“El Siluetazo desde la mirada de Eduardo Gil”

Muestra en el Parque de la Memoria


“El Siluetazo desde la mirada de Eduardo Gil” es una muestra fotográfica que conmemora el 30 aniversario de una acción que articuló de manera emblemática el arte con una demanda social colectiva: la aparición con vida de miles de desaparecidos durante la última dictadura militar.

Ideado por los artistas visuales Rodolfo Aguerreberry, Julio Flores y Guillermo Kexel, quienes acercaron la propuesta a las Madres y Abuelas de Plaza de Mayo y otros organismos de derechos humanos, el “siluetazo” fue realizado pocos meses antes de que concluyera el régimen militar, el 21 de septiembre de 1983, en el marco de la III Marcha de la Resistencia.

Allí, los organizadores improvisaron un taller al aire libre y, usando plantillas, comenzaron a delinear -junto a cientos de manifestantes-, siluetas humanas sobre papeles, que luego pegaron verticalmente sobre las paredes de los edificios aledaños, otros carteles existentes, árboles, etc.

Si hoy, a treinta años del siluetazo es posible acceder a imágenes que habilitan el abordaje de este acontecimiento histórico es, en parte, gracias a la labor de artistas como Eduardo Gil, quien participó activamente de la acción, tanto política como artísticamente.

“Me preocupaba cómo resolver visualmente las imágenes que se generaban a mi alrededor”, recuerda Gil, “cómo plasmar en ellas la potencia de la fotografía para dar cuenta del entorno y la estética bressoniana con la que me identificaba en aquel momento, me pareció la herramienta ideal”.

La exposición de las imágenes tomadas por Gil en la Sala PAyS del Parque de la Memoria –Monumento a las Víctimas del Terrorismo de Estado propone reflexionar críticamente sobre una de las iniciativas estético-políticas más memorables de la historia argentina.

Informamos también que el día de la inauguración de la muestra, a las 17 horas, se realizará un recorrido guiado por la misma junto al artista y Ana Longoni, autora con Gustavo Bruzzone del libro “El siluetazo”.

Eduardo Gil nació en Buenos Aires, el 3 de febrero de 1948. Sus primeras obras fotográficas datan de 1979 y denotan una impronta fuertemente latinoamericanista. Desde comienzos de los años 80 se dedicó a la docencia y a colaborar de forma free-lance con medios de comunicación y agencias de prensa del país y del extranjero. Fue miembro fundador del NAF (Núcleo de Autores Fotográficos) junto con Hugo Gez, Oscar Pintor, Marcos López, entre otros, y expositor en decenas de encuentros de fotografía en todo el mundo. Hasta el momento expuso su obra personal en más de 200 muestras, tanto individuales como colectivas, en América Latina, Estados Unidos y Europa. Sus obras forman parte de acervos permanentes de museos e instituciones internacionales así como de importantes colecciones particulares. Actualmente vive y trabaja en Buenos Aires.

  • “El siluetazo desde la mirada de Eduardo Gil”, fotos.
  • Parque de la Memoria, Av. Costanera Norte, Rafael Obligado 6745 (adyacente a Ciudad Universitaria), Buenos Aires.
  • Lun-Vie 10-17, fines de semana y feriados 12-18 hs. Entrada libre y gratuita.
  • Inauguración: 18.05., 16 hs. Hasta 02.06.

“Ovationen! Und 15 Minuten Applaus!“

“El crítico” im Teatro San Martín thematisiert die Hassliebe zwischen Autor und Kritiker

Von Jana Münkel

“Wenn Künstler und Kritiker in einen Dialog treten, dann wird dieser kämpferische Dialog selbst zum Theaterstück”, schreibt der spanische Dramatiker Juan Mayorga. Der 1965 geborene Madrider hat genau diese Begegnung zu einem spannenden Kammerspiel verarbeitet. Dass Mayorga Doktor der Philosophie und Absolvent eines Mathematikstudiums ist, passt in gewisser Weise: Das Stück, aus einem einzigen langen Dialog bestehend, ist ausgeklügelt und spitzt sich mit fast mathematischer Genauigkeit zu, lässt Gedankenspiele einfließen, bis es zu einem überraschenden Ende führt.

Ein Theaterkritiker (sehr authentisch mit seinem unaufgeregten Spiel: Horacio Peña) kommt nach einem viel beklatschten Premierenabend nach Hause und will gerade in gewohnter Manier mit ruhiger Musik seine Kritik verfassen, als es an der Haustür klingelt. Davor steht kein anderer als der Autor des Theaterstücks selbst (Pompeyo Audivert). Konsterniert ob dieser unüblichen Begegnung, versucht der Kritiker, den ungebetenen Gast hinauszuschmeißen. Der Autor jedoch zieht es vor, herauszufinden, was der Kritiker denn so zu schreiben gedenkt und währenddessen einen Wein nach dem anderen zu öffnen. “Ovationen! Und 15 Minuten Applaus!”, wiederholt der “kritikallergische” Dramatiker immer wieder, wie um sich vor einem Verriss zu schützen. Als der Journalist ihm seinen Griffel überlässt, um ihn seine Kritik selbst schreiben zu lassen, ist er allerdings ratlos… Auch kritisieren will gelernt sein. Um Mitternacht wird das Telefon klingeln, bis dahin muss der Artikel geschrieben sein.

Mit viel Witz, wahren Worten und einem schönen Zweierspiel entwickelt sich ein ebenso unterhaltsamer wie tiefsinniger Abend im kleinen Cunill Cabanellas-Saal des Teatro San Martín. Wie auf einem Sezierbrett werden große Theatergefühle, die Authentizität des geschriebenen Stücks und auch das Publikum thematisiert und untersucht. Das schon von Shakespeare so geliebte “Theater im Theater” (mit simuliertem Boxkampf!) ist ebenso inbegriffen wie ein Geheimnis um die große Liebe des Kritikers, über die der Dramatiker mehr zu wissen scheint. Und als am Ende das Telefon klingelt, ist doch alles anders als erwartet. Ein bisschen Bauchpinselei für das anwesende, kritische San Martín-Publikum darf natürlich auch nicht fehlen, denn “Im Kino ist der Zuschauer nichts – im Theater ist er König!”

Foto:
Kritik kann manchmal wehtun. Pompeyo Audivert (u.) und Horacio Peña in “El crítico”.
(Foto: Carlos Furman)

Filmzyklus “Perspectiva Alemania”

Zeitgenössisches deutsches Kino im Cine Cosmos in Buenos Aires

Von Jessica Steglich


Am 16. Mai startet der Filmzyklus “Perspectiva Alemania: Historia(s) de migración, rebelión y cambio”, der vom Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD und dem Deutsch-Argentinischen Zentrum der Universidad de Buenos Aires organisiert wird. An vier Tagen werden im Cine Cosmos (Av. Corrientes 2046) in Buenos Aires sechs deutsche Filmproduktionen aus dem zeitgenössischen deutschen Kino zu sehen sein. Die Filme thematisieren auf unterschiedliche Weise historische und soziale Begebenheiten, und wie diese die deutsche Gesellschaft geprägt haben.

Die Filmreihe beginnt am 16. Mai um 20 Uhr mit “Jalda y Anna. Una generación después” (Jalda und Anna. Eine Generation danach), einem Dokumentarfilm über zwei deutsch-jüdische Frauen, die gemeinsam versuchen, die Freude am jüdischen Leben zurückzuerlangen. Die Regisseurin Katinka Zeuner wird anschließend für Publikumsfragen zur Verfügung stehen.

Die Komödie “Bienvenido a Almanya” (Almanya – Willkommen in Deutschland) von Yasemin Samdereli wird am 18. Mai um 20 Uhr und am 19. Mai um 22 Uhr gezeigt. Sie handelt von der Geschichte einer türkischen Familie, die in den 1970er Jahren nach Deutschland einwanderte. Auf einfühlsame Weise schildert der Film die unterschiedlichen Situationen der älteren Generation, und der jüngeren, die in Deutschland aufwuchs.

Die deutsch-polnische Produktion “Los conejos del Muro” (Mauerhase) von Bartek Konopka dokumentiert das Schicksal der zu DDR-Zeiten im deutsch-deutschen Grenzgebiet lebenden Wildkaninchen. Darin wird die Teilung Deutschlands aus der Perspektive der Kaninchen gezeigt, für die die Mauer eine schützende Wirkung hatte und die sich nach dem Mauerfall in Westdeutschland “durchschlagen” mussten. Der Film erhielt 2010 eine Nominierung für einen Oscar der Kategorie “Bester Kurzdokumentarfilm”. Zu sehen ist er im Cine Cosmos am 17. Mai um 19 Uhr und am 19. Mai um 18 Uhr.

“Quién, sino nosotros” (Wer, wenn nicht wir) von Andres Veiel thematisiert die Befindlichkeiten in Deutschland vor dem Umbruchjahr 1968. Erzählt wird die Liebesgeschichte zwischen Gudrun Ensslin und ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Bernward Vesper. Mit diesem Porträt schafft Veiel eine neue Betrachtungsweise der Ursachen für die Ereignisse des Deutschen Herbstes. Die Produktion ist am 17. Mai um 22 Uhr und am 19. Mai um 19 Uhr zu sehen.

Zwei weitere Produktionen, “El mal del sueño” (Schlafkrankheit) von Ulrich Köhler – 17. Mai um 20 Uhr und 18. Mai um 22 Uhr – und “Tormenta” (Sturm) von Hans-Christian Schmid – 16. Mai um 20 Uhr und 18. Mai um 18 Uhr – bieten einen Blick auf Deutschland in Zeiten zunehmender internationaler Verstrickungen. Anhand persönlicher Schicksale werden große politische Fragen aufgeworfen: in “Sturm” geht es um die Frage nach dem Sinn der Europäischen Einigung, “Schlafkrankheit” zeigt die Konsequenzen humanitärer Hilfsaktionen auf.

Der Eintrittspreis für die Vorstellungen beträgt 15 Pesos (10 für Studenten und Rentner). Der Verkauf findet im Cine Cosmos statt (Tel.: 011-4953-5405). Mehr Informationen zu dem Event findet man auf der Homepage des Goethe-Instituts.

Foto:
Szene aus “Almanya – Willkommen in Deutschland”.

Zwischen Perón und “Monty Python”

Im argentinischen Kongress sind zwölf verschiedene peronistische Strömungen vertreten

Von Marcus Christoph

Die britische Komikertruppe “Monty Python ließ einst in ihrem berühmten Satirefilm “Das Leben des Brian” die “Volksfront von Judäa”, die “Judäische Volksfront” und weitere Splittergruppen auftreten, die mehr gegeneinander kämpften als gegen die römischen Besetzer.

Wie eine Satirevorlage mutet mitunter auch die Zersplitterung des peronistischen Spektrums im argentinischen Kongress an: Nicht weniger als zwölf verschiedene Fraktionen, Gruppen oder auch Einzelkämpfer gebe es in den beiden Kammern der Legislative, wie die Zeitung “Clarín” aufzählte. Sie alle bezeichneten sich zwar als Peronisten, gingen aber jeweils ihre eigenen politischen Wege – mitunter in schroffer Ablehnung untereinander.

Den mit Abstand größten Block stellen diejenigen Peronisten dar, die die Regierung von Cristina Fernández de Kirchner unterstützen. Sie sind fraktionell in der “Front für den Sieg” organisiert. Doch schon deren Reihen sind nicht mehr so fest geschlossen. So zeigen die Abgeordneten, die dem Provinzgouverneur Daniel Scioli bzw. dem Gewerkschaftsboss Hugo Moyano nahestehen, deutliche Absetzungstendenzen.

Die Senatoren Carlos Menem und Carlos Reutemann repräsentieren jeweils eigene Zweige des Peronismus. In offener Opposition zur Regierung befinden sich die Peronisten, die dem Ex-Präsidenten Eduardo Duhalde zuzurechnen sind. Allen voran dessen Gefolgsmann, der Abgeordnete Carlos Brown. Dieser ist einer der Hauptakteure der “Peronistischen Front”, die der peronistischen Kirchner-Regierung besonders ablehnend gegenübersteht.

Gleiches gilt für die Lager des Abgeordneten Francisco De Narváez, des Córdoba-Gouverneurs José De la Sota, des Gewerkschafters “Momo” Venegas sowie der Gebrüder Alberto und Adolfo Rodríguez Saá. Als weitere Strömungen nennt der “Clarín” die Gefolgsleute des einstigen Kabinettschefs Sergio Massa. Hinzu kommt noch die Abgeordnete Silvia Majdalani, die von Hause aus ebenfalls Peronistin ist und für die Pro-Partei von Buenos-Aires-Bürgermeister Mauricio Macri im Parlament sitzt.

Alle erwähnten Richtungen sind im Abgeordnetenhaus oder im Senat vertreten. Mitunter, wie zuletzt bei der Debatte über die Justizreform, gibt es scharfe Auseinandersetzungen bis hin zu tumultartigen Szenen. “Monty Python” hätten ihre helle Freude…

Foto:
Bei der Debatte um die Justizreform Ende April kam es zu Tumulten. Hier versuchen die K-Peronisten Sandra Mendoza und Edgardo Depetri, ihren Fraktionschef Agustín Rossi zurückzuhalten. Zuvor wollte die oppositionelle Peronistin Graciela Camaño dem Parlamentspräsidenten Julián Domínguez das Mikro entreißen. Die Abgeordnete hatte bereits vor zweieinhalb Jahren den Regierungsperonisten Carlos Kunkel öffentlich geschlagen.

Una propuesta bien fea

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Nueva plataforma: Feria Emergente de Arte

Por Paula Bonnet

Este domingo de tres a nueve de la tarde se llevará a cabo la Feria Emergente de Arte (FEA), una nueva plataforma para conocer talentos emergentes. Los participantes de las últimas ediciones fueron tanto artistas plásticos como músicos, diseñadores textiles, escultores y fotógrafos entre otros. Los impulsadores de la propuesta son estudiantes universitarios de artes de distintas instituciones. Según ellos “este ámbito artístico y cultural brinda la oportunidad de mostrar la propia realización artística y la posibilidad de auto-sostenimiento”.

Aquellos que quieran participar de la próxima edición pueden dedicarse a las artes visuales y el diseño, entre otras disciplinas. La edad y nacionalidad son indistintas y la inscripción es gratuita. Para participar es necesario escribir un mail a feriaemergentedearte@gmail.com. El mismo deberá contar con una descripción de la obra que se pretende presentar y un inventario de la misma. Cada participante recibirá una constancia de participación.

La feria se realiza cada segundo domingo del mes en el local cinco de la Galería Artística El Viejo Hotel (Balcarce 1053, CABA).

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Kunstmesse FEA – kein bisschen hässlich

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Eine neue Plattform: Die “Feria Emergente de Arte – FEA” (Kunstmesse der Nachwuchstalente)

Von Paula Bonnet

Am morgigen Sonntag findet von 15 bis 21 Uhr die Feria Emergente de Arte – FEA (Kunstmesse der Nachwuchstalente) statt, eine neue Plattform für aufstrebende junge Künstler. An den vorangegangenen Ausgaben von FEA haben neben Malern unter anderem auch Musiker, Textildesigner, Bildhauer und Fotografen teilgenommen. Das Projekt wurde von Studenten verschiedener künstlerischer Disziplinen ins Leben gerufen. Sie wollen damit ein kulturelles Ambiente schaffen, in dem jungen Talenten die Möglichkeit geboten wird, “ihre eigenen künstlerischen Produktionen zu zeigen und Wege zu finden, sich mit diesen auf eigenverantwortliche Art und Weise eine Lebensgrundlage zu schaffen”.

Junge Künstler und Designer oder Vertreter anderer Disziplinen sind eingeladen, bei der nächsten Ausgabe von FEA mitzumachen. Es gibt keine Beschränkungen bezüglich Alter oder Nationalität; die Einschreibung ist kostenlos. Um teilzunehmen, schreibt man ein E-Mail an feriaemergentedearte@gmail.com, mit einer Beschreibung des Projektes, das man vorstellen möchte, und einer Auflistung des Inventars. Jeder Teilnehmer erhält eine Teilnahme-Bescheinigung.

Die Messe findet jeden zweiten Sonntag im Monat im “Local 5” der Galería Artística El Viejo Hotel (Balcarce 1053, Buenos Aires) statt.

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Kalender / Agenda

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Ausstellungskalender 11/05/2013-18/05/2013

Von Susanne Franz


Seit ihrer Eröffnung am 8. April im Malba in Buenos Aires haben bereits über 15.000 Personen die Ausstellung “Historias en los márgenes” der brasilianischen Künstlerin Adriana Varejão besucht. Im Rahmen der ersten großen Werkschau dieser bedeutenden Malerin findet am 19. Mai um 17 Uhr eine Führung in Zeichensprache für taube und schwerhörige Menschen statt. Am 5. Juni um 18.30 Uhr bietet die argentinische Künstlerin Mónica Girón einen Rundgang unter dem Titel “Entrenando estilos para mirar y sentir una exposición” (Wege, eine Ausstellung zu sehen und zu spüren) an. Die Exposition ist bis zum 10. Juni geöffnet.

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda / Kalender

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Agenda de Muestras 11/05/2013-18/05/2013

Por Susanne Franz


Desde su apertura el 8 de abril en el Malba en Buenos Aires, más de 15.000 personas visitaron “Historias en los márgenes”, la primera exposición panorámica de Adriana Varejão, una de las pintoras brasileñas más importantes de su generación. El domingo 19 de mayo a las 17 horas se realizará una visita por la muestra con intérprete de lengua de señas para sordos e hipoacúsicos, y el miércoles 5 de junio a las 18.30 horas, el encuentro Artistas x Artistas “Entrenando estilos para mirar y sentir una exposición”, a cargo de Mónica Girón. La muestra continúa hasta el 10 de junio.

Las muestras de la semana:

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Bücher über Bücher

Lesefreunde kommen auf der 39. “Feria del Libro” voll auf ihre Kosten

Von Jana Münkel

Eigentlich kommt keiner dieser Tage an ihnen vorbei: Alle Brücken in Buenos Aires sind behängt mit riesigen Buchplakaten, auf denen “libros como puentes” steht. Die 39. Internationale Buchmesse von Buenos Aires ist in vollem Gange und lockt zahlreiche Besucher an. Es ist gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten bei den unzähligen Ständen, die zum Blättern, Schmökern oder Fragen einladen. Doch das Farbsystem der Buchmesse hilft bei der Orientierung und schließlich findet jeder zu seinem Wunschstand. Überall Bücher: Große, kleine, dicke, dünne, Wissenschaftliches und Spaßiges – da ist für alle etwas dabei.

Wer nicht ganz so zielgerichtet seinen Lieblingsverlag sucht, kann sich auch einfach treiben lassen und kommt dabei leicht ins Gespräch mit einem der vielen Freiwilligen, die den Besuchern etwas über ihren Stand erklären oder Literaturempfehlungen abgeben. Martín ist 18 Jahre alt und studiert Englisch an der UBA. Er arbeitet das erste Mal auf der Buchmesse am Longseller-Stand – weil ihm “Bücher einfach gut gefallen.” Eine nette Beratung gibt es auch am deutschen Stand, an dem viele spannende Bücher zum Lesen einladen. Zu Gast war dieses Jahr der in München geborene Schriftsteller Raul Zelik, der momentan eine Professur für Politik an der Nationaluniversität Kolumbiens innehat. Die spanische Ausgabe seines Buchs “Berliner Verhältnisse” stieß auf großes Interesse und ist bereits ausverkauft.

Wie in jedem Jahr ist auf der Buchmesse auch eine Stadt zu Gast; dieses Mal fiel die Wahl auf die Hauptstadt der Niederlande. Inmitten des Büchertrubels lädt das in hellem Holz gehaltene “Café Amsterdam” mit seinen typisch orangenen Fenstern zum Ausruhen ein. Bei einem (zugegebenermaßen ziemlich süßen Instant-) Cappuccino und einer Medialuna können die Besucher in ihren erworbenen Büchern schmökern oder auch die ausliegende niederländische Literatur entdecken. Das niederländische Kulthäschen Miffy darf natürlich ebenfalls nicht fehlen und schaut verschmitzt durch die Hintertür. Wer dann noch nicht genug hat, kann an den zahlreichen angebotenen Buchvorstellungen, runden Tischen und Diskussionsrunden teilnehmen (Programm). Bis zum kommenden Montag, den 13. Mai, kann noch “buchgemesst” werden.

Fotos von oben nach unten:
Überlebensgroße Bücher: Der Traum so mancher Leseratte.

Oranje! Das Café Amsterdam.
(Fotos: Jana Münkel)

“In der Geometrie fühle ich mich zu Hause”

Ein Streifzug durch die argentinisch-schweizerische Welt der abstrakten Kunst

Von Jana Münkel


“Geometría – Desvíos y desmesuras”, so lautet der Name einer Ausstellung im Espacio de Arte der Fundación Osde, die am Donnerstag vergangener Woche eröffnet wurde. Der Kontrast könnte nicht größer sein: Schon während die Besucher die alten, schmiedeeisernen Treppen hinaufklettern, werden bunte Fensterscheiben in der Treppenhauskuppel sichtbar. In den Ausstellungsräumen angelangt, wartet eine farbige Vielfalt, wie sie abwechslungsreicher kaum sein könnte: Gemälde, Skulpturen, Installationen wollen bestaunt werden. Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft stattfindet, ist eine Hommage an das hundertjährige Bestehen der abstrakten Kunst. Im Jahr 1913 nämlich verleitete die erste große Ausstellung abstrakter Kunst in Russland die gesamte russische Avantgarde dazu, von nun an kubistische Elemente in ihre Arbeiten einzubauen.

Der Titel der Ausstellung in der Fundación Osde lässt sich frei übersetzen mit “Umwege und Grenzüberschreitungen”. Letzteres ist Programm: 17 argentinische und fünf Schweizer Künstler sind zu Gast und stellen ihre Werke aus.

Die Schweizer Kunsthistorikerin und international erfahrene Kuratorin Danielle Perret betont in ihrer Begrüßung die Wichtigkeit, Kunst auch über Ländergrenzen hinweg zu zeigen und erwähnt die Bedeutung des Espacio de Arte gerade für junge Künstler. Drei Komponenten spielten für die konkrete Kunst eine besondere Rolle: Farbe, Material und Raum. Als Besucher ist es spannend, genau diese Eigenschaften in den Werken auf immer neue Art und Weise verwirklicht zu sehen.

Die argentinische Künstlerin Carola Zech zum Beispiel, die jüngst eine eigene Ausstellung im Centro Cultural Recoleta hatte, arbeitet viel mit magnetischen Materialien. Ihre Arbeit besteht aus bunten Metallstücken, die vertikal an der Wand hängen sowie eine Säule umschließen und ausschließlich durch Magneten zusammengehalten werden. Sie sei zunächst in den Raum gegangen, um zu sehen, ob sie eine Idee habe, erzählt sie in bemerkenswertem Deutsch. Ihre Haltung zu den Komponenten “Farbe, Raum, Material”? “Vor allem die Mischung interessiert mich. Meine Arbeit besteht aus Eisen, das mit Autolackfarben bespritzt wird. Dazu gehe ich in eine große Fabrik, dort wird mir damit geholfen. Auch die Industrie ist also sehr wichtig für meine Kunst.” Sie freut sich über den argentinisch-schweizerischen Dialog, da doch beide Länder eine starke Tradition in Verbindung mit der Abstraktion hätten.

Die Arbeit des vor allem in Europa bekannten Schweizers Beat Zoderer ist bereits im Treppenhaus zu sehen: Er hat die fünf Fenster der großen runden Kuppel mit bunter Folie beklebt, aus der er runde Kreise verschiedener Größe herausgeschnitten hat. Der im Kanton Aargau lebende Künstler, der auch für den Innenhof des deutschen Bundestags eine bunte Pavillonskulptur entworfen hat, ist zum dritten Mal in Buenos Aires, jedoch das erste Mal für ein Projekt. Es sei spannend, in diesem Kontext das Länderübergreifende in der konstruktiven, abstrakten Kunst zu sehen, erzählt er.

Mithilfe von Fotos und einem Grundriss konnte er von der Schweiz aus schon planen und ihm fiel sofort die architektonische Besonderheit des Gebäudes ins Auge. “Die Eingangssituation ist ja sehr speziell. Man kommt hinein und sieht in diese Kuppel und dann geht man die Treppe hoch und ist plötzlich in der Ausstellung.” Diese zwei Blicke, der von innen und der von außen, interessieren ihn am meisten. Und es ist richtig: Das Spannende an der Ausstellung sind die vielen Perspektiven und Raumauffassungen, die man als Besucher angeboten bekommt und die man sich auch selber suchen kann. Das macht für Zoderer auch die abstrakte Kunst aus, “denn die Figuration erzählt immer Geschichten.” Und es ist gerade das Nichtfigurative, das es erlaubt, eigene Empfindungen zuzulassen. Dazu passt auch der Titel der Ausstellung. Die Geometrie ist die “Lehre von den ebenen und räumlichen Gebilden”, nichts weiter. Auch Zoderer ist zufrieden: “Damit fühle ich mich zu Hause.”

Zwischen all den Installationen, Skulpturen und Wandobjekten sticht das Werk eines Künstlers ganz besonders heraus. Gian Paolo Minelli ist im Tessin aufgewachsen und lebt seit 30 Jahren in Buenos Aires. Er ist der einzige, der Fotografien ausstellt und so den Fokus auf eine “natürliche” Geometrie legt. Zwei Fotos aus seiner Serie “Galpón Colón”, was soviel bedeutet wie “Colón-Schuppen”, zeigen gestapeltes Holz, das ganz verschiedenartig beschaffen ist. Der Blick kann an den Linien entlanggleiten und eine ganz eigene Geometrie entdecken.

Besonders beeindruckend ist das Foto aus seiner “Playa”-Serie. Auf den ersten Blick handelt es sich um ein Schwarz-Weiß-Foto mit verschiedenen grauen Flächen, die von helleren Diagonalen durchzogen sind. Aufgrund des Titels erwischt man sich bei der Suche nach einer Figürlichkeit, die mit Strand zu tun hat, wird aber in dieser Hinsicht enttäuscht. Erst beim genauen Betrachten fällt auf, dass es sich tatsächlich um ein Strandbild handelt: Das Foto ist von unten durch einen gespannten Sonnenschutz aufgenommen, durch den die Sonne hereinscheint und somit das Spiel mit Licht und Formen erst möglich macht. Diese “Liegeperspektive”, die verschiedene Formen freigibt, zeigt: Auch die Natur kann abstrakt wirken.

Die Ausstellung bietet noch viele weitere Blickfänge und Werke zum Verweilen und Wirkenlassen. Wer die gesamte Vielfalt erleben möchte, kann dies noch bis zum 6. Juli tun. Der Espacio de Arte (Suipacha 658, 1. Etage) ist von Montag bis Samstag zwischen 12 und 20 Uhr geöffnet, Führungen gibt es mittwochs um 18 Uhr und samstags um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Fotos von oben nach unten:

Blick ins Bunte: Zoderers Arbeit an den Fenstern der Kuppel.

Carola Zech neben der von ihr gestalteten Magnetsäule.

Beat Zoderer: “Der Kreis ist von Hand geschnitten, dadurch wird er weltlich. Denn der Mensch ist ja unperfekt.”
(Fotos: Jana Münkel)

Die Arbeiten von Carola Zech werden ausschließlich von Magneten zusammengehalten.

Die neue Waffe

Wirtschaftliche Stärke als Machtmittel

Von Friedbert W. Böhm

In einer Schweizer Bank erscheint ein Unbekannter mit einem Koffer. Nachdem er sich vorsichtig nach allen Richtungen umgesehen hat, fragt er flüsternd, ob man hier eine halbe Million deponieren könne. Darauf der Banker: “Sie können ruhig laut sprechen. Bei uns ist Armut keine Schande.”

Zuerst waren es Keulen, dann Flitzebögen, dann Armbrüste, Musketen, dann Kanonen, Interkontinentalraketen und Drohnen. Dagegen oder daneben wurde immer auch wirtschaftliche Stärke als Machtmittel eingesetzt. Wer Salzstraßen, die Wege der Seide oder der Gewürze kontrollierte, konnte sich Alliierte kaufen. Wer qua Sklavenarbeit oder Maschineneinsatz oder pfiffige Innovationen begehrte Produkte billiger als Andere vermarktete, hatte die Nase vorn im Wettbewerb der Gesellschaften. Er verdiente mehr Geld als Jene. Geld regiert die Welt.

Geld ist eine besondere Ware. Früher konnte man es sehen, klingen hören, anfassen, hineinbeißen, um zu fühlen, ob es echt war. Man lagerte es im Tresor, im eigenen oder dem der Bank. Die Bank wusste, wem es gehörte, und auch die Obrigkeit konnte es erforderlichenfalls erfahren. Dies galt auch noch, als das Geld seinen metallischen Charakter verloren hatte und, als bedrucktes Papier, zu einer sozusagen symbolischen Ware geworden war. Dann kam der Siegeszug der Elektronik. Die längst nicht mehr in Tresoren, sondern in Büchern gestapelte Ware Geld konnte nun in Sekundenbruchteilen von einem Buch ins andere transportiert werden.

Damit war Geld ein jederzeit universell einsetzbares Machtmittel geworden. Es fehlte aber noch etwas, um es zu einer Allzweckwaffe im Wettbewerb der Unternehmen und Nationen zu machen. Die beste Allzweckwaffe ist eine unsichtbare.

Die Sichtbarkeit von Geld ist theoretisch eingeschränkt. Das Bankgeheimnis schützt vor unberechtigter Einsicht Dritter in Bankkonten. Dennoch können Steuerbehörden und Staatsanwälte unter gewissen Voraussetzungen die Eigentümer ermitteln. Das können sie in anständigen Ländern, wo die Rechtssicherheit eine gewisse Transparenz voraussetzt. Solche Länder sind im Allgemeinen auch bereit, gegenüber den Heimatländern ausländischer Bankkunden in Kriminalfällen das Bankgeheimnis – wenn auch widerwillig – etwas zu lüften.

Es gibt aber auch andere Länder oder Rechtsbezirke. Dort lebt man davon, Geldeigentümer zu verstecken. Das mag in etlichen Fällen moralische Berechtigung besitzen, etwa wenn es darum geht, die Ersparnisse ausländischer Kunden davor zu schützen, von einer autoritären, böswilligen heimatlichen Regierung geschmälert oder gar enteignet zu werden, wie es in Nazideutschland der Fall war und mancherorts heute noch ist. In solchen “Steueroasen” werden Gelderträge kaum oder nicht besteuert. Man kann sich hinter Nummerkonten verstecken, hinter Strohmännern oder anonymen Gesellschaften mit wohlklingenden Namen. Anwälte und Buchhalter dort sind seit Generationen darauf spezialisiert, Geld unsichtbar zu machen.

Davon profitieren nicht nur zu Hause von Enteignung bedrohte brave Sparer. Erheblich größere Umsätze werden von Steuerhinterziehern jeglicher Provenienz getätigt; die Finanzminister der Kernländer können ein Lied davon singen. Und dann eignet sich das System vorzüglich zur Weißwaschung hoch krimineller Gewinne der Mafia, des Drogen- und Menschenhandels. Selbst renommierte internationale Unternehmen benutzen es nachweislich, um schwarzes Geld zu schaffen und zu bewegen, das sie benötigen, um bei korrupten Auftraggebern anzukommen.

Aus seinen möglicherweise ethisch gerechtfertigten Anfängen entwickelte sich das System zunächst in ein augenzwinkernd geduldetes Versteck für Begeher von “Kavaliersdelikten”. Im Zuge der weltweit ungezügelten Geldschöpfung der jüngsten Vergangenheit, der Globalisierung sowie der rasenden Beschleunigung der Geldbewegung jedoch begann es, ein immer bedeutenderer Teil der internationalen Finanzwirtschaft zu werden.

Die Geschäfts- und Investmentbanken – ja, auch staatliche – hatten nun riesiges Interesse, an die im immer tiefer grauen Bereich sich tummelnden Gelder heranzukommen. Sie gründeten Filialen oder Tochtergesellschaften in solchen Steueroasen. Sie verbandelten sich mit den dortigen professionellen Vertuschern und zeigten in vielen Fällen ihren Kunden Wege zum Versteck. Die dort eingehenden Beträge landeten natürlich in den Bankzentralen und dienten dort – na ja, in vielen Fällen zur Finanzierung gerade jener Länder, an denen sie vorbeigegangen waren. Inzwischen machen die namenlosen Gelder einen wesentlichen Teil der in den Weltfinanzzentren verwalteten privaten Einlagen aus. Niemand kennt den genauen Betrag. Er wird aber auf über US$ 20 Billionen (Millionen von Millionen) geschätzt.

Längst führt er in die Irre, der Ausdruck “Steueroase”. Die Inselchen in der Karibik oder im Kanal oder die Zwergstaaten im Gebirge – es gibt heute nahezu 100 davon – sind nur die Peripherie des Systems, die Greifarme der Polypen. Ihre dort gesammelten Gelder landen im Herzen der Finanzwirtschaft, in erster Linie in London und New York.

Man fragt sich, wie die Politik solche Zustände tolerieren kann. Hier muss man vor Augen haben, dass die traditionellen Industrieländer in der Realwirtschaft längst nicht mehr konkurrieren können mit den asiatischen Riesen und den neuen Schwellenländern. Diese Waffe ist stumpf. Da sich zu Wahrung und Mehrung von Ruf und Wohlstand auch der Einsatz materieller Waffen glücklicherweise verbietet, bleibt nur der Einsatz der Finanzhoheit.

Die weltweiten Finanzströme werden immer noch weit überwiegend in US$ abgewickelt. Auf solche Transaktionen sind seit Menschengedenken die westlichen Metropolen spezialisiert, wie gesagt, hauptsächlich London und New York. Dort kreuzen sich die globalen Zahlungen, landen die Überschüsse der Exportländer, werden die Beträge für weltweite Megafinanzierungen gebündelt. Dort sitzen auch die größten Investmentbanken und –fonds, Devisen- und Derivatehändler sowie die erfahrensten Wirtschaftsberater und –anwälte. Ihre Tätigkeit schafft eine Großzahl von gut bezahlten Arbeitsplätzen und ihre Steuern befeuern die nationalen Haushalte. Im Falle von Großbritannien steht die Finanzwirtschaft für über ein Zehntel des Sozialprodukts.

Wen wundert’s, dass man eine solche Waffe im internationalen Wettbewerb nicht aus der Hand geben will? So haben die Politiker der Westlichen Welt zwei Jahrzehnte lang die schwindelerregende Entwicklung ihrer Finanzsektoren nicht nur mit freundlicher Toleranz begleitet, sondern zielstrebig forciert. Alte weise Beschränkungen der Finanzwirtschaft wurden verwässert oder aufgehoben, in der Gesetzgebung dem Lobbyismus ein weites Tor geöffnet und die Kontrollen des Sektors mit der Linken gehandhabt.

Seit Lehman Bros. versucht man nun gegenzusteuern. Besonders aus dem finanziell gebeutelten Euroland sind Initiativen zur Bändigung des Finanzsektors gekommen und teilweise umgesetzt worden. Neuerdings stehen eine allgemeine Transaktionssteuer an und, endlich, eine Zähmung des “Steueroasen”-Systems. Euroland ist aber nicht das Herz der Weltfinanzwirtschaft.

Wird jenes sich die letzte Waffe zur Verteidigung seines Wohlstands sowie der Westlichen Vorherrschaft aus der Hand schlagen lassen? Wäre das überhaupt wünschenswert? Oder nachhaltig erfolgversprechend?

Foto:
Früher konnte man hineinbeißen: Goldmünze aus Indien.