärtnerin, dann Stellen als Barkeeperin in Berliner Kneipen. Etwas, das sie jetzt neben den Filmen immer noch macht, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Wenn sie mit einem Film eine Geschichte erzählen möchte, beginnt sie sie immer von einem konkreten Ort aus. Die Idee dafür kommt ihr spontan. Es seien “Dinge, die mich stören an unserer Gesellschaft”, mit denen sie sich in ihren Filmen beschäftige. Deshalb sei es oft eine sozialkritische Botschaft, die sie den Zuschauern mit auf den Weg geben wolle, oder einfach einen Denkanstoß. So sieht der Zuschauer die Probleme der Gesellschaft gewissermaßen durch die Brille ihrer Filme.

Ihr Kurzfilm “Über rauhem Grund” handelt beispielsweise von Sozialbestattungen, oder etwas allgemeiner: von der Würde eines Menschen. Aber es geht nicht nur im Film selbst um dieses Thema, auch bei den Dreharbeiten war es allgegenwärtig. Denn fast alle Darsteller sind Komparsen und werden an den meisten Filmsets schlecht behandelt. Dieses Mal aber erfüllte sich für alle der Komparsentraum einer Sprechrolle und sie wurden würdevoll behandelt. So kann es auch gehen.

Wenn Youdid Kahveci eine Idee für einen Film hat, recherchiert sie zuerst gründlich zum Thema. Dann fängt sie an, das Ganze zu verarbeiten, indem sie einen Film daraus macht – oft mit einer Tendenz zum Surrealismus. Das gebe dem Zuschauer die Möglichkeit, sich selbst auf die Suche nach Lösungen zu machen. Ihr Film stelle dazu nur die richtigen Fragen. Das Schöne daran ist, dass alles von einer ganz alltäglichen Situation ausgeht, zum Beispiel dem Stammtischabend in der Berliner Eckkneipe.

Dennoch bleibt da natürlich die Unsicherheit, wie die Filme ankommen. Ich frage sie, wie sie den Erfolg einer ihrer Filme definiert. Zuerst sei es toll, wenn der Film gesehen werde, findet sie. Aber wenn er beim Publikum auch Emotionen auslösen konnte und sie selbst das Gefühl hat, den Film gemacht zu haben, den sie machen wollte, dann sei das für sie ein Erfolg.

Zur Zeit arbeitet Youdid Kahveci an einer Adaption des Werkes “Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande” von Franz Kafka. Sie erzählt, dass sie es allerdings auf die Rolle einer Frau umgeschrieben habe und sich darin mit dem Thema Zweifel beschäftige. Man darf gespannt sein.