Ein deutscher Künstler bei “arteBA” (2001)

Franz Leinfelder nimmt auf Einladung der Galerie Lagard an der bedeutenden argentinischen Galerienmesse teil

Von Susanne Franz

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“Untitled”, 26 x 20, 2000.

Sein Vater war Kunstmaler und Landwirt, und Franz Leinfelder wollte als Junge gerne das eine oder das andere werden. Aber die Eltern waren nicht einverstanden, und als er aufwuchs, habe man sich den Wünschen der Eltern noch gefügt. „Die 68er kamen erst später!”, erzählt der 1941 geborene Künstler mit einem Augenzwinkern. Die Mutter schlug Landvermesser vor, dann sei er immer im Freien und könne auch noch zeichnen, und diese Laufbahn wählte Leinfelder, der heute weiter als freiberuflicher Vermessungsingenieur tätig ist. „Es ist auch in Deutschland von Vorteil, neben dem Künstlerberuf noch eine andere Tätigkeit zu haben.”.

„Freiberuflich”, das sei für ihn überhaupt das Zauberwort, sagt der Rheinländer aus Haan, er genieße es, sich seine Zeit frei einteilen zu können, auch einmal Mitarbeiter zu einem Projekt zu schicken und sich ein paar Tage im Atelier zu nehmen, um wie jetzt, vor seiner Reise nach Argentinien, ganz neue Werke für „arteBA” vorzubereiten.

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Wien – Buenos Aires: Reise in der Zeitmaschine (1999)

Beatriz Negrotto im „Museo de Arte Decorativo”

Von Susanne Franz

beane.JPGDas Nationalmuseum für Dekorative Kunst rüstet sich, um eine Exposition ganz besonderer Art willkommen zu heißen: Die renommierte Künstlerin Beatriz Negrotto eröffnet hier eine Ausstellung ihrer jüngsten Werke unter dem Titel „Un Viaje en el Tiempo” (Eine Zeitreise).

Gewidmet hat sie die Schau ihren Söhnen Andrés und Martín – und deren Urgroßmutter väterlicherseits, Sophie Lehmann, aus deren Besitz einige alte Stiche des kaiserlichen Wiens stammen, die Beatriz bis heute aufhob – beeindruckt von ihrer Schönheit -, obwohl sie nicht recht wusste, warum. Auf geheimnisvolle Weise fühlte sie sich dieser Frau verbunden, und nun ist der Moment gekommen, den Kontakt herzustellen und eine Reise durch Zeit und Raum zu wagen.

An Kühnheit, dieses Wagnis einzugehen, fehlt es Beatriz Negrotto nicht.

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Macht der Nostalgie (2001)

Graciela Zar im Centro Cultural Recoleta

Von Susanne Franz

Zar.jpgDie Graphikerin Graciela Zar nennt ihre anthologische Ausstellung, die sie auf Einladung des Fondo National de las Artes im Saal 6 des Centro Cultural Recoleta zeigt, „El poder de la nostalgia” – etwa „Die Macht der Nostalgie” oder auch „des Heimwehs” (Begriff, den es im Spanischen nicht gibt). Vielleicht könnte man am besten „des traurigen Sich-Zurück-Erinnerns” übersetzen, denn Zar transportiert in ihren Mischtechniken das Gefühl des Aufbewahren-Wollens, thematisiert den Kampf um die Identität, der gegen vergehende Jahre, Verlust der Erinnerung, Verlust von Heimat, Freunden, mit denen man Zeit-Alter teilte, und allgemein gegen die Verflachung im Alltag geführt wird.

Eigentlich eine Ansammlung von Assoziationen, führen die ausdrucksstarken Werke Zars unweigerlich zu einer immer stärkeren Abstraktion, die in den letzten Kreationen der Meisterin, einfach „Paisajes” (Landschaften) genannt, ihren Höhepunkt findet.

Dieser Artikel erschien am 29.12.2001 im “Argentinischen Tageblatt”.

Landschaften voll Energie und Tiefe (2000)

Edda Valeska Schmitt stellt in der OEA aus

Von Susanne Franz

Edda2.jpgMit Lebendigkeit und Bewegung assoziiert man sogleich die Bilder Edda Valeska Schmitts. Und mit Leuchtkraft – und Charakter. Die Werke explodieren aus den Rahmen heraus, ungestüme Landschaften, an die Realität nur angelehnt. Landschaften der Erinnerung sind es, deren vielschichtiges Innenleben mit dem Betrachter auf geheimnisvolle Weise kommuniziert.

Für die Ausstellung in der Vertretung der OEA hat die gebürtige Uruguayerin Werke aus drei Schaffensjahren ausgewählt, immerhin 32 Bilder (!) von 1998, 1999 und 2000, so dass man einen guten Einblick in ihre jüngste Entwicklung erhält.

Die “ältesten” Werke entstammen der Blumenphase, wilde und doch kontrollierte, ungestüme Farbexplosionen; dann folgen die Wasserspiegelungen (“Ich war immer schon vollkommen fasziniert von ihnen”, erzählt die Künstlerin). In die jüngsten Werke, wo Erinnerungen an Sizilien verarbeitet werden, kehrt mehr Ruhe ein -hier verwendet Edda Valeska Schmitt, statt wie zuvor ausschließlich Öl, Acrylfarben mit viel Wasser, so dass verwischte Effekte wie in der Aquarellmalerei entstehen; Öl spielt aber auch hier immer noch eine Rolle. Gekonnt gezauberte Transparenzen geben diesen Bildern einen Eindruck von Weite und Spiritualität.

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Der Dandy: Kunstwerk Ego (2003)

Carlos Espartaco in der Galerie 180° Arte Contemporáneo

Von Susanne Franz

carlose2.JPGCharly Espartaco, bekannter Kunsttheoretiker und -kritiker, Philosoph und Denker, bietet in seiner Ausstellung “Ser Dandy” in der Galerie 180° Arte Contemporáneo im Restaurant Filo eröffnet wurde, eine der äußerst seltenen Gelegenheiten, auch seine Seite als Künstler kennenzulernen. Ins Zentrum seiner experimentellen, grenzuberschreitenden Annäherung an den Archetypus der exzentrischen, elitistischen Figur des Dandy stellt er seine eigene Person (Fotografien von Lucas Engel) – und natürlich seine Texte, seine Schrift gewordenen Gedanken: großformatig auf Postern an der Wand und exquisit “verpackt” in einer wertvollen, limitierten Auflage (10 Exemplare) von in Metall gearbeiteten Künstlerbüchem, die in Vitrinen in der Mitte des Raumes präsentiert werden – als eben die Kostbarkeiten, die sie sind.

Ein Essay von Lucas Fragasso über das Wesen des Dandy als Prolog des Katalogs rundet die intelligente und erfrischende – und natürlich erlesen geschmackvolle – Ausstellung ab.

Dieser Artikel erschien am 22.11.03 im “Argentinischen Tageblatt”.

Konzepte von Raum und Zeit (1999)

Miquel Navarro und Silvia Rivas im Museo Nacional de Bellas Artes

Von Susanne Franz

mike.jpgDas Nationalmuseum bietet in den Ferienmonaten immer eine hervorragende Alternative für den kulturhungrigen Daheimgebliebenen. Es herrschen zwar unter den Angestellten etwas „ferienmäßigere” Sitten, aber die Qualität der ausgewählten Exponate lässt nichts zu wünschen übrig. Im großen „Pabellón” des Museums kann man so momentan eine hervorragende Exposition des aus Valencia/Spanien stammenden Bildhauers Miquel Navarro bewundern. Seine Installationen wirken wie Städte auf einem fremden Planeten, den man wie in einem Traum unvermittelt betritt, ohne vorher eine besondere Besuchserlaubnis eingeholt zu haben.

Große und kleine Gebäude sind auf dem Boden dieses Planeten angeordnet, hier sind wir wohl Riesen? Und nun beginnen die Fragen – handelt es sich bei diesen Gebilden überhaupt um Gebäude? Wenn ja, wer lebt in ihnen? Ein dem Menschen ähnliches, intelligentes Wesen? Ein freundliches Wesen oder eines, das uns gerade in diesem Moment mit kriegerischen Absichten beäugt, im Begriff, mit unsichtbaren Waffen auf uns loszugehen? Ist dies vielleicht ein verlassener Planet, sind dies die Überbleibsel einer vergangenen Zivilisation? Die Stimmung im Saal, die vereinzelten Bilder an den Wänden und Anhäufungen von Objekten und Figuren in Schaukästen deuten darauf hin. Miquel Navarro spielt mit den Sinnen des Betrachters, schafft für einen Moment einen Raum voll aufgehobener Dimensionen.
„Begreifen” unmöglich.

In Navarros Städten steht die Zeit still (oder sie läuft anders ab). Dagegen erlebt man in der Ausstellung der talentierten Künstlerin Silvia Rivas eine Besessenheit mit den Konzepten Raum und
Zeit. Ihr Ringen um eine Darstellung dieser sich jeder Darstellung entziehenden Koordinaten resultiert in Werken von hoher philosophischer Dichte. Inhärent ist im Versuch des „Begreifens” auch die Erkenntnis der Unmöglichkeit ihres Unterfangens. Deshalb sind Rivas’ Objekt-Gemälde letztendlich immer Variationen desselben Themas, reine Annäherungen. Für den Betrachter ist die Ausstellung ein meditativer Genuss.

Dieser Artikel erschien am 23.01.1999 im “Argentinischen Tageblatt”.

„Es gibt eigentlich nur sechs deutsche Künstler” (1999)

Der argentinische Künstler Marcelo de la Fuente über seine drei Jahre in Deutschland

Von Susanne Franz

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Marcelo de la Fuente
(Foto aus “Bola de Nieve”).

Ein Besuch in der Heimat ist für viele, die im (wenn auch selbstgewählten) Exil leben, reichlich anstrengend, denn sie wird einem immer fremder, während man sich in seiner neuen Umgebung vielleicht noch nicht komplett zu Hause fühlt. Man muss Pflichten nachgehen, Familie und Freunde besuchen, Verpasstes nachholen, immer wieder das Gleiche erzählen. Und, je nachdem, versuchen, nicht ganz den Anschluss zu verpassen, besonders, wenn man Freiberufler ist, oder – schlimmer noch! – ein Künstler. Bei seinem gerade zurückliegenden Besuch in Argentinien hat sich der junge Künstler Marcelo de la Fuente (Jahrgang 1962), der seit drei Jahren in Deutschland lebt, um neue Kontakte bemüht und in der Kunstszene herumgeschnuppert. Aber in den Sommermonaten tut sich auf diesem Gebiet wenig.

Kurz bevor Marcelo 1996 Argentinien verließ, war eines seiner Werke für die „Colección Telefónica de Pintura Jóven” ausgewählt worden; diese Sammlung von Gemälden von 26 jungen argentinischen Künstlern geht seit drei Jahren als Wanderausstellung durch ganz Argentinien und soll als krönender Abschluss im „Museo Nacional de Bellas Artes” auch in der Hauptstadt gezeigt werden. Vielen Künstlern aus der hervorragenden Auswahl hat dieser Erfolg als Sprungbrett für ihre Karriere gedient: Die vielbeachtete Graciela Hasper ist bei der Galerie Benzacar untergekommen, ebenso Marcelo Pombo, den Ruth Benzacar in diesen Tagen auf der ARCO in Madrid vorstellt. Mariano Sapia – bei Praxis – konnte bereits beachtliche internationale Erfolge verbuchen, um nur einige zu nennen.

Obwohl er diese Chance verpasst hat, bereut Marcelo de la Fuente es nicht, nach Deutschland gegangen zu sein, wo er zunächst als Stipendiat des Ludwig-Forums in Aachen war und momentan in Würzburg lebt. Obwohl es für Künstler auch dort nicht leichter ist, wie der studierte Kunstgeschichtler bemerkt. Eigentlich gebe es überhaupt nur sechs erfolgreiche deutsche Künstler, lacht er, und zählt Sigmar Polke, Gerhard Richter, Georg Baselitz, Markus Lüpertz, Anselm Kiefer und Jörg Immendorf auf. Die restlichen paar hunderttausend hätten es ganz schön schwer,

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“Nach links und nach rechts schauen” (2000)

Die Künstlerin Marga Steinwasser stellt in der Pestalozzi-Schule aus

Von Susanne Franz

MAARGA.jpgSchon bei der Eröffnung Anfang November schrieben Kinder eifrig in Marga Steinwassers Gästebuch, und auch im weiteren Verlauf der Ausstellung kamen laufend Reaktionen von Schülern der Pestalozzi-Schule: “Beängstigend” fanden einige die Bilder und Skulpturen, viele entdeckten die Sozialkritik, die in den Werken steckt, “exzentrisch” nannten andere die Künstlerin, und zu den Puppen wurde lapidar bemerkt: “Die hätte ich auch machen können.” (Ein großes Kompliment für jeden Künstler!)

Der Vorsitzende der Trägergesellschaft der Schule, der “Asociación Cultural Pestalozzi”, Mario Cohn, hatte Steinwassers Gemeinschaftsausstellung mit Mercedes Ramognini im Centro Cultural Recoleta bewundert und die ehemalige Pestalozzi-Schülerin eingeladen, in der Schule auszustellen.
Und hier findet man zum Beispiel Collagen aus verschiedenen bemalten Holzresten. “Ich finde die Materialien auf der Straße, am Strand, am Fluss oder auf Baustellen”, erzählt Steinwasser. “Aber ich muss sie selbst finden, es nützt mir nichts, wenn jemand sie mir gibt.”

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Vortasten im Zeit-Nebel (1999)

Luis Felipe Noé zeigt Gemälde der letzten zwei Jahre bei Rubbers

Von Susanne Franz

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Luis Felipe Noé
(Foto von der Webseite des CCEBA).

Die ausgezeichnet montierte und beleuchtete Ausstellung der jüngsten Gemälde des renommierten Künstlers Luis Felipe Noé in der Galerie Rubbers zeigt einen Maler, der in seiner Technik der expressiven Pinselführung zu Hause ist und der sich doch kein bisschen auf den Lorbeeren ausruht, die verdientermaßen die 40 Jahre seiner Künstlerkarriere schmücken. Noé lässt durchaus Neuerungen in seine Bilder einfließen – hier das profane Kalenderblatt, das an seinem Werk „Enero 2000″ hängt, da das aus dem Rahmen tretende Porträt eines ostentativ Wegschauenden -, aber er verwendet ganz bewusst keine der Ausdruckssprachen der „neuen Technologien”. In einem poetischen Vorwort zu dem Katalog, der zur Ausstellung erscheint, sagt Noé, er wolle nicht das Neue mit alten Techniken darstellen, sondern unserer Zeit anhand der Mittel gerecht werden, die er zur Hand habe. Nun – und er hat eben die Pinsel zur Hand. Das Bild, mit dem er das Heute beschreibe, sagt er weiter, entstehe vom einzig möglichen Ausgangspunkt aus – dem desjenigen, der schaut, und schließe in einem Rundumpanorama den Sehenden mit ein.

So treten wir in einen lebendigen Dialog mit den vielschichtigen Werken Noés, in denen Farbe gleichbedeutend mit Hoffnung ist, und geraten in eine Art Zeitlosigkeit, in einen Zeit-Nebel, der auch spürbar durch einige Bilder wabert, in einen Zwischenraum zwischen zwei vorbeiflitzenden Zügen, in dem relativ keine Zeit abläuft. Die zwei Züge sind das alte und das neue Jahrtausend, und der Nebel, durch den wir waten, ist der unendlich verzögerte Zeitablauf kurz vor dem Wechsel der Millennien.

Noés Bestandsaufnahme unseres Heute, das die Vergangenheit mit einschließt und auch den Zukunftsentwurf, nimmt in diesem verlangsamten Beinahe-Vakuum die Form einer bitteren Bilanz an.

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Briefe und ein leerer Tisch (2003)

Marga Steinwassers Installation im “Museo de la Shoá”

Von Susanne Franz

Marga2.jpgFür ihre Ausstellung “Cartas y una mesa vacía” im “Museo de la Shoá” wollte Marga Steinwasser mit den minimalistischsten Elementen arbeiten. Ein wenig als Kontrast zu dem Museum der “Fundación Memoria del Holocausto”, in dessen 1. Stockwerk sie mit zwei anderen Künstlerinnen, Graciela Schifrin Lorenzano und Claudia Contreras, ausstellt. Der Besucher betritt zunächst das Museum, dessen Ausstellungsbereich sehr klein und deshalb auch gut überschaubar ist. Die hervorragend konzipierte Präsentation des Museums trägt zusätzlich zur Dokumentation an sich mit dazu bei, dass man schließlich schweren Herzens und wie immer mit dem Entsetzen über das, was geschehen ist, nach oben geht, und eigentlich überlegt, was noch hinzugefügt werden kann.

Aber die Geschichte hört nicht auf und hat Gültigkeit für jeden, der von ihr betroffen war und ist. “Das Wichtigste in meinem Leben ist passiert, bevor ich geboren wurde”, sagt Marga Steinwasser. So schafft sie Graphiken von Briefen, in einer Gaufrage-Prägetechnik, die diese Briefe plastisch hervorhebt, obwohl sie “nicht da” sind: denn es sind die Briefe, auf die diejenigen, die auswandern konnten, warteten – und die irgendwann nicht mehr kamen. Angeregt wurde Marga auch von einem Buch des Uruguayers Mauricio Rosencof, “Las cartas que nunca llegaron” (Die Briefe, die nie ankamen).

Auf einem einfachen weißen Tisch, um den schlichte Holzstühle stehen, hat Marga für vier Personen gedeckt, vier Menschen, die in KZs ermordet wurden – zwei Erwachsene und zwei Kinder. Auf den Tellern stehen ihre Geburts- und Todesdaten.

Kommunikation, die Notwendigkeit, in Verbindung zu bleiben, auf der einen Seite – der familiäre Ritus des Tischdeckens und Essens auf der anderen: Mit zwei ganz einfachen Konzepten gelingt es Marga Steinwasser, ein Gefühl zu vermitteln für das unmittelbare Eindringen des Horrors in das alltägliche menschliche Leben.

Dieser Artikel erschien im Oktober 2003 im “Argentinischen Tageblatt”.

Einsamkeit und Phantasie (2000)

Pablo Canedo stellt bei Atica aus

Von Susanne Franz

Canedo21.jpgVoller Geheimnisse und Widersprüche steckt das auf den ersten Blick ruhig und ereignislos erscheinende Werk des Cordobeser Künstlers Pablo Canedo, dessen Schaffen wir schon seit einigen Jahren mit Interesse verfolgen. Da herrschen fast immer Nacht und Dunkelheit, doch dann nimmt eine Lichtquelle eine Schlüsselposition im Bild ein, sei es eine Gaslampe, die Scheinwerfer eines Motorrades oder Zuges, Laternen im Park. Da wird eine fast unerträgliche Stille heraufbeschworen, und doch fährt ein Auto durch die Landschaft, eine Lokomotive rattert über gespenstisch beleuchtete Gleise.

Still und menschenleer sind die Bilder, und doch müssen die Maschinen ja von Menschen gelenkt sein. Die Liebenden im Park sind gesichtslos-symbolhafte Wesen, die zu einer eigentlich verbotenen Stunde unterwegs sind, vielleicht beschützt durch den Zauber der Liebe.

Man kann sich in aller Ruhe Geschichten zu diesen Bildern ausdenken, alle möglichen Variationen durchspielen: unheimliche Geschichten, traurige von einsamen Menschen, tragische vielleicht sogar. Das phantastisch-dichte Werk Canedos versetzt den Betrachter in eine andere Dimension des Sehens.

Dieser Artikel erschien am 04.11.2000 im “Argentinischen Tageblatt”.