Klappe zu und Vorhang auf

Startschuss für BAFICI-Filmfest 2016

Von Michaela Ehammer

Adán Jones
“Es gibt keine Grenzen. Nicht für den Gedanken, nicht für die Gefühle.” Diese Worte stammen vom schwedischen Drehbuchautor, Film- und Theaterregisseur Ingmar Bergman. Wo kann man Grenzen, Gedanken und Gefühle besser überschreiten als in Filmen? Die diesjährige und 18. Ausgabe des Filmfestivals BAFICI, die am 13. April ihre Türen geöffnet hat, zieht tausende von Filmbegeisterte wieder in eine Welt der Phantasie, der Geschichten, eine Welt voller Legenden, Mythen und Empfindungen.

Eugène Greens französisches Drama “Le fils de Joseph” war offizieller Eröffnungsfilm am Mittwoch im “Cine Gaumont”, welches zum ersten Mal in der BAFICI-Geschichte als Spielstätte fungiert. Der Film zeigt einen jungen Mann auf der Suche nach seinem biologischen Vater. In Paris glaubt er fündig geworden zu sein, doch was er am Ende findet, war nicht das, was er sich selbst erhoffte.

Der vom Publikum auserwählte BAFICITO-Beitrag “Song of the Sea” des Iren Tomm Moore leitete zudem als Gratis-Open-Air-Veranstaltung im Anfíteatro des Parque Centenario die 18. Ausgabe des “Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente” ein. Irische Folklore sowie Geschichten und Legenden über das Meer und seine Fabelwesen werden in diesem Oscar-nominierten Film mit atemberaubenden Farben und Lichteffekten dargestellt. Die erwartete Zuschaueranzahl vom letzten Jahr blieb dieses Mal jedoch bei weitem aus, das mag einerseits am schlechten Wetter, aber andererseits auch an der mangelnden Beschilderung gelegen haben.

Weitere Gratis-Open-Air-Aufführungen finden zudem auch täglich auf der Terrasse des Centro Cultural Recoleta statt. Abseits der Filme stellt auch die “Galería BAFICI”, welche täglich von 10 bis 20 Uhr im Centro Cultural Recoleta besucht werden kann, einen Höhepunkt dar. Ausstellungen, Fotos, Videos und Skizzen rund um das Thema Filme und Kino werden gezeigt, unter anderem von Graciela Borges, Mirtha Legrand oder Fabián Bielinsky.

Ein weiteres “Must-See” im BAFICI ist auch der deutsche Beitrag “Space Rock Symphony”, welches alle Rockbegeisterten im Planetarium Galileo Galilei mit E-Gitarre-Klängen, kosmischen Bildern und Sinfonieorchestern 50 Minuten lang in eine Märchenwelt des modernen Rock aus den letzten Jahrzehnten entführt.

Das BAFICI hat sich seit seiner Premiere 1999 zu einem jährlichen Fixpunkt für Kinoliebhaber etabliert und ist Jahr für Jahr ein großes Stück gewachsen. Menschen aus der ganzen Welt, Einheimische wie Touristen, kommen zusammen, um für ein paar Stunden gemeinsam zu lachen, zu weinen, zu träumen, zu staunen und nachzudenken. “Unsere Geschichte und Vergangenheit zu hinterfragen und unsere vergangenen Tugenden in Erinnerung zu rufen oder zu festigen – vielleicht ist es das, was es heißt, ein Teil von BAFICI zu sein”, so Javier Porta Fouz, BAFICI-Intendant. 27 Spielstätten verteilt in der ganzen Stadt geben uns somit Anlass, uns in die Welt der argentinischen und internationalen Filme zu stürzen, die Pracht des Kinos in all seinen Farben zu erleben und ein Teil von BAFICI 2016 zu sein.

Alle Infos hier.


Unsere BAFICI-Tipps:

  • “Space Rock Symphony” von Robert Sawallisch (Deutschland 2015)
  • “Paradise! Paradise!” von Kurdwin Ayub (Österreich 2016)
  • “„Le Fils de Joseph” von Eugène Green (Frankreich/Belgien 2016)
  • “Miles Ahead” von Don Cheadle (USA 2015 – Schlussfilm)
  • “Las Calles” von María Aparicio (Argentinien 2016)
  • “A Tropical House” von Karl-Heinz Klopf (Österreich/Indonesien 2015)
  • “Pasaporte a Río” von Danile Tinayre (Argentinien 1948)
  • “Innocene” von Lucile Hadzihalilovic (Frankreich 2004)
  • “MacBeth” von Roman Polanski (Großbritannien 1971)
  • “Homeland” von Abbas Fahdel (Irak/Frankreich 2015)
  • “Hedi” von Mohamed Ben Attia (Tunesien/Belgien/Frankreich/Qatar/VAE 2016)
  • “The Island Funeral” von Pimpaka Towira (Thailand 2015)

Foto:
Buenos Aires ist mal wieder vom Filmfieber gepackt.
(Foto: BAFICI)

Eine Stadt kleidet sich in Filme

Die 18. Ausgabe des BAFICI startet in Kürze

Von Michaela Ehammer

BAFICI 08
Einzigartige Filme, prominente Gäste und stetes Blitzlichtgewitter der Fotografen und Journalisten: Vom 13. bis 24. April startet die diesjährige und somit 18. Ausgabe des “Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente” (BAFICI). 1999 ins Leben gerufen, hat sich das BAFICI zu einem der bekanntesten Filmfestivals für unabhängige Filme weltweit entwickelt. Kino ist Kunst, schöpferische Vielseitigkeit und Kreativität, zeigt Gefühle, erzählt Geschichten und reflektiert Träume. So nimmt uns das BAFICI erneut in eine kunstvolle Welt mit, in der es viel zu Staunen und zu Bewundern gibt.

Über 400 Filme aus fünf Kontinenten und 81 Weltpremieren an insgesamt 27 verschiedenen Austragungsorten, Gratis-Open-Air-Veranstaltungen für Groß und Klein, zahlreiche Gespräche mit Filmkünstlern, diverse Ausstellungen rund um die Welt der Filme und des Kinos und zahlreiche Besuche aus dem Gastland USA sowie internationale, anerkannte Größen – wie unter anderem Lewis Bennett, Paulo Branco, Daichi Saito oder Peter Bogdanovich – geben der Stadt im April ein ganz besonderes Antlitz.

Die Eröffnung findet am 13. April mit dem Drama “Le fils de Joseph” (Frankreich 2016) des Regisseurs Eugène Green im “Cine Gaumont” statt, welches zum ersten Mal in der BAFICI-Geschichte als Spielstätte fungiert. Der Film zeigt einen jungen Mann, auf der Suche nach seinem biologischen Vater. In Paris glaubt er fündig geworden zu sein, doch was er am Ende findet, war nicht das, was er sich selbst erhoffte.

Der Abschlussfilm “Miles ahead” (USA 2015) von und mit Don Cheadle, welcher am 24. April im “Teatro Gran Rivadavia” zu sehen ist, zeigt die Biografie der Jazzlegende Miles Davis im New York der 1980er Jahre. Der Star, der einst mit virtuosem Trompetenspiel die Herzen der Menschen im Sturm erobert, kannte auch die Schattenseiten des Lebens: zurückgezogen, dem Alkohol und dem Kokain verfallen, trauernd um seine große Liebe Frances Taylor.

Im internationalen Wettbewerb gehen 18 Filme ins Rennen, im argentinischen stehen 16 Filme zur Auswahl, in der Kategorie Avantgarde und Geschlecht sind es 25 Werke und der Human Rights Wettbewerb, neben zahlreichen weiteren Kategorien, birgt 12 Filme im Sortiment.

Viele Neuerungen warten in diesem Jahr auf die begeisterten Filmliebhaber. So wurde beispielsweise die Kategorie “Lateinamerika””mit acht herausfordernden Filmen ins Leben gerufen, asiatische Filme sind in diesem Jahr stärker denn je vertreten und zum ersten Mal werden auch andere Viertel in Buenos Aires zum Filmschauplatz: Carlos Mugica, Plaza Juan 23, Cildanez, Cancha de los Huérfanos, Polideportivo Los Piletones, Galpón Piedrabuenarte und Casa de la Cultura Villa 21-24 können etwa mit Gratis-Vorführungen zählen. Für ein ganz besonderes musikalisches Highlight sorgt ein Konzert des renommierten Pianisten und Komponisten Michel Legrand im Teatro Colón.

Eintrittskarten gibt es ab 25 Pesos für Studenten und Rentner, der generelle Preis liegt bei 35 Pesos. Der Kartenvorverkauf startete bereits am 4. April, auf der Webseite des Festivals oder im Village Recoleta-Kino (Vicente López und Junín, täglich von 10 bis 20 Uhr).

Foto:
Der Eröffnungsfilm “Le fils de Joseph” ist am 13. April im “Cine Gaumont” zu sehen.

Die Dichte alltäglicher Wörter

Die Dichterin und Liedermacherin Lydia Daher kommt zur Internationalen Buchmesse von Buenos Aires

lydia_daherLydia Daher, Tochter deutsch-libanesischer Eltern, ist Musikerin und Collage-Künstlerin. Mit einer spielerischen Herangehensweise erkundet sie die Dichte oft alltäglicher Wörter, ihre Schwere und ihre spezifischen Gegenständlichkeiten. Vom Goethe-Institut eingeladen, wird sie bei ihrem ersten Besuch in Buenos Aires an verschiedenen Aktivitäten zusammen mit der chilenischen Dichterin und Übersetzerin Camila Fadda Gacitúa im Rahmen der Internationalen Buchmesse Buenos Aires und mit dem argentinischen Musiker Nicolás Melmann im Kulturzentrum Matienzo teilnehmen. Außerdem wird sie im Rahmen der Initiative “Schulen, Partner der Zukunft” einen Workshop zu audiovisueller Poesie anbieten.

Am 21.04. um 20.30 Uhr findet im Saal Haroldo Conti auf der Buchmesse die Veranstaltung “Das Ende der Affirmation. Ein Sammelband neuester deutscher Dichtung” (27pulqui/Vox) statt, ein Gespräch und eine Lesung mit Lydia Daher, Léonce Lupette, Cinthia Quirós, Camila Fadda Gacitúa, Mario Caimi und Martina Fernández Polcuch, moderiert von Fernando De Leonardis.

Am 23.04. um 20 Uhr kann man Lesungen von Lydia Daher und Camila Fadda Gacitúa beim Internationalen Poesie-Festival der Buchmesse Buenos Aires erleben.

Am 24.04. um 19 Uhr präsentieren Nicolás Melmann, Lydia Daher und Camila Fadda Gacitúa im Kulturzentrum Matienzo bei freiem Eintritt ein Klangereignis und audiovisuelle Poesie, vorgestellt durch Fernando De Leonardis.

Als Tochter einer deutschen Mutter und eines libanesischen Vaters wurde Lydia Daher 1980 in Deutschland geboren. Sie wuchs zwischen Berlin und Köln auf und entschied sich gegen den Strom junger Erwachsener ihrer Generation für die eher beschauliche Stadt Augsburg, um dort Künstlerin zu werden: Dichterin, Liedermacherin und Collagistin.

Inzwischen hat sie sich wieder in der deutschen Hauptstadt niedergelassen, arbeitet gewöhnlich mit anderen Künstlern des Musikbereichs und der bildenden Kunst zusammen und ist außerdem Kuratorin interdisziplinärer Veranstaltungen.

Spielerisch erkundet Lydia Daher die Dichte oft alltäglicher Wörter, ihre Schwere und ihre spezifische visuellen und akustischen Gegenständlichkeiten. Daher nutzt häufig die Technik des Cut-Up, wie in ihrem Gedicht- und Collagenband “Und auch nun, gegenüber dem Ganzen – dies”: Ein ganzes Jahr lang schnitt oder riss sie Bilder aus Zeitungen und Zeitschriften und einzelne Wörter aus Literaturkritiken aus, um diese später in einer neuen synthetischen Reihenfolge zu kombinieren, ohne ihnen etwas hinzuzufügen.

“In dem ihr eigenen, oft lakonischen, immer aber skeptisch schönen Ton der Ratlosen bezieht sie Position zu einer Informationswelt, die so brüchig und zerrissen ist wie die Collagen selbst”, beschreibt die deutsche Lyrikerin Ulrike Almut Sandig die Arbeit von Lydia Daher.

Für ihre Texte, von denen einige ins Arabische, Polnische, Kantonesische, Englische und Spanische übersetzt wurden, erhielt Lydia Daher zahlreiche Auszeichnungen.

(Feria Internacional del Libro Buenos Aires, La Rural, Av. Santa Fe 4201, und Club Cultural Matienzo, Pringles 1249)

Der Kreativität auf der Spur

“Las Ideas”“ von Federico León im Zelaya

Von Susanne Franz

lasideas12
Federico León ist wieder da. Sein neuestes Theaterstück “Las ideas”, in dem er zusammen mit Julián Tello auch als Schauspieler auftritt, wird seit dem 25. März und bis zum 17. April im Theater Zelaya gezeigt. Danach geht das Stück auf Tournee durch Frankreich, Holland, Portugal, Kanada, Italiien und Japan.

Im Jahr 2015 war León mit seinem Werk auf renommierten internationalen Theaterfestivals unterwegs, darunter das Kunstenfestivaldesarts (Brüssel), das Festival delle Colline Torinesi (Turin), “El lugar sin límites – CDN” (Madrid), “La Bâtie” (Genf), FIBA (Buenos Aires), Festival d’automne (Paris), FIT (Cádiz), BAD (Bilbao), BRUT (Wien) und Home Works 7- Ashkal Alwan (Beirut).

“Las ideas” hat den kreativen Prozess zum Thema. Aus einem Treffen zweier Freunde entsteht ganz allmählich ein Schaffensprozess. Sind es die Ideen des einen oder des anderen? Oder machen sich die Ideen vielleicht sogar selbstständig?

Aufführungen sind noch am Samstag, dem 2.4., um 21 Uhr; Sonntag, 3.4., 20 Uhr: Donnerstag, 7.4., 21 Uhr; Freitag, 8.4., 21 Uhr; Samstag, 9.4., 21 Uhr; Sonntag, 10.4., 20 Uhr; Donnerstag| 14.4., 21 Uhr; Freitag, 15.4., 21 Uhr; Samstag, 16.4., 21 Uhr und Sonntag, 17.4., 20 Uhr, im Teatro Zelaya, Zelaya 3134. Eintritt: 180 Pesos. Karten über Alternativa Teatral. Infos unter Tel.:15 4477 2732. Facebook.

Begegnung zweier Genies

“Franz & Albert” thematisiert ein fiktives Treffen Einsteins mit Kafka

Von Michaela Ehammer

franzundalbert
Fast zeitgleich mit der Entdeckung der Gravitationswellen, deren Existenz Albert Einstein sich sicher war, ist das Stück “Franz und Albert” des Journalisten und Dramaturgen Mario Diament wieder aufgenommen worden. Mit einem einfachen Szenenbild, zwei Genies und vielen grundlegenden Gedanken, verpackt in grandiose Dialoge, ist unter der Regie von Daniel Marcove ein wahrhaftes Meisterwerk entstanden. Ein Werk, das unter anderem auch wegen der talentierten Theaterschauspieler viele Nominierungen und Auszeichnungen erhalten hat.

Den bedeutenden Schriftsteller des literarischen Welterfolgs “Die Verwandlung” und den berühmten Wissenschaftler mit den zerzausten Haaren, den Vater der Relativitätstheorie, kennt wohl ein jeder. Doch was passiert, wenn sich zwei Größen wie Franz Kafka und Albert Einstein zum ersten Mal begegnen?

Mozarts Musik erklingt und das Theaterstück beginnt. Wir befinden uns in Prag, im Jahre 1911, in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. In den nächsten eineinhalb Stunden werden wir zu Zeugen der Begegnung der beiden Genies, die das 20. Jahrhundert geprägt haben. Als Einstein nach seinem fulminanten Geigenauftritt die Szene betritt und auf den am Boden knienden Kafka trifft, prallen zwei Welten aufeinander, die anfangs unterschiedlicher gar nicht sein könnten: Kafkas trauriges und ruhiges Gemüt, dessen Leben geprägt ist von Ängsten und Selbstmordgedanken und der trotz seiner Neugier und dem Hang zum “Anderssein” den strengen, archaischen Regeln seines Vaters folgt, trifft auf Einsteins quirlige Person. Ein verheirateter Familienmann, der, wie es scheint, den Sorgen seines Alltags in der Musik, im Alkohol und im Pfeifentabak zu entfliehen versucht und sich mit aller Leidenschaft der Wissenschaft verschrieben hat.

All das bietet einen hervorragenden Stoff für ein bühnenreifes Theaterstück. Beide verstehen nicht viel vom Fach des anderen, bringen dem Gegenüber aber Neugier und Interesse entgegen. Mit der Zeit kommen sich Kafka, gespielt von Miguel Sorrentino, und Einstein, dessen Rolle Julián Marcove übernimmt, näher und geben uns einen Einblick in die Tiefen ihrer Seelen: Ihre Ängste, Sorgen und Träume kommen ans Tageslicht und eine Freundschaft scheint sich anzubahnen. Mit einem Walzer tanzen sie beschwingt in eine wunderbare Zukunft. Und am Ende ist auch der Zuschauer beiden näher, als er zuvor gedacht hätte.

“Franz & Albert” wird sonntags um 20.15 Uhr im Teatro El Tinglado, Mario Bravo 948, aufgeführt. Reservierungen unter Tel.: 4863-1188.

Innere und äußere Landschaften

Dokumentarfilme von Werner Herzog im Kulturzentrum Haroldo Conti

Von Susanne Franz

c2_herzog
Im Januar können Filmfreunde sich auf eine kleine Filmreihe mit Dokumentationen des deutschen Filmemachers Werner Herzog freuen. An diesem Wochenende geht es los: An den vier Samstagen bis Ende des Monats werden dann jeweils um 19 Uhr bei freiem Eintritt vier Herzog-Dokus gezeigt. Karten (zwei pro Person) kann man eine Stunde vor Vorführungsbeginn abholen, man kann nicht vorher reservieren. Es gibt so viele Karten wie Plätze im Kino vorhanden sind. Infos zum Filmzyklus erhält man hier.

Werner Herzog, der derzeit einen Dokumentarfilm über den Internetgiganten Google plant, hat sich schon immer in innere und äußere Landschaften vorgewagt, die kaum jemand vor ihm betreten hat, und Fragen gestellt, die sich kein anderer wagen würde zu stellen. Man kann sich also auf folgende Perlen freuen, die das Kulturzentrum Haroldo Conti zusammengestellt hat.

Programm:

  • 9.1., 19 Uhr: “Mi enemigo íntimo” (Mein liebster Feind) – Deutschland 1999. 95 Min.
    “Mein liebster Feind” ist eine Dokumentation über Herzogs Hassliebe zu dem außergewöhnlichen Schauspieler Klaus Kinski, den er dennoch fünf Mal in der Hauptrolle seiner Filme besetzte.
  • 16.1., 19 Uhr: “Encuentros en el fin del mundo” (Begegnungen am Ende der Welt/Encounters at the End of the World) – USA 2007. 99 Min.
    Herzog und der österreichische Kameramann Peter Zeitlinger begeben sich in die Antarktis, um Menschen zu treffen, die dort leben und arbeiten, sowie einige besonders bemerkenswerte Orte des Kontinents aufzusuchen. Gestartet wird an der McMurdo-Station an der Südspitze der Ross-Insel. Weitere Ziele sind unter anderem die original bewahrte Station von Ernest Shackleton, der Südpol und der Mount Erebus.
  • 23.1., 19 Uhr: “Lecciones en la oscuridad” (Lektionen in Finsternis/Lessons of Darkness) – Deutschland 1992. 52 Min.
    Nach Ende des Ersten Golfkriegs blieben in Kuwait unter anderem brennende Ölfelder zurück, in Brand gesetzt von der sich zurückziehenden irakischen Armee. Werner Herzogs eindringliche Dokumentation zeigt die verzweifelten Löscharbeiten und die Menschen hinter der Katastrophe.
  • 30.1., 19 Uhr: “Grizzly Man” – USA 2005. 104 Min.
    Eine Dokumentation über das Leben und das Lebenswerk von Timothy Treadwell und Amie Huguenard, die ihr Leben den wilden Grizzlybären Alaskas gewidmet haben, und schließlich von ihnen getötet wurden, während sie zusammen mit ihnen lebten.

Der Schatten des Kondors

Portugiesischer Fotograf João Pina im Parque de la Memoria

Von Laura Meyer

pina
Am 15. Dezember wurde wurde im Parque de la Memoria in Buenos Aires (Av. Costanera Norte Rafael Obligado 6745, neben der Ciudad Universitaria) die Ausstellung “Sombra del Cóndor” des portugiesischen Fotografen João Pina (geboren 1980 in Lissabon) eröffnet. Die Ausstellung zeigt mehr als 100 Fotografien in Schwarz-Weiß und ist kuratiert und in Kategorien organisiert von dem brasilianischen Kurator Diógenes Moura. Bis Februar 2016 kann sie noch bei freiem Eintritt im PAyS-Saal des Parque de la Memoria besucht werden.

Als Enkel von politischen Gefangenen der portugiesischen Diktatur unter Oliveira Salazar, interessierte Pina die Geschichte der Operation Cóndor besonders, vor allem die Rolle der sechs beteiligten Länder und deren Unterstützer. Unter dem Namen “Operation Cóndor” führten zwischen 1970 und 1980 die Geheimdienste von Argentinien, Chile, Brasilien, Bolivien, Paraguay und Uruguay Verfolgungen und Morde an linken und oppositionellen Kräften weltweit durch, mit Unterstützung der Vereinigten Staaten. Laut Menschenrechtsorganisationen liegt die Dunkelziffer der Opfer bei etwa 50.000 Ermordeten, 350.000 Verschwundenen und 400.000 Gefangenen.

Die Fotografien zeigen direkt Betroffene, Verwandte und Freunde der Opfer oder auch Gegenstände und Objekte, welche in Zusammenhang mit der Operation Cóndor stehen. Jede der Abbildungen ist mit einem Erläuterungstext versehen, und ein kurzer Dokumentarfilm des Künstlers wird ebenfalls gezeigt.

Die Intention von João Pina ist es, die Ausstellung in allen damaligen beteiligten Ländern zu zeigen, jedoch ohne öffentlich anzuklagen. “Ich habe nicht den Anspruch, jemanden mit meinem Werk anzuprangern. Meine Arbeit soll informativ sein, so dass jede Person ihren eigenen Schluss daraus ziehen kann”, so Pina. So fand die Ausstellung zuvor in Sao Paulo, Rio de Janeiro, Montevideo, Santiago de Chile und New York statt,

Schon als Kind von Lateinamerika in den Bann gezogen, reiste der Künstler fast ein Jahrzehnt durch Argentinien, Brasilien, Bolivien, Chile, Paraguay und Uruguay, sammelte Bilder von Betroffenen, Foto-Dokumente und Archivmaterial und führte Interviews. So entstand ein Werk, welches nicht nur das Schweigen dieser dunklen Vergangenheit Lateinamerikas bricht, sondern auch zur Aufarbeitung und zum besseren Verständnis der Geschichte beiträgt.

Der Parque de la Memoria in Buenos Aires, am Ufer des Río de la Plata, bietet eine Plattform für Ausstellungen und Vernissagen von Künstlern aus aller Welt. Von Menschenrechtorganisationen initiiert, wurde das Projekt für die Errichtung eines Gedenkparks für die Opfer der Militärdiktatur in Argentinien 1997 dem Stadtparlament von Buenos Aires vorgestellt und erhielt breite Zustimmung.

Das 14 Hektar große Areal umfasst eine Reihe von Skulpturen verschiedener internationaler Künstler. Aus 665 vorgeschlagenen Werken aus über 44 Ländern wurden 12 von einer internationalen Jury ausgewählt. Während des Streifzugs durch den Park kann man die Skulpturen auf der grasbedeckten Ebene betrachten, auf Schildern wird näher auf den Künstler und die Bedeutung des Werkes eingegangen. Der Skulpturenbestand wird nach und nach erweitert.

Das Herzstück des Parks bildet das “Monumento a las Víctimas del Terrorismo de Estado”, die Gedenkstätte, die an die Verschwundenen der argentinischen Militärdiktatur erinnert. Die Namen der Opfer sind auf circa zwei Meter hohe Mauern eingraviert. Die Mauern bestehen aus übereinander und nebeneinander angeordneten Steinplatten, an welchen sich der Besucher entlang bewegt, den Blick auf die Namen der Verschwundenen, (desaparecidos) geheftet. Unter ihnen waren auch Kinder und Schwangere. Nach den in den Geheimgefängnissen geborenen und zu Zwangsadoptionen freigegebenen Kindern suchen Angehörige und Menschenrechtsorganisationen bis heute.

Im Park finden regelmäßig Workshops, Konzerte, Theateraufführungen und Projekte für Kinder statt, Menschenrechtsthemen werden besprochen und Hinterbliebende von Opfern der Diktatur eingeladen.

Weitere Informationen findet man auf der Webseite des Parque de la Memoria oder
unter Tel.: +54-11-4787-0999/6937.

Foto:
Familien Verschwundener in Calama, Chile, in der Nähe von Massengräbern, wo 26 politische Gefangene vom chilenischen Militär begraben wurden.

Der Beobachter

Francis Alÿs im Malba

Von Laura Meyer

Francis-A
Am 5. November eröffnete die Ausstellung “Relato de una negociación” (Geschichte einer Verhandlung) des belgisch-mexikanischen Künstlers Francis Alÿs im Malba in Buenos Aires. In Zusammenarbeit mit dem Museo Tamayo Arte Contemporáneo de México und kuratiert von dem Kritiker und Historiker Cuauhtémoc Medina, sind die Werke Alÿs‘ noch bis zum 15. Februar 2016 zu besichtigen.

Francis Alÿs (geboren 1959) ist ein belgischer Maler, Fotograf, Aktions- und Videokünstler. Als Ingenieur kam er 1987 nach Mexiko-Stadt, um bei dem Wiederaufbau der nach einem Erdbeben zerstörten Stadt zu helfen. Seitdem lebt und arbeitet er in Mexiko- Stadt.

Seine Kunst konzentriert sich auf Beobachtungen und Teilnahme am Alltagsleben. Seine vielfältigen Werke beschreibt der Künstler selbst als “eine Art diskursive Argumentation aus Episoden, Metaphern oder Parabeln”, welche von anthropologischen und politischen Anliegen handeln.

Während seiner Aktionen bereiste er die längste Route entlang der Grenze zwischen Mexiko und den USA, um auf die wachsenden Hindernisse aufmerksam zu machen, oder er schob einen schmelzenden Eisbrocken durch die Straßen von Mexiko-City. Er trug eine tropfende Farbdose über die Grenze von Israel und Palästina und motivierte Hunderte von Freiwilligen, eine enorme Sanddüne zehn Zentimeter zu verschieben.

Seine Ausstellung im Malba ist bisher die größte Einzelausstellung von Alÿs in Argentinien und umfasst drei seiner wichtigsten Werke der letzten zehn Jahre. Diese setzen sich mit Migration, Weltpolitik, städtischen und sozialen Prozessen auseinander und wollen eine tiefe Kritik an der heutigen Gesellschaft üben.

“Relato de una negociación” erforscht die Parallelen zwischen Performance und Malerei. Die drei Werke werden als Filmdokumentationen gezeigt und in künstlerischer Form nachgestellt. Alÿs’ Aktion “Don’t Cross the Bridge Before You Get to the River” (2008) fand in der Meerenge von Gibraltar statt, die Europa von Afrika trennt. Viele Menschen versuchen über diesen Weg nach Europa zu kommen. Alÿs’ Werk will den Widerspruch unserer Zeit darstellen, in der man den ungehemmten Fluss der Weltwirtschaft fördert, die Ströme von Menschen über Kontinente hinweg jedoch zu verhindern versucht. Das Werk “Tornado” (2000-2010) ist ein Film seines Versuchs, die Mitte eines Tornados zu erreichen. Der Film “Reel-Unreel” (2011) spielt in Kabul, Afghanistan. Die Kamera folgt einer Filmrolle, die, geführt von zwei Kindern, durch die Altstadt Kabuls rollt.

Foto:
“Don’t Cross the Bridge Before You Get to the River”.

Fließende, zackige Anmut

Zeitgenössisches Ballett im Theater San Martín

Von Laura Meyer

cuerpo_sutil
Ballett unterlegt mit Elektromusik, dazu zackige Bewegungen, fließende Gruppendynamiken und der immer wiederkehrende elektronische Beat: Im Teatro San Martín sind noch bis zum 12. Dezember, unter der Leitung von Mauricio Wainrot, drei zeitgenössische Ballett-Aufführungen zu sehen.

“Sort Sol” (Schwarze Sonne) von den Choreografinnen Ana Garat und Pilar Beamonte eröffnet die Vorstellung, und ist gleichzeitig Premiere des Stückes. 16 Tänzer, ein Vogelschwarm: der “Sort Sol”. Das Phänomen, unter dem Namen “Schwarze Sonne” bekannt, ist ein jährliches Zusammentreffen tausender Vögel, welche sich in den endlosen Himmeln Jütlands in Norwegen zu einem gewaltigen Spektakel zusammenschließen. In dem Licht einer untergehenden Sonne bilden die Tänzer die einheitlichen, fließenden Bewegungen der Vögel nach. 25 Minuten ohne Atempause werden die Zuschauer in den Bann des Werkes gezogen. Unterlegt mit einem gleichmäßigen Takt schweifen die Tänzer in stiller Einheit über die Bühne, friedlich, in sich selbst ruhend, wie vom leichten Wind getrieben. Mal nach rechts, mal nach links, mal weitet sich der Schwarm, mal zieht er sich zusammen. Die gleichmäßige Formation, in der die Gruppe wichtiger ist als der Einzelne, löst sich am Ende von einem Moment auf den anderen auf, wie ein Schwarm, der sich plötzlich in alle Himmelsrichtungen zerstreut.

Das zweite Stück, “Muta” von Gustavo Lesgart, ebenfalls Erstaufführung, überrascht. Aus der Trance des ersten Stücks gerissen, wird der Zuschauer nun Zeuge einer von Kraft strotzenden Gruppendynamik. Anfangs ein kriechender Menschenhaufen, in transparente Kostüme gekleidet, verwandelt sich die Masse zu rasenden Beats immer schneller, mit abrupten Bewegungen und beeindruckenden Hebefiguren, in eine Einheit. Die Gruppe, das Herz des Stückes, löst sich am Ende auf, jeder verschwimmt mit dem Anderen, bis sich die Masse zu einer einzelnen Tänzerin vereint. Alleingelassen, einsam, greift sie nach Etwas, oder Jemandem, bis am Ende der Vorhang fällt.

Das dritte und letzte Stück, “Cuerpo Sutil” von Laura Roatta, führt den Zuschauer wieder in weichere Gefilde, unterlegt mit Gesang und einer wiederkehrenden Cellomusik. Die besten Tänzer des Abends vereinen sich in diesem letzten Stück zu einer anrührenden, sehnsüchtigen Darstellung des Weiblichen und des Männlichen. Ein Paar bildet das Zentrum des Stückes, getragen von den anderen Tänzern, nimmt es an der Liturgie des Lebens teil.

Jede Choreografie bildet eine individuelle Einheit, es ist unmöglich, sie miteinander zu vergleichen. Getragen vom fließenden Vogelschwarm von “Sort Sol”, gefangen im zackigen Takt von “Muta” und befreit durch die anmutigen Figuren des “Cuerpo Sutil”, erlebt der Zuschauer eine außergewöhnliche, berührende Darstellung zeitgenössischer Tanzkunst im Teatro San Martín, die unbedingt zu empfehlen ist.

Weitere Vorstellungen: Samstag, 28.11., und Sonntag, 29.11., jeweils um 17 Uhr. 140 Pesos. Im Dezember: Freitag, 4.12., 20.30 Uhr, Samstag, 5.12., 20.30 Uhr, Sonntag, 6.12., 19 Uhr, Donnerstag, 10.12., 14.30 Uhr, Freitag, 11.12., 20.30 Uhr, und Samstag, 12.12., 20.30 Uhr. 140 Pesos; donnerstags 65 Pesos.

Foto:
“Cuerop Sutil” von Ana Garat und Pilar Beamonte.
(Foto: Carlos Flynn)

Im Labyrinth der Menesunda

Marta Minujíns “Menesunda” ist zurück und im MAMba in Buenos Aires zu besichtigen

Von Laura Meyer

minujin2
Fünfzig Jahre nach ihrer bahnrechenden Konstruktion “La Menesunda”, die Marta Minujín zusammen mit Rubén Santantonín im Mai 1965 am Zentrum für Bildende Kunst Institut Torcuato Di Tella ausstellte, ist ihre phantastische Rekonstruktion erneut zu betreten. Im MAMba (Museo de Arte Moderno) in Buenos Aires (Av. San Juan 350) ist Martas “Menesunda” bis Februar auf 400 Quadratmetern zu besichtigen.

Die “Menesunda” von 1965 war kein Happening im klassischen Sinne, sondern pure Provokation. Das Projekt wurde der Skandal des Jahres, ging aber auch als einer der großen Meilensteine in der Geschichte der argentinischen Kunst ein.

“Ich will den Tod der traditionellen Kunst” sagte Minujín im Gespräch mit der argentinischen Tageszeitung Clarín. Die Künstlerin ist eine der prominentesten argentinischen Künstlerinnen der Gegenwart, und ihre verrückten und skurrilen Happenings sind ein Phänomen.

Die “Menesunda” ist, “als ob man in einem anderen Leben, in der Phantasie“ leben würde, sagt Minujín dem Clarín. „Man lebt in der Kunst.”

Die “Menesunda” besteht aus einem Art Labyrinth mit elf verschiedenen Räumen und Situationen. Durch Türen begibt sich der Besucher jedes Mal aufs Neue in eine skurrile, phantastische Situation: Kubisch, kreisförmig, dreieckig, mit Materialien verkleidet oder absolut kahl – immer ein Fest für die Sinne!

Aus Zimmern wie “TV-Tunnel” und “Neon-Tunnel”, in welchen man, von grellem Licht umflutet, durch enge Tunnel läuft, gerät man in die Situation, einem halbnackten Paar in seinem Bett in einem Schlafzimmer gegenüberzustehen. Dies verunsichert und überrascht den Besucher zugleich. Anschließend betritt man ein Schminkzimmer, wo Assistentinnen Schmink-Tipps oder Massagen anbieten.

Durch kleine Löcher in der Wand kann man den riesigen Kopf einer Frau erspähen – den Kopf der “Menesunda”. Läuft man weiter, gerät man in eine Art Drehkorb, in welchem man sich wie in einem Karussell um die eigene Achse dreht. Schwindelig durchläuft man anschließend den “Darm”, einen Raum mit rosa Lianen aus Kunststoff, die den Besucher beim Gehen umschließen.

“Im Strumpf” läuft man einen langen gepolsterten Flur entlang, bis man am Ende zu einer Tür gelangt, auf der “Drücken” steht. Man betritt den “Telefonraum”. Am riesigen Telefon muss man die Zahl erraten, um den Raum wieder zu verlassen zu können. Gelingt dies, kommt man in den “Kühlschrank”, eine kahle, kühle Kammer im Neonlicht. Durch den „Wald der Stoffe“ watet man, bis man schließlich das “Oktogonale Spiegel-Zimmer” erreicht. Steigt der Besucher in die in der Mitte stehende Glasvitrine, dreht sich diese und alte Ventilatoren pusten Konfetti im Spiegelraum umher, bis der Besucher im glitzernden Chaos unter Neonlichtern versinkt.

Die “Menesunda” von Marta Minujín ist eine sehr zu empfehlende Ausstellung, zu welcher man genügend Zeit und Mut mitbringen sollte, um sich auf die dargebotenen Situationen ohne Scheu einzulassen. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt $20, dienstags frei. Aufgrund von eingeschränkten Kapazitäten können maximal 500 Besucher pro Tag die Ausstellung besuchen.

Werbung mal anders

Nicht- sexistische Werbung aus Schweden in Buenos Aires ausgestellt

Von Laura Meyer

mas_que_publicidad
Lasziver Blick, leicht geöffnete Lippen und dazu eine Coca-Cola-Dose im Dekolleté- die Darstellung der Frau in der Werbung kennt keine Grenzen. Frau ist Sex, Frau ist Produkt, das ist die Botschaft. die vermittelt wird. Doch nicht nur die Frau erfährt Diskriminierung in der Werbung. Der Mann wird als starkes, erfolgreiches und aggressives Wesen dargestellt, Homosexualität oder Menschen mit Behinderung werden auf den schillernden Großstadtplakatenerst gar nicht thematisiert.

Die schwedische Botschaft in Argentinien will das ändern. Noch bis zum 29. November zeigt sie im Palais de Glace (Posadas 1725, Buenos Aires, Eintritt frei) die äußerst empfehlenswerte Ausstellung “Más que publicidad, la mirada sueca” zu nicht-sexistischer Werbung. Kuratiert von Sara Kristoffersson und produziert vom schwedischen Institut, will sie negative Geschlechtermodelle brechen und durch Kreativität Kommunikation vermitteln, welche weder diskriminierend noch auf bestimmte Merkmale reduzierend ist. Die Ausstellung beweist, dass Werbung auch ohne geschlechterbezogene Vorurteile und Verhaltensweisen funktioniert. Werbung muss Verantwortung übernehmen, Werbung muss sich für ein nicht-diskriminierendes Umfeld einsetzen.

Feinfühlige Fernsehspots über eine homosexuelle Hochzeit, die Inklusion eines Mitarbeiters mit Behinderung oder Interviews mit Hausmännern, deren Frauen arbeiten, können während des Rundgangs betrachtet werden. Aufmerksamkeit wird auch auf Misshandlungen und Krankheiten gerichtet. So werden von Amnesty International Plakate ausgestellt, die auf die Beschneidung von weltweit zwei Millionen Frauen und Mädchen eingehen, und es wird auf die Gefahr von Essstörungen aufmerksam gemacht. Auch auf steigenden Alkohol- und Zigarettenkonsum in der Gesellschaft wird eingegangen, und die Wiedereingliederung von Obdachlosen und (ehemals) Drogenabhängigen in die Gesellschaft wird sensibilisiert.

Um die Situation der Frau in den Medien und in der Werbung zu verdeutlichen, wurden vergangene Woche zwei schwedische Kinofilme, “Refugiado de Argentina” und “Hotel de Suecia” im Palaisgezeigt, in welchen die prekäre Situation von Frauen in verschiedenen Kontexten verdeutlicht wird.

Schweden setzt sich seit geraumer Zeit für die Auflösung geschlechterbezogener Vorurteile und Voreingenommenheit ein und ist weltweit Vorreiter bei den Themen Toleranz und der Gleichberechtigung von Geschlechtern.

Foto:
Die Ausstellung zeigt, dass Werbung auch zur Toleranz zwischen Religionen aufrufen kann.