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Ausstellungskalender 28/04/2012-05/05/2012

Von Susanne Franz


Seit dem 22. April, und bis zum 5. August 2012, wird im US-amerikanischen Museum of Fine Arts, Houston (MFAH) die Ausstellung “Modern and Contemporary Masterworks from Malba – Fundación Costantini” gezeigt, eine Auswahl von 39 der besten Werke aus der Sammlung des feinsten Museums von Buenos Aires.

Die Kuratorin Mari Carmen Ramírez wählte für die Schau Werke hochrangiger lateinamerikanischer Künstler aus, die dem Publikum in den Vereinigten Staaten aber bislang noch eher unbekannt sind. Auf die Werke von Schwergewichten wie Tarsila do Amaral (Foto), Antonio Berni, Jorge de la Vega, Frida Kahlo, Wifredo Lam, Emilio Pettoruti, Diego Rivera oder Xul Solar werden wir hier eine ganze Weile verzichten müssen.

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda / Kalender

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Agenda de Muestras 28/04/2012-05/05/2012

Por Susanne Franz


Del 22 de abril al 5 de agosto de 2012, el Museum of Fine Arts, Houston (MFAH) presenta “Modern and Contemporary Masterworks from Malba – Fundación Costantini” (Obras maestras Modernas y Contemporáneas de Malba – Fundación Costantini), una selección de 39 piezas claves del acervo de Malba que por primera vez se exhiben en forma conjunta en Estados Unidos.

Curada por Mari Carmen Ramírez, la exposición presenta artistas muy reconocidos en Sudamérica, pero que aún son nuevos para el público estadounidense. Incluye obras de los artistas más reconocidos de la región, como Tarsila do Amaral (foto), Antonio Berni, Jorge de la Vega, Frida Kahlo, Wifredo Lam, Emilio Pettoruti, Diego Rivera y Xul Solar, entre otros grandes nombres.

Las muestras de la semana:

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Performance am Deutschen Stand

Theateraufführung der Initiative “Schulen: Partner der Zukunft” auf der Buchmesse

Am Deutschen Stand können die Besucher der Internationalen Buchmesse in Buenos Aires Zeuge eines ganz besonderen Events werden: Eine interaktive Performance, basierend auf dem Buch “Bibs” (“Beto y el cesto de los deseos”, Siruela, 2009) des deutschen Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger, die zum Mitmachen einlädt.

Die offene Vorstellung von Schülern der Escuela Técnica Alemana de Moreno und des Colegio Mater Ter Admirabilis zusammen mit dem Schauspieler und Puppenspieler Román Lamas bietet die Gelegenheit, sich für eine kurze Zeit vom Trubel des Alltags zu entfernen und sich eine ganz eigene Sicht auf die Welt zu formen.

Im thematischen Mittelpunkt steht Bibs, die Hauptfigur in Hans Magnus Enzensbergers Erzählung. Bibs hat die Nase voll von der Welt und beschließt, sie verschwinden zu lassen. Das “allein” reicht allerdings schon aus, um zu erkennen, dass es ohne Welt eben auch nicht weitergeht, so dass er beginnt, sie sich Stück für Stück zurückzuwünschen.

Die beteiligten Schüler kommen von zwei Schulen der Initiative “Schulen: Partner der Zukunft” (PASCH), ein Programm des deutschen Auswärtigen Amtes in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut. Die Performance knüpft an das Projekt “Génesis 2.0: la nueva construcción del mundo desde el contacto intercultural” aus dem Jahre 2011 an, in dem das literarische Werk Enzensbergers den Ausgangspunkt für eine Reihe an Workshops in unterschiedlichen Kunstdisziplinen darstellte, die in den Schulen angeboten wurden.

“Génesis 2.0: Beto y la nueva construcción del mundo” nach einem Text (Bibs) von Hans Magnus Enzensberger. Theateraufführung der Initiative “Schulen: Partner der Zukunft”. Deutscher Stand auf der 38. Internationalen Buchmesse von Buenos Aires, Gelber Pavillon, Gasse 8, Stand 2120, Messezentrum “La Rural”, Buenos Aires. Freitag, 27. April, und Freitag, 4. Mai, um 15 und 17 Uhr.

Zurück in die Zukunft

Von Leselust und Zukunftsperspektiven auf der 38. Internationalen Buchmesse von Buenos Aires

Von Karlotta Bahnsen


In Argentinien wird gelesen. In der Subte, im Colectivo, auf Parkbänken oder in Cafés: Die Porteños lesen gerne und nehmen sich Lektüre mit, wo immer man mit Warte- oder Fahrtzeit rechnen darf. In der Weltstadt des Buches besteht also Bedarf an immer neuem Lesestoff, was den Andrang auf der 38. Internationalen Buchmesse erklärt. Unter dem Motto “Eine Zukunft mit Büchern” lädt die “Fundación El Libro” auch dieses Jahr wieder zu einem vielseitigen und über das bloße gedruckte Wort hinausgehenden Rahmenprogramm ein.

Am 19. April wurde die Buchmesse in Anwesenheit von Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur eingeweiht. Unter ihnen der Kultusminister der Stadt Buenos Aires, Hernán Lombardi, sowie der Minister für Bildung der Nationalregierung, Alberto Sileoni. Philosophische Worte zur Eröffnung sprach der argentinische Schriftsteller Luis Gúsman, die Literatur habe die besondere Kraft, eine Zukunft zu formulieren, die zum Zeitpunkt ihres Entstehens noch Teil des literarischen Mysteriums sei, formulierte Gúsman den essentiellen Zusammenhang von Zukunft und Literatur im fiktionalen Raum der Ideen.

Neben einem Lesemarathon mit Schauspielern und Dramaturgen, Autogrammstunden namhafter Autoren und einem gigantischen Büchermarkt zum Stöbern, treffen sich dieses Jahr auch Lyriker aus aller Welt und geben ihre Texte zum Besten. Auf dem internationalen “Festival de Poesia” geht es noch bis zum 29.4. rhythmisch zu. Die Grenze zu szenischen Formen wird dabei oftmals überschritten, so zum Beispiel, wenn Magia Lopez aus Kuba Poesie mit Hip Hop mischt.

Mit den Grenzen des Mediums “Buch” wird sich auch in der Zukunftszone des Ausstellungsgeländes beschäftigt. Hier wird Entwicklungen in der Literaturwelt der letzten Jahre Rechnung getragen. Digitale Lesegeräte und Hörbücher machen dem bedruckten Papier seit einigen Jahren scharfe Konkurrenz, und die Kunstform Literatur geht Fusionen mit Videoperformances oder Soundinstallationen ein. Multimediale Hybridformen weisen in die Zukunft der Darstellung, Nutzung und dem Verständnis von Literatur. Was ist und wie macht man eine “Graphic Novel” und wie kann man Videospiele zu Bildungszwecken nutzen? Die Zukunftszone bietet ein breites Spektrum an Vorträgen und Workshops, die zum Erkunden unendlicher Möglichkeiten einladen.

Die Hardware zum Buchersatz scheint allerdings nicht allzu gut anzukommen: In der “Zona Futuro” liegen digitale Lesegeräte und Smartphones zum Buchersatz relativ einsam auf kalten weißen Tischen, während es bunt und gesellig an den Tischen der Verleger wimmelt. Einer “Zukunft mit Büchern” scheint also nichts im Wege zu stehen.

38. Feria Internacional del Libro de Buenos Aires, 19.4.-7.5.2012, Messegelände La Rural, Buenos Aires, Av. Santa Fe 4201.

Lehrstück über “Big Brother”

Das US-Ensemble “The Actors’ Gang” zeigte im Rahmen der Internationalen Spielzeit des San Martín-Theaters George Orwells “1984”

Von Susanne Franz


Mit dem publikumswirksamen Besuch des US-Schauspielers und Theaterregisseurs Tim Robbins, der die internationale Spielzeit 2012 einläutete, landete das Teatro San Martín einen großen Wurf. Am 9. April gab der Star eine ebenso unterhaltsame wie tiefgründige Pressekonferenz, die in den Medien breite Resonanz fand.

Robbins’ Besuch diente der Ankündigung des Bühnenwerkes “1984”, das das US-Ensemble “The Actors’ Gang”, mit dem er seit 30 Jahren zusammenarbeitet, vor sechs Jahren unter seiner Regie erarbeitet und seitdem weltweit aufgeführt hat. Dies war die erste Tournee nach Lateinamerika, wo die erste Station das Internationale Theaterfestival in Bogotá/Kolumbien war. Im Teatro San Martín gab es Vorstellungen am 12., 13. und 14. April – alle drei waren innerhalb kurzer Zeit ausverkauft.

Das Werk ist eine außerordentlich werktreue Bühnenadaptation (von Michael Gene Sullivan) von George Orwells düsterer Gesellschafts-Satire aus dem Jahr 1948. In der Tradition eines Brecht’schen Lehrstücks verfolgte es auf manchmal sehr plakative Weise das Ziel, den Zuschauer – nun ja, eben zu belehren. Das zweistündige Stück wurde nach der ersten Stunde durch eine Pause unterbrochen, man wunderte sich, war aber im Anschluss froh darüber, denn die Folterszenen in der zweiten Hälfte, als der aufmüpfige Protagonist im “Wahrheitsministerium” bis zum Zerbrechen gequält wird, waren schwer zu ertragen. Die Wirkung auf den Zuschauer erlosch aber sofort im Anschluss, als die einzige Frau im Ensemble den Epilog aus Orwells “1984” vorlas – für all diejenigen, die es vielleicht immer noch nicht verstanden hatten.

Trotzdem gab es großen und verdienten Applaus des voll besetzten Hauses für die sechs in ständig wechselnden Rollen agierenden Schauspieler, die alle mehr als solide Leistungen zeigten, die stimmige Bühnentechnik – und sicher nicht zuletzt auch für die nachdenklich stimmende, heute immer noch aktuelle Botschaft des Orwell-Werkes.

Foto:
Freiheitskämpfer Winston (Cameron Dye, Mitte) wird mit seinen schrecklichsten Ängsten konfrontiert.

Zwölf Tage Filmfieber – eine Bafici-Bilanz

Besonderheiten, Kuriositäten und Gewinner der 14. Ausgabe des Festivals des Unabhängigen Films

Von Mirka Borchardt

Die Kinosessel sind leer, langsam verschwindet der Geruch von Popcorn aus der Nase. Die vierzehnte Ausgabe des Unabhängigen Filmfestivals von Buenos Aires ist vorbei. Während die Cinephilen mit nostalgischen Gefühlen wieder an ihre tagtägliche Arbeit zurückkehren, hält die Euphorie der Organisatoren noch an: Wieder haben sie sich selbst übertroffen. Mit 230.000 verkauften Eintrittskarten, zuzüglich zu den Akkreditierungen und den kostenlosen Veranstaltungen nahmen insgesamt ungefähr 350.000 Menschen am Bafici teil, 15 Prozent mehr als im letzten Jahr. 1012 Filmvorführungen gab es, 449 Filme, 2000 nationale und internationale geladene Gäste, 18 Preise und sieben besondere Erwähnungen.

Abseits der Zahlen fand das Baficito, die Sondervorführungen für Kinder, die zum vierten Mal Teil des Festivals waren, einmal wieder großen Anklang – nicht nur unter Kindern. Riesigen Zuspruch besonders von jungen Filmfans fanden die erstmaligen Vorführungen im Fulldome-Format in der futuristischen Kuppel des Planetariums. Die Fokusreihen rückten fünfzehn Cineasten internationalen Formats in den Mittelpunkt, darunter den Engländer Grant Gee, der durch seine Arbeiten mit Radiohead weltweit bekannt wurde: den Schweden Thomas Alfredson, bekannt für “Let the Right One In” (2010), den finnischen Kritiker und Regisseur Peter von Bagh und die Brüder David und Nathan Zellner.

Interessant waren auch die internationalen Kooperationen, zum Beispiel mit der Viennale, die anlässlich ihres 50. Geburtstags fünf internationale Filmfestivals weltweit auswählte, um mit fünf signifikanten Filmen aus den fünf Jahrzehnten des Wiener Filmfestivals zu feiern; die neunte Ausgabe des “Buenos Aires Lab” (BAL), das Forum für junge Filmschaffende, die ihre ersten Schritte auf kinematographischem Terrain tun und noch keine Produktionsmöglichkeiten haben; oder die Sektion “Work in progress” (WIP) für Filme, die noch in Entwicklung sind, bei der dieses Jahr zum ersten Mal Filmemacher aus ganz Lateinamerika eingeladen waren.

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Remix der Zeichen

Theater-Erstlinge im sechsten Zyklus des Projektes “Óperas Primas” im Centro Cultural Rojas

Von Karlotta Bahnsen


Das Centro Cultural Rojas zeigt im Rahmen des Projektes “Óperas Primas” Stücke junger Künstler, die sich zum ersten Mal an der Regie eines Theaterstücks versuchen. Auch Luis Garay ist eigentlich Choreograf, in “La tierra tendra dos soles” setzt er sich mit dem komplexen Zeichensystem des Theaters auseinander. Seinen tänzerischen Hintergrund merkt man dem Stück an: der Körper spielt eine entscheidende Rolle – er steht im Mittelpunkt, nicht der Dramentext.

Die einzige Darstellerin des Stücks, Maria Alche, legt Spuren im kargen Bühnenraum, die zu einer Geschichte gehören. Eine zerbrochene Tasse, verschüttete Tomatensoße, der Abgrund zu hoher Absätze und das wiederholte Abspulen eines Dialogs zwischen Familienmitgliedern um eine schwangere Tochter. Eine lineare Handlung oder gar einen dramentypischen Spannungsbogen gibt es nicht. “Me caigo”, sagt Maria, “ich falle”. Und nochmal: “Me caigo”, dann sackt sie in sich zusammen, steht wieder auf um wieder hinzufallen. Die Wiederholungen wirken wie die Übung für den Ernstfall.

Die theatertypische Illustration des Textinhalts durch eine Handlung wird hier durch zeitliche Verzerrung absurd und so als leere Konvention entlarvt. Nebenbei stellt sie gekonnt die Zeitstruktur auf den Kopf, hebelt so spannungssteigernde Mechanismen aus und wirft Fragen zu Ursache und Wirkung im Bühnengeschehen auf. Anfang und Ende koexistieren im geschaffenen künstlichen Raum.

Konventionen des Sprechtheaters werden von Garay genüsslich zerlegt, neu kombiniert und dadurch im hierarchischen Zeichensystem neu bewertet. Hier werden Fragen an die Kunstform Theater gestellt, der Bruch ist Prinzip und nichts ist selbstverständlich.

Heißt Schauspielen, den Platz eines anderen einzunehmen? Aber wer ist dieser Andere? Eine fiktive, körperlose Figur. Der Körper im Bühnenraum ist mittlerweile mehr wert als jede Art von psychologisch-realistischer Rollenarbeit. Wen Maria Alche darstellt, bleibt offen. Mal beschreibt sie als allwissende Erzählerin eine Szene von außen, mal spricht sie alle Rollen gleichzeitig oder gibt Regieanweisungen. Der Text wird zum schieren szenischen Element in einer Polyphonie theatraler Zeichen.

“La tierra tendra dos soles” spielt noch am 27. April sowie am 4., 11. und 18. Mai jeweils um 22 Uhr im “Cancha”-Saal des Centro Cultural Rojas, Av. Corrientes 2038, Tel.: 4954-5521. Der Eintritt kostet 20 Pesos. Infos, auch über die anderen Stücke des “Óperas Primas”-Projektes, auf der Webseite des Kulturzentrums.

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Ausstellungskalender 21/04/2012-28/04/2012

Von Susanne Franz


Das Malba hat dem Museo de Arte Tigre (MAT) 34 Werke zeitgenössischer argentinischer Künstler aus seinem Museumsschatz leihweise zur Verfügung gestellt – die erste in einer Reihe von Gemeinschaftsaktionen, die beide Einrichtungen planen. Es handelt sich um Gemälde, Zeichnungen, Foto, Videos und Objekte der Künstler Sergio Avello, Fabián Burgos, Nicola Costantino, Marina De Caro, Lucio Dorr, Manuel Esnoz, Tomás Espina, Leopoldo Estol, Mónica Girón, Sebastián Gordín, Marcelo Grosman, Gumier Maier, Graciela Hasper, Ignacio Iasparra, Fernanda Laguna, Marcos López, Matilde Marín, Miguel Mitlag, Esteban Pastorino, Rosana Schoijett, Pablo Siquier und Román Vitali. Die Ausstellung “Malba en el MAT” ist seit letztem Samstag und bis zum 10. Juni zu sehen.

Wer das spektakuläre Museum auf dem Paseo Victorica 972, Tigre, diesen Samstag besuchen kann, erwischt noch den letzten Tag einer sehr sehenswerten Gemäldeausstellung von Eduardo Iglesias Brickles.

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda de Muestras 21/04/2012-28/04/2012

Por Susanne Franz


Malba-Fundación Costantini cedió en préstamo al Museo de Arte Tigre (MAT) un conjunto de 34 piezas de su acervo de arte argentino contemporáneo, en el marco de una política de colaboración entre ambas instituciones. Se incluyen pinturas, dibujos, fotografías, videos y objetos de los artistas Sergio Avello, Fabián Burgos, Nicola Costantino, Marina De Caro, Lucio Dorr, Manuel Esnoz, Tomás Espina, Leopoldo Estol, Mónica Girón, Sebastián Gordín, Marcelo Grosman, Gumier Maier, Graciela Hasper, Ignacio Iasparra, Fernanda Laguna, Marcos López, Matilde Marín, Miguel Mitlag, Esteban Pastorino, Rosana Schoijett, Pablo Siquier y Román Vitali. “Malba en el MAT” se podrá visitar hasta el 10 de junio.

Quien pueda visitar el espectacular Museo en Paseo Victorica 972, Tigre, este sábado, pescará el último día de la exposición del Maestro Eduardo Iglesias Brickles.

Las muestras de la semana:

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Florian Cossen in Buenos Aires

Der deutsche Jungregisseur und einige seiner argentinischen Schauspieler waren bei einer Vorführung von “Das Lied in mir” in der Deutschen Botschaft persönlich anwesend

Von Susanne Franz


Florian Cossen in town! Das Kulturreferat der Deutschen Botschaft von Buenos Aires nutzte die Anwesenheit des deutschen Jungregisseurs in der argentinischen Hauptstadt, um am Dienstagabend dessen Erfolgsfilm “Das Lied in mir” (2010) vorzuführen. Nicht nur Cossen selbst beantwortete am Ende Fragen, sondern auch einige der argentinischen Stars seines Films. Im Publikum saßen vor allem viele junge Lehrer der deutschen Schulen der Hauptstadt und aus dem Großraum Buenos Aires, einige Schulleiter und andere kulturell interessierte Angehörige der deutschen Gemeinschaft in Argentinien. “Das Lied in mir” hatte auch beim letzten Deutschen Kinofestival von Buenos Aires 2011 großen Anklang gefunden. Damals konnte Florian Cossen nicht persönlich anreisen, da er gerade Vater geworden war.

“Das Lied in mir” hat in Argentinien bisher keinen kommerziellen Verleiher gefunden – darum drehte sich auch die erste der vielen interessierten Publikumsfragen am Ende der Vostellung -, was angesichts seiner Thematik eigentlich kaum nachvollziehbar ist. Geht es doch bei dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Streifen um das sensible Porträt eines Kindes von während der letzten argentinischen Militärdiktatur “verschwundenen”, d.h. ermordeten Eltern, das erst knapp 30 Jahre später mit der Tatsache konfrontiert wird, dass sein ganzes bisheriges Leben auf einer Lüge beruhte. Also um ein Kapitel jüngster argentinischer Geschichte, das sich gerade im Prozess der Aufarbeitung befindet.

Maria, dargestellt von der bekannten deutschen Schauspielerin Jessica Schwarz, ist Ende 20 und auf der Durchreise durch Buenos Aires mit dem Ziel Santiago de Chile. Als sie im Transitbereich des Flughafens Ezeiza auf den Anschlussflug wartet, hört sie, wie eine Mutter ihrem Baby ein Schlaflied vorsingt – wohlgemerkt auf Spanisch, einer Sprache, die Maria nicht beherrscht. Dieses Lied ruft eine derart emotionale Reaktion in ihr hervor, dass sie – völlig verwirrt und überwältigt – kurzerhand ihren Flug unterbricht und in Buenos Aires bleibt.

Auch der Zuschauer ist verwirrt und wundert sich um so mehr, als Jessicas Vater Anton (Michael Gwisdek) der ja nun nicht mehr gar so jungen Frau sofort hinterherfliegt und vor Ort versucht, sie zur möglichst schnellen Umkehr bzw. Weiterreise zu bewegen. Aber Maria will nicht, sie will wissen, was sie so bewegt hat, koste es, was es wolle. Und sie wird einen hohen Preis zahlen, denn nach und nach kommt ans Licht, wer sie wirklich ist: Sie wurde in Buenos AIres geboren, und ihre Eltern “verschwanden”, als sie drei Jahre alt war. Wie aber kam sie nach Deutschland, wo sie bei Anton und seiner mittlerweile verstorbenen Frau aufwuchs? Maria scheut sich nicht, auch dieser Frage bis zur letzten Konsequenz nachzugehen.

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Bafici: Körner auf engem Raum

Das Filmfestival wartet mit einer großen Auswahl an unabhängigen Filmen auf

Von Mirka Borchardt


Der Katalog ist eine Herausforderung. Fast 500 Seiten dick, mit knapp 350 Spielfilmen plus Kurzfilmwettbewerb plus Fokusreihen plus Open-Air-Vorstellungen und 360 Grad-Filmprojektionen. Eine Auswahl zu treffen scheint schier unmöglich. Auch die Namen der Regisseure sind keine Anhaltspunkte; nicht umsonst ist das Bafici international bekannt für seine besonders experimentellen und unabhängigen Filme und die vielen auch unbekannten Filmemacher, denen hier ein Forum geboten wird. In diesen elf Tagen des Filmfiebers bleibt dem Zuschauer also nichts anderes übrig, als sich mit dem Gefühl abzufinden, ständig etwas zu verpassen. Das gehört dazu. Doch auch blinde Hühner – in diesem Fall die Zuschauer – finden Körner, und zwar desto häufiger, je mehr Körner es auf engem Raum gibt.

Da ist zum Beispiel, stellvertretend für das internationale Angebot, “The Day He Arrives” von Hong Sang-Soo. Der Regisseur aus Südkorea lässt sein Alter Ego nach mehreren Jahren der filmischen Untätigkeit nach Seoul zurückkehren. Er trifft Menschen, darunter eine alte Liebe und einen alten Freund und ein paar junge Filmstudenten. Sie reden, rauchen und trinken, ansonsten passiert eigentlich nicht viel. Und dennoch – mag es an der Siebziger-Jahre-Ästhetik der Schwarz-Weiß-Bilder liegen oder an den fließenden Dialogen, die Kluges vom Leben erzählen –, dennoch hält der Film einen permanenten Spannungsbogen, der den Zuschauer hineinsaugt in eine Welt, die der Wirklichkeit ein paar Zentimeter entrückt zu sein scheint.

Da ist das Erstlingswerk des jungen Argentiniers Ivo Aichenbaum, “La parte automática”, ein sehr persönliches Reisetagebuch von einem Besuch in Israel, bei seinem Vater. Die Auseinandersetzung mit der jüdischen Diaspora, dem Holocaust, der Militarisierung Israels und der Religion sind genauso Teil der Reise wie der Vaterkonflikt des Ich-Erzählers und eine Beinahe-Liebesgeschichte in Gießen. Doch so willkürlich zusammengewürfelt das scheint, so konsistent ist es in Wahrheit: Es gibt einen Zusammenhang, der immer klarer wird, je näher Ivo seinem Ziel der “Aussöhnung, Akzeptanz und Emanzipation” kommt: Alles das ist seine eigene Geschichte, alles das trifft zusammen in seiner eigenen Person. Der Film wurde in die Wettbewerbssektion “Zukunft” aufgenommen: Für die Auswahlkommission ist er wegweisend für das künftige Kino, das die Möglichkeiten des Digitalfilms nutzen wird, um mit der klassischen Filmsprache zu brechen.

Und schließlich sind da noch die deutschen Filme. Christian Petzolds “Barbara”, der den Silbernen Bären für die beste Regie gewann, und Werner Herzog ausladendes Werk über Häftlinge in den Todestrakten US-amerikanischer Gefängnisse (“Death Row”) waren fast komplett ausverkauft. “Barbara” erzählt die Geschichte einer jungen Ärztin aus der DDR, die wegen eines Ausreiseantrags von der Berliner Charité strafversetzt wird in die tiefste Provinz. Obwohl die Konstellation der Charaktere – ihr Kollege ist jung, bärtig und gutaussehend – den Fortgang der Geschichte schon früh erahnen lässt, rutscht Petzold zu keiner Zeit in den naheliegenden Kitsch ab. Einzig zu bedauern ist, dass die spanische Untertitelung die bürokratisch-entmenschlichte DDR-Sprache nicht wiedergibt, genauso wenig wie das distanzierte “Sie” zwischen den beiden Protagonisten.

Werner Herzogs “Death Row”, basierend auf Interviews mit den zum Tode Verurteilten, schafft es wundersamerweise, den Zuschauer nicht zu erschlagen. Obwohl Herzog genau die Fragen stellt, die ans Mark gehen: Wie fühlt sich ein Mensch im Angesicht des sicheren Todes? Wie fühlt sich ein Mörder im Angesicht seiner Taten? Wie fühlt sich ein Zuschauer im Angesicht eines Mörders? Das liegt vor allem am Herzog’schen Dokumentarstil, und an seinen punktgenauen Fragen, die die Inhaftierten zum Reden bringen.

Noch bis Sonntag kann man sich ins Festivalgeschehen stürzen, Informationen gibt es auf der Webseite des Festivals.

Foto:
Ivo Aichenbaums “La parte automática”.